Im Folgenden möchte ich der Frage nachgehen, inwiefern sich Judith Butlers These von einer nicht fassbaren, weder real, noch in Worten greifbaren, Geschlechtsidentität in der fiktiven und auch, nicht nur im wahrsten Sinne, fantastischen Biographie „Orlando“ von Virginia Woolf abbildet. Denn meine These ist, dass sich, auch wenn 62 Jahre zwischen dem Erscheinen der jeweiligen Oeuvre liegen und der Begriff „gender“ in den 1920er Jahren noch nicht für die Bezeichnung des sozialen Geschlechts verwendet wurde und Woolf daher in ihrem Werk ausschließlich den Begriff des „sex“ verwendet, auch wenn sie, aus heutiger Sicht betrachtet, häufig „gender“ meint, große Übereinstimmung der Autoren bezüglich dieser Frage zeigt. Zu Beginn werde ich auf angeblich typische Verhaltensweisen und Eigenschaften von Frauen und Männern, also auf ihre vermeintlich geschlechtsspezifischen Rollen, ihre vermeintlichen Geschlechtsidentitäten eingehen, wie Woolf sie in ihrem Werk schwarz auf weiß, mit ironisch hinterfragendem Ton dieser ins Auge springenden Schwarz-Weiß-Malerei, als Kostümierung über vier Jahrhunderte hinweg, aufführt. Anschließend werde ich mich Judith Butlers Auffassung von Geschlechtsidentität widmen und sie insbesondere mit der zentralen Verwandlungsszene oder Geschlechtsumwandlungsszene Orlandos in Verbindung bringen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschlechtsspezifische Rollenbilder in Virginia Woolfs Orlando
- Geschlecht und Geschlechtsidentität bei Judith Butler und Virginia Woolf - ein Vergleich
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit sich Judith Butlers These von einer nicht fassbaren Geschlechtsidentität in Virginia Woolfs Roman „Orlando“ widerspiegelt. Die Untersuchung analysiert die Darstellung geschlechtsspezifischer Rollenbilder in Woolfs fiktiver Biographie und setzt sie in Bezug zu Butlers Theorie. Die Arbeit strebt danach, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Ansätzen beider Autorinnen zu beleuchten.
- Geschlechtsspezifische Rollenbilder in der Literatur
- Judith Butlers These von einer nicht fassbaren Geschlechtsidentität
- Virginia Woolfs Darstellung von Geschlechterrollen und -identität in „Orlando“
- Vergleich der Ansätze von Butler und Woolf
- Die Bedeutung der Geschlechtsumwandlung in „Orlando“
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die These der Arbeit vor. Sie erläutert den Zusammenhang zwischen Judith Butlers These von einer nicht fassbaren Geschlechtsidentität und Virginia Woolfs Roman „Orlando“ und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Geschlechtsspezifische Rollenbilder in Virginia Woolfs Orlando
Dieses Kapitel analysiert die Darstellung von geschlechtsspezifischen Rollenbildern in „Orlando“. Es beleuchtet, wie Woolf verschiedene Rollen und Verhaltensweisen, die traditionell dem männlichen oder weiblichen Geschlecht zugeordnet werden, in ihrem Roman aufzeigt. Durch Orlandos Geschlechtsumwandlung stellt Woolf diese Rollenbilder in Frage und deutet auf die Vielschichtigkeit und Fluktuation von Geschlecht und Geschlechtsidentität hin.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind Geschlechtsidentität, Geschlecht, Geschlechterrollen, Literatur, Virginia Woolf, Judith Butler, „Orlando“, „Das Unbehagen der Geschlechter“, Geschlechtsumwandlung, soziale Konstruktion von Geschlecht.
- Quote paper
- Victoria Hohmann (Author), 2013, Geschlechtsidentität bei Virginia Woolf und Judith Butler, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272063