Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Anzahl der Venture-Capital-Finanzierungen auf dem deutschen Markt.
Meist noch vor der gesellschaftsrechtlichen Unternehmensgründung benötigen junge Unternehmen große Anfangsinvestitionen, um die eigene Marktfähigkeit herstellen oder ihre Geschäftsidee verwirklichen zu können. Als Gründer jedoch sind die eigenen finanziellen Mittel gering und die Position gegenüber Fremdkapitalgebern schwach.
Deshalb erließ das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) im Mai 2013 eine Richtlinie, um Investoren einen Zuschuss zur Bereitstellung von Wagniskapital zu gewähren. Ziel ist die Förderung der StartUp-Finanzierung, vornehmlich durch Business Angel. Es soll die Bereitschaft privater Investoren gefördert werden, sich in Jungunternehmen einzubringen, sowohl finanziell als auch in beratender Funktion.
Auch neue Finanzierungswege lassen die Anzahl erfolgreich finanzierter Start-Ups steigen. Zu nennen ist hier z. B. das crowd funding.
Eine Anschlussfinanzierung, aufbauend auf die erste Finanzierungsphase, erhalten hingegen weit weniger Unternehmen. Der Anschlussfinanzierung erfolgreicher StartUps durch sog. Venture Capital-Gesellschaften (VCGen) schenken weder die erlassene Richtlinie, noch die modernen Möglichkeiten der Frühphasenfinanzierung Beachtung, obwohl gerade diese Gesellschaften über beachtliches Kapital verfügen.
Die entstehende Situation, in Fachkreisen Finanzierungslücke genannt, wird in der vorliegenden Arbeit gleichermaßen als Funding Gap bezeichnet. Sie befasst sich eingehend mit der These, dass die geringe Anzahl an Venture Capital-Finanzierungen der Grund für die niedrige Quote erfolgreicher Anschlussfinanzierungen in Deutschland ist und hierdurch das Funding Gap entsteht.
Inhaltsverzeichnis
Danksagung
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
1.1 FAS AG/ Carchadoron Capital GmbH Unternehmensportfolio
1.2 Problemstellung
1.2.1 Ziel der Arbeit
1.2.2 Aufbau der Arbeit
2 Grundlagen
2.1 Wachstumsunternehmen
2.1.1 Definition StartUp
2.1.2 Gründungstheorien im Vergleich
2.1.3 Phasenspezifische Unternehmensentwicklung
2.2 Unternehmensfinanzierung
2.2.1 Außenfinanzierung vs. Innenfinanzierung
2.2.2 Systematisierung der Beteiligungsinvestoren
2.2.2.1 Business Angel
2.2.2.2 Venture Capital-Gesellschaften
2.2.2.3 Schwarmfinanzierung
2.2.3 Phasenspezifische Finanzierung
2.2.4 Existenz einer Finanzierungslücke
3 Empirische Untersuchung
3.1 Systematik der Untersuchung
3.1.1 Gegenstand der Untersuchung
3.1.2 Vorgang der Untersuchung
3.2 Auswertung des Startup Fragebogens
3.2.1 Fragenkatalog
3.2.2 Auswertung der Antworten
3.2.3 Zusammenfassung der Ergebnisse
3.3 Analyse des Business Angel Fragebogens
3.3.1 Fragenkatalog
3.3.2 Auswertung der Antworten
3.3.3 Zusammenfassung der Ergebnisse
3.4 Analyse des Venture Capital Fragebogens
3.4.1 Fragenkatalog
3.4.2 Auswertung der Antworten
3.4.3 Zusammenfassung der Ergebnisse
3.5 Abschlussanalyse
4 Fazit
Anhang
Literatur- und Quellenverzeichnis
Danksagung
Ich bedanke mich herzlichst bei allen, die mich während der Erstellung dieser Arbeit unterstützt haben.
Ein großer Dank geht an Herrn Prof. Dr. Reinhardt für interessante Gespräche über den Inhalt meiner Arbeit sowie die schnelle Beantwortung meiner Fragen, sogar am Wochenende.
Weiter bedanke ich mich bei allen Jungunternehmern, Business Angels und Venture Capital-Gesellschaften für die rege Teilnahme an meiner Untersuchung. Besonderer Dank gilt hierbei Niklas Oberneder von Join the Lama für ein anregendes Telefonat, das mir einen tiefen Einblick in die Finanzierungsprobleme deutscher StartUps lieferte.
Ich danke injeglicher Form meinen Eltern für zahlreiche Stunden des Korrekturlesens.
