Seit fast 30 Jahren ist der Front National eine der erfolgreichsten rechtsextremen und rechtspopulistischen Parteien in Europa. 1984, zwölf Jahre nach seiner Gründung im Jahr 1972 erreichte er elf Prozent der WählerInnenstimmen bei den Wahlen zum Europäischen Parlament und ist seither in der französischen Parteienlandschaft mit Ergebnissen zwischen zehn und 15 Prozent präsent. Im Jahr 2002 schaffte Jean-Marie Le Pen, der damalige Parteivorsitzende es sogar, sich mit einem Ergebnis von 16,9 Prozent für den zweiten Durchgang der Präsidentschaftswahlen zu qualifizieren (Decker 2004: 53 ff.). Im Jahr 2012 erreichte seine Tochter Marine, die 2011 den Parteivorsitz übernommen hatte, ein Rekordergebnis von 17,9 Prozent (www.resultats-presidentielles.fr 2012).
Doch wodurch lassen sich diese auffällig hohen Wahlerfolge erklären? Welche Faktoren beeinflussen die Entscheidung französischer WählerInnen zugunsten einer rechtsextremen Partei wie dem Front National? Um diese Frage zu beantworten, werde ich einige französische Wahlen anhand der „Theorie des Rechtsradikalismus in westlichen Industriegesellschaften“ von Erwin Scheuch und Hans Klingemann (1967) empirisch untersuchen. Ich möchte feststellen, ob zwei der Bedingungen, die diesem Konzept zufolge die Mobilisierung von rechtsextremem WählerInnenpotential begünstigen, im Fall der WählerInnen des Front National gegeben sind: Ein Gefühl der Unsicherheit und die Abkehr von etablierten politischen Parteien, weil diese sich der Probleme, die die BürgerInnen als wichtig empfinden nicht annehmen und nicht in der Lage sind, sie zu lösen (Scheuch/ Klingemann 1967: 17 ff.).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begrifflichkeiten
- Der Front National - Entstehung, Aufbau und Ideologie
- Entstehung und Wahlerfolge
- Organisatorischer Aufbau und Strategie
- Die Wählerschaft
- Theorie: Allgemeine Ansätze zur Erklärung von WählerInnenverhalten
- Soziologische Ansätze
- Sozialpsychologischer Ansatz
- Der Rational-Choice-Ansatz
- Die „Theorie des Rechtsradikalismus in westlichen Industriegesellschaften“ von Erwin Scheuch und Hans Klingemann (1967)
- Empirische Überprüfung der Theorie anhand der Präsidentschaftswahlen
- Das Gefühl der Unsicherheit bei den WählerInnen des Front National
- Repräsentation durch politische AkteurInnen und deren „Lösungskompetenz“
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Wahlerfolgen des Front National, einer der erfolgreichsten rechtsextremen Parteien in Europa. Ziel ist es, die Ursachen für die auffällig hohen Wahlerfolge der Partei zu untersuchen und zu analysieren, welche Faktoren die Entscheidung französischer WählerInnen zugunsten einer rechtsextremen Partei beeinflussen.
- Die Entstehung und Wahlerfolge des Front National
- Die Ideologie und der strukturelle Aufbau des Front National
- Die Wählerschaft des Front National
- Die "Theorie des Rechtsradikalismus in westlichen Industriegesellschaften" von Erwin Scheuch und Hans Klingemann
- Die empirische Überprüfung der Theorie anhand der Präsidentschaftswahlen in Frankreich
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Front National als eine der erfolgreichsten rechtsextremen Parteien Europas vor und erläutert das Ziel der Arbeit: die Analyse der Faktoren, die zu den Wahlerfolgen des Front National beitragen. Anschließend werden die Begriffe Rechtsextremismus und Rechtsradikalismus definiert und es wird geklärt, ob der Front National als rechtsextreme Partei eingestuft werden kann.
Kapitel 3 befasst sich mit dem Front National und untersucht seine Entstehung, seine Wahlerfolge, seinen strukturellen Aufbau und seine Ideologie.
Kapitel 4 bietet einen Überblick über verschiedene Ansätze zur Erklärung von WählerInnenverhalten, darunter soziologische Ansätze, den sozialpsychologischen Ansatz und den Rational-Choice-Ansatz.
Kapitel 5 führt die „Theorie des Rechtsradikalismus in westlichen Industriegesellschaften“ von Erwin Scheuch und Hans Klingemann ein.
Kapitel 6 analysiert die Präsidentschaftswahlen in Frankreich in den Jahren 2002, 2007 und 2012 anhand der „Theorie des Rechtsradikalismus“. Die Analyse konzentriert sich auf zwei Bedingungen der Theorie: das Gefühl der Unsicherheit bei den WählerInnen des Front National und die Repräsentation durch politische AkteurInnen und deren „Lösungskompetenz“.
Schlüsselwörter
Rechtsextremismus, Rechtsradikalismus, Front National, Wahlerfolge, WählerInnenverhalten, Theorie des Rechtsradikalismus, Gefühl der Unsicherheit, Repräsentation, Lösungskompetenz, Präsidentschaftswahlen, Frankreich.
- Arbeit zitieren
- Maike Kalischer (Autor:in), 2012, Die Wähler des Front National. Eine empirische Analyse des Scheuch-Klingemann-Konzepts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271511