Bereits im Märchen Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen, von den Gebrüdern Grimm, geht es um die Frage, inwieweit man Angst erlernen kann. Wechselt man von der Seite des neugierigen Schülers auf die lehrende Seite, entsteht in Anlehnung an die Frage des Schülers, die Frage, ob man gleichermaßen lernen kann, das Fürchten zu lehren. In Literaturkreisen, ist dies nicht immer eindeutig zu beantworten. Subjektive Techniken und literarische Verfahren, sowie stilistische Eigenheiten, erzeugen auch verschiedene Meinungen darüber, ob ein Autor effizient und nachhaltig, eventuell sogar innovativ, Schrecken und Angst beim Rezipienten hervorruft. Geschichtlich gesehen, vollzog sich auch seit jeher ein Wandel im Empfinden, was gruselig, schrecklich, oder tabuisierungsbedürftig ist. So eröffnete die Aufklärung und fortschreitende Säkularisierung zum Beispiel neue Wege der Verlagerung von Toleranzