Die Begriffe Religion und Politik sind seit jeher eng miteinander verbunden. So ist aus der aktuellen Weltpolitik das Wort „Islam“ nicht mehr wegzudenken. Täglich demonstrieren uns Nachrichten über Religionskonflikte in der islamischen Welt, dass Religion bis heute eine bedeutende Rolle für die Politik eines Landes spielt. Aktuelle politische Debatten, z.B. die Integrationsfrage der zahlenmäßig steigenden muslimischen Bevölkerung in Deutschland zeugen ebenfalls von dieser Wechselwirkung.
Auch in Afrika gingen Religion und Politik mitunter sehr enge Bindungen ein. In den letzten Jahrhunderten gewann der Islam im Zuge der Islamisierung zunehmend an Bedeutung. Von den weltweit über einer Milliarde Muslimen leben heute ein Drittel in Afrika, was dem afrikanischen Islam mehr Gewicht verleiht, als in der Weltöffentlichkeit bislang angenommen wird. Die Verbreitung des Islam begann bereits vor dem 11. Jh. durch den Fernhandel mit muslimischen Händlern entlang der Sahararouten. Der Reichtum, die Schriftkultur und das islamische Wertesystem der Araber beeindruckte die afrikanischen Herrscher, die recht bald zum Islam konvertierten und ihre eigenen religiösen Traditionen mit ihm vermischten. Vom 17. bis 20. Jh. folgte unter anderem durch militante Glaubenskriege (Djihads) und damit verbundenen neuen, streng islamischen Herrschaftsverhältnissen eine flächendeckende Ausbreitung des Islam in Nord- und Westafrika. Eine tragende Rolle übernahmen dabei islamische Bruderschaften (auch Sufi-Orden), die sich ab dem 12. Jh. zu hierarchisch strukturierten Glaubensgemeinschaften verfestigten und fortan in Nord- und Westafrika verbreiteten. Die wichtigsten unter ihnen waren und sind: Quadiriyya, Tidjaniyya und Muridiyya. (...)
Meiner Arbeit liegen maßgeblich die Werke von Lucy Behrman und Roman Loimeier zugrunde, die beide ausführliche Untersuchungen über die Beziehung zwischen islamischen Bruderschaften und der senegalesischen Politik liefern. Behrmans Feldforschung fand in den 60er Jahren statt und gibt deshalb nur Aufschluss über jene Zeit, während Loimeiers Abhandlungen aus dem Jahre 2001 auch die Präsidentschaft Dioufs miteinbeziehen. Des Weiteren stütze ich mich auf Rüdiger Seesemanns Werk über Ahmadu Bamba und die Entstehung der Muridiyya sowie auch auf die Forschungsergebnisse O´Briens in seinem 1971 erschienenen Werk The Mourids of Senegal.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Muridiyya
- Ahmadu Bamba und die Entstehung der Muridiyya
- Lehre und Organisation
- Muridiyya und Politik im Senegal
- Die Ära Léopold Sédar Senghors (1960-1980)
- Die Ära Abdou Dioufs (1981-2000)
- Vergleich
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Beziehung zwischen der Muridiyya, einer islamischen Bruderschaft, und der Politik des Senegals im 20. Jahrhundert. Der Fokus liegt darauf, den Einfluss der Muridiyya auf die Politik des Senegals während der beiden Präsidentschaften von Léopold Sédar Senghor und Abdou Diouf zu beleuchten.
- Entstehung und Entwicklung der Muridiyya
- Die Lehre und Organisation der Muridiyya
- Der Einfluss der Muridiyya auf die Politik des Senegals
- Vergleich der Politik während der Ära Senghor und Diouf
- Die Rolle der Muridiyya im Kontext der senegalesischen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die enge Beziehung zwischen Religion und Politik heraus, insbesondere im Kontext des Islams und der Islamisierung in Afrika. Sie hebt die Bedeutung der islamischen Bruderschaften für die Verbreitung und Verfestigung des Islams in Nord- und Westafrika hervor, wobei die Muridiyya im Senegal als Beispiel für diese Beziehung dienen soll.
Kapitel 1: Die Muridiyya
Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung der Muridiyya unter der Führung von Ahmadu Bamba Mbacké im 19. Jahrhundert. Es beschreibt die Entwicklung der Bruderschaft von ihren Anfängen als heterogene Gruppe von Anhängern bis zur Gründung von Touba als Zentrum der Muriden. Das Kapitel behandelt auch die Auseinandersetzungen der Muridiyya mit der französischen Kolonialmacht und den Aufstieg der Bruderschaft zu einer bedeutenden Kraft im Senegal.
Kapitel 2: Muridiyya und Politik im Senegal
Dieses Kapitel untersucht die Beziehung zwischen der Muridiyya und der senegalesischen Politik im 20. Jahrhundert, aufgeteilt in die Ära von Léopold Sédar Senghor und die Ära von Abdou Diouf. Es wird analysiert, wie die Muridiyya die Politik des ersten Präsidenten Senghor nach der Unabhängigkeitserklärung beeinflusste und wie sich die Beziehung zwischen Staat und Muridiyya unter Diouf entwickelte.
Kapitel 3: Vergleich
Dieses Kapitel vergleicht die beiden untersuchten Zeiträume der senegalesischen Politik und analysiert die Veränderungen und Entwicklungen in der Beziehung zwischen der Muridiyya und dem Staat.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Islamisierung, islamische Bruderschaften, Sufi-Orden, Muridiyya, Ahmadu Bamba, Senegal, postkoloniale Politik, Léopold Sédar Senghor, Abdou Diouf, Einfluss, Religion und Politik.
- Quote paper
- Sabine Forkel (Author), 2009, Die Muridiyya und ihr Einfluss auf die Politik des Senegals im 20. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271935