Ausgebrannt! Eine Diagnose, die seit geraumer Zeit die Menschen in unserer Gesellschaft bewegt. Burnout nennen es Mediziner und Psychologen. Doch was steckt hinter dieser Diagnose, die mittlerweile so häufig gestellt wird, dass das Burnout-Syndrom mehr und mehr einem Massenphänomen gleicht? In diesem Zusammenhang wurden die Selbst- und Fremdführung des Menschen thematisiert. Wo und in welcher Rolle findet sich der Mensch heute in der Gesellschaft? Wie sehr ist er dabei „Ich“ und selbstbestimmt und was entfernt ihn vom „Ich“ und seiner Natur durch Fremdbestimmung oder Herrschaft?
Die rasante Entwicklung unserer Gesellschaft seit Beginn der Industrialisierung führte u. a. auch zu einer Reduzierung des Menschen auf eine Funktionseinheit, einer Arbeitseinheit in einer Wertschöpfungskette im Rennen um Rekordgewinne und Absatzstrategien. Diese gesellschaftlichen Veränderungen führen immer häufiger zu psychischen und psychosomatischen Erkrankungen, zu denen heute vorrangig das Burnout-Syndrom zählt. Wie ist nun das Auftreten dieses Syndroms im Wandel einer augenscheinlich aufgeklärten Gesellschaft zu werten? Handelt es sich hier lediglich um die Erscheinung einer individuellen Problematik, die auf Grund des Nicht-Schritt-Haltens mit dem beschleunigten Lebenstempo zu Tage tritt, also dem Scheitern der Selbstführung? Oder lässt sich hier ein Prozess der Aufklärung und damit ein Schritt aus der „selbst verschuldeten Unmündigkeit“, wie Kant ihn in seiner Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? im Dezember-Blatt der Berlinischen Monatsschrift 1784 beschreibt, erkennen?
Der Frage, ob und wie sich der Kant’sche Aufklärungsansatz auf das Burnout-Syndrom der heutigen Gesellschaft übertragen lässt, widme ich mich in der folgenden Seminararbeit. Ich werde dabei zunächst eine Definition des Begriffs der Aufklärung, wie Kant ihn verstanden hat, vornehmen. Im Anschluss daran folgt die Betrachtung des Burnout-Syndroms, seiner Definition und seines Erscheinungsbildes. Dabei werden mögliche Auslöser vor dem Hintergrund einer Gesellschaft mit stark beschleunigtem Lebenstempo analysiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was ist Aufklärung
- Zur Person Immanuel Kant
- Kants Idee der Aufklärung
- Die selbstverschuldete Unmündigkeit
- Der "öffentliche" und "private" Gebrauch der Vernunft
- Vom "guten" Rahmen
- Das Burnout-Syndrom
- Burnout: keine Krankheit, nur das Leben will bewältigt werden
- Die Gesellschaft der Helden
- Der Wolf im Schafspelz: ein neuer Gängelwagen
- Der Charakter der Postmoderne
- Im Dschungel des "viel zu viel" kommt keine Langeweile auf
- Keine Zeit für Zeit
- Vom "Nicht-mehr-können" zum "Nicht-mehr-wollen" - Sapere aude!
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit „Burnout — Kapitulation oder Revolution?" analysiert das gesellschaftliche Phänomen des Burnouts im Kontext der Aufklärungsphilosophie Immanuel Kants. Die Arbeit zielt darauf ab, die Frage zu beantworten, ob und wie sich Kants Aufklärungsgedanken auf das Burnout-Syndrom der heutigen Gesellschaft übertragen lassen.
- Die Definition des Begriffs der Aufklärung im Sinne Kants
- Die Analyse des Burnout-Syndroms, seiner Symptome und Ursachen im Kontext der modernen Gesellschaft
- Die Rolle von Selbst- und Fremdführung im Hinblick auf die Freiheitseinschränkung und die Möglichkeit zur Selbstaufklärung
- Die Bewertung des Burnout-Syndroms als möglicher Prozess der Selbstaufklärung im Sinne Kants
- Die Herausforderungen und Chancen der Selbstaufklärung in einer beschleunigten und leistungsorientierten Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Burnout-Syndrom als ein gesellschaftliches Massenphänomen vor und führt in die Thematik der Aufklärung im Sinne Kants ein.
Das erste Kapitel widmet sich der Definition des Begriffs der Aufklärung im Sinne Kants. Es werden Kants Person, seine Philosophie sowie seine zentrale Idee der Selbstaufklärung durch den Gebrauch der Vernunft beleuchtet. Der Fokus liegt dabei auf der Kritik an der „selbstverschuldeten Unmündigkeit" des Menschen und der Notwendigkeit, sich von Vormündern zu befreien, um die eigene Vernunft zu nutzen. Kants Unterscheidung zwischen dem „öffentlichen" und „privaten" Gebrauch der Vernunft wird ebenfalls erläutert.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Burnout-Syndrom. Es werden die Symptome und Ursachen des Syndroms im Kontext der modernen Gesellschaft analysiert. Dabei wird die These aufgestellt, dass die heutige Leistungsgesellschaft mit ihren hohen Ansprüchen und dem Druck zur Selbstoptimierung zu einer neuen Form der Fremdführung führt, die das Burnout-Syndrom begünstigt.
Die Arbeit untersucht die Rolle von Selbst- und Fremdführung im Hinblick auf die Freiheit des Einzelnen und die Möglichkeit zur Selbstaufklärung. Es wird argumentiert, dass die heutige Gesellschaft, geprägt von Konsum, Medien und einem beschleunigten Lebenstempo, neue Formen der Fremdführung hervorbringt, die den Menschen in einen Leistungszwang treiben und die Selbstaufklärung behindern.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Aufklärungsphilosophie Immanuel Kants, das Burnout-Syndrom, Selbst- und Fremdführung, die moderne Gesellschaft, Leistungsdruck, Selbstaufklärung, Freiheitseinschränkung, und die Herausforderungen der Selbstbestimmung in einer beschleunigten und leistungsorientierten Gesellschaft.
- Quote paper
- Melanie Hardt (Author), 2013, Burnout. Kapitulation oder Revolution?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273322
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