Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten rückte die Erziehung des deutsche n Volkes immer mehr in das Interesse des innenpolitischen Geschehens. Die Nationalsozialisten sahen die Erziehung nicht nur als pädagogische, sondern auch als politische Aufgabe an. Die Jugend war die Zukunft des Staates, so hieß es im Gesetz über die Hitler-Jugend vom 1. Dezember 1936: „ Von der Jugend hängt die Zukunft des Deutschen Volkes ab." 1 Im Dritten Reich sollte kein junger Mensch der Formationserziehung der NSDAP entgehen, denn gerade die Heranwachsenden waren aus Sicht des Hitler-Regimes die Hauptgaranten für den Aufbau und die Erhaltung des nationalsozialistischen Staates. Im Rahmen der Gleichschaltung sollten alle Individuen und Organisationen in Deutschland unter Kontrolle des nationalsozialistischen Totalitarismus gebracht werden. Im Rahmen meiner Hausarbeit versuche ich dieses Thema näher zu beleuchten. Im 1. Teil meiner Arbeit geht es um die generellen Erziehungsziele und -motivation Hitlers. Eine kurze Darstellung der Hitlerjugend soll auf den zweiten Teil, der auch den Hauptteil der Hausarbeit darstellt, vorbereiten. Es geht in diesem Abschnitt speziell um die Mädchenerziehung am Beispiel des BDM.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung.
2. Hitlers Erziehungsziele
3. Die Hitlerjugend
3.1 Zum strukturellen Aufbau der Hitlerjugend
3.2 Inhalt der Hitlerjugend Arbeit
4. BDM, der „Bund Deutscher Mädel“
4.1 Entstehung des BDM
4.2 Erziehungsansprüche des BDM
4.3 Aufgaben bzw. Aktivitäten der „Mädel“
4.3.1 Die Körpererziehung
4.3.2 Die Bundestracht
4.3.3 „Erziehung am Erlebnis“
4.3.4 Mädchen im Kriegdienst
4.4 Identität beim BDM
5. Reflexion
6. Literaturverzeichnis
1.Einleitung
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten rückte die Erziehung des deutschen Volkes immer mehr in das Interesse des innenpolitischen Geschehens. Die Nationalsozialisten sahen die Erziehung nicht nur als pädagogische, sondern auch als politische Aufgabe an. Die Jugend war die Zukunft des Staates, so hieß es im Gesetz über die Hitler-Jugend vom 1. Dezember 1936: „Von der Jugend hängt die Zukunft des Deutschen Volkes ab."[1] Im Dritten Reich sollte kein junger Mensch der Formationserziehung der NSDAP entgehen, denn gerade die Heranwachsenden waren aus Sicht des Hitler-Regimes die Hauptgaranten für den Aufbau und die Erhaltung des nationalsozialistischen Staates. Im Rahmen der Gleichschaltung sollten alle Individuen und Organisationen in Deutschland unter Kontrolle des nationalsozialistischen Totalitarismus gebracht werden. Im Rahmen meiner Hausarbeit versuche ich dieses Thema näher zu beleuchten. Im 1. Teil meiner Arbeit geht es um die generellen Erziehungsziele und -motivation Hitlers. Eine kurze Darstellung der Hitlerjugend soll auf den zweiten Teil, der auch den Hauptteil der Hausarbeit darstellt, vorbereiten. Es geht in diesem Abschnitt speziell um die Mädchenerziehung am Beispiel des BDM.
