„Wahnsinn!“ – Heute ein Ausruf von Begeisterung, eine Hyperbel mit positiver oder negativer Konnotation. Doch zu Zeiten E.T.A Hoffmanns war dies eine Kategorie für Seelenkrankheit und eine Abweichung gesellschaftlicher Normen – „Nicht recht bei Troste“ und „wahnwitzig“, schlicht psychisch krank. Der Mensch, welcher der Bürgerlichkeit und der Gesellschaft nicht von Nutzen war galt es zurückzuführen in einen Lebenswandel, der als gesittet galt und sich zu fügen wusste. Wahnsinnige wurden ausgegrenzt, waren nicht Teil der Gesellschaft. Es wurde strikt differenziert zwischen krank und gesund – und die Kranken galt es zu heilen. Die Wahnsinns-Thematik ist auch in den Werken Hoffmanns zu finden. Er war belesen in den medizinischen Schriften seiner Zeit und wusste sein Wissen geschickt einzusetzen, mit Poesie zu verbinden. Auch in „Der goldne Topf“, der erstmals 1814 erschien und den Untertitel „Ein Märchen aus der neuen Zeit“ trägt, wird die Geschichte des Studenten Anselmus erzählt. Er erlebt Wunderbares in einer bürgerlichen Welt, die sich doch lieber für Wunderbares verschließen mag. Findet er seinen Weg zum poetischen Leben in Atlantis durch Helfer, wie den Archivarius Lindhorst und seine geliebte Serpentina? Oder ist er schlicht verrückt, wie es die Philister Konrektor Paulmann und andere Philister behaupten? Anselmus einmal durch die Brille eines Psychologen zu betrachten und die märchenhaften Elemente als Symptome seiner psychischen Krankheit zu deuten, dies ist die Sicht auf „Der goldne Topf“, wie sie in der anschließenden Arbeit einmal expliziert werden soll.
Zunächst wird die Geschichte des Poeten Anselmus beschrieben, eine Dichterinitaitonsgeschichte, die für die bürgerlichen Figuren des Märchens nicht erkennbar ist, die der Student jedoch durchlebt. Anschließend wird die Kehrseite betrachtet: Der Fall Anselmus. Begeht er letztendlich Suizid?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Seelenkunde und E.T.A Hoffmann
- Anselmus: Erkenntnisprozess eines Poeten
- Die Leiden des Studenten Anselmus: Eine Fallstudie
- Unter dem Holunderbaum
- Auf der Elbe
- Vor der Haustür
- Die Melancholie
- Der Alkoholrausch
- Der Fall ins Kristall
- Schluss
- Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Figur des Studenten Anselmus in E.T.A. Hoffmanns Erzählung „Der goldne Topf". Ziel ist es, Anselmus' Schicksal aus zwei Perspektiven zu beleuchten: Einerseits als Dichterinitationsgeschichte und andererseits als psychopathologischer Fall von Wahnsinn. Die Arbeit analysiert die Geschichte im Kontext der medizinischen Schriften und Krankheitsbegriffe des frühen 19. Jahrhunderts.
- Dichterinitationsgeschichte
- Psychopathologie des Wahnsinns
- Medizinische Schriften um 1800
- Spannungsfeld zwischen Realität und Poesie
- Die Rolle der Philister und des bürgerlichen Lebens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Wahnsinns im Werk Hoffmanns ein und stellt die Figur des Studenten Anselmus vor. Im zweiten Kapitel wird die Seelenkunde der Zeit Hoffmanns beleuchtet, wobei die Relevanz medizinischer Schriften für die Interpretation der Erzählung hervorgehoben wird. Das dritte Kapitel betrachtet Anselmus' Entwicklung als Dichter, die in der Geschichte als bewusster Prozess der Erkenntnis dargestellt wird.
Das vierte Kapitel analysiert Anselmus' Leiden aus einer psychopathologischen Perspektive. Hierbei werden die einzelnen Anfälle und Symptome, die er erlebt, im Kontext der medizinischen Theorien der Zeit gedeutet. Die Kapitelüberschriften „Unter dem Holunderbaum", „Auf der Elbe", „Vor der Haustür", „Die Melancholie", „Der Alkoholrausch" und „Der Fall ins Kristall" bieten eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Anfälle und ihrer Bedeutung für Anselmus' psychischen Zustand.
Der Schluss fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und stellt die Vielschichtigkeit der Interpretation von Anselmus' Schicksal heraus. Es wird deutlich, dass die Erzählung sowohl eine Dichterinitationsgeschichte als auch eine Fallstudie des Wahnsinns bietet, wobei die Intention des Autors und die endgültige Interpretation offen bleiben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Wahnsinn, die Seelenkunde, E.T.A. Hoffmann, „Der goldne Topf", Anselmus, Dichterinitationsgeschichte, psychopathologische Fallstudie, medizinische Schriften, Philister, bürgerliches Leben, Realität, Poesie, Melancholie, Alkoholrausch, Suizid, Serpentina, Archivarius Lindhorst, Konrektor Paulmann, Veronika, Atlantis.
- Quote paper
- Tatjana Enderle (Author), 2013, Das Schicksal des Studenten Anselmus in "Der goldne Topf", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274976