Im Zuge der drei Reichseinigungskriege gelang es Otto von Bismarck unter Nutzung des durch Reformen verbesserten preußischen Militärs ein geeintes Deutsches Reich zu begründen. Um jedoch den Fortbestand des jungen deutschen Reiches zu sichern, musste der deutsche Reichskanzler dafür sorgen, dass dieses oft auch als Halbhegemonie bezeichnete Reich in das außenpolitische Geflecht Europas integriert werde.
In diesem Zusammenhang kam es durch die bismarcksche Außenpolitik 1873 zum Dreikaiserabkommen, dem ersten außenpolitischen Bündnis des Reichskanzlers. Auf eben diesem Abkommen zwischen den drei monarchischen Staaten Österreich-Ungarn, Russland und Deutschland soll der Fokus dieser Hausarbeit liegen. Allerdings wird dieses Bündnis in der Geschichtswissenschaft und auch von den Zeitgenossen durchaus ungleich beurteilt. So spricht Bismarck gegenüber von Bülow davon, dass „das Drei-Kaiser-Bündnis […] bisher die Bürgschaft des Friedens [ist]; wird es gelockert, […] drängt die Unverträglichkeit der österreichisch-englisch-russischen Interessen im Orient auf den Krieg hin.“ Holborn hingegen deutet darauf hin, dass das Dreikaiserabkommen von einigen Russen sogar als Fiktion wahrgenommen wurde. Diesbezüglich ließen sie verlauten, dass „der Spott der Franzosen, das Dreikaiserabkommen sei nur eine Maske, hinter der die Mächte die sie trennenden Gegensätze versteckten, […]nicht ganz unbegründet [war].“ Auf weitere Urteile werde ich zu späterem Zeitpunkt nochmals zu sprechen kommen.
Fakt ist jedoch, dass das Dreikaiserabkommen keiner kontinuierlichen Fortdauer unterlag, da es letztlich auf dem Berliner Kongress ad acta gelegt wurde. Demnach muss es gewisse Spannungsfelder gegeben haben, die ein Bestehen des Abkommens nicht zuließen. In dieser Hausarbeit sollen die Belastungsfaktoren des monarchischen Bündnisses dargestellt werden und letztlich soll der Frage nachgegangen werden, ob es sich nicht vielmehr lediglich um eine trügerische Sicherheit statt um einen Pfeiler des europäischen Friedens gehandelt hat. An dieser Stelle möchte ich die These aufstellen, dass ein Fortbestehen des Dreikaiserabkommens durch das konkrete militärische Eingreifen der Russen in die durch den Freiheitsdrang der christlichen Balkanvölker ausgelösten Aufstände gegen die Türken nicht möglich war. Doch bevor ich auf den Bruch des Abkommens zusprechen komme, werde ich den konkreten Weg zum Bündnis skizzieren und anschließend auf zwei wesentliche Belastungsfaktoren eingehen...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Außenpolitischer Rahmen nach der Reichsgründung
- Ziele der bismarckschen Außenpolitik
- Die Stellung der anderen Großmächte gegenüber dem neuen Deutschen Reich
- Der konkrete Weg zum Bündnis
- Das Bündnis als Stützpfeiler einer scheinbaren Sicherheit
- Die deutsch-französische Konfrontation als Faktor der Unsicherheit
- Die Balkankrise als Faktor der Unsicherheit
- Der Bruch des Bündnisses infolge der Balkankrise
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der kritischen Analyse des Dreikaiserabkommens von 1873, einem Bündnis zwischen Österreich-Ungarn, Russland und Deutschland, das von Otto von Bismarck initiiert wurde. Die Arbeit untersucht, ob dieses Abkommen tatsächlich einen Beitrag zum europäischen Frieden leistete oder ob es sich um eine trügerische Sicherheit handelte.
- Die Außenpolitik Bismarcks und seine Ziele nach der Reichsgründung
- Die Spannungen im europäischen Machtgefüge nach der Gründung des Deutschen Reiches
- Die Entstehung und die Belastungsfaktoren des Dreikaiserabkommens
- Die Rolle der deutsch-französischen Konfrontation und der Balkankrise
- Der Bruch des Abkommens und die Folgen für die europäische Sicherheitsordnung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt das Dreikaiserabkommen vor und skizziert die unterschiedlichen Perspektiven auf dieses Bündnis in der Geschichtswissenschaft. Die Arbeit thematisiert die These, dass das Abkommen aufgrund der russischen Intervention in den Balkankonflikten letztlich zum Scheitern verurteilt war.
- Außenpolitischer Rahmen nach der Reichsgründung: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die politische Situation in Europa nach der Gründung des Deutschen Reiches und skizziert die außenpolitischen Ziele Bismarcks. Dabei wird insbesondere die deutsch-französische Konfrontation sowie die Gefahr eines Zweifrontenkrieges beleuchtet.
- Der konkrete Weg zum Bündnis: Dieses Kapitel schildert die Entstehung des Dreikaiserabkommens und die dahinterstehenden politischen Motive.
- Das Bündnis als Stützpfeiler einer scheinbaren Sicherheit: Dieses Kapitel analysiert die Faktoren, die das Dreikaiserabkommen belasteten. Dabei werden die deutsch-französische Konfrontation sowie die Balkankrise als wichtige Einflussfaktoren herausgestellt.
- Der Bruch des Bündnisses infolge der Balkankrise: Dieses Kapitel beschreibt die Ereignisse, die zum Zerfall des Dreikaiserabkommens führten und die Auswirkungen dieses Bruchs auf die europäische Sicherheitsordnung.
Schlüsselwörter
Dreikaiserabkommen, Otto von Bismarck, deutsche Reichsgründung, europäische Machtpolitik, deutsch-französische Konfrontation, Balkankrise, trügerische Sicherheit, Bündnispolitik, Pentarchie, Monarchie.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2013, Eine kritische Betrachtung des Dreikaiserabkommens von 1873, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272435