Abschließend bedanke ich mich bei meiner Freundin Juliane. Du hast mich von der Erstellung der Fragebögen, über die theoretische Ausarbeitung bis hin zur finalen Überarbeitung jederzeit unterstützt. Ich danke für dein positives Feedback und für deine kritischen Anmerkungen.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Aufbau der Arbeit
Abbildung 2: Darstellung der Entwicklungsphasen
Abbildung 3: Allgemeine Finanzierungsarten
Abbildung 4: Informelles Beteiligungskapital
Abbildung 5: Aufbau von Venture Capital-Gesellschaften
Abbildung 6: Unterschied zwischen Crowd Funding/ Crowd Investing
Abbildung 7: Darstellung der Finanzierungsphasen
Abbildung 8: Branchenverteilung der StartUps
Abbildung 9: Finanzierungsstruktur deutscher StartUps
Abbildung 10: Finanzierungsrunden deutscher StartUps
Abbildung 11: Investoren der 1. Finanzierungsrunde (nach Gruppen)
Abbildung 12: Investoren der 1. Finanzierungsrunde (nach Anzahl)
Abbildung 13: Investoren der 2. Finanzierungsrunde (nach Gruppen)
Abbildung 14: Erwartungen an Investoren (BA = blau; VCG = rot)
Abbildung 15: Intensität der Betreuung (BA = blau, VCG = rot)
Abbildung 16: Reportinganforderungen (BA = blau, VCG = rot)
Abbildung 17: Versagungsgründe für die Anschlussfinanzierung
Abbildung 18: Branchenzugehörigkeit der Business Angels
Abbildung 19: Dauer der Tätigkeit als Business Angel
Abbildung 20: Branchenverteilung der BA-Investments
Abbildung 21: Anzahl der Investments aktuell (= blau) und gesamt (= rot)
Abbildung 22: Positive Exit-Quote der Business Angel-Beteiligungen
Abbildung 23: Durchschnittlich investierte Summe pro StartUp
Abbildung 24: Erwartungen an StartUps
Abbildung 25: Gründe für das Scheitern von Investments
Abbildung 26: Bevorzugter Investitionszeitpunkt der Business Angels
Abbildung 27: Anzahl aktueller Investments bei Venture Capital-Gesellschaften
Abbildung 28: Branchenverteilung der VCG- Investments
Abbildung 29: Anzahl der Investments Gesamt
Abbildung 30: Vergleich von Exit (= blau) und Liquidationen (= rot) der Investments
Abbildung 31: Einschätzung der positiven Exit-Quote von VC-Investments
Abbildung 32: Durchschnittlich investiertes Kapital durch VC-Gesellschaften
Abbildung 33: Durchschnittliche Kapitalüberlassungsdauer
Abbildung 34: Entscheidungskriterien zur Investition in ein StartUp
Abbildung 35: Mögliche Gründe für das Scheitern von Startups
Abbildung 36: Venture Capital-Markt in Deutschland
Abbildung 37: Optimaler Investitionszeitpunkt für Venture Capital-Gesellschaften
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Gründungstheorien im Vergleich
Tabelle 2: Gründungsformen
Tabelle 3: Unterschiedliche Business Angel-Typen
Tabelle 4: Unterscheidung der Venture Capital-Fonds
Tabelle 5: Unternehmensphasen vs. Finanzierungsphasen
Tabelle 6: Anzahl der eingereichten Businesspläne im Zeitverlauf
1 Einleitung
1.1 FAS AG/ Carchadoron Capital GmbH Unternehmensportfolio
Internationale Märkte und globale Netzwerke zwingen Unternehmen zur Ausrichtung interner Strukturen an internationale Anforderungen. In diesem Feld ist die FAS AG als Beratungsunternehmen mit Fokussierung auf internationale Rechnungslegung und Bewertung kapitalmarktorientierter Unternehmen nach International Financial Reporting Standards (IFRS)/ International Accounting Standards (IAS) und United States Generally Accepted Accounting Principles (US GAAP).
Dieses Beratungsfeld bezeichnet man als Corporate Performance Management (CPM). Darunter versteht man die Weiterentwicklung der allgemeinen Business Intelligence (BI), um mit deren Hilfe selektierte Daten der Unternehmensplanung und -steuerung zu verdichten. CPM befasst sich weiter mit der Optimierung interner Prozesse.[1]
Als Unternehmensberatung hat sich die FAS AG auf die Harmonisierung von internem und externem Rechnungswesen spezialisiert und leistet sämtliche, damit einhergehenden Umstellungs- und Beratungsleistungen. Neben der Service-Line Financial Consulting existiert weiter der Bereich Valuation Services, in dem Bewertungsdienstleistungen wie Kaufpreisallokationen, Unternehmensbewertungen sowie Aktien-Options- Bewertungen und Due Dilligence-Prüfungen durchgefährt werden.
Gegründet wurde das Unternehmen im Jahre 2000 von Prof. Dr. Peter Leibfried und Dipl.-Kfm. Ingo Weber in Stuttgart, besitzt daneben weitere Standorte in Frankfurt, Düsseldorf und München. Die Mandanten des Unternehmens finden sich vornehmlich im sog. D-A-CH-Gebiet, verschiedene Projekte in Dänemark oder den USA wurden in den vergangenen Jahren ebenfalls erfolgreich absolviert.
Mit der Carchadoron Capital GmbH gründete Dipl.-Kfm. Ingo Weber eine Kapitalbeteiligungsgesellschaft und unterstützt seither als Business Angel (BA) finanziell, wie auch operativ, Jungunternehmer bei dem Versuch, sich erfolgreich am Markt zu etablieren. Aus dieser Tätigkeit und aktuellen Diskussionen in Wirtschaft und Politik entstand die Grundidee der nachfolgenden Arbeit.
1.2 Problemstellung
Im Mai 2013 reiste der damalige Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rosier zum zweiten Mal während seiner Amtszeit ins Silicon Valley, das Zentrum der High- Potential-StartUps.
Neben Vorträgen an der Stanford University besuchte er auch ehemalige StartUps wie Google, immer begleitet von deutschen Unternehmensgründern, die im Rahmen des sog. German Silicon Valley Accelerator (GSVA) für drei Monate einen Blick hinter die Kulissen dieses Hot Spots der Technologien, erhalten.
Um weiteren StartUps diese Einblicke ebenfalls gewähren zu können verkündete der Bundesminister die Aufstockung des GSVA auf etwa sechs bis sieben Unternehmen pro Quartal. Hauptsächlich soll deutschen Wachstumsunternehmen somit der Zugang zum weltweit größten Venture Capital-Markt erleichtert werden.
Das deutsche Pendant zum Silicon Valley soll die Bundeshauptstadt Berlin werden, darüber ist man sich in der Praxis (und der Politik) mittlerweile einig. Was hierzu allerdings noch fehlt, sind umfangreiche Venture Capital-Finanzierungen, wie sie in den USA schon fast alltäglich sind.
Die vorliegende Arbeit greift diese Problematik auf und beschäftigt sich mit der Anzahl der Venture Capital-Finanzierungen auf dem deutschen Markt.
Meist noch vor der gesellschaftsrechtlichen Unternehmensgründung benötigen junge Unternehmen große Anfangsinvestitionen, um die eigene Marktfähigkeit herstellen oder ihre Geschäftsidee verwirklichen zu können. Als Gründer jedoch sind die eigenen finanziellen Mittel gering und die Position gegenüber Fremdkapitalgebern schwach. Deshalb erließ das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) im Mai 2013 eine Richtlinie, um Investoren einen Zuschuss zur Bereitstellung von Wagniskapital zu gewähren. Ziel ist die Förderung der StartUp-Finanzierung, vornehmlich durch Business Angel.[2] Es soll die Bereitschaft privater Investoren gefördert werden, sich in Jungunternehmen einzubringen, sowohl finanziell als auch in beratender Funktion.
Auch neue Finanzierungswege lassen die Anzahl erfolgreich finanzierter Start-Ups steigen. Zu nennen ist hier z. B. das crowd funding.
