Im Frühjahr 2012 organisierte die Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit der City University of Hong Kong ein interkulturelles Austauschprojekt zwischen Schülerinnen der beiden Städte. Von Seiten der HU wurde das Forschungsprojekt vor dem Hintergrund des Seminars Developing Learner Autonomy organisiert und setzte sich zum Ziel, über qualitative Forschungsformate – Blogs, Videokonferenzen und Workshops – Einblicke in die individuellen Lernerbiographien der Teilnehmerinnen zu gewinnen und einen Beitrag zur Forschung auf dem Feld der Lernerautonomie zu leisten. Leitende Forschungsfragen waren dabei: Wie lernen Schüler (außerhalb der Schule) Fremdsprachen? Welche Motivation steht hinter individuellem Fremdsprachenlernen? Gibt es kulturspezifische Unterschiede mit Blick auf Motivationen und Strategien hinter dem Fremdsprachenerwerb?
Das Projekt war nicht als klassisches Sprachtandem konzipiert, sondern forderte die Teilnehmerinnen, sich auf einer Meta-Ebene über ihre Sprachlernbiographie und -strategien auszutauschen. In diesem Sinne fungierten die Schülerinnen als Experten für ihr kulturelles Umfeld und das Sprachlernen in diesem Kontext.
Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit war die Beobachtung, dass sich das Engagement der Schülerinnen in den verschiedenen Formaten und Phasen des Projektes sehr unterschiedlich gestaltete. Die Schülerinnen investierten viel Zeit und Sorgfalt in die Gestaltung ihrer persönlichen Profilseiten, wohingegen die Möglichkeit, sich durch die Blogs mit ihren Partnern auszutauschen, nicht von allen reich und aktiv ausgeschöpft wurde: Tasks wurden nicht bearbeitet, wenig Nachfragen generiert bzw. Fragen nicht beantwortet. Im Folgenden sollen Zusammenhänge zwischen dem Format des Blogs und der Interaktionsdynamik der Teilnehmer untersucht werden. Es entwickelte sich auf den Blogs eine Eigendynamik, die eher dem Freizeitverhalten in sozialen Netzwerken gleichkommt, als dass sich Interaktionsmuster einstellten, die interkulturelles Lernen ermöglichten. Für die Auswertung dieser Befunde werden die bestehende Forschung zu ähnlichen Austauschprojekten auf dem Feld der Online Pedagogy sowie Theorien zum Identitäts-Design in Online-Kontexten herangezogen. Abschließend wird eine Aussage darüber zu treffen sein, ob und unter welchen Bedingungen sich Blogs als Plattformen für interkulturelle Austauschprojekte eignen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen
- Projektkonzeption
- Forschungsüberblick
- Lernerautonomie, Tandem-Lernen und Online-Telekollaboration
- Identitätskonstruktion in Online-Kontexten
- Die Nutzung von Blogs im Kontext des Fremdspracherwerbs
- Auswertung und Interpretation der Daten
- Inwiefern leiteten die Tasks interkulturelles Lernen an?
- Welche Interaktionsmuster sind erkennbar und in welchem Maße sind sie auf das Format des Blogs zurückzuführen?
- Schlussbetrachtung
- Literatur
- Printressourcen
- Online-Ressourcen
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert ein interkulturelles Austauschprojekt zwischen Schülerinnen aus Berlin und Hong Kong, das im Frühjahr 2012 stattfand. Das Projekt zielte darauf ab, Einblicke in die individuellen Lernerbiographien der Teilnehmerinnen zu gewinnen und einen Beitrag zur Forschung auf dem Feld der Lernerautonomie zu leisten. Die Arbeit untersucht insbesondere die Rolle von Blogs als Plattform für interkulturellen Austausch und analysiert die Interaktionsmuster der Teilnehmerinnen in diesem Kontext.
- Lernerautonomie und Tandem-Lernen im digitalen Kontext
- Identitätskonstruktion in Online-Umgebungen
- Die Nutzung von Blogs im Fremdsprachenlernen
- Interkulturelles Lernen durch Online-Austauschprojekte
- Analyse von Interaktionsmustern in Blogs
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel werden die Vorbemerkungen zum Projekt HKBerlin Express dargelegt. Die Arbeit konzentriert sich auf die Auswertung der Blogs und untersucht die Interaktionsdynamik der Teilnehmerinnen. Das Projekt zielte darauf ab, über verschiedene Formate wie Blogs, Videokonferenzen und Workshops Einblicke in die individuellen Lernerbiographien der Teilnehmerinnen zu gewinnen.
Das zweite Kapitel beschreibt die Projektkonzeption. Am Projekt nahmen acht Schülerinnen aus Hong Kong und elf Schülerinnen aus Berlin teil. Das Projekt wurde von Seiten der Universität durch je einen Professor und vier Studenten betreut. Die Zusammenarbeit der Schülerinnen war in Form von Buddy Circles angedacht, um das Interaktionspotenzial zu maximieren.
Das dritte Kapitel bietet einen Forschungsüberblick. Die Arbeit bezieht sich auf die Forschung zu Lernerautonomie, Tandem-Lernen, Online-Telekollaboration und Identitätskonstruktion in Online-Kontexten. Der Einsatz neuer Medienformate im Fremdsprachenlernen wird diskutiert, wobei die Bedeutung von Blogs als Plattform für interkulturellen Austausch hervorgehoben wird.
Das vierte Kapitel analysiert die Interaktionsdaten. Die Arbeit untersucht, inwiefern die Tasks des Projekts interkulturelles Lernen anleiteten und welche Interaktionsmuster sich in den Blogs entwickelten. Die Analyse zeigt, dass die Teilnehmerinnen häufig eher persönliche Meinungen und Statements teilten, anstatt sich in tiefergehende Diskussionen zu engagieren.
- Arbeit zitieren
- Thérèse Remus (Autor:in), 2013, Selbstrepräsentation und interkulturelles Lernen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275646
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