Die vorliegende Bachelor-Thesis befasst sich mit der Thematik Körper und Gesellschaft. Die Verfasserin beschäftigt sich mit der Soziologie des Körpers, also mit der Bedeutung des menschlichen Körpers für Individuum und Gesellschaft und fragt nach gesellschaftlichen Stigmatisierungsprozessen gegenüber Menschen mit abweichenden, beeinträchtigten Körperstrukturen aufgrund des, durch die strukturelle Beschaffenheit und die normative Ausrichtung der Gesellschaft geprägten, Körperbildes moderner westlicher Gesellschaften.
Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen weichen durch eine sichtbare körperliche Schädigung von der vorherrschenden gesellschaftlichen Norm des funktionalen, leistungsfähigen, gesunden, schönen und ästhetischen ‚Normalkörpers‘ ab, weshalb sie von der Gesellschaft als minderwertige, nutzlose, gesellschaftsgefährdende oder aber bemitleidenswerte Existenzformen wahrgenommen und abgewertet werden. Als solche werden sie innerhalb der Gesellschaft und im Kontext gesellschaftlicher Funktionssysteme diskriminiert und exkludiert sowie unter der Philosophie und den Praktiken modernster biomedizinischer Innovationen pathologisiert oder gar vernichtet.
Die Thesis ist nicht darauf ausgerichtet, spezifische Massnahmen oder Interventionen für die Disziplin oder die Berufspraxis der Sozialen Arbeit zu thematisieren. Trotzdem ergeben sich aus der rekonstruierten und dargelegten Problemstellung – der gesellschaftlichen Stigmatisierung und Abwertung von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen – Implikationen für die professionelle Haltung und die Handlungspraxis im Tätigkeitsbereich Behinderung/Beeinträchtigung. Nämlich dahingehend, dass die häufig vorherrschende individuum-zentrierte, auf Versorgung und Anpassung Betroffener abzielende Ausrichtung um eine gesellschaftspolitische Perspektive erweitert werden sollte.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Themenhinführung
- 1.2 Erkenntnisinteresse, Fragestellung und Zielsetzung
- 1.3 Relevanz für die Berufspraxis der Sozialen Arbeit
- 1.4 Aufbau der Arbeit, methodisches Vorgehen und inhaltliche Eingrenzung
- 2 Der menschliche Körper und seine Bedeutung für Individuum und Gesellschaft
- 2.1 Der Körperbegriff – ‚Körper-Sein‘ und ‚Körper-Haben‘
- 2.2 Ausgewählte Positionen zur Soziologie des Körpers
- 2.2.1 Der Körper als Naturphänomen
- 2.2.2 Der zivilisierte Körper
- 2.2.3 Der disziplinierte und kontrollierte Körper
- 2.2.4 Der Körper als Kapital
- 2.3 Der Körper als Produkt und Produzent von Gesellschaft
- 3 Der Körper innerhalb moderner westlicher Gesellschaften
- 3.1 Die strukturelle Beschaffenheit moderner westlicher Gesellschaften
- 3.2 Auswirkungen auf den individuellen und gesellschaftlichen Stellenwert des Körpers sowie die Umgangsweisen damit
- 3.3 Werte, Normen, Normalität
- 3.4 Aktuelle gesellschaftliche Körpernormen
- 3.4.1 Funktionalität/Leistungsfähigkeit
- 3.4.2 Gesundheit
- 3.4.3 Ästhetik/Schönheit
- 3.5 Das Körperbild moderner westlicher Gesellschaften - der ‚normale‘ Körper
- 4 Der abweichende Körper
- 4.1 Behinderung/Beeinträchtigung
- 4.1.1 Unterschiedliche Perspektiven auf das Phänomen Behinderung
- 4.1.2 Definition körperliche Beeinträchtigung
- 4.2 Charakteristik der Normabweichung und deren gesellschaftliche Wahrnehmung und Bewertung
- 4.2.1 Funktionalität/Leistungsfähigkeit
- 4.2.2 Gesundheit
- 4.2.3 Ästhetik/Schönheit
- 4.3 Gesellschaftliche Einstellungen gegenüber Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen
- 5 Gesellschaftliche Stigmatisierungsprozesse gegenüber Menschen mit abweichenden, beeinträchtigten Körperstrukturen
- 5.1 Der Körper als Stigma
- 5.2 Diskriminierung und Exklusion
- 5.2.1 Diskriminierungs- und Exklusionsprozesse im Kontext gesellschaftlicher Funktionssysteme
- 5.2.2 Übergeordnete Diskriminierungs- und Exklusionsaspekte
- 5.3 From wonder to error - Vernichtungstendenzen
- 5.3.1 Dämonologisierung, Freaks und Monster
- 5.3.2 Verwissenschaftlichung, Medizinisierung und Pathologisierung von Abweichung und ‚Anders-Sein‘
- 5.3.3 Moderne Biomedizin
- 5.4 Aktuelle gesellschaftliche Situation von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelor-Arbeit untersucht die gesellschaftliche Stigmatisierung von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen. Ziel ist es, die soziologischen Aspekte des Körperbildes in modernen westlichen Gesellschaften zu beleuchten und die daraus resultierenden Diskriminierungsprozesse zu analysieren. Die Arbeit basiert auf der Fragestellung, wie abweichende Körperstrukturen gesellschaftlich wahrgenommen, bewertet und behandelt werden.
