Die drei Staats- und Regierungschefs Frankreichs, Großbritanniens und Amerikas, Clemenceau, Lloyd George und Wilson, hatten sich nach dem Ende des 1. Weltkrieges über die Dauer von 5 Monaten in Paris getroffen und über den Vertrag verhandelt, den man den „Boches“, so wurden die Deutschen von diesen drei Seiten bezeichnet, zur Unterzeichnung vorlegen wollte. Von Anfang an war deutlich, dass es kein Friedensvertrag werden würde, sondern ein Racheakt, mit welchem Frankreich sein lange vorher festgelegtes Ziel der Wiedereingliederung Elsass-Lothringens verwirklichen wollte. Doch das Endergebnis dieser Vertragsverhandlungen erschreckte selbst diejenigen, die an der Ausarbeitung beteiligt waren. Die folgende Ausarbeitung wird zunächst kurz den Verlauf und das Ende des ersten Weltkrieges erläutern, anschließend die politischen Zustände in Deutschland nach dem Waffenstillstand aufzeigen, daraufhin auf die Verhandlungen und die Ausarbeitung des Friedenvertrages eingehen und schließlich die Unterzeichnung und die damit verbundenen politischen Probleme in Deutschland darstellen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Kurze Darstellung des Verlaufs und des Endes des ersten Weltkrieges
2.1 Überblick über den Verlauf und das Ende des Krieges
2.2 Deutschland nach Ende des Krieges
2.3 Die Waffenstillstandsvereinbarung
3. Die Ausarbeitung des Friedensvertrags von Versailles
3.1 Die „Rückkehr“ Elsass-Lothringens nach Frankreich
3.2 Der Versuch der Annexion des Saarlandes
3.3 Die Besetzung des Rheinlands
3.4 Übrige Gebietsverluste Deutschlands
3.5 Die Reparationszahlungen
4 Die Unterzeichnung des Vertrags von Versailles 1919
5 Zusammenfassung des Vertrags von Versailles
6 Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Demütige niemanden, den du nicht vernichten kannst!“[1]
Hätten sich die Schöpfer des Friedensvertrages des ersten Weltkrieges, der am 28. Juni 1919 im Spiegelsaal des königlichen Schlosses in Versailles unterzeichnet wurde, an diese Maxime Machiavellis gehalten, wäre der Welt wohl der Schrecken eines weiteren Weltkrieges erspart geblieben.
Die drei Staats- und Regierungschefs Frankreichs, Großbritanniens und Amerikas, Clemenceau, Lloyd George und Wilson, hatten sich nach dem Ende des 1. Weltkrieges über die Dauer von 5 Monaten in Paris getroffen und über den Vertrag verhandelt, den man den „Boches“, so wurden die Deutschen von diesen drei Seiten bezeichnet, zur Unterzeichnung vorlegen wollte. Von Anfang an war deutlich, dass es kein Friedensvertrag werden würde, sondern ein Racheakt, mit welchem Frankreich sein lange vorher festgelegtes Ziel der Wiedereingliederung Elsass-Lothringens verwirklichen wollte. Doch das Endergebnis dieser Vertragsverhandlungen erschreckte selbst diejenigen, die an der Ausarbeitung beteiligt waren.
Die folgende Ausarbeitung soll zunächst kurz den Verlauf und das Ende des ersten Weltkrieges erläutern, anschließend die politischen Zustände in Deutschland nach dem Waffenstillstand aufzeigen, daraufhin auf die Verhandlungen und die Ausarbeitung des Friedenvertrages eingehen und schließlich die Unterzeichnung und die damit verbundenen politischen Probleme in Deutschland darstellen.
2. Kurze Darstellung des Verlaufs und des Endes des ersten Weltkrieges
Der erste Weltkrieg wurde mit einer Härte und Brutalität geführt, die bis dato nicht bekannt war. Es wurden neuartige Kampfmethoden und Kampfmittel eingesetzt, so z. B. Flugzeuge oder Granaten mit enormer Reichweite, und auch vor so grausamen Methoden, wie dem Einsatz von Giftgas wurde nicht zurückgeschreckt. Insgesamt fielen dem ersten Weltkrieg fast 15 Millionen Menschenleben zum Opfer, darunter 6 Millionen Zivilisten.[2]
Nordostfrankreichs wurde komplett zerstört, das meiste durch deutsche Soldaten bei ihrem Abzug nach Unterzeichnung der Waffenstillstandsvereinbarung. Den Weg vom Ausbruch bis zu dieser Vereinbarung werden wir nun im Folgenden jetzt kurz skizzieren.
