Der fortschreitende Klimawandel und dessen Folgen sowie die Verknappung natürlicher Ressourcen beeinflussen globale Volkswirtschaften zusehends und gelten als eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Aufgrund der zunehmend spürbar werdenden Konsequenzen des Treibhausgasausstoßes und des Raubbaus der Natur hat sich das Bewusstsein für eine nachhaltige Lebensweise und ein naturverträgliches Wirtschaften in Politik und Gesellschaft zu einem Leitbild zukunftsfähiger Entwicklung herausgebildet.
Trotz der großen Möglichkeiten und Potenziale, die sich durch die Umsetzung nachhaltigen Geschäftsprozessmanagements (GPM) ergeben können, existiert bisher kein Ansatz zur Messung des Bereitschafts- bzw. Umsetzungsgrads (readiness) von nachhaltigem GPM in Unternehmen. Ohne eine solche Messung ist es Organisationen nicht möglich ihren aktuellen Status in Bezug auf nachhaltige GPM Aktivitäten zu ermitteln. Dies behindert die gezielte Identifizierung von Verbesserungspotenzialen sowie die Ausnutzung des vollständigen Leistungsvermögens.
Um diese Lücke zu schließen und die Messung nachhaltigen GPMs in Unternehmen zu ermöglichen, versucht die vorliegende Arbeit die Frage zu beantworten: Welche Fähigkeiten benötigen Unternehmen, um nachhaltiges GPM umzusetzen und wie lassen sich die Dimensionen dieser Fähigkeiten messen?
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Ökologische Nachhaltigkeit
2.1.1 Definition und Dimensionen
2.1.2 Ökologische Ziele, Strategien und Indikatoren
2.1.3 Ökologische Nachhaltigkeit in der unternehmerischen Praxis
2.2 Geschäftsprozessmanagement im Kontext ökologischer Nachhaltigkeit
2.2.1 Aufgaben des konventionellen Geschäftsprozessmanagements
2.2.2 Ökologisch nachhaltiges Geschäftsprozessmanagement
2.3 Readiness als Fähigkeit nachhaltig zu handeln
3 Methodik
3.1 Literaturrecherche
3.1.1 Durchführung der Literaturrecherche
3.1.2 Ergebnisse der Literaturauswertung
3.2 Entwicklung eines Green-BPM-readiness-Modells
3.2.1 Grüne Einstellung
3.2.2 Grüne Strategie
3.2.3 Grüne Governance
3.2.4 Grüne Modellierung
3.2.5 Grünes Monitoring
3.2.6 Grüne Optimierung
3.3 Umfragedesign und Durchführung der Datenerhebung
3.4 Datenanalyse
3.4.1 Vorgehensweise einer Strukturgleichungsmodellierung
3.4.2 Vorgehensweise einer konfirmatorischen Faktorenanalyse
4 Evaluierung des Green-BPM-readiness-Modells
4.1 Soziodemographische Auswertung
4.2 Faktorenanalyse des Messmodells
4.2.1 Modellformulierung und Pfaddiagramm
4.2.2 Identifikation der Modellstruktur
4.2.3 Parameterschätzung und Beurteilung der Schätzergebnisse
4.3 Regressionsanalyse des Strukturmodells
5 Fazit
Anhang
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 2-1: Gewichtetes Säulenmodell der Nachhaltigkeit
Abbildung 2-2: Input-Output-Beziehung eines Geschäftsprozesses
Abbildung 2-3: GPM-Lebenszyklus
Abbildung 2-4: Teufelsquadrat für nachhaltiges GPM
Abbildung 3-1: Übersicht der Kernelemente nachhaltigen GPMs
Abbildung 3-2: EPK bzw. BPMN Modellierung ökologischer Kennzahlen
Abbildung 3-3: Elemente des Green-BPM-readiness-Modells
Abbildung 3-4: Beispiel eines Strukturgleichungsmodells
Abbildung 3-5: Reflektives vs. formatives Messmodell
Abbildung 4-1: Demographische Zusammensetzung der Stichprobe
Abbildung 4-2: Initiales Strukturgleichungsmodell der Green-BPM-readiness
Abbildung 4-3: Initiales Messmodell der latent exogenen Variablen
Abbildung 4-4: Reliabilität des Messmodells
Abbildung 4-5: Modellgüte des Messmodells
Abbildung 4-6: Optimiertes Messmodell der Green-BPM-readiness
