Pflegekinder stellen aufgrund ihrer negativen Erfahrungen von Misshandlung, Vernachlässigung und Missbrauch in ihrer Herkunftsfamilie, sowie dem Erleben meist mehrfacher Bindungsabbrüche eine besonders belastete Gruppe dar. Sie entwickeln seltener sichere, jedoch häufig desorganisierte Bindungsmuster, begleitet von starken Verhaltensauffälligkeiten. Entgegen der Annahme, dass der Bruch früherer Bindungen und/oder die schlechte Qualität früherer Beziehungen nicht löschbare Spuren bei den Kindern hinterlassen, zeigen Studien, dass die Effekte früher negativer Erfahrungen durch die Möglichkeit neue positive Bindungen zu bilden, moderiert werden können. Pflegekinder können, trotz negativer Herkunftserfahrungen sichere Bindungen zu den Ersatzeltern aufbauen. Jedoch nur, wenn die Pflegeeltern autonom im Geisteszustand, fürsorglich, nährend, sensitiv sowie verfügbar sind und dem Kind eine permanente Pflege gewährleisten. Kinder, die früh, also vor ihrem zwölften Lebensmonat, bei einer Pflegefamilie untergebracht werden, entwickeln wahrscheinlicher sichere Bindungen zu ihren neuen Bezugspersonen als Kinder die spät fremduntergebracht werden. Erstere haben einerseits kürzer an Deprivation und anderen Widrigkeiten gelitten und andererseits befinden sie sich noch im Stadium der Bindungsentwicklung. Psychologische und externe Unterstützung der Beteiligten einer Pflege-Kind Dyade ist essentiell für die Entwicklung und Aufrechterhaltung einer sicheren Bindung.
Inhaltsverzeichnis
- Theoretischer Hintergrund
- Grundzüge der Bindungstheorie
- Pflegekinder als Hochrisikogruppe
- Bindung bei Pflegekindern
- Unterbrechung bestehender und Aufbau neuer Bindungsbeziehungen
- Einflussfaktor Alter
- Psychische Belastung von Pflegekindern
- Grundzüge der Bindungsstörungstheorie und Bindungsstörungen bei Pflegekindern
- Multiple Unterbringungswechsel
- Langzeitprobleme von Pflegekindern
- Pflegekind - Betreuer Dyade
- Perspektive der Pflegeltern
- Perspektive der Pflegekinder
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Bindungsentwicklung von Pflegekindern. Sie untersucht die besonderen Herausforderungen, denen Pflegekinder aufgrund ihrer negativen Erfahrungen in ihrer Herkunftsfamilie und den häufigen Bindungsabbrüchen gegenüberstehen. Das Ziel ist es, die spezifischen Bedürfnisse und Entwicklungsverläufe von Pflegekindern im Kontext der Bindungstheorie zu beleuchten und relevante Einflussfaktoren für eine sichere Bindungsentwicklung zu identifizieren.
- Die Bedeutung der Bindungstheorie für das Verstehen der Adaption von Pflegekindern an Pflegeeltern
- Die Herausforderungen bei der Unterbrechung bestehender und dem Aufbau neuer Bindungsbeziehungen bei Pflegekindern
- Der Einfluss des Alters bei der Fremdunterbringung auf die Bindungsentwicklung
- Die psychische Belastung von Pflegekindern, inklusive Bindungsstörungen und Langzeitfolgen
- Die Rolle der Pflegefamilie und die Bedeutung der Unterstützung für eine sichere Bindungsentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet einen theoretischen Rahmen für die Arbeit und erläutert die Grundzüge der Bindungstheorie von John Bowlby. Es wird hervorgehoben, dass Pflegekinder aufgrund ihrer negativen Herkunftserfahrungen eine Hochrisikogruppe darstellen. Kapitel zwei analysiert die Herausforderungen, die sich aus der Unterbrechung bestehender und dem Aufbau neuer Bindungsbeziehungen bei Pflegekindern ergeben. Es wird der Einfluss des Alters bei der Fremdunterbringung auf die Bindungsentwicklung untersucht. In Kapitel drei werden die psychischen Belastungen von Pflegekindern beleuchtet, darunter Bindungsstörungen, multiple Unterbringungswechsel und langfristige Probleme. Kapitel vier widmet sich der Betrachtung der Pflegekind-Betreuer-Dyade aus der Perspektive der Pflegeltern und der Pflegekinder. Das Kapitel beleuchtet die Herausforderungen und Möglichkeiten, eine sichere Bindung zwischen Pflegekind und Pflegeeltern zu fördern.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie Bindungsentwicklung, Pflegekinder, Hochrisikogruppe, Bindungstheorie, Bindungsstörung, Fremdunterbringung, psychische Belastung, Pflegefamilie, sichere Bindung, Einflussfaktor Alter, und die Bedeutung von Unterstützung für die Entwicklung und Aufrechterhaltung einer sicheren Bindung.
- Quote paper
- Anna Philipp (Author), 2013, Risikokinder: Bindungsentwicklung von Pflegekindern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271353