Eine Anschlussfinanzierung, aufbauend auf die erste Finanzierungsphase, erhalten hingegen weit weniger Unternehmen. Der Anschlussfinanzierung erfolgreicher StartUps durch sog. Venture Capital-Gesellschaften (VCGen) schenken weder die erlassene Richtlinie, noch die modernen Möglichkeiten der Frühphasenfinanzierung Beachtung, obwohl gerade diese Gesellschaften über beachtliches Kapital verfügen.
Die entstehende Situation, in Fachkreisen Finanzierungslücke genannt, wird in der vorliegenden Arbeit gleichermaßen als Funding Gap bezeichnet. Sie befasst sich eingehend mit der These, dass die geringe Anzahl an Venture Capital-Finanzierungen der Grund für die niedrige Quote erfolgreicher Anschlussfinanzierungen in Deutschland ist und hierdurch das Funding Gap entsteht.
1.2.1 Ziel der Arbeit
Ziel dieser Bachelorthesis ist die Lokalisierung einer eventuell vorhandenen Finanzierungslücke in Deutschland und die Untersuchung möglicher Ursachen für die Entstehung. Um der Arbeit einen empirischen und repräsentativen Mehrwert zu verleihen, wurden Fragebögen an die entsprechenden Zielgruppen versandt, ausgewertet und wesentliche Anforderungen für eine erfolgreiche Anschlussfinanzierung herausgearbeitet.
1.2.2 Aufbau der Arbeit
Anfangs werden die Begriffe des Wachstumsunternehmens und der Unternehmensfinanzierung definiert und ein Überblick über die wesentlichen Inhalte der Gründungsforschung und -finanzierung geboten.
Den Schwerpunkt der Arbeit bildet die Untersuchung über den Stand der Unternehmensfinanzierung in Deutschland und die Auswertung der individuellen Fragebögen.
In einem abschließenden Fazit werden die Ergebnisse der Untersuchung zusammengefasst und ein Zukunftsausblick gewährt.
Anhand einer Grafik wird nachfolgend der Aufbau dieser Arbeit schematisch dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 : Aufbau der Arbeit Quelle: Eigene Darstellung
2 Grundlagen
Im nachfolgenden Abschnitt werden die Grundlagen für die spätere Beurteilung der Frage, ob in Deutschland eine Finanzierungslücke vorliegt, dargestellt. In Kapitel 2.1 werden die Besonderheiten junger Unternehmen herausgearbeitet und eine einheitliche Definition des Begriffs StartUp festgelegt. Das Kapitel 2.2 befasst sich mit den allgemeinen Informationen und Fakten rund um das Thema Unternehmensfinanzierung.
2.1 Wachstumsunternehmen
Im Jahr 2011 wurden laut einer Statistik des BMWi insgesamt 401.495 Existenzen ge- gründet.[3] Diese Vielzahl an neu gegründeten Unternehmen zeigt die große Bedeutung von Jungunternehmen für die deutsche Wirtschaft. Neben einer für diese Arbeit einheitlichen Definition wird nachfolgend zwischen zwei verschiedenen Gründungs- und Unternehmensformen unterschieden und auf die speziellen Entwicklungsphasen der Unternehmen eingegangen.
2.1.1 Definition StartUp
Der Begriff des StartUp stellt einen in die deutsche Sprache übernommenen Anglizismus dar. Abgeleitet wird er vom englischen ,,to start up“ und bedeutet übersetzt, „in Gang setzen“ oder „etwas aufziehen“.[4]
Insoweit kann man ein StartUp-Unternehmen als neu gegründetes,junges und am Markt noch nicht etabliertes Unternehmen bezeichnen, welches erst vor kurzer Zeit die Geschäftstätigkeit aufgenommen hat. Darüber hinaus sollte man auch den Entwicklungsstatus in Betracht ziehen. Als StartUps werden also nur Unternehmen in der Gründungsoder Wachstumsphase bezeichnet.[5] Dies entspricht dem sog. prozessorientierten Vorgehen der Entrepreneurial Finance.[6] Hierbei wird nicht auf das Alter derjeweiligen Unternehmen, sondern ausschließlich auf den individuellen Entwicklungsstand abgestellt, da sich vor allem bei Hightech-StartUps der Zeitraum von Unternehmensgründung/ -idee bis zur Marktetablierung sehr lange gestalten kann. Hingegen sind bspw. Unternehmensgründungen im Einzelhandel recht schnell etabliert, obwohl sie ebenso auf eine geringe Unternehmensvergangenheit zurückblicken.
Deshalb können Unternehmen mit einer Bestandsdauer von nur einem oder auch von bis zu acht Jahren, als StartUp bezeichnet werden. Eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den einzelnen Unternehmensphasen von StartUps erfolgt im Unterkapitel 2.1.3.
Weitere wesentliche Merkmale von StartUps sind, neben dem geringen Alter, die fehlende Branchen- und Managementerfahrung, ein hoher Investitionsbedarf bei großem Risiko, die geringen finanziellen Möglichkeiten und die daraus resultierende Abhängigkeit von externen Faktoren.[7] Einerseits zeichnet solche jungen Unternehmen der hohe Identifikationsgrad der Gründer zu ihrer eigenen Firma besonders aus. Anderseits stellt dieser häufig ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung dar, wenn sich nämlich das Unternehmen nicht in dem gewünschten Tempo entwickelt.[8]
Vielfach verwendete Synonyme für den Begriff des StartUp sind beispielsweise auch Jungunternehmen, junge Unternehmen oder junge, innovative Wachstumsunternehmen.[9] Besonders häufig wird der Begriff des Wachstumsunternehmens synonym für solche StartUps verwendet, denen ein besonders großes Unternehmenswachstum vorhergesagt wird und damit große Gewinnmargen für Investoren zu erwarten sind.[10]
Im Sinne dieser Arbeit werden Wachstumsunternehmen als jüngst gegründete oder in den Gründungsvorbereitungen befindliche Jungunternehmen bezeichnet, die geringe finanzielle Mittel besitzen und deshalb auf eine externe Finanzierung für den Markteintritt angewiesen sind. Häufig bedarf es auch einer Unterstützung des Managements, weil Unternehmensstrukturen kaum ausgebildet sind und es den Gründern an Erfahrungen in der Unternehmensführung mangelt.