Abbildung 4-7: Initiales Strukturmodell der Green-BPM-readiness
Abbildung 4-8: Ergebnis der Signifikanzprüfung der Faktoren
Abbildung 4-9: Effektstärke der Faktoren auf die Green-BPM-readiness
Abbildung 4-10: Berechnetes Strukturmodell der Green-BPM-readiness
Abbildung 5-1: Green-BPM-readiness teilnehmender Unternehmen
Abbildung 0-1: Verwendete Literaturdatenbanken und -suchmaschinen
Abbildung 0-2: Verwendete Schlüsselwörter zur Literaturrecherche
Abbildung 0-3: Relevante Literaturquellen
Abbildung 0-4: Onlinefragebogen
Abbildung 0-5: Indikatoren des Green-BPM-readiness Modells
Abbildung 0-6: Extrahierung von E-Mail-Adressen in LexisNexis
Abbildung 0-7: Branchen der teilnehmenden Unternehmen
Abbildung 0-8: Ergebnisse der explorativen Faktorenanalyse
Abbildung 0-9: Faktorladungen der ersten Iteration
Abbildung 0-10: Korrelationen (grau) und quadrierte Korrelationen (kursiv) zwischen den Modellfaktoren
1 Einleitung
Der fortschreitende Klimawandel und dessen Folgen in Form von Umweltkatastrophen sowie die Verknappung natürlicher Ressourcen führen zu einer zunehmenden Beein- flussung globaler Volkswirtschaften und gelten als eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Die ausgestoßenen Treibhausgase haben bereits dazu geführt, dass sich das globale Klima gegenüber vorindustriellen Werten um 1 Grad Celsius erwärmt hat (vgl. BMU 2012, 1). Nicht-erneuerbare, natürliche Ressourcen wie Bodenschätze oder fossile Brennstoffe werden vom Menschen unwiderruflich ausgebeutet. Die dadurch entstehenden negativen Auswirkungen auf die Natur sind irreversibel und be- einflussen die Lebensgrundlage heutiger und zukünftiger Generationen.
Aufgrund der zunehmend spürbar werdenden Konsequenzen des Treibhausgasausstoßes und des Raubbaus der Natur hat sich das Bewusstsein für eine nachhaltige Lebensweise und ein naturverträgliches Wirtschaften in Politik und Gesellschaft zu einem Leitbild zukunftsfähiger Entwicklung herausgebildet.
Die Europäische Union (EU) hat bspw. Strategien und Ziele zum Schutz natürlicher Ressourcen und der Bekämpfung des Klimawandels als zentralen Baustein ihrer Politik festgelegt (vgl. EU 2011, 4).1 Unternehmen tragen durch die Nutzung natürlicher Roh- stoffe, den Ausstoß von Treibhausgasen und Abwässern sowie der Produktion von Ab- fällen wesentlich zur Zerstörung der natürlichen Umwelt bei. Um die negativen Aus- wirkungen auf die Natur zu verringern ist die Optimierung geschäftlicher Tätigkeiten und Strukturen hinsichtlich einer besseren Umweltverträglichkeit notwendig. Unter- nehmen sind in der Pflicht, eigene Prozesse soweit zu verbessern, dass natürliche Res- sourcen langfristig und für zukünftige Generationen in ausreichendem Maß zur Verfü- gung stehen. Die Planung, Durchführung, Überwachung und Steuerung dieser Prozesse sind die Kernaufgaben des nachhaltigen Geschäftsprozessmanagements (GPM) (vgl. Seidel et al. 2012, 3; Ghose et al. 2009, 103).
Neben gewinnorientierten, ökonomischen Unternehmenszielen gewinnen dadurch auch nachhaltige Kriterien zunehmend an Bedeutung. Zahlreiche Studien, wie eine vom Deutschen Aktieninstitut im Jahr 2012 durchgeführte Befragung börsennotierter Unter- nehmen,2 belegen, dass nachhaltiges Wirtschaften einerseits die Umwelt schont, ande- rerseits aber auch den Unternehmenserfolg steigert (vgl. DAI 2012, 9). Nachhaltig aus- gerichtetes Geschäftsprozessmanagement hilft, die ökologische Effizienz des Unter- nehmens langfristig zu verbessern, ohne die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu beinträchtigen.
Untersuchungsgegenstand und Zielsetzung
Trotz der großen Möglichkeiten und Potenziale, die sich durch die Umsetzung nachhal- tigen GPMs ergeben können, existiert in der wissenschaftlichen Literatur bisher kein Ansatz zur Messung des Bereitschafts- bzw. Umsetzungsgrads (readiness) von nachhal- tigem GPM in Unternehmen. Ohne eine solche Messung ist es Organisationen nicht möglich ihren aktuellen Status in Bezug auf nachhaltige GPM Aktivitäten zu ermitteln.3 Dies behindert die gezielte Identifizierung von Verbesserungspotenzialen für nachhalti- ges GPM sowie die Ausnutzung des vollständigen Leistungsvermögens (vgl. Molla et al. 2008, 671).
Um diese Forschungslücke zu schließen und die Messung nachhaltigen GPMs in Unter- nehmen zu ermöglichen, ergibt sich die der vorliegenden Arbeit zugrundeliegende For- schungsfrage:
Welche F ä higkeiten ben ö tigen Unternehmen, um nachhaltiges GPM (Green-BPM) um zusetzen und wie lassen sich die Dimensionen dieser F ä higkeiten messen?
Zur Beantwortung dieser zentralen Frage wird zunächst ein Modell entwickelt, welches durch empirisch erhobene Daten einer statistischen Evaluierung unterzogen wird. Dar- aus ergeben sich folgende konkretere Forschungsfragen, die der Erreichung des Unter- suchungsziels dienen und im Rahmen dieser Arbeit der Reihe nach beantwortet werden:
FF1: Wie lässt sich die Green-BPM-readiness in einem theoretischen Modell erklären?
FF2: Welche statistisch relevanten Faktoren und Indikatoren können in einem Green-BPM-readiness-Modell identifiziert werden?
FF3: In welchem Maß beeinflussen die identifizierten Faktoren die Green-BPM- readiness?
Inhaltlicher Aufbau
Zur Beantwortung der Forschungsfragen ist die vorliegende Arbeit in fünf Kapitel untergliedert. Auf die Einleitung folgt in Kapitel 2 die Herleitung der für den Hauptteil erforderlichen theoretischen Grundlagen. Aufbauend auf dem Begriff Nachhaltigkeit werden deren Dimensionen sowie die Definition der ökologischen Nachhaltigkeit erörtert, einschließlich den der Nachhaltigkeit zugrundeliegenden Ziele, Strategien und Indikatoren sowie deren Bedeutung in der unternehmerischen Praxis. Darauffolgend wird der Begriff Gesch ä ftsprozessmanagement in Bezug auf dessen klassische Aufgaben und der ökologischen Nachhaltigkeit näher bestimmt. Der Grundlagenteil wird mit der Erläuterung des readiness-Konzepts abgeschlossen.
In Kapitel 3 wird die methodische Vorgehensweise zur Beantwortung der Forschungs- fragen dargelegt. Zunächst werden die Durchführung der systematischen Literatur- recherche und deren Ergebnisse beschrieben. Im Anschluss daran werden die im Zuge der Literaturauswertung ermittelten Arbeiten in Hinblick auf die Forschungsfragen ana- lysiert und ein theoretisches Green-BPM-readiness-Modell hergeleitet. Basierend auf der ausführlichen Beschreibung der Modellelemente wird eine empirische Umfrage durchgeführt, deren Design und Umsetzung beschrieben werden. Anschließend erfolgt die Erläuterung der Vorgehensweise der statistischen Methoden. Zunächst wird das übergeordnete Konzept der Strukturgleichungsmodellierung dargelegt, um darauf auf- bauend die Methodik einer konfirmatorischen Faktorenanalyse zu erörtern.
Kapitel 4 veranschaulicht die Auswertung der gewonnenen Daten. Dabei wird zunächst auf die soziodemographische Zusammensetzung der Stichprobe eingegangen, um darauf aufbauend die Ergebnisse der Faktorenanalyse sowie des Strukturgleichungsmodells detailliert vorzustellen und zu beurteilen.
Mit dem Fazit in Kapitel 5 endet die vorliegende Arbeit. Neben einer kritischen Analyse der gewonnenen Erkenntnisse werden in diesem Kapitel Implikationen für Forschung und Praxis vorgestellt.
