„Arme Menschen sind wie Bonsai-Menschen. Ihr Samenkorn ist vollkommen in Ordnung. Nur hat Ihnen die Gesellschaft nie ausreichend Nährboden gegeben, in dem sie hätten wachsen können. Um die Armen aus ihrer Lage zu befreien, müssen wir lediglich geeignete Wachstumsbedingungen für sie schaffen. Erhalten sie einmal Gelegenheit, ihre Energie und Kreativität zu entfalten, so wird die Armut schnell verschwinden.“ (Yunus, 2008, S. 297)
Die Metapher der „Bonsai-Menschen“ formulierte Prof. Mohammed Yunus während seiner Friedensnobelpreisrede im Jahr 2006. Dieser voraus gegangen war eine riesige Erfolgsgeschichte. Die von ihm gegründete Grameen Bank hatte Dünger und Nährboden entwickelt, um den „Bonsai-Menschen“ endlich die Möglichkeit des Wachstums zu geben. Mohammed Yunus sah während der furchtbaren Überschwemmungen und
Hungerskatastrophen im Jahr 1974, welches Elend sich in Bangladesch direkt vor seiner Haustür abspielte. Von da an war es ihm nicht mehr möglich, wirtschaftswissenschaftliche Theorien in Relationen zu lehren, die fern ab der Realität auf den Straßen waren. So ging er in das Dorf Jabra, wenige Kilometer von der Universität, an der er lehrte entfernt, und stellte fest, dass es für die armen Menschen in seiner Umgebung sehr schwer war, bereits extrem kleine Geldbeträge aufzutreiben. Aus dieser Not heraus mussten sie auf Geldverleiher zurückgreifen, welche ihnen Zinsen abforderten und Bedingungen auferlegten, die eine Verbesserung Ihre Situation quasi unmöglich machten. So wurde die Idee geboren, auch
Menschen Zugang zum Finanzsektor zu gewähren, welche über normale Wege keinerlei Möglichkeit erhalten hätten, finanzielle Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. (Vgl. Yunus, 2008, S. 54ff)
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Strukturelle Gründe für den Bedarf an Mikrokrediten
- Definition von Mikrofinanz
- Geschichte der Mikrokredite
- Wissenschaftliche Grundlagen
- Informationsproblem
- Sicherheiten
- Adverse Selektion
- Moral Hazard
- Lösung der Informationsasymmetrie
- Group Lending
- Grameen Modell „Classic"
- Mikrosparen
- Wirkung von Mikrokrediten
- Monetäre Wirkungen von Mikrokrediten
- Nicht- Monetäre Wirkungen von Mikrokrediten
- Kritik an Mikrokrediten
- Kritik an Unternehmensgröße und unternehmerischen Gespür
- Kritik am Erreichen der eigentlichen Zielgruppe
- Andra Pradesh 2010
- Konklusion und Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Chancen und Risiken von Mikrokrediten. Ziel ist es, die Funktionsweise von Mikrokrediten zu erläutern, die wissenschaftlichen Grundlagen zu beleuchten und die Auswirkungen auf die wirtschaftliche und soziale Situation von Empfängern zu untersuchen.
- Informationsprobleme und deren Überwindung durch Gruppenkredite
- Monetäre und nicht-monetäre Auswirkungen von Mikrokrediten
- Kritik an der Effektivität von Mikrokrediten und deren Einfluss auf die Zielgruppe
- Die Rolle von Mikrokrediten in der Armutsbekämpfung
- Die Bedeutung von Sozialkapital und Empowerment im Kontext von Mikrokrediten
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema Mikrokredite ein und beleuchtet die strukturellen Gründe für den Bedarf an Mikrokrediten in Ländern wie Indien und Bangladesch. Es werden die historischen Wurzeln der Mikrokreditbewegung sowie die Definition von Mikrofinanz beleuchtet.
Das zweite Kapitel behandelt die wissenschaftlichen Grundlagen von Mikrokrediten. Es werden die Informationsprobleme, die mit der Kreditvergabe an arme Bevölkerungsgruppen verbunden sind, erläutert, insbesondere die Herausforderungen durch fehlende Sicherheiten, Adverse Selektion und Moral Hazard.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Lösung der Informationsasymmetrie im Mikrokreditbereich. Es wird das Konzept des Group Lending erläutert und das Grameen Modell als Beispiel für eine erfolgreiche Strategie zur Kreditvergabe an Gruppen vorgestellt. Darüber hinaus wird die Rolle von Mikrosparen im Mikrofinanzbereich hervorgehoben.
Das vierte Kapitel analysiert die Wirkung von Mikrokrediten auf die wirtschaftliche und soziale Situation von Empfängern. Es werden sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Auswirkungen betrachtet. Die Studie zeigt, dass Mikrokredite einen positiven Einfluss auf das Einkommen, das Vermögen und das Wohlbefinden von Kreditnehmern haben können, jedoch auch negative Folgen wie Überschuldung und soziale Spannungen verursachen können.
Das fünfte Kapitel beleuchtet die Kritik an Mikrokrediten. Es werden Zweifel an der Effektivität von Mikrokrediten in der Armutsbekämpfung geäußert, insbesondere in Bezug auf die Reichweite der Zielgruppe und die unternehmerischen Fähigkeiten der Kreditnehmer. Der Fall von Andra Pradesh im Jahr 2010 wird als Beispiel für eine große Krise im Mikrofinanzsektor dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Mikrokredite, Mikrofinanz, Armutsbekämpfung, Informationsprobleme, Group Lending, Grameen Modell, Mikrosparen, Adverse Selektion, Moral Hazard, Empowerment, Sozialkapital, Kritik an Mikrokrediten, Andra Pradesh, nachhaltige Entwicklung.
- Quote paper
- Sven Schwarz-Minuge (Author), 2011, Mikrokredite. Chancen und Risiken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275118