Im weiteren Verlauf der Arbeit wird der Begriff des StartUps für Wachstumsunternehmen verwendet.
2.1.2 Gründungstheorien im Vergleich
„Heute nun sah ich mich endlich, endlich vor die Notwendigkeit des Beweises gestellt, nicht mehr Knecht, sondern Herr meiner Selbst zu sein Karl May (1842 - 1912), deutscher Schriftsteller Gründungsforschung und Entrepreneurship, die Lehre darüber, unternehmerische Gelegenheiten zu erkennen, zu nutzen und daraus neuartige Unternehmen zu schaffen[11], sind heutzutage wichtige Aspekte des Unternehmertums. Auch in der Wissenschaft erzielen diese Bereiche immer mehr Betrachtung und werden in stetig steigenden GründungsVorhaben berücksichtigt[12]. Nicht nur die Verwirklichung einer neuen Geschäftsidee, sondern auch das Streben nach finanzieller Unabhängigkeit sind Gründe für den Schritt in die Selbständigkeit.[13] Ganz nach Karl May, ist es der Wunsch, selbst sein eigener Chef zu sein.
Heute kann nahezu jeder sein eigenes Unternehmen gründen. Da aber nicht alle Gründungen gleich verlaufen, ist eine Unterscheidung hinsichtlich verschiedener Gründungstheorien erforderlich (vgl. Tabelle 1).
In Anlehnung an Achleitner und Nathusius erfolgt die Unterscheidung der Unternehmensgründungen anhand von vier verschiedenen Ebenen.
Ebene 1 und 2 beziehen sich auf die Gründungsart, während die Ebenen 3 und 4 sich auf die einzelnen Unternehmensarten beziehen und diese in verschiedene Gruppen aufteilen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Gründungstheorien im Vergleich
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Achleitner und Nathusius 2004, S. 1 ff.
Darstellung der verschiedenen Ebenen der Gründungstheorien:
- Ebene 1:
Bereits die Begründer der Gründungsforschung in Deutschland, Szyperski und Nathusius (1977) sahen den Grad der Selbstständigkeit als wesentliches Merkmal zur Unterscheidung einzelner Gründungsformen an. Selbstständige Gründungen werden durch einen Gründer oder ein Gründungsteam getätigt. Sie stehen in keinem Angestelltenverhältnis zum gegründeten Unternehmen und haben das Ziel der selbstständigen Unternehmensexistenz erreicht.[14] Im Gegensatz hierzu werden unselbstständige Unternehmensgründungen aus bereits existenten Unternehmensstrukturen heraus gegründet. Die Gründer und Geschäftsführer dieser Unternehmen stehen meist in einem Angestelltenverhältnis zur Initiatorin der Gründung, dem Mutterunternehmen.[15]
- Ebene 2:
Die Strukturexistenz unterscheidet nach derivativen und originären Gründungsvorhaben. Derivative Gründungen erfolgen auf bereits existenten Unternehmensstrukturen. Durch vorhandene Strukturen und vorhandene Kontakte wird der Marktzugang für solche Unternehmen wesentlich erleichtert.[16] Im Allgemeinen nimmt man unter einer Unternehmensgründung eine originäre Gründung an. Das Unternehmen wird neu aufgebaut, man kann nicht auf existente Strukturen zurückgreifen, es fehlen Branchenerfahrung und Unternehmenskontakte.[17] Zudem werden diese Unternehmen oft über sog. Wagnis- oder Beteiligungskapital finanziert und unterscheiden sich auch in dieser Hinsicht von den unselbständi- gen, derivativen Gründungen von Tochtergesellschaften.[18]
Die Kombination der vorangegangenen Ebenen führt zur Darstellung in einer Vier- Felder-Matrix, in der die einzelnen Unternehmensformen aufgezeigt werden (vgl. Tabelle 2).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2: Gründungsformen
Quelle: Eigene Darstellung nach Szyperski und Nathusius 1977, S. 27
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird den Feldern Nr. 1-3 keine Beachtung geschenkt. Derivative und unselbstständige Unternehmensgründungen besitzen meist aufgrund der vorhandenen Strukturen und vorgegebenen Unternehmensstrategien der übergeordneten Organisation nur geringe Wachstumsambitionen oder Innovationsfähigkeiten. Für die weitergehende Betrachtung in den Ebenen 3 und 4 sind ausschließlich die selbstständigen, originären Unternehmen von Bedeutung, da nur diesen ein entsprechendes Wachstumspotential und Innovationsgrad zugeschrieben werden.
- Ebene 3:
Der für StartUps und junge Unternehmen häufig synonym verwendete Begriff des Wachstumsunternehmens weist bereits deutlich auf ein Unterscheidungskriterium hin, nämlich die Fähigkeit, die Geschäftstätigkeit zu erhöhen und dadurch die Umsätze zu steigern. Das Wachstumspotential einzelner Unternehmen lässt eine Unterscheidung nach verschiedenen Unternehmenstypen zu:[19]
1. Lifestyle-Ventures bezeichnen die mit etwa 90% häufigste Art der Unternehmensgründungen. Der Gründer versteht unter Lifestyle im wörtlichen Sinn seinen Lebensstil, sein Hauptmotiv für die Gründung, den Aufbau einer selbständigen Existenz. Lifestyle-Ventures besitzen nur ein geringes Wachstumspotential, weshalb sich nur eine Umsatzerwartung von unter 10 Mio. USD für einen Zeitraum von fünf Jahren prognostizieren lässt.
2. Middle-Market-Ventures bilden das Bindeglied zwischen den beiden anderen Unternehmenstypen. Gerade mal knapp 1/10 aller Unternehmensgründungen werden als Middle-Market-Ventures bezeichnet. Das Umsatzwachstum beläuft sich auf 10-50 Mio. USD innerhalb der ersten fünf Geschäftsjahre.
3. High-Potentials begründen die letzte Venture-Art und sind gleichzeitig am seltensten. Lediglich 1% aller neu gegründeten Unternehmen werden als High-Potentials bezeichnet. Das Umsatzwachstum dieser StartUps wird für die ersten fünf Jahre nach der Gründung auf mehr als 50 Mio. USD geschätzt. Die Hauptziele sind für das Unternehmen Gewinn- und Umsatzmaximierung. Durch hohe Wachstumsaussichten besitzt dieser Venture-Typ einen weit höheren Finanzierungsbedarf als alle anderen Unternehmensformen.