2 Theoretische Grundlagen
In diesem Kapitel werden die grundlegenden Begriffe definiert, die im Rahmen dieser Arbeit für die Beantwortung der aufgestellten Forschungsfragen erforderlich sind und im weiteren Verlauf dieser Arbeit immer wieder aufgegriffen werden. Wie in der Einlei- tung dargelegt, liegt die Motivation für die Untersuchung der Green-BPM-readiness4 in der Bedeutsamkeit eines schonenden und zukunftsorientierten Umgangs mit der natürli- chen Umwelt begründet. Vor diesem Hintergrund wird in Kapitel 2.1 zunächst der Be- griff der Nachhaltigkeit und darauf aufbauend der Begriff der ö kologischen Nachhaltig- keit, einschließlich der zugrundeliegenden Ziele, Strategien und Indikatoren definiert. Im Anschluss daran folgt die Erläuterung der Bedeutung der Nachhaltigkeit für die un- ternehmerische Praxis. In Kapitel 2.2 wird zunächst das Konzept des konventionellen GPMs und dessen Aufgaben anhand der Lebenszyklustheorie beschrieben. Anschlie- ßend folgt die Verknüpfung des konventionellen GPMs mit der ökologischen Nachhal- tigkeit. Das „readiness“-Konzept, dessen Verständnis für die Beantwortung der For- schungsfragen notwendig ist, wird in Kapitel 2.3 umfassend erläutert.
2.1 Ökologische Nachhaltigkeit
In der globalen Gesellschaft steigt das Bewusstsein für drohende Folgen der Klimaer- wärmung wie bspw. die Verringerung der Artenvielfalt, zunehmende Verknappung von Ressourcen, oder immer häufiger und verheerender auftretende Umweltkatastrophen. Dies führt bei immer mehr Menschen zu der Erkenntnis, dass eine ökologisch nachhal- tige Entwicklung zum Erhalt der natürlichen Umwelt dringend notwendig ist (vgl. Hög- ner et al. 2012, 18). Vor diesem Hintergrund werden im Folgenden das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung sowie die zur Umsetzung notwendigen Ziele, Strategien und Indikatoren der ökologischen Nachhaltigkeit5 vorgestellt. Anschließend folgt die Erläu- terung der Umsetzung ökologischer Nachhaltigkeit in der unternehmerischen Praxis.
2.1.1 Definition und Dimensionen
Heutzutage nutzen sowohl Politiker als auch Unternehmen den Begriff Nachhaltigkeit als Modewort in verschiedensten Kontexten und unterschiedlichsten Zusammenhängen (vgl. Behlau 2010, 11; Bund 2012; Högner et al. 2012, 9; Spindler 2012, 1-2). Studien zeigen, dass der Bekanntheitsgrad des Nachhaltigkeitsbegriffs in der Bevölkerung in den Jahren 2000 bis 2010 von 13% auf 43% angestiegen ist. Jedoch können sich laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) nur 32% der Befragten unter dem Ausdruck Nachhaltigkeit konkret etwas vorstellen (vgl. BMU 2010, 40; GfK 2012).
Der Begriff Nachhaltigkeit (engl.: sustainability) geht zurück auf ein bereits Anfang des 18. Jahrhunderts entstandenes Konzept der nachhaltigen Forstwirtschaft. Es beruht auf dem Grundsatz nur so viel Holz abzubauen, wie durch Neupflanzungen von Bäumen nachwachsen kann (vgl. Carnau 2011, 12). Dieser Grundgedanke der Bestandserhaltung ist bis heute fest mit dem Terminus Nachhaltigkeit verbunden.
Die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (Brundtland-Kommission) veröf- fentlichte 1987 in ihrem Bericht „Our Common Future“ die bis heute meistzitierte Defi- nition des Nachhaltigkeitsbegriffs. Der Bericht bildete die Basis für die 1992 stattfin- dende Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro (Rio-Konferenz) (vgl. Carnau 2011, 13; Craig/Dale 2008, 363; Dao et al. 2011, 64; Hilty et al. 2011, 13; Schmidt 2011, 19). Die dort beschlossene Agenda 21 sollte den Bericht in internationales Handeln umsetzen und der Politik als Leitlinie zu einer nachhaltigen Entwicklung dienen (vgl. Glück 2001, 10; Spindler 2012, 8).
