Die zentralen Rollen in der Bibel scheinen fast ausschließlich Männer zu spielen. Wenn ich eine Stelle nennen soll, in der eine Frau hervorgehoben wird, fällt mir gerade diese Geschichte von Jesu Salbung durch die Sünderin ein. Eine Gruppe Männer sitzt um einen Tisch, schlemmt, diskutiert und läßt es sich gutgehen. Untertänigst schleicht eine Frau herein, verschenkt das Kostbarste, was sie besitzt, an Jesus und läßt sich von jener Gruppe um ihn herum auch noch arrogant beschimpfen. Und, was mich dann schockiert: Sie wehrt sich nicht einmal dagegen.
Muß ich als Frau mich eher als Sünderin fühlen? Werde ich nur aufgrund meines Geschlechtes in eine andere - schlechtere - Kategorie geschoben? Jesus ist der Messias für alle Menschen, egal welchen Geschlechtes, welcher Nationalität ...Aber ist auch der Evangelist Lukas dieser Meinung? Im Gegensatz zu Markus und Matthäus verwendet er die Bezeichnung Sünderin/Prostituierte und nicht Frau. Schreiben denn die Synoptiker möglicherweise gar nicht über dieselbe Begebenheit? Ich werde mit Hilfe der folgenden Arbeitsschritte Licht in das Dunkel bringen.
B. Textfindung
Dieser Exegese liegt die Zürcher Bibelübersetzung zugrunde . Ich habe beim Übersetzungsvergleich entdeckt, daß sich Jesus sowohl in der Zürcher als auch in der Luther - Übersetzung zu Tisch setzte, was historisch nicht richtig ist. “Bei festlichen Anlässen folgten die Juden zur Zeit Jesu der griechisch-römischen Sitte und lagen auf Polstern zu Tisch”. 1 In der Guten Nachricht und in der Elberfelder Bibelübersetzung legte Jesus sich zu Tisch, was wichtig ist , um zu verstehen, wie die Sünderin denn von hinten an Jesus‘ Füße herantreten konnte. 2 Leider ist nun die Gute Nachricht insgesamt nicht nah genug am Urtext und m. M. n. nicht gut für eine Exegese geeignet. Die Elberfelder Übersetzung ist mir aber zu wenig vertraut, so daß ich nun die Zürcher Übersetzung verwenden werde, von der ich auch eine Synopse besitze.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Textfindung
- C. Literarkritik
- 1. Sprachliche Analyse
- a) Stil, Einheitlichkeit und Wortschatz
- 2. Der Synoptische Befund
- 1. Sprachliche Analyse
- D. Formgeschichte
- 1. Gattung
- 2. Quellen
- 3. Sitz im Leben
- 4. Kleinste Ursprüngliche Überlieferung
- E. Redaktionsgeschichte
- 1. Verfasserfrage
- 2. Absicht WARUM?
- 3. Datierung WANN?
- 4. Wo hat Lk das Evangelium geschrieben?
- F. Traditions- und Motivgeschichte
- Salbung
- 1. Historisch-theologische Interpretation
- a) Einzelexegese
- b) Gesamtexegese
- G. Beantwortung der Fragen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist die Exegese des Lukasevangeliums 7, 36 - 50, insbesondere die Analyse der Rolle der Sünderin und Jesu Reaktion darauf. Im Zentrum steht die Interpretation des Textes unter Berücksichtigung der literarischen, formgeschichtlichen und traditionsgeschichtlichen Aspekte.
- Rolle der Frau in der antiken Gesellschaft
- Jesus' Umgang mit Sündern und Aussenseitern
- Vergebung und Gnade
- Interpretation des Begriffs "Sünderin"
- Die Bedeutung von Salbung in der Bibel
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Frage nach der Rolle der Frau in der biblischen Geschichte und Jesu Reaktion darauf. Sie stellt die Unterschiede zwischen den Synoptikern in Bezug auf die Benennung der Frau ("Sünderin" vs. "Frau") in den Vordergrund und kündigt die Analyse mithilfe verschiedener exegetischer Methoden an.
B. Textfindung
Dieser Abschnitt befasst sich mit der Wahl der Bibelübersetzung und der Feststellung von Abweichungen in verschiedenen Ausgaben. Insbesondere wird auf die unterschiedliche Darstellung der Position Jesu beim Mahl (z.B. sitzen vs. liegen) eingegangen, die für die Interpretation der Szene relevant ist.
C. Literarkritik
Dieser Abschnitt analysiert den Text hinsichtlich seines sprachlichen Stils, der Einheitlichkeit und des Wortschatzes. Es wird auf die Unterschiede zwischen Lukas' und Markus' Stil hingewiesen und die Besonderheiten von Lukas' Sprachgebrauch im Kontext seiner Zeit beleuchtet.
D. Formgeschichte
Dieser Abschnitt analysiert die Gattung der Textpassage, die Quellen, den Sitz im Leben sowie die kleinste ursprüngliche Überlieferung. Die Analyse der Gattung hilft zu verstehen, in welchen Kontext die Geschichte eingebettet ist und welche Funktion sie im Evangelium erfüllt.
E. Redaktionsgeschichte
Dieser Abschnitt untersucht die Verfasserfrage, die Absicht des Autors, die Datierung des Textes und den Ort der Entstehung des Evangeliums. Die Analyse der Redaktionsgeschichte ermöglicht ein tiefes Verständnis der Intention des Autors und seiner Botschaft.
F. Traditions- und Motivgeschichte
Dieser Abschnitt befasst sich mit dem Motiv der Salbung in der Bibel und untersucht dessen historische und theologische Interpretation. Die Einzelexegese analysiert die spezifische Situation im Text, während die Gesamtexegese die Salbung in einem größeren biblischen Kontext betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit umfassen: Lukasevangelium, Salbung, Sünderin, Vergebung, Gnade, Synoptiker, Literarkritik, Formgeschichte, Redaktionsgeschichte, Historisch-theologische Interpretation. Die Arbeit befasst sich mit der Rolle der Frau in der antiken Gesellschaft, Jesus' Umgang mit Sündern und Aussenseitern sowie dem Verständnis von Vergebung und Gnade im biblischen Kontext.
- Quote paper
- Heidi Christina Kohlstock (Author), 2004, Jesu Salbung durch die Sünderin - Eine Auslegung von Lk 7, 36 - 50, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27134