2. Hitlers Erziehungsziele
„Diese Jungend, die lernt ja nichts anderes, als deutsch denken, deutsch handeln, und wenn diese Knaben mit zehn Jahren ihn unsere Organisation hineinkommen und dort oft zum ersten Male überhaupt frische Luft bekommen und fühlen, dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolk in die Hitlerjugend, und dort behalten wir sie wieder viele Jahre, und dann geben wir sie erst recht nicht zurück in die Hände unserer alten Klassen- und Standeserzeuger sondern dann nehmen wir sie sofort in die Partei, in die Arbeitsfront, in die SA oder in die SS, in das NSKK usw. Und wenn sie dort zwei Jahre oder eineinhalb Jahre sind und noch nicht ganz nationalsozialistisch geworden sein sollten, dann kommen sie in den Arbeitsdienst und werden dort wieder sechs und sieben Monate geschliffen, alles mit einem Symbol, dem deutschen Spaten. Und was dann nach sechs oder sieben Monaten noch an Klassenbewusstsein oder Standesdünkel da oder da noch vorhanden sein sollte, das übernimmt dann die Wehrmacht zur weiteren Behandlung auf zwei Jahre, und wenn sie nach zwei, drei oder vier Jahren zurückkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf gar keinen Fall rückfällig werden sofort wieder in die SA, SS usw., und sie werden nicht mehr frei Ihr ganzes Leben.“ (Rede am 4.12.1938 in Reichenberg)[2]
Diese Worte von Hitler am 4.12.1938 in Reichenberg sind charakteristisch für Hitlers Erziehungsvorstellung. Hitlers Absicht wird deutlich: ein möglichst lückenloser Erziehungsstaat. Das Augenmerk wurde dabei auf Körperertüchtigung und Charakterstärkung gerichtet. Doch diese Erziehung, die Hitler sich vorstellte, konnte nicht nur auf das Kindes- und Jugendalter beschränkt werden, sondern musste alle Generationen einschließen. Denn nach Hitler sollte „das deutsche Blut wieder rein“[3] werden, d.h. dass das ganze Leben daraufhin umorganisiert werden sollte.[4] Wie man also an dem Zitat gut erkennt wollte Hitler den Menschen in eine lebenslange Erziehungsschleuse lenken. Von einer lebenslangen Erziehung erhoffte er sich lebenslange Unmündigkeit. In "Mein Kampf" stellte er ein komplexes Erziehungsprogramm dar, dass eine verräterische Sprache erkennen lässt. "Er [der Staat] hat seine Erziehungsarbeit so einzuteilen, daß die jungen Körper schon in ihrer frühesten Kindheit zweckentsprechend behandelt werden..."[5] Das nationalsozialistische Erziehungsprogramm war totalitär im Sinne einer vollständigen Unterordnung aller Lebensbereiche unter den erzieherischen Grundsätzen der NSDAP, sowie im Sinne einer völligen Verneinung jeglicher Individualität des zu erziehenden Kindes. Alles unterlag einem totalitären Zwang, den Kindern sollte jegliche Freiheit genommen werden. „So muß die ganze Erziehung darauf eingestellt werden, die freie Zeit des Jungen zu einer nützlichen Ertüchtigung seines Körpers zu verwenden. Er hat kein Recht, in diesen Jahren müßig hermuzulungern, Straßen und Kinos unsicher zu machen, sondern soll nach seinem sonstigen Tageswert den jungen Leib stählen und hart machen, auf daß ihn dereinst das Leben nicht zu weich finden möge.“[6] Hitler hatte für Jungen und Mädchen unterschiedliche Ziele, die Art und Weise, wie er dies verwirklichen wollte, war jedoch fast identisch. Im weiteren Verlauf meiner Hausarbeit werden diese Punkte näher beleuchtet.
3. Die Hitlerjugend
Die Hitlerjugend wurde auf dem 2. Reichsparteitag der NSDAP 1926 als nationalsozialistische Jugendbewegung gründet. Doch gegenüber anderen politischen oder konfessionellen Jugendbewegungen blieb die HJ während der Weimarer Republik eher unbedeutend. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 wandelte sich die HJ durch das Verbot sämtlicher Jugendverbände von einer Parteijugend zur Staatsjugend. Im Juni 1933 wurde Baldur von Schirach als Reichführer der NSDAP zum „Jugendführer des Deutschen Reiches“ ernannt.[7] Durch das Gesetz über die Hitlerjugend am 1. Dezember 1936 war die Mitgliedschaft nicht mehr freiwillig, sondern fest reglementiert, sprich eine Zwangsmitgliedschaft.[8]
„Gesetz über die Hitlerjugend vom 1. Dezember 1936
Von der Jugend hängt die Zukunft des Deutschen Volkes ab. Die gesamte deutsche Jugend muß deshalb auf ihre künftigen Pflichten vorbereitet werden.
