„Alle Kinder müssten doch jemanden haben, der sie ermahnt, ... Und darum bestimmten alle Mütter und Väter, dass das kleine Mädchen in der Villa Kunterbunt sofort in ein Kinderheim solle.“ Kurz darauf fanden sich zwei Polizisten ein, die das Kind abholen wollten. Diese Sätze spiegeln eine gesellschaftliche Einstellung zu abweichenden kindlichen Lebenssituationen (Schweden 1945), und bei Betrachtung der vorliegenden Fallgeschichten scheint sich trotz ausführlicher - wenn auch manchmal ungenauer - moderner rechtlicher Vorgaben, für manche daran nicht viel geändert zu haben.
In Hinblick auf die vorgegebenen Strukturen Sozialer Arbeit ergibt sich zunächst, dass die Gesetzgebung oft nicht im Sinne des Adressaten angewandt wird, sondern im Gegenzug der Adressat selbst den im Gesetz genannten Verfahren zugeordnet wird. Die „Karrieren“ des Kindes Robert, aber auch des Jugendlichen A. zeigen ein „Schnittstellen-Problem“ auf, jeweils dort, wo Subsumption stattfindet. Die Auslegung des KJHG obliegt den Fachkräften der tätigen Träger in Übereinkunft mit dem finanzierenden örtlichen Träger. So werden sozialpädagogische und therapeutische Hilfeformen kategorisiert als „Fälle von“ verschiedenen Verfahren, die wie generalisierte Schlagworte verwendet werden. Träger können sich Verantwortungen entziehen, wenn sie nur genug Bezüge zu bestimmten gesetzlichen Regelmöglichkeiten herstellen können. Die Schwelle der Überforderung einer Fachkraft ist ausschlaggebend für die Grenzen der Hilfe. Der Betroffene ist meist nicht umfassend informiert über seine Rechte und Möglichkeiten, und die Feststellung des eigentlichen, oft in der Biographie verankerten Hilfebedarfs wird „machbaren“, arbeitssparenden und nicht integrierenden Arbeitsansätzen geopfert. , So nimmt das dargestellte System hin, was Usus geworden ist, und grenzt aus, was sich der „...Einflußnahme (sic!) entziehen will“.
Inhaltsverzeichnis
- Strukturelle Begünstigung negativer Fallverläufe - drei Hypothesen
- Vorbemerkung
- Kategorisierung der Adressaten durch Zuordnung zu Paragraphen
- Sabotage einer Partizipation durch Interessenskonflikte
- Fehler bei der Auswahl von Angeboten/Fachkräften generieren Scheitern
- Fünf Standards für eine positive Fallwendung
- Möglichkeiten I Folgen neuer Trägerstrukturen für eine Fallbearbeitung
- Literaturverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text „Organisation der Sozialen Arbeit konkret: Rechtliche Vorgaben und ihre Umsetzung am Beispiel der Jugendhilfe" analysiert die strukturellen Herausforderungen und Fallstricke in der Jugendhilfe, die zu negativen Fallverläufen führen können. Er beleuchtet die Praxis anhand von Fallbeispielen und stellt fünf Standards für eine positive Fallwendung vor. Der Text untersucht auch die Auswirkungen neuer Trägerstrukturen auf die Fallbearbeitung.
- Strukturelle Hindernisse bei der Umsetzung rechtlicher Vorgaben in der Jugendhilfe
- Kategorisierung von Adressaten und die Folgen für die individuelle Hilfe
- Partizipation von Adressaten und die Rolle von Interessenkonflikten
- Die Bedeutung von fachlichen Standards und deren Einfluss auf den Fallverlauf
- Möglichkeiten und Herausforderungen neuer Trägerstrukturen in der Jugendhilfe
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel des Textes beleuchtet drei Hypothesen, die strukturelle Begünstigungen für negative Fallverläufe in der Jugendhilfe aufzeigen. Es wird argumentiert, dass die Kategorisierung von Adressaten durch Zuordnung zu Paragrafen, die Sabotage der Partizipation durch Interessenskonflikte und die fehlerhafte Auswahl von Angeboten und Fachkräften zu einem Scheitern der Hilfe führen können. Die Fallgeschichten von Robert und A. dienen als Beispiele für diese Problematiken.
Das zweite Kapitel präsentiert fünf Standards für eine positive Fallwendung, die sich am Beispiel von Robert zeigen. Diese Standards umfassen Präventionsmaßnahmen, die Einbeziehung aller Betroffenen in die Hilfeplanung, den Schutz vor Diskriminierung und die Unterstützung der Alltagsorientierung des Kindes. Die Anwendung dieser Standards könnte den Fallverlauf von Robert positiv beeinflussen.
Das dritte Kapitel diskutiert die Möglichkeiten und Folgen neuer Trägerstrukturen für die Fallbearbeitung. Es wird argumentiert, dass die Konkurrenz zwischen freien Trägern zu einer Pluralisierung der Angebote führt, aber auch zu einem stärkeren ökonomischen Druck. Die öffentliche Hand sollte sich stärker auf die Nachhaltigkeit der Erfolge konzentrieren und den Fokus von kurzfristigen Ergebnissen auf genaue Diagnosen und langfristige Lösungen verlagern.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Jugendhilfe, rechtliche Vorgaben, Fallverläufe, strukturelle Herausforderungen, Partizipation, Interessenskonflikte, Fachliche Standards, Trägerstrukturen, Fallbearbeitung, Nachhaltigkeit, und die Anwendung des KJHG.
- Quote paper
- Annett Hornung (Author), 2011, Rechtliche Vorgaben der Sozialen Arbeit und ihre Umsetzung: Jugendhilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275503
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