- Ebene 4:
Während die derivative Gründung auf der Gründung eines Unternehmens, aus einem bereits existenten Unternehmen heraus beruht und somit lediglich eine Art der Weiterentwicklung vorhandener Unternehmensstrukturen darstellt, bedeutet die originäre Gründung, dass ein von Grund auf neues Unternehmen errichtet wird. Weitergehend lässt sich diese Gründungsform hinsichtlich der Art des Unternehmens in imitative und innovative Unternehmen unterteilen.
Sog. imitative Unternehmen basieren meist auf einer bereits existenten Geschäfts- oder Produktidee und werden weitläufig als schlichte Existenzgründungen bezeichnet, da sie die Schaffung eines unabhängigen, selbstständigen Auskommens als Primärziel aufweisen[20]. Das Gegenstück hierzu bilden sog. innovative Unternehmen. Diese zeichnen sich durch neuartige Produkt- und Geschäftsideen aus und schaffen häufig einen völlig neuen Marktsektor bzw. dringen in noch nicht gesättigte Märkte ein. Die Mehrheit aller neu gegründeten Unternehmen sind imitative Unternehmen. Innovative Gründungen zeichnen sich neben der neuartigen Geschäftsidee auch meist durch ein erhöhtes Risikopotential, wie auch durch erhebliche Anfangsinvestitionen aus[21].
2.1.3 Phasenspezifische Unternehmensentwicklung
Die Beurteilung der Entwicklung junger Unternehmen stellt einen entscheidenden Schwerpunkt der Gründungsforschung dar. Man unterscheidet zwischen sog. Stufen- und dem Evolutionsmodellen[22]. Die gängigste Methode zur Beschreibung der unternehmerischen Entwicklung ist aber das sog. Unternehmenslebenszyklusmodell, als Kombination beider Modelle. Hierbei wird, ähnlich wie bei einem Produktlebenszyklus, die Entwicklung in festgelegte, umsatzorientierte Phasen eingeteilt: In die Entwick- lungs-, Einführungs-, Wachstums-, Reife- und Rückgangsphase[23]. Während beim Produktlebenszyklus der Umsatz- und Gewinnanteil eines einzelnen Produktes betrachtet wird, analysiert man beim Unternehmenslebenszyklusmodell den Umsatz und Gewinn des Gesamtunternehmens.
Weder ist in der wissenschaftlichen Literatur bislang der Begriff des StartUp- Unternehmens noch die Bezeichnung Unternehmenslebenszyklus einheitlich definiert. Vielmehr unterscheiden sich die verschiedenen Interpretationen bereits im Ansatz. Wittenberg (2006) beurteilt die Unternehmensentwicklung nach Metamorphose-, Krisen-, Marktentwicklungs-, Strukturänderungs-, Verhaltensänderungs- und Mischmodellen.
Mit Ausnahme der Krisenmodelle stellen alle Entwicklungsmodelle auf eine positive und kontinuierliche Unternehmensentwicklung ab. Krisenmodelle hingegen sind dadurch geprägt, dass auftretende Unternehmenskrisen jeweils zu einem Einschnitt in der aktuellen Entwicklung und folglich zu einer nachhaltigen Veränderung der Unternehmensentwicklung führen[24]. Portisch (2008) beschreibt den Unternehmenslebenszyklus als „dynamische wirtschaftliche Entwicklung eines Unternehmens von der Gründung, über das Wachstum, bis hin zur Reife und möglichen Krise, im Rahmen eines idealtypischen Prozesses.[25] “
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Darstellung der Entwicklungsphasen
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Geigenberger, S. 49; Klandt 2006, S. 53; Wittenberg 2006, S. 24 ff.; Szyperski und Nathusius 1977, S. 32 und Portisch 2008, S. 11 ff.
Abbildung 2 zeigt eine beispielhafte Darstellung der Unternehmensentwicklung anhand des Lebenszyklusmodells. Die gesamte Unternehmensentwicklung kann hierbei in drei große Phasen ein- und in verschiedene Entwicklungsstadien untergliedert werden. Bei Betrachtung der einzelnen Unternehmensphasen muss man sich stets vor Augen halten, dass es keinesfalls um zuvor festgelegte Zeitpunkte handelt. Der Übergang ist vielmehr fließend und einzelne Unternehmensphasen können durchaus übersprungen werden.
Die Vorgründungsphase, auch Seed-Phase genannt, stellt das erste Lebenszeichen eines Unternehmens dar.[26] Sie dient den Unternehmensgründem zur Ideenfindung, zur Ausarbeitung des Businessplanes und anderen vorbereitenden Maßnahmen[27]. Die Vorgründungsphase endet mit der offiziellen und materiell rechtlichen Gründung.
Während der sog. StartUp- oder auch Gründungsphase befindet sich das Unternehmen im Aufbau und ist mit der Ausarbeitung der Unternehmensstrukturen, sowie der Inves- torensuche beschäftigt[28].
Die Produkteinführung, der sog. Markteintritt, beendet die Gründungsphase und markiert zugleich den Übergang in die übergeordnete Wachstumsphase[29]. Diese wird weiter unterteilt in die Phasen der Frühentwicklung und des Wachstums als solches. Wurde bislang nur wenig oder kein Umsatz erzielt oder gar Verlust gemacht, wird mit dem Erreichen der Frühentwicklungsphase (First-Stage-Phase)[30] ein erstes Umsatzwachstum angenommen. Erst die Betrachtung von Gewinn und Umsatz im Lebenszyklusmodell erlaubt die Abgrenzung zwischen Gründungs- und Frühentwicklungsphase. Verluste sind Kennzeichen für beide Phasen, präzise voneinander trennen lassen sie sich nur durch erste Umsätze[31].
Bis zum Erreichen des Break-Even-Points, der Gewinnschwelle, erwirtschaftet das Unternehmen zwar Umsätze, fährt aber noch Verluste ein. Erst in der Wachstumsphase (auch Second- und Third-Expansion-Phase)[32], wenn die Umsätze die Kosten überstei- gen, werden Gewinne erzielt[33].
