„La Strada entra nella Casa“, auf Deutsch oft übersetzt als „Der Lärm der Straße dringt in das Haus“, ist ein Gemälde des italienischen Künstlers Umberto Boccioni. Das futuristische Ölgemälde auf nahezu quadratischer Leinwand (100cm x 100,6 cm) von 1911 befindet sich heute im Besitz des Sprengel Museums Hannover.
Auch heute noch ist das Interesse am Futurismus und seinen Werken groß. Die Bedeutung des gewählten Beispiels und mein persönliches Interesse daran wird etwa dadurch verdeutlicht, dass es der großen Futurismus-Ausstellung, die 2001 in Hannover stattfand, den Namen verlieh: „Der Lärm der Straße“. Bereits der Titel, insbesondere die gern gewählte, wenn auch nicht wortwörtliche deutsche Übersetzung „Der Lärm der Straße dringt in das Haus“ vereinigt drei der wichtigsten Themen des Futurismus: die Straße als Teil der chaotischen und lauten Großstadt, das Eindringen als Form der Bewegung und der Lärm als Versuch der Darstellung von simultanen Sinneseindrücken.
Essay zu Boccionis „La Strada entra nella Casa“
„La Strada entra nella Casa“, auf Deutsch oft übersetzt als „Der Lärm der Straße dringt in das Haus“, ist ein Gemälde des italienischen Künstlers Umberto Boccioni. Das futuristische Ölgemälde auf nahezu quadratischer Leinwand (100cm x 100,6 cm) von 1911 befindet sich heute im Besitz des Sprengel Museums Hannover.
Auch heute noch ist das Interesse am Futurismus und seinen Werken groß. Die Bedeutung des gewählten Beispiels und mein persönliches Interesse daran wird etwa dadurch verdeutlicht, dass es der großen Futurismus-Ausstellung, die 2001 in Hannover stattfand, den Namen verlieh: „Der Lärm der Straße“. Bereits der Titel, insbesondere die gern gewählte, wenn auch nicht wortwörtliche deutsche Übersetzung „Der Lärm der Straße dringt in das Haus“ vereinigt drei der wichtigsten Themen des Futurismus: die Straße als Teil der chaotischen und lauten Großstadt, das Eindringen als Form der Bewegung und der Lärm als Versuch der Darstellung von simultanen Sinneseindrücken.
Der erste, flüchtige Blick auf das Bild ist schiere Reizüberflutung. Es fällt nicht leicht, sich in dem Getümmel aus Farben und Formen zu orientieren. Bunt und wirr erscheint das Bild hier.
Erster Blickfang ist dann eine Person im mittigen Vordergrund, die sich an das geschwungene Ziergeländer eines Balkons lehnt und von dort aus das Geschehen auf der Straße unter ihr beobachtet. Der Betrachter befindet sich schräg hinter der Figur, sieht sie demzufolge in leichter Draufsicht als Rückenfigur. Anhand des fülligen, taillierten Kleides, das dieselbe trägt, lässt sich auf die weiblichen Rundungen einer Frau schließen. Die kühlen Blautöne des Kleides heben die Rückenfigur von der Straßenszenerie ab, welche größtenteils in warmen Farben gehalten ist, kräftigem Orange, Rot und Gelb. Auf den ersten Blick verwächst der Kopf der Frau, der sich genau in der Mitte des Bildes befindet, ganz mit den Stadtformen. Erst bei genauerem Hinsehen ist erkennbar, dass eine ebenfalls blaue Mütze das Haar der Frau verdeckt und sie den Kopf nach links gedreht hat um ein Geschehen schräg unter sich zu beobachten.
Im Zentrum der Straße, direkt vor dem Balkon, lassen sich dann viele Menschen erkennen, alle in den verschiedensten Posen, alle scheinen in Bewegung. Ein flüchtiger Blick erweckt die Annahme, es würden züngelnde Flammen aus dem Boden schießen und die Menschenmasse in wilde Panik versetzen. Erst bei genauerem Hinsehen kommt dieses gelb-orange Getümmel zur Ruhe, lässt scheinbar geordnete Bewegungsabläufe erkennen. Die Figuren tragen allesamt das gleiche, eine Art Arbeitskleidung, dunkle Hosen und dazu helle Hemden in Blautönen, die die satte Farbigkeit der Umgebung beruhigen. Manche von ihnen haben Werkzeuge in der Hand, ihre Haltungen lassen ein Schaufeln, Schütten, Schieben und Transportieren erkennen. Aufgeteilt sind sie in ihrem Werken in mehrere Kleingruppen, zu zweit oder zu dritt, und haben sich in Zusammenarbeit einander zugewandt.
Die Baugrube in der sie sich bewegen ist zu den Seiten mit hohen, orangenen Pfosten abgegrenzt, die wie Speerspitzen vertikal gen Himmel ragen. Am rechten Rand führen aufgestellte Leitern in die etwa mannstiefe Grube hinein und hinaus, einige der Mauern stehen schon, am hinteren Rand eine gelbe, weiter vorne ist eine rote, rundliche bereits errichtet. Auf der linken Seite der Baugrube liegen einige rote Bauziegel lose, die wohl für diese zweite Mauer vorgesehen sind.
An diesen zentralen Handlungsplatz säumen ringsherum scharfkantige Hochhäuser, die umzustürzen scheinen. Keines der Häuser ist gerade, alle kippen schief in Richtung des Bildmittelpunkts. Insbesondere das Haus im rechten Vordergrund scheint hin- und her zu schwanken, was durch farblich heller abgesetzte Dreiecksformen betont wird: folgt der Blick dem Bau von unten nach oben muss er mehrmals abknicken und die Richtung ändern.
Farblich sind die Häuserreihen in zurückhaltenden Lila- und Blautönen gehalten, wodurch sie sich von der hell strahlenden Baustelle absetzen. Sowohl am rechten als auch am linken Bildrand befindet sich jeweils ein weiterer Balkon, aus dem sich wiederum zwei Figuren lehnen. Beide tragen kurzärmelige Kittel in Grün- und Blautönen, die Haare sind nach oben gebunden, mit stämmigen Armen stützen sich die Frauen vornüber auf das Balkongerüst und beobachten ebenso wie die erste Frau das Geschehen. Die einzigen Details, die die Häuserreihen schmücken, sind regelmäßig angeordnete Fenster, die als weitere potentielle Beobachtungsöffnungen teilweise offenstehen. Am linken Rand der Baugrube führt eine Straße aus dem Geschehen hinaus, in der Ferne liegt ein palastähnliches Gebäude, aus einem anderen Bauwerk dringen dunkle Rauchschwaden.
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- Sandra Kuberski (Author), 2011, "La Strada entra nella Casa" von Umberto Boccioni. Formale Analyse und Interpretation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275577
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