Der Bericht definiert nachhaltige Entwicklung als „development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs” (Brundtland 1987, 24). Demnach ist das Ziel der Nachhaltigkeit, die Bedürfnisse der heutigen Generation auf eine Art und Weise zu befriedigen, ohne zukünftige Gene- rationen in der Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse einzuschränken (vgl. Brundtland 1987, 46; Belz 2003, 353; Elliot/Binney 2008, 9). Im Sinne eines Generationenvertrags geht es um eine vorsorgende soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung, die heutigen und künftigen Generationen gleichermaßen gerecht wird (Bestandserhaltung) (vgl. Spindler 2012, 5). Dabei bestehen zwischen den drei Dimensionen soziale, öko- nomische und ökologische Nachhaltigkeit wechselseitige Abhängigkeiten, sogenannte Interdependenzen, weshalb diese Faktoren nicht isoliert voneinander betrachtet werden- können (vgl. Balderjahn 2004, 3; Carnau 2011, 18; Cleven et al. 2012, 112; Zeise et al. 2012, 132). Eine nachhaltige Entwicklung beschränkt sich demnach nicht auf einzelne Dimensionen, z. B. den Schutz der natürlichen Umwelt, sondern umfasst auch gesell- schaftliche und wirtschaftliche Aspekte. Ein ökologisches Gleichgewicht aus dem Ver- brauch natürlicher Ressourcen und deren gleichzeitigen Erhaltung kann demnach nur erreicht werden, wenn ökonomische Sicherheit und soziale Gerechtigkeit in Harmonie gebracht werden (vgl. Balderjahn 2004, 3; Freericks et al. 2010, 250; Glück 2001, 10; Schmidt 2011, 19).
Das Ziel einer dauerhaften Bereitstellung und gerechten Verteilung sozialer Grundgüter wird von der sozialen Nachhaltigkeitsdimension verfolgt (vgl. Carnau 2011, 19). Alle Menschen sollen bspw. einen gleichberechtigten Zugang zu Gesundheits- und Bildungseinrichtungen, Lebensmittelversorgung oder humanen Arbeitsbedingungen erhalten (vgl. Carnau 2011, 19; Balderjahn 2004, 13).
Die Dimension der ökonomischen Nachhaltigkeit beschäftigt sich mit der „Aufrechter- haltung der materiellen Bedürfnisbefriedigung“ verschiedener gesellschaftlicher Grup- pen (Carnau 2011, 19). Dabei werden u. a. Ziele wie Preisstabilität, außenwirtschaftli- ches Gleichgewicht, ein hoher, anhaltender Beschäftigungsgrad oder eine lange Le- bensdauer von Unternehmen angestrebt (vgl. Carnau 2011, 19; Balderjahn 2004, 22).
Die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit stellt die Auswirkungen der Ausbeutung der natürlichen Umwelt durch den Menschen in den Mittelpunkt. Das Ziel ist, die Nut- zung natürlicher Ressourcen und die damit verbundenen Umweltschäden mit teilweise irreversiblen Folgen zu minimieren, sodass der natürliche Lebensraum als Quelle für erneuerbare und nicht-erneuerbare Rohstoffe sowie als Aufnahmemedium für Schad- stoffe erhalten bleibt (vgl. Carnau 2011, 19; Balderjahn 2004, 9-10; Bop- pert/Tenerowicz 2009, 2). In diesem Zusammenhang werden unter Umweltschäden alle belastenden bzw. negativen Einflüsse auf die Umwelt verstanden, die durch Organisati- onen verursacht werden (vgl. Goebels 2004, 40). Zu den in der Literatur am häufigsten genannten Umweltwirkungen6 zählen (vgl. Hoesch-Klohe/Ghose 2010, 554; Houy et al. 2011b, 503):
- Verbrauch natürlicher Ressourcen- und Energie,
- Schadstoff- und Lärmemissionen in Luft, Boden und Gewässer,
- Zerstörung der Flora und Fauna durch z. B. Straßen und Gebäude,
- potentielle Risiken durch Lagerung gefährlicher Stoffe und sonstigem Abfall.