2.1 Überblick über den Verlauf und das Ende des Krieges
Der erste Weltkrieg brach am 28. Juni 1914 mit der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo durch bosnische Terroristen aus. Die Mittelmächte Deutsches Reich und Österreich-Ungarn kämpften gegen die Mächte der – 1907 gegründeten – „Triple-Entente“, bestehend aus Frankreich, England und Russland.
Am 4. August 1914 begann der Krieg zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich, der der grausamste Krieg werden sollte, den die Menschheit bis dahin erlebt hat. Am 2. September 1914 stand das deutsche Heer nur 50 Kilometer vor Paris, wurde aber durch alliierte Verbände von Franzosen und Briten an der Marne gestoppt. Nun begann der 4 Jahre andauernde Stellungskrieg rund um Verdun, der auf beiden Seiten rund einer halben Million Soldaten das Leben kostete. Am 6. April 1917 traten die USA in den Krieg ein und brachten durch ihre ausgeruhten Streitkräfte die entscheidende Wende. Am 3. März 1918 schied Russland mit dem Frieden von Brest-Litowsk aus dem aktiven Kriegsgeschehen aus und Deutschland versuchte im Anschluss mit einer Großoffensive, der so genannten „Ludendorff-Offensive“, den Durchbruch an der Westfront zu erreichen. Ende Mai 1918 stand die deutsche Armee wieder an der Marne. Die französische Regierung bereitete bereits ihren Rückzug aus Paris vor, als Deutsche Haubitzen Granaten bis nach Paris schleuderten.[3] [4]
Aber durch eine Neuordnung der alliierten Armeen gelang es ihnen, die Offensive zurückzudrängen.
Nachdem das Scheitern der so genannten „Kaiserschlacht“ im August 1918 deutlich wurde drängten die Alliierten weiter vor, während die Deutschen einen geordneten Rückzug organisierten. Zudem hatten die Alliierten Bulgarien eingenommen, so dass der Weg nach Österreich-Ungarn offen war, was den Generalstabschef der deutschen Armee Ludendorff veranlasste, von der Regierung Waffenstillstandsverhandlungen zu fordern.[5] Nach Verwirrungen in der deutschen Politik – Spartakisten sowie Sozialdemokraten kämpften in Berlin um die Macht – und aufgrund eines Telegramms, dessen Ursprung nicht ganz geklärt ist, unterzeichnete der deutsche Gesandte Erzberger am 11. November 1918 die Waffenstillstandsvereinbarung und beendete damit den ersten Weltkrieg.[6]
Bevor wir diese Vereinbarung, sowie die dazugehörige Lansing-Note und den 14-Punkte-Plan des amerikanischen Präsidenten Wilsons näher beleuchten, werden wir vorher die Zustände in Deutschland nach Ende des Krieges und während der Friedensverhandlungen der Siegermächte aufzeigen.
2.2 Deutschland nach Ende des Krieges
Als der Deutsche Gesandte Erzberger am 11. November 1918 die Waffenstillstandsvereinbarung unterzeichnete, waren dem erhebliche Unruhen in Berlin vorausgegangen. „Seit Ende 1917 war das Reich durch die heimtückische, zunehmend beißende, defätistische Propaganda spartakistischer Anführer unterminiert. Diese wollten die Bolschewiken von Petersburg nachahmen“[7].
Diese Revolutionäre wurden zum einen von Lenin aus Russland, zum anderen aber von der französischen Regierung unterstützt. Lenin wollte seinen Bolschewismus ausbreiten und in Deutschland installieren, während das Bestreben der französischen Führung darin bestand, Unruhe und Verwirrung in Deutschland zu stiften.[8] In dieser Verwirrung nun hatten in Berlin nahezu gleichzeitig zwei Vertreter des linken Lagers, nämlich Scheidemann und Liebknecht, die „Deutsche Republik“ ausgerufen. Liebknecht ging dabei noch weiter und rief zwei Stunden nach Scheidemann die „freie sozialistische Republik“ aus, wobei er den sowjetischen Agenten für ihre Hilfe dankte. Die gemäßigteren Linken um Scheidemann schlossen sich daraufhin den Radikalen um Liebknecht an, wurden jedoch sehr schnell nur noch zu Marionetten.[9] Bis zum 7. Januar 1919 hielt sich diese Republik und nur dank des Offiziers Noske, der die vom Krieg heimgekehrten Soldaten mobilisierte und mit ihnen Scheidemann und Ebert zu Hilfe eilte, konnte Deutschland vor dem Einfluss Lenins bewahrt werden. Nach der Niederschlagung weiterer Revolutionen in Bremen, im Ruhrgebiet und in Sachsen wurde am 6. Februar 1919 ein neues Parlament gegründet, das jedoch zu großen Teilen aus der Regierungsmannschaft Wilhelms II. bestand.[10] Auch der Begriff „Republik Deutschland“ wurde verworfen und man kehrte zum „Deutschen Reich“ zurück. Bis April 1919 und darüber hinaus hatte Deutschland jedoch mit mehreren kleinen Revolutionen zu kämpfen, die allesamt von Agenten Lenins angezettelt wurden. Doch Noske blieb Reichswehrminister und mit Hilfe seiner unerbittlichen Härte schlug er alle Aufstände der Spartakisten nieder.