- Soziologie des Körpers und deren Bedeutung für Individuum und Gesellschaft
- Gesellschaftliche Normen und Ideale bezüglich des Körpers in modernen westlichen Gesellschaften
- Wahrnehmung und Bewertung abweichender Körperstrukturen
- Diskriminierung und Exklusion von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen
- Implikationen für die Soziale Arbeit
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik Körper und Gesellschaft ein und begründet das persönliche und berufliche Interesse der Verfasserin an diesem Thema. Sie beschreibt den Ausgangspunkt der Arbeit, nämlich die Beobachtung von Diskriminierungsprozessen gegenüber Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen im Feld der Sozialen Arbeit. Es wird die Relevanz des Themas für die Soziale Arbeit hervorgehoben und der Aufbau der Arbeit skizziert.
2 Der menschliche Körper und seine Bedeutung für Individuum und Gesellschaft: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Körperbegriff und verschiedenen soziologischen Perspektiven auf den Körper. Es werden verschiedene Theorien vorgestellt, die den Körper als Naturphänomen, als zivilisierten, disziplinierten und kontrollierten Körper, sowie als Kapital betrachten. Der Fokus liegt auf der komplexen Interaktion zwischen Körper und Gesellschaft und wie der Körper sowohl Produkt als auch Produzent gesellschaftlicher Strukturen ist.
3 Der Körper innerhalb moderner westlicher Gesellschaften: Dieses Kapitel analysiert die strukturelle Beschaffenheit moderner westlicher Gesellschaften und deren Einfluss auf den Stellenwert des Körpers. Es untersucht die vorherrschenden Werte, Normen und das Ideal des "normalen" Körpers, indem es die Kriterien Funktionalität, Gesundheit und Ästhetik beleuchtet. Der gesellschaftliche Druck auf die Konformität mit diesen Normen wird erörtert.
4 Der abweichende Körper: Dieses Kapitel definiert den Begriff "Behinderung/Beeinträchtigung" und stellt verschiedene Perspektiven auf dieses Phänomen dar. Es analysiert die Abweichung von gesellschaftlichen Normen bezüglich Funktionalität, Gesundheit und Ästhetik bei Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen und deren gesellschaftliche Wahrnehmung und Bewertung. Es werden die unterschiedlichen Perspektiven auf Behinderung beleuchtet.
5 Gesellschaftliche Stigmatisierungsprozesse gegenüber Menschen mit abweichenden, beeinträchtigten Körperstrukturen: Dieses Kapitel analysiert die Stigmatisierungsprozesse, denen Menschen mit abweichenden Körperstrukturen ausgesetzt sind. Es untersucht Diskriminierung und Exklusion in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und beleuchtet historische und aktuelle Tendenzen der Ausgrenzung bis hin zur Vernichtung. Die Kapitel beschreibt verschiedene Formen der Diskriminierung, von der Ignoranz bis hin zur aktiven Ausgrenzung, und analysiert die Rolle moderner Biomedizin in diesem Kontext.