Nach Szyperski und Nathusius (1977) besitzt das Unternehmen an diesem Punkt volle Marktakzeptanz und die Nachfrage nach den Produkten steigt konstant an. Im Idealfall steigen Umsatz und Gewinn im Anschluss an das Erreichen der Gewinnschwelle weiter an. Das Wachstum bedingt aber auch eine stetige Weiterentwicklung des Unternehmens.
Als Reife (auch Bridge-Phase) wird der Punkt bezeichnet, an dem das Unternehmen seine höchsten Gewinne erwirtschaftet. Häufig wird hierfür auch der Begriff der Konsolidierung oder Sättigung verwandt und bezeichnet einen weiteren Scheitelpunkt in der Unternehmensentwicklung. Unternimmt der Unternehmer an diesem Punkt nicht die notwendigen Maßnahmen, um die Umsätze aufrecht zu erhalten oder zu erhöhen, werden diese vermutlich zurückgehen.
Innovative Unternehmen geraten oftmals durch imitierende Konkurrenzunternehmer in eine kritische Situation. Genau hier ist der Übergang in die zweite Wachstumsphase (auch Wende oder Exit) angesiedelt.[34] Entweder wird das Unternehmen weiterentwickelt oder liquidiert. Aus diesem Grund bezeichnet man diesen Lebensabschnitt auch als Wende oder Schrumpfung, in der es gilt, die Umsätze durch Produktinnovationen wieder zu steigern und steigende Verluste bspw. durch Kostensenkungsprogramme zu vermeiden.[35]
Der idealtypische Verlauf der Unternehmensentwicklung lässt sich für sämtliche nachfolgenden Lebenszyklusphasen fortschreiben und ermöglicht somit konkrete Entwicklungsprognosen.
2.2 Unternehmensfinanzierung
Der Bundesverband deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) veröffentlicht jährlich eine Statistik mit den wesentlichen Informationen über den sog. deutschen Beteiligungsmarkt. Für das Jahr 2012 ermittelte der BVK, dass ca. 5,84 Mrd. € in insgesamt 1.227 deutsche Unternehmen investiert wurden. Bei einem, von den im BVK zusammengefassten Gesellschaften, verwalteten Gesamtkapital von etwa 42 Mrd. € und jährlich ca. 41.500 Finanzierungsanfragen, scheint dies eine äußerst schwache Ausbeute für Deutschlands Unternehmernachwuchs zu sein.[36]
Die Finanzierung junger Unternehmen nimmt in der Praxis einen hohen Stellenwert ein. Nur eine angemessene Finanzierung ermöglicht es den Gründern, ihre Ideen umzusetzen und das Unternehmen am Markt zu platzieren.
Nachstehend soll aufgezeigt werden, welche allgemeinen Finanzierungsmöglichkeiten bestehen und welche Finanzierungsart für die empirische Untersuchung eine besondere Rolle spielt (vgl. Unterkapitel 2.2.1).
Um nachzuweisen, dass in Deutschland eventuell Lücken bei der Anschlussfinanzierung von StartUps bestehen, beschäftigt sich diese Arbeit ausdrücklich nicht mit den Instrumenten der Innenfinanzierung. Viel mehr wird, der Fokus auf die Beteiligungsfinanzierung durch private, wie auch institutionelle Investoren gelegt.
Es erfolgt daher eine Systematisierung der durch den Fragebogen angesprochenen Investorengruppen Business Angel und Venture Capital-Gesellschaften (vgl. Unterkapitel 2.2.2). Weiter wird die Unternehmensfinanzierung ähnlich der Unternehmensentwicklung anhand verschiedener Phasen spezifiziert und beurteilt (vgl. Unterkapitel 2.2.3). In Unterkapitel 2.2.4 wird abschließend die mögliche Existenz einer Finanzierungslücke in Deutschland theoretisch erarbeitet.
2.2.1 Außenfinanzierung vs. Innenfinanzierung
Man unterscheidet im Wesentlichen zwei Obergruppen von Finanzierungsarten: die Innenfinanzierung und die Außenfinanzierung. Innenfinanzierung beschreibt den Prozess der eigenständigen und von Dritten unabhängigen Kapitalbeschaffung aus der lau- fenden Geschäftstätigkeit heraus.[37]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Allgemeine Finanzierungsarten
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Geigenberger 1999, S. 7.
Neben dem Merkmal der Innen- oder Außenfinanzierung müssen die verschiedenen Finanzierungsarten noch hinsichtlich der Art des Finanzierungskapitals unterschieden werden. Hierfür muss differenziert werden, ob es sich um Eigen- oder Fremdkapital handelt.
Zur Innenfinanzierung zählt unter anderem die Gewinnthesaurierung, auch als Selbstfinanzierung aus Gewinnen bezeichnet, die Finanzierung durch Kapitalfreisetzung sowie die Finanzierung aus Rückstellungen.
Bei der Gewinnthesaurierung werden Anteile des Unternehmensgewinns nicht ausgeschüttet, sondern dem Eigenkapital des Unternehmens wieder zugeführt und dienen somit der Finanzierung von innen heraus[38]. Der Finanzierungseffekt erfolgt hierbei durch die Erhöhung des vorrangig haftenden Eigenkapitals.
Bei einer Finanzierung durch Kapitalfreisetzung hingegen wird nichtbetriebsnotwendiges Vermögen umgeschichtet. Dies ist eine Finanzierungsmöglichkeit, die den Gegenwert eines verkauften Gegenstandes den Unternehmensfinanzen zuführt. Veräußert das Unternehmen betriebsnotwendiges Vermögen, wie bspw. Maschinen und Anlagen oder Grundstücke und Gebäude und mietet diese Vermögensgegenstände im Anschluss vom Käufer zurück, spricht man vom „Sale-and-Lease-Back-Prinzip“[39].
Solche Leasingtransaktionen führen zu einer Verkürzung der Bilanzsumme, die zu einer Erhöhung der Eigenkapitalquote führt und somit die eigene Position gegenüber potentiellen Kapitalgebern stärkt.[40] Auch eine Verringerung der Vorräte führt zu geringerer Kapitalbindung und dient somit ebenfalls der Unternehmensfinanzierung, da das eingesparte Kapital anderweitig verwendet werden kann.