Das Säulen-Modell der Nachhaltigkeit
Für die Umsetzung des Nachhaltigkeitsleitbildes wurden im Laufe der Zeit verschiedene Ein- und Mehr-Säulen-Modelle7 entwickelt, welche unterschiedliche Auffassungen im Bezug auf den Stellenwert und die Abhängigkeiten der verschiedenen Nachhaltigkeits- dimensionen repräsentieren (vgl. Kolpiin/Müller 2009, 33; Kopfmüller et al. 2001, 47- 55; Pfeiffer/Walther 2003, 447-450). Das in der Wissenschaft, Politik und Unterneh- menspraxis häufig verwendete Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit berücksichtigt aufbauend auf dem Brundtland-Bericht die ökologische, ökonomische und soziale Di- mension gleichermaßen. Demnach kann eine nachhaltige Entwicklung auf lange Sicht nur gelingen, wenn Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaft- lichen Gesichtspunkten berücksichtigt werden (vgl. Behlau 2010, 12; Carnau 2011, 20; Dyllick/Hockerts 2002, 132; Kopatz 2005, 24).
Autoren wie bspw. Vogt (2009, 143) oder Spindler (2012, 13) beurteilen das DreiSäulen-Modell aufgrund starker Zielkonflikte zwischen den einzelnen Dimensionen als nicht praktikabel. Da das Überleben aller Generationen nur dann möglich ist, „wenn die Natur als Grundlage zum Leben und Wirtschaften erhalten bleibt“, stellt die ökologische Dimension eine zwingende Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung dar (Högner et al. 2012, 30). Natürliche Ressourcen bilden das Fundament für soziales und ökonomisches Handeln, wodurch der ökologischen Dimension eine höhere Gewichtung zukommt (vgl. Stahlmann 2008, 61; Carnau 2011, 12-13).
Um die besondere Rolle der ökologischen Dimension auszudrücken, erweitert Stahl- mann (2008, 61) das Drei-Säulen-Modell zum sog. gewichteten Säulenmodell, welches die natürliche Umwelt als Grundlage einer nachhaltigen Entwicklung darstellt (siehe Abbildung 2-1). Des Weiteren wird das Modell um die kulturelle Dimension ergänzt, die eine Einbindung der Nachhaltigkeit in die Alltagskultur der Menschen bei gleichzei- tigem Erhalt gesellschaftlicher Werte und Normen zum Ziel hat.
[...]
1 Im Rahmen der „Energie 2020“-Strategie wurde im Jahr 2007 die Reduktion der Treibhausgasemis- sionen um 20%, der Ausbau des Anteils erneuerbarer Energien auf 20%, und die Senkung der CO2- Emissionen um 80% festgelegt (vgl. EU 2011, 4).
2 Die Studie besagt, dass die Nachhaltigkeit für 86% der Befragten langfristig mit einem gesteigerten Unternehmenserfolg verbunden ist (vgl. DAI 2012, 9).
3 Bei einer im Jahr 2012 durchgeführten Studie der Managementberatung Bearingpoint konnten drei- viertel der Befragten Unternehmen nur wenig bis gar keine Angaben über den aktuellen Umsetzungsgrad von nachhaltigem GPM machen (vgl. Bearingpoint 2012, 22).
4 Der Ausdruck Green-BPM ist gleichbedeutend mit dem Deutschen gr ü nes GPM oder nachhaltiges GPM. Alle drei Begriffe werden im Verlauf dieser Arbeit synonym verwendet.
5 Hediger (1997, 17) unterscheidet zwar bei den Begriffen nachhaltige Entwicklung und Nachhaltig- keit zwischen einem kontinuierlichen Prozess und einem Wunschzustand. Aufgrund der in der wissenschaftlichen Literatur weitestgehend synonymen Verwendung beider Begriffe werden diese auch in dieser Arbeit bedeutungsgleich verwandt (vgl. Carnau 2011, 13).
6 Während Umweltwirkungen wie Wasserverbrauch oder CO2-Emissionen quantitativ gemessen werden, kann bspw. der Schaden durch die Zerstörung der Flora und Fauna nur anhand qualitativer Skalen erfasst werden (vgl. Hoesch-Klohe/Ghose 2010, 554).
7 Das von Kang/Wood (1995) vorgestellte Pyramiden-Modell stellt ein Beispiel eines Ein-Säulen- Modells dar, während das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit ein Mehr-Säulen-Modell be- schreibt.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Science Michel Hecking (Autor:in), 2013, Ökologisch nachhaltiges Geschäftsprozessmanagement, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272716
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