Schlüsselwörter
Körper, Gesellschaft, Stigmatisierung, Behinderung, Beeinträchtigung, Soziologie des Körpers, Körperbild, Normalität, Abweichung, Diskriminierung, Exklusion, Soziale Arbeit, Moderne, Biomedizin.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: Gesellschaftliche Stigmatisierung von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen
Was ist der Gegenstand dieser Bachelorarbeit?
Die Arbeit untersucht die gesellschaftliche Stigmatisierung von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen in modernen westlichen Gesellschaften. Sie analysiert soziologische Aspekte des Körperbildes und die daraus resultierenden Diskriminierungsprozesse.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie werden abweichende Körperstrukturen gesellschaftlich wahrgenommen, bewertet und behandelt?
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Soziologie des Körpers und deren Bedeutung für Individuum und Gesellschaft; gesellschaftliche Normen und Ideale bezüglich des Körpers in modernen westlichen Gesellschaften; Wahrnehmung und Bewertung abweichender Körperstrukturen; Diskriminierung und Exklusion von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen; Implikationen für die Soziale Arbeit.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit besteht aus fünf Kapiteln: Einleitung, Der menschliche Körper und seine Bedeutung für Individuum und Gesellschaft, Der Körper innerhalb moderner westlicher Gesellschaften, Der abweichende Körper und Gesellschaftliche Stigmatisierungsprozesse gegenüber Menschen mit abweichenden, beeinträchtigten Körperstrukturen. Die Einleitung führt in die Thematik ein und skizziert den Aufbau. Die weiteren Kapitel behandeln sukzessive die soziologischen Perspektiven auf den Körper, gesellschaftliche Normen und deren Abweichungen, sowie die daraus resultierenden Stigmatisierungen und Diskriminierungsprozesse.
Welche soziologischen Perspektiven auf den Körper werden betrachtet?
Die Arbeit betrachtet verschiedene soziologische Perspektiven auf den Körper, darunter den Körper als Naturphänomen, als zivilisierten, disziplinierten und kontrollierten Körper sowie als Kapital. Es wird die komplexe Interaktion zwischen Körper und Gesellschaft beleuchtet.
Wie werden abweichende Körperstrukturen definiert und betrachtet?
Die Arbeit definiert den Begriff "Behinderung/Beeinträchtigung" und präsentiert verschiedene Perspektiven auf dieses Phänomen. Sie analysiert die Abweichung von gesellschaftlichen Normen bezüglich Funktionalität, Gesundheit und Ästhetik bei Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen und deren gesellschaftliche Wahrnehmung und Bewertung.
Welche Formen der Diskriminierung und Exklusion werden untersucht?
Die Arbeit untersucht Diskriminierung und Exklusion in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und beleuchtet historische und aktuelle Tendenzen der Ausgrenzung bis hin zur Vernichtung. Verschiedene Formen der Diskriminierung, von Ignoranz bis hin zur aktiven Ausgrenzung, werden analysiert.
Welche Rolle spielt die Biomedizin im Kontext der Stigmatisierung?
Die Arbeit analysiert die Rolle der modernen Biomedizin im Kontext der Stigmatisierung von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, einschließlich der Verwissenschaftlichung, Medizinisierung und Pathologisierung von Abweichung und Anderssein.
Welche Relevanz hat die Arbeit für die Soziale Arbeit?
Die Arbeit hebt die Relevanz des Themas für die Soziale Arbeit hervor und zeigt die Implikationen der Ergebnisse für die Praxis auf. Sie zeigt auf, wie Soziale Arbeit auf Diskriminierungsprozesse reagieren und intervenieren kann.
Welche Schlüsselbegriffe sind für die Arbeit relevant?
Schlüsselbegriffe sind: Körper, Gesellschaft, Stigmatisierung, Behinderung, Beeinträchtigung, Soziologie des Körpers, Körperbild, Normalität, Abweichung, Diskriminierung, Exklusion, Soziale Arbeit, Moderne, Biomedizin.
- Quote paper
- Alexandra Pauli (Author), 2014, Körper und Gesellschaft. Gesellschaftliche Stigmatisierungsprozesse gegenüber Menschen mit abweichenden Körperstrukturen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273975