Die Reichsregierung hat daher das folgende Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird:
§1. Die gesamte deutsche Jugend innerhalb des Reichsgebietes ist in der Hitlerjugend zusammengefaßt.
§2. Die gesamte deutsche Jugend ist außer in Elternhaus und Schule in der Hitlerjugend körperlich, geistig und sittlich im Geiste des Nationalsozialismus zum Dienst am Volk und zur Volksgemeinschaft zu erziehen.
§3. Die Aufgabe der Erziehung der gesamten deutschen Jugend in der Hitlerjugend wird dem Reichsjugendführer der NSDAP übertragen. Er ist damit "Jugendführer des Deutschen Reichs”. Er hat die Stellung einer Obersten Reichsbehörde mit dem Sitz in Berlin und ist dem Führer und Reichskanzler unmittelbar unterstellt.
§4. Die zur Durchführung und Ergänzung dieses Gesetzes erforderlichen Rechtsverordnungen und allgemeinen Verwaltungsvorschriften erläßt der Führer und Reichskanzler.
Berlin, den 1. Dezember 1936
Der Führer und Reichskanzler: Adolf Hitler
Quelle: Reichsgesetzblatt 1936 I S. 993“ [9]
Und die Zahl der HJ-Mitglieder stieg unaufhörlich. Wie man in der Abb.1 erkennt waren 1933 bei knapp 7 600 000 Jugendlichen erst nur 2 300 000 HJ-Mitglieder, während es 6 Jahre später 1939 bei knapp 8 900 000 Jugendlichen bereits 8 7000 000 HJ-Mitglieder gab.
Mitgliederentwicklung der HJ
(nach deren eigenen Angaben)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Für 1939 kommen hinzu: 441 000 Mädchen im BDM-Werk „Glaube und Schönheit“[10]
Abb.1
3.1 Zum strukturellen Aufbau der Hitlerjugend
Die Hitlerjugend richtete sich an Jugendliche zwischen 10 und 18, vielmehr 21 Jahren. Es gab eine separate Jungen- und Mädchenabteilung. ‚Deutsches Jungvolk’ wurden die 10 bis 14jährigen männlichen Jugendlichen genannt, welche daraufhin bis zu ihrem einschließlich achtzehnten Lebensjahr zur sogenannten ‚Hitler-Jugend’ gehörten. Entsprechend dieser Unterteilung hießen die 10 bis 14jährigen Mädchen ‚Deutsche Jungmädel’, während für die 14 bis 21jährigen der ‚Bund deutscher Mädel’ (BDM) existierte. Hierbei muss ergänzt werden, dass die Mädchen im Alter zwischen 17 und 21 Jahren parallel dazu im Werk ‚Glaube und Schönheit’ erfasst wurden, welches dem BDM angegliedert war.[11]
[...]
[1] http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/hjgesetz/index.html, Zugriff: 19.07.2004
[2] Gieseke, Hermann, Hitlers Pädagogen: Theorie und Praxis nationalsozialistischer Erziehung, Weinheim, München: Juventa Verlag, 1993, S. 17
[3] ebd., S.21
[4] vgl.ebd., S. 18-21
[5] Hitler, Adolf, Mein Kampf, München: Eher Verlag, ungek. Ausg. 112. - 113. Aufl., 1934, S. 453
[6] Hitler, Adolf, Mein Kampf, München: Eher Verlag, ungek. Ausg. 112. - 113. Aufl., 1934, S. 278
[7] vgl. Klönne, Arno, Jugend im Dritten Reich – Die Hitler-Jugend und ihre Gegner, Düsseldorf; Köln: Diedrichs, 1984, S. 15-21
[8] vgl. ebd., S. 28/29
[9] http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/hjgesetz/index.html, Zugriff: 19.07.2004
[10] Klönne, Arno, Jugend im Dritten Reich – Die Hitler-Jugend und ihre Gegner, Düsseldorf; Köln: Diedrichs, 1984, S. 34
[11] vgl. Klönne, Arno, Jugend im Dritten Reich – Die Hitler-Jugend und ihre Gegner, Düsseldorf; Köln: Diedrichs, 1984, S. 42/43
- Quote paper
- Susanne Linsel (Author), 2004, Mädchenerziehung im Nationalsozialismus am Beispiel des BDM, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27506
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