Als letzte Methode der Innenfinanzierung soll hier die Finanzierung aus Rückstellungen dargestellt werden. Rückstellungen werden für zukünftige Verbindlichkeiten oder drohende Verluste gebildet (Bspw. Pensionsrückstellung zur Sicherung der betrieblichen Altersversorgung der Angestellten). Die vom Unternehmer aufgewendeten Beträge stellen Lohn- und Gehaltsaufwendungen dar, die jedoch erst bei Fälligkeit ausgezahlt werden. Bis zum Auszahlungszeitpunkt werden diese Verbindlichkeiten im Unternehmen gehalten und nehmen daher keinen Einfluss auf den jährlichen Unternehmensgewinn. Da Rückstellungen ebenfalls aus den Umsatzerlösen generiert werden und erst in der Zukunft abfließen werden, handelt es sich um eine weitere Möglichkeit der Innenfinan- zierung[41].
Die genannten Instrumente der Innenfinanzierung ermöglichen es dem Unternehmen, einen gewissen Anteil des gesamten Finanzierungsbedarfs selbst zu tragen. Gerade StartUps stehen jedoch häufig vor großen Investitionen, um die Geschäftstätigkeit aufzunehmen. Für diese Kapitalbedürfnisse bietet sich die Möglichkeit der Außenfinanzierung an. Bei der Außenfinanzierung wird das Kapital von außerhalb des Unternehmens angesiedelten Kapitalgebern bereitgestellt. Grundsätzlich unterscheidet man in diesem Zusammenhang zwischen der sog. Beteiligungsfinanzierung, und der Fremdfinanzierung.
Während bei Beteiligungsfinanzierungen dem Investor für die Kapitalbereitstellung Anteile und somit auch Mitspracherechte am Unternehmen gewährt werden, wird dem Unternehmen im Rahmen einer Fremdfinanzierung vorrangiges Fremdkapital zur Verfügung gestellt.
Der Beteiligungsinvestor vergibt nachrangiges Eigenkapital, wodurch er aktiv am Gewinn des Unternehmens teilhat, während der Fremdkapitalgeber hingegen ausschließlich Zins- und Tilgungsansprüche gegenüber dem Unternehmen erwirbt[42]. Kredit- und Versicherungsinstitute stellen typische Fremdkapitalgeber dar. Zwar gibt es auch auf Jungunternehmen spezialisierte Darlehensarten, jedoch erfolgt eine solche Finanzierung über Darlehen aufgrund der geringen, den Banken zur Verfügung stehenden Informationen nur sehr selten. Gerade Hightech-StartUps haben meist aufgrund des benötigten Finanzierungsbedarfs schlechte Kreditvoraussetzungen.[43] Aus diesem Grund wird die Finanzierung über typische Fremdkapitalgeber nicht weitergehend thematisiert.
2.2.2 Systematisierung der Beteiligungsinvestoren
Banken oder Versicherungsinstitute erwarten für das von ihnen zur Verfügung gestellte Fremdkapital eine angemessene Verzinsung. Diese Zinsen sind im Unternehmen als Verbindlichkeit zu bilanzieren. Demgegenüber wird Beteiligungskapital unverzinslich als Eigenkapital in das Unternehmen eingebracht.[44] Der Beteiligungsinvestor erhält dadurch einen Anteil am Unternehmen und kann die Geschicke des Unternehmens mitbestimmen.
Häufig werden die Begriffe Beteiligungskapital, Venture Capital (VC), Private Equity (PE) und Wagnis- oder Risikokapital synonym verwendet.[45] Allen Begriffen gemeinsam ist die risikobehaftete Kapitalbereitstellung, die seitens des Kapitalgebers weder Verzin- sungs- noch Rückzahlungsansprüche gegenüber dem Kapitalnehmer garantiert.[46] Allerdings darf man die feinen Unterschiede zwischen Venture Capital und des Private Equity nicht unberücksichtigt lassen.[47]
Die wörtliche Übersetzung des Begriffs Private Equity offenbart seine wahre Bedeutung: privates Eigenkapital, das einem Unternehmer von einem Investor außerhalb jeglicher Börsenaktivität zur Verfügung gestellt und deshalb auch als außerbörsliches Eigenkapital bezeichnet wird[48]. Übersetzt man hingegen den Ausdruck Venture Capital, so finden sich häufig die Begriffe Wagnis- oder Risikokapital oder auch Wachstumskapital wieder.[49] Die Interpretationsvielfalt dieses Begriffes ist somit sehr hoch, eine einheitliche Übersetzung hat sich bisher weder in der Literatur noch in der Praxis herausgebildet.
Venture Capital bezeichnet durchweg die Kapitalbereitstellung für Jungunternehmen[50] und bildet damit einen Teilbereich des gesamten Private Equity-Geschäfts.[51]
Unter diesem Oberbegriff fasst man einerseits alle privaten Beteiligungen zusammen, zum anderen versteht man auch eine spezielle Finanzierungsart darunter, nämlich die Finanzierung von am Markt etablierten Unternehmen mit Wachstumspotential[52]. So versteht man unter Private Equity- Transaktionen die mehrheitliche Übernahme eines Unternehmens und nicht den Erwerb einzelner Anteile (sog. Minderheitsbeteiligung)[53], wie es beim allgemeinen Venture Capital der Fall ist.[54]
Darüber hinaus unterscheidet man nach formellem und informellem Beteiligungskapital. Im ersten Fall wird Kapital durch einen Capital-Fonds und einen kapitalverwaltenden Intermediär bereitgestellt. Informelles Beteiligungskapital hingegen wird direkt, ohne Zwischenschaltung eines Intermediär zur Verfügung gestellt, oft von den Familien, von Freunden oder Bekannten.[55] Vornehmlich aber bringen Business Angels direkte Beteiligungen ein und stellen informelles Beteiligungskapital zur Verfügung.