„Mit Genugtuung verfolgten die Alliierten, wie die Bolschwisten dazu beitrugen, jegliche Ordnung in Deutschland zu vernichten. Sie waren dem Eisner in München mit Auffallender Liebnswürdigkeit begegnet, auch seinen leninistischen Nachfolgern, die den einzigen den Westen noch schützenden Wall bestürmten. Die Vernichtung Deutschlands war für sie das allererste Ziel; das übrige dagegen nur eine Nebensache.“[11]
Nachdem Erzberger die Bedingungen der Waffenstillstandsvereinbarung gelesen hatte, entgegnete er dem französischen Gesandten Foch „ »Begreifen Sie denn nicht, daß Sie uns und auch sich selbst ins Verderben stürzen, wenn sie uns alle Mittel nehmen, uns gegen den Bolschewismus zu wehren? Die Reihe wird dann auch an Sie kommen!« “[12]
Worin diese Vereinbarung bestand, werden wir im Folgenden erläutern.
2.3 Die Waffenstillstandsvereinbarung
Es war das Ziel der Alliierten, dass die Kampfhandlungen „zu einem sofortigen Ende gebracht werden [sollten]“[13]. Daher verzichtete man auf den Einmarsch in Deutschland und die Einnahme Berlins. Das hatte jedoch zur Folge, dass die deutschen Soldaten in Berlin vom Reichspräsident Ebert als „im Felde unbesiegt“[14] willkommen geheißen wurden. Auch der französische Journalist Raymond Cartier bestätigte: „»Die deutsche Front war nirgendwo gebrochen […] Keine größere deutsche Einheit hatte die Waffen niedergestreckt. «“[15]
Die Vereinbarung enthielt folgende, sehr harte Bedingungen:
„Ungültigkeitserklärungen der Verträge über Deutschlands Siege, Verzicht auf alle seine Eroberungen, sofortige Räumung Belgiens und Frankreichs, Rückzug aus Russland, Abtretung Elsass-Lothringens, Internierung seiner Hochseeflotte in britischen Häfen, Auslieferung aller U-Boote, Flugzeuge und großer Mengen sonstiger Waffen, Rückzug aller deutschen Divisionen auf das rechte Rheinufer, Einmarsch alliierter Besatzungsarmeen ins Rheinland […] Fortführung der Blockade […]“[16].
[...]
[1] Lentin, A: Die Drachensaat von Versailles. Leoni, 1989 S.10
[2] vgl. Wiegrefe, K.: Der Marsch in die Barbarei. Spiegel Special 1/2004 S. 9
[3] ebd.
[4] vgl. Lentin, A.: a.a.O. S. 39f
[5] ebd. S. 13
[6] vgl. Degrelle, L.: Hitler. Geboren in Versailles. Tübingen 1992 S. 18
[7] Degrelle, L.: a.a.O. S. 15
[8] vgl. Degrelle, L.: a.a.O. S. 21f
[9] ebd. S. 59
[10] ebd. S. 93
[11] Degrelle, L.: a.a.O. S. 92
[12] ebd. S.20
[13] Lentin, A.: a.a.O. S. 41
[14] ebd.
[15] Cartier, R.: Adolf Hitler à l’assaut du pouvoir, S.75f In: Degrelle, L.: a.a.O. S. 14
[16] Lentin, A.: a.a.O. S.41
- Quote paper
- Michael Pehle (Author), Friedemann Dette (Author), 2004, Vertrag von Versailles 1919 - Das Zustandekommen des Friedensvertrages des ersten Weltkrieges, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27322
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