Chile hat die Transition vom Autoritarismus zur Demokratie 25 Jahre nach dem Ende der Pinochet-Ära abgeschlossen: Erstmals seit 1989 wurden 2010 die rechten Parteien unter Sebastian Piñera an die Macht gewählt. Seit März 2014 regiert nach deren Abwahl erneut die Concertación das Land - nahtlose Regierungswechsel, wie sie einer reifen Demokratie entsprechen. Auch den Graben zwischen Rechts und Links könnte diese Reife langsam zuschütten, zugunsten der alten Tripolarität, die zwischen rechten und linken Kräften eine ähnlich starke Mitte aufwies. Anzeichen dafür finden sich vor allem im Erosionsprozess der Alianza: Das Erstarken der rechtskonservativen UDI zur führenden Kraft in der Alianza treibt die politische Rechte nicht nur fort von realistischen Machtperspektiven. Es sorgt auch dafür, dass der liberalkonservative Juniorpartner RN zunehmend in die Mitte rückt - und dort nicht alleine scheint. Auch die Christdemokratie in Gestalt des "Partido Demócrata Cristiano“ hat im Mitte-Links-Bündnis an Einfluss verloren. Sie sieht sich durch das Erstarken der Sozialisten und die Aufnahme der vormals geächteten Kommunisten ins linke Parteienbündnis verprellt. Könnten sich die beiden Parteien langfristig zusammentun? Stehen die Zeichen der Zeit auf eine „neue Mitte“ für Chile, zwischen rechtskonservativer UDI und nach links gerückter Concertación, oder gelingt es der Alianza, nach dem Wahldebakel wieder Geschlossenheit in der Opposition herzustellen?
Gliederung
A. Ist Chiles Parteienlandschaft bald wieder dreigespalten? Eine thematische Hinführung
B. Die Rückkehr Chiles zur parteipolitischen Tripolarität als Abschluss der Transition
1. Historischer Rückblick: Die Tripolarität der chilenischen Parteiendemokratie
1.1. Parteien und Personenkult in der Republik Chile
1.2. Tripolarität von der Unabhängigkeit bis zu Allende
2. Putsch und Diktatur als „cleavage“ der chilenischen Gesellschaft
2.1. Die Cleavage-Theorie und Chiles Konfliktlinie
2.2. Auswirkungen des cleavages auf die politische Lagerbildung
2.3. Die Verfassungsfrage als tagespolitischer cleavage
3. Die politische Rechte nach dem Ende der Diktatur
3.1. Die Rechte ohne Sammelbecken
3.2. Das binomiale Wahlsystem als „ley de amarre“ der Rechten
4. Das Verhältnis von RN und PDC
4.1. Eine neue Regierungsform für Chile als gemeinsame Forderung
4.2. Der Reformvorstoß als Flexibilisierung der politischen Lager
5. Die Christdemokratie innerhalb der Concertación
5.1. Die Jahre 1957-1989: Die Jahre 1957-1989: Von der "Revolution in Freiheit“ zur Führung des Untergrunds
5.2. Die Jahre 1990-2000: Der PDC als Gesicht der Concertación
5.3. Die Jahre 2000-2014: Die Christdemokratie auf dem absteigenden Ast
6. Das Verhältnis der Rechtsparteien und Zukunftsperspektiven der Alianza
7. Die Perspektiven der politischen Lager in einem tripolaren Parteiensystem
7.1. Perspektiven einer alleinstehenden UDI in der Parteienlandschaft
7.2. Position einer „neuen Mitte“ in einem tripolaren Parteiensystem
7.3. Die Linke ohne Christdemokraten
C. Die neue Mitte als eine realistische „Gefahr“ für die beiden Lager - ein Fazit
D. Quellenverzeichnis
1. Literaturverzeichnis
2. Internetverzeichnis
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