Am 31. August 1992 erlag der Kletterer Wolfgang Güllich den Folgen eines Autounfalls. Nicht jeder kannte ihn. Gesehen haben ihn dennoch Millionen von Menschen – als Stallone-Stuntdouble in dem Film „Cliffhanger – nur die Starken überleben“, dessen Premiere er selbst nicht mehr miterlebte. Er war einer derjenigen, die das Klettern als einen Sport etablierten. Unter Seinesgleichen war er hochgeschätzt. Seine immer wieder erstaunlichen Leistungen wurden sehr bewundert, seine Persönlichkeit noch mehr. Mit seiner Bescheidenheit und seiner Zielstrebigkeit, seinem Umgang mit Menschen und seiner Lebenseinstellung beeindruckte er viele. Sein Leben war vorbildlich, sein Tod tragisch. Er ist als Held von uns gegangen. Oder doch nicht? Diese Frage versucht diese Arbeit nicht zu beantworten. Welche Frage sie jedoch behandelt, ist, ob er als Held dargestellt wurde, und ob es Anzeichen dafür gibt, dass sein früher Tod mit nur 31 Jahren (*23. Oktober 1960) zu einer heldenhafteren Darstellung führte als sie es vor dem 31. August 1992 war.
Um diese Frage beantworten zu können, benötigt es zunächst eine Idee des Heldenbegriffs und welche Rolle diese im Sportsystem spielt. Die Bedeutung des Todes – insbesondere eines frühen Todes – in diesem Zusammenhang wird anschließend erläutert.
Bevor die Analyse eines Kurzportraits zu Lebzeiten Güllichs und die Analyse des Dokumentarfilms „Jung stirbt, wen die Götter lieben“ erfolgen, wird noch auf die Besonderheit dieses audiovisuellen Mediums eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Heldenbegriff
2.1 Helden in ihrer Geschichte und heute
2.2 Die Heldeninitiation
2.3 Helden im Sport
2.4 Heldentum und Tod
3. Der Dokumentarfilm als audiovisuelles Medium
3.1 Die Besonderheiten audiovisueller Medien
3.2 Die Funktionen audiovisueller Medien
3.3 Der Dokumentarfilm
4. Wolfgang Güllich – ein Held?
4.1 Wolfgang Güllichs Potential zum Helden
4.2 Darstellung Wolfgang Güllichs vor dessen Tod
4.3 Darstellung Wolfgang Güllichs nach dessen Tod
5. Resümee
6. Literatur
Anhang I
"Das Gehirn ist der wichtigste Muskel beim Klettern."
"Es ist schon richtig, dass beim Klettern an Einfingerlöchern der Finger extrem beansprucht wird. Allerdings werden die restlichen Finger vollkommen geschont."
"Man geht nicht nach dem Klettern einen Kaffee trinken, sondern Kaffeetrinken ist Teil des Kletterns."
„Noch nie habe ich das Leben in seiner Schönheit so intensiv erfahren, wie an zwei Fingerspitzen frei über dem Abgrund hängend.“
[Wolfgang Güllich (1960-1992)] [1]
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