Bürokratie im Sinne einer Verwaltung gab es bereits in der Antike. Die Römer setzten etwa einen umfassenden Stab aus Verwaltern für ihr Reich ein, im alten Ägypten bestand ein weit verzweigtes, aber starres Verwaltungssystem in persönlicher Abhängigkeit. Doch erst im 15. und 16. Jahrhundert bilden sich in Europa Strukturen heraus, die so etwas wie ein Beamtentum entstehen lassen. Heute haben wir bürokratische Strukturen als unabdingbaren Teil der Verwaltung national wie international. Die Europäische Union (EU) ist in den über 60 Jahren seit ihrer Gründung stetig an Aufgaben, Kompetenzen und vor allem an Mitgliedsstaaten angewachsen. Mittlerweile gehören 28 Staaten zur Union, Tendenz steigend. Doch beinahe im selben Maße, wie gerade in den letzten Jahren die Ausweitung der EU stattgefunden hat, so ist auch die Kritik an ihr gewachsen. Im Kern steht die Frage der Legitimation der Institutionen und der EU als gesamtes politisches Konstrukt. Dazu gehört auch die Frage nach einer wahrgenommenen überbordenden Bürokratisierung der EU selbst wie auch als Ausläufer davon in den einzelnen Mitgliedstaaten. Von Regularien zu Themen der Energieversorgung bis hin zur „Gurkenkrümmung“ scheint die Bürokratie mittlerweile alle Bereiche des öffentlichen und auch privaten Lebens zu durchdringen. Die Menschen haben keinen Bezug zur EU und ihren Institutionen, während gleichzeitig insbesondere die europäische Kommission immer wieder Gesetzte entwirft, die einen nachhaltigen Einfluss auf das Leben innerhalb der EU haben können, ohne dass die Bürger einen direkten Einfluss ausüben können.
Diese Arbeit untersucht daher die Frage der „legitimen Herrschaft“ der EU anhand der Herrschaftskonzeption Max Webers. Im Fokus steht die Fragestellung, inwieweit Webers Ansatz der „rationalen Herrschaft“ mittels Bürokratie sich auf die EU, respektive die Kommission anwenden lässt. Die Arbeit gliedert sich dabei in zwei Hauptteile: Zunächst wird der Ansatz Webers erläutert und dargestellt, inklusive der Frage nach der demokratischen Legitimität. Der zweite Teil umfasst die Analyse der europäischen Kommission, gefolgt von einer abschließenden Bewertung der Fragestellung. Als Hauptquelle für Max Weber wird sein Hauptwerk „Wirtschaft und Gesellschaft: Grundriss der verstehenden Soziologie“ verwendet, das zu den Klassikern der Soziologie zählt und welches erst nach seinem Tod als zusammenhängendes Werk 1921 und 1922 erstmalig erschienen ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Herrschaft und Legitimation
- Herrschaft der Bürokratie
- Eigenschaften bürokratischer Herrschaft
- Gefahren der bürokratischen Herrschaft
- Bürokratie und Demokratie
- Die Europäische Union und die Bürokratie
- Die Kommission
- Bürokratischer Apparat der Kommission
- Aufgaben der Kommission
- Kritik
- Die EU und ihre demokratische Legitimation
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Max Webers Theorie der bürokratischen Herrschaft auf die Europäische Union, insbesondere auf die Kommission, angewendet werden kann und ob die EU der idealen Vorstellung der bürokratischen Verwaltung als Herrschaftsform entspricht. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse der EU und ihrer Institutionen im Licht von Webers Konzept der "rationalen Herrschaft" mittels Bürokratie.
- Die Theorie der Bürokratie nach Max Weber
- Die Legitimität von Herrschaft
- Die Europäische Kommission als Beispiel für eine bürokratische Organisation
- Die Rolle der Bürokratie in der EU
- Die demokratische Legitimation der EU
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und führt in die Problematik der bürokratischen Herrschaft in der EU ein.
- Herrschaft und Legitimation: In diesem Kapitel wird Webers Konzept der Herrschaft und seine Definition von Legitimität dargestellt. Die drei Typen der legitimen Herrschaft - traditionelle, charismatische und bürokratische - werden erläutert.
- Herrschaft der Bürokratie: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Eigenschaften und Gefahren der bürokratischen Herrschaft. Es wird untersucht, wie die Bürokratie die demokratische Ordnung beeinflussen kann.
- Die Europäische Union und die Bürokratie: Hier wird die EU als Beispiel für eine bürokratische Organisation analysiert. Der Fokus liegt auf der Kommission und ihrem bürokratischen Apparat, ihren Aufgaben und der Kritik an ihrer Funktionsweise.
- Die EU und ihre demokratische Legitimation: In diesem Kapitel wird die Frage der demokratischen Legitimation der EU behandelt. Es wird diskutiert, inwieweit die EU ein demokratisches Mandat hat und wie die Bürger an der Entscheidungsfindung beteiligt werden können.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Konzepten wie Bürokratie, Herrschaft, Legitimation, Max Weber, Europäische Union, Europäische Kommission und Demokratie. Die Analyse betrachtet die Anwendung der bürokratischen Herrschaft auf die EU und untersucht die Herausforderungen der demokratischen Legitimation im Kontext einer komplexen und bürokratischen Organisation.
- Quote paper
- Badir Bayramov (Author), 2014, Herrschaft und Bürokratie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272201