Mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wurde im Jahr 1948 der Grundstein für einen internationalen Menschenrechtsschutz gelegt. Vor allem die Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges führten dazu, dass erstmals ein menschenrechtliches Dokument auf der Basis völkerrechtlicher Verständigung verfasst wurde. Dabei beinhaltet bereits die grundlegende Absicht „Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt“ in der Präambel den Anspruch auf eine weltweite Gültigkeit der Menschenrechte.
Über die Entstehung von Menschenrechten in anderen Teilen der Erde, wie Afrika, ist uns wenig bekannt. Es ist anzunehmen, dass sich bereits in frühen, traditionellen afrikanischen Gesellschaften ein spezifisches Rechtsverständnis entwickelte, welches bis heute Einfluss auf die bestehenden Rechtssysteme in Afrika und die afrikanische Einstellung gegenüber den universellen Menschenrechten ausübt. Aus dieser Annahme heraus entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten ein Prozess der „Afrikanisierung“ der Menschenrechte, der auf der Forderung nach internationaler Anerkennung der afrikanischen Selbstbestimmung, Entwicklung
und der eigenen Menschenrechte basiert.
Diese Arbeit hinterfragt, worin genau die Forderung nach afrikanischen Menschenrechten besteht und welche Merkmale und Besonderheiten der afrikanischen, kulturellen Identität dieser zugrunde liegen. Im ersten Teil erfolgt eine kurze Darstellung der Entstehung des Rechtspluralismus, der bis heute in den afrikanischen Staaten vorherrschend ist und Auskunft über die bestehenden Rechtssysteme und ihre Problematiken gibt. In Kapitel 3 wird der vom „Westen“ erhobene Universalitätsanspruch der Menschenrechte einer spezifisch afrikanischen Rechtsauffassung gegenübergestellt und in diesem Zusammenhang untersucht, welche Rollen die traditionellen Werte und die kulturelle Identität dabei einnehmen. Der letzte Teil befasst sich mit der Afrikanischen Charta der Menschenrechte und Rechte der Völker als erstes afrikanisches Konzept von Menschenrechten. Dabei werden die Besonderheiten des Dokuments hinsichtlich einer auf Tradition und Kultur beruhenden, afrikanischen Rechtsauffassung analysiert. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entstehung des Rechtspluralismus in Afrika
- Traditionelles Recht im vorkolonialen Afrika
- Die Einführung moderner Rechtssysteme im Kolonialismus
- Rechtspluralismus im postkolonialen Afrika
- Afrikas Forderung nach eigenen Menschenrechten
- Der Ursprung der Menschenrechte
- Die afrikanische Menschenrechtsauffassung
- Das Recht auf eine neue Weltordnung
- Die Afrikanische Charta der Menschenrechte und Rechte der Völker
- Die Präambel
- Bürgerliche und politische Rechte
- Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte
- Die Rechte der Völker
- Pflichten
- Fazit
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der „Afrikanisierung" der Menschenrechte und untersucht, wie afrikanische Staaten ihre kulturelle Identität und Traditionen in die Gestaltung ihrer Menschenrechtskonzeptionen integrieren. Die Arbeit analysiert die Entstehung des Rechtspluralismus in Afrika, die Herausforderungen der Universalität von Menschenrechten und die Rolle der Afrikanischen Charta der Menschenrechte und Rechte der Völker als ein afrikanisches Konzept von Menschenrechten.
- Die Entstehung und Entwicklung des Rechtspluralismus in Afrika
- Die afrikanische Menschenrechtsauffassung im Vergleich zum westlichen Universalitätsanspruch
- Die Rolle der traditionellen Werte und der kulturellen Identität in der Gestaltung afrikanischer Menschenrechte
- Die Afrikanische Charta der Menschenrechte und Rechte der Völker als Ausdruck der „Afrikanisierung" der Menschenrechte
- Die Herausforderungen der Umsetzung und Durchsetzung von Menschenrechten in Afrika
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der „Afrikanisierung" der Menschenrechte ein und stellt die Relevanz der afrikanischen Tradition und Kultur für die Gestaltung eigener Menschenrechtskonzeptionen heraus. Kapitel 2 beleuchtet die Entstehung des Rechtspluralismus in Afrika, der aus dem Nebeneinander von traditionellen, religiösen und staatlichen Rechtspraktiken resultiert. Dieses Kapitel analysiert die Merkmale des traditionellen Rechts im vorkolonialen Afrika, die Einführung moderner Rechtssysteme im Kolonialismus und die Herausforderungen des Rechtspluralismus im postkolonialen Afrika.
Kapitel 3 untersucht die Forderung Afrikas nach eigenen Menschenrechten. Es werden die Unterschiede zwischen der westlichen Menschenrechtsauffassung und der afrikanischen Sichtweise auf Menschenrechte herausgearbeitet. Hierbei werden die Rolle der traditionellen Werte, die Bedeutung der kulturellen Identität und die Forderung nach einer neuen Weltordnung, die die wirtschaftliche und politische Ungleichheit zwischen Afrika und dem Westen berücksichtigt, beleuchtet.
Kapitel 4 analysiert die Afrikanische Charta der Menschenrechte und Rechte der Völker als erstes afrikanisches Konzept von Menschenrechten. Dieses Kapitel untersucht die Besonderheiten der Charta hinsichtlich einer auf Tradition und Kultur beruhenden, afrikanischen Rechtsauffassung. Es werden die Präambel, die bürgerlichen und politischen Rechte, die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte, die Rechte der Völker und die in der Charta festgehaltenen Pflichten analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die „Afrikanisierung" der Menschenrechte, Rechtspluralismus, traditionelle afrikanische Rechtsauffassung, kulturelle Identität, Universalität und Partikularität von Menschenrechten, Afrikanische Charta der Menschenrechte und Rechte der Völker, Selbstbestimmung, Entwicklung, Rechte der Völker, wirtschaftliche und soziale Rechte, afrikanische Tradition und Kultur.
- Citar trabajo
- Sabine Forkel (Autor), 2012, Die „Afrikanisierung“ der Menschenrechte, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273558