2.2.2.1 Business Angel
Weitläufig werden wohlhabende Unternehmer, die sich mit ihrem eigenen Kapital an jungen Ideen beteiligen und neben dem Kapital auch Fachwissen und Managementunterstützung zur Verfügung stellen, als Business Angel (BA)bezeichnet.[56] Man bezeichnet die zwei Tätigkeitsfelder des Business Angels, Kapitalbereitstellung und Know- How-Trägerschaft als seine Engelsflügel[57]. Auch wenn die Hauptmotivation eines BA nach Wohltat klingt, so will schlussendlich jeder Privatinvestor eine angemessene Rendite erzielen. Hierfür stellt er sein Kapital, sein Wissen, seine Netzwerke und Kontakte zur Verfügung und bietet darüber hinaus dem jungen Unternehmen eine intensive Betreuung.[58]
Auf Basis einer deutschlandweiten Umfrage ergaben sich für den durchschnittlichen deutschen Business Angel folgende Eckdaten:
- Männlich,
- Alter zwischen 40 und 55 Jahren,
- branchenübergreifende Berufserfahrung in den Bereichen IT und Dienstleistungsgewerbe,
- geschätztes Privatvermögen (pro BA) von 2,5 bis 5 Mio. EUR und
- eine maximale Investitionssumme von meist nicht mehr als 500.000 EUR.[59]
Ein professionelles Auftreten der Unternehmensgründer und eine klare, zielgerichtete Präsentation des Businessplans wirken sich durchaus positiv aus und fördern die Bereitschaft eines BA, sein Kapital in das Unternehmen zu investieren.[60] Es sind häufig individuelle, weniger rationale Entscheidungen, die einen BA zu einer solchen emotionalen Investition, auch „emotional investing“ genannt, bewegen.[61]
Aufgrund des verhältnismäßig geringen Investitionsvolumens eines einzelnen Business Angels gegenüber dem meist deutlich höheren Finanzierungsbedarf des StartUps, werden häufig mehrere Business Angels (BAs) dazu veranlasst, gemeinsame Investitionen in ein Unternehmen zu tätigen (sog. Business Angel Syndikat).[62] In Deutschland können einzelne Investoren über das Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND) akquiriert werden.[63] Dabei unterscheiden sich die Investoren nach dem einkommensorientierten, dem Rendite maximierenden, dem sog. Corporate Angel und dem unternehmerischen Typus.[64]
Die unterschiedlichen Arten werden nachstehend in Tabelle 3 erläutert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 3: Unterschiedliche Business Angel-Typen Quelle: Eigene Darstellung nach Müller et al. 2012, S. 217 f.
[...]
[1] Vgl.Kobrin2010, S. 17 f.
[2] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 10.05.2013, Rn. 1.1.
[3] Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie 2012, S. 4 f.
[4] Vgl. Hemetsberger 2014.
[5] Vgl. Wittenberg 2006, S.31f.
[6] Vgl. Schultz 2011, S. 33.
[7] Vgl. Achleitner und Nathusius 2004, S. 4 f.; Langenberg 2009, S. 20.
[8] Vgl. Schultz 2011, S. 37.
[9] Vgl. Langenberg 2009, S. 15 f.; Schultz 2011, S. 33.
[10] Vgl. Bretteletal., S. 1.
[11] Vgl. Fueglistaller et al. 2012, S. 26 f.
[12] Vgl. Börner und Grichnik 2005, S. 4 f.
[13] Vgl. Geigenberger 1999, S. 32.
[14] Vgl. Szyperski und Nathusius 1977, S. 26.
[15] ebd. S. 26 f.
[16] Vgl. Fallgatter 2007, S. 25.
[17] Vgl. Achleitner und Nathusius 2004, S. 2.
[18] Vgl. Fallgatter 2007, S. 25.
[19] In Achleitner undNathusius 2004, S. 2 f. nach Bygrave und Zacharakis 1999, S. 185 f. sowie Timmons 1999, S. 420 f.
[20] Vgl. Wittenberg 2006, S.21.
[21] Vgl. Daferner 1999, S. 34.
[22] Vgl. Greiner 1972, S. 37 ff.
[23] Vgl. Szyperski und Nathusius 1977, S. 30 ff. und Matys 2011, S. 134 ff.
[24] Vgl. Wittenberg 2006, S. 24 f.
[25] Portisch 2008, S. 11.
[26] Vgl. Guggemoos 2011, S. 61.
[27] Vgl. Klandt 2006, S. 53.
[28] Vgl. Marek 2010, S. 40.
[29] Vgl. Wittenberg 2006, S. 29.
[30] Vgl. Klandt 2006, S. 54.
[31] Vgl. Szyperski und Nathusius 1977, S. 31.
[32] Vgl. Klandt 2006, S. 54.
[33] Vgl. Wöhe und Döring 2010, S. 918.
[34] Vgl. Szyperski und Nathusius 1977, S. 32.
[35] Vgl. Portisch 2008, S. 14.
[36] Vgl. Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften 2013, S. 2.
[37] Vgl. Spremann 2010, S. 56.
[38] Vgl. Wöhe 2011, S. 397.
[39] Vgl. Wöhe 2011, S. 437.
[40] Vgl. Goeke 2008, S.151 f.
[41] Vgl. Wöhe 2011, S. 425.
[42] Vgl. Klandt 2006, S. 63 ff.
[43] Vgl. Röhl 2010, S. 9 ff.
[44] Vgl. Grabotz 2011, S. 15.
[45] Vgl. Schopphoff 2010, S. 35.
[46] Vgl. Portisch 2008, S. 82.
[47] Vgl. Eilers et al. 2012, S. 1 ff.
[48] Vgl. Jesch 2008, S. 149.
[49] Vgl. Jesch 2008, S. 211.
[50] Vgl. Jesch 2008, S. 211.
[51] Vgl. Grabotz 2011, S. 16.
[52] Vgl. Eilers etal. 2012, S. 2.
[53] Vgl. Daferner 1999, S. 162.
[54] Vgl. Eilers etal. 2012, S. 7.
[55] Vgl. Bomholt 2006, S. 87 f.
[56] Vgl. Röhl 2010, S. 31.
[57] Vgl. Kollmann 2005, S. 54.
[58] Vgl. Klandt 2006, S. 69.
[59] Vgl. Wiedmann 2003, S. 118 f.
[60] Vgl. Günther 2012, S. 56.
[61] Vgl. Müller et al. 2012, S. 219.
[62] Vgl. Raueiser 2007, S. 35-37.
[63] Vgl. Günther 2012, S. 29.
[64] Vgl. Müller et al. 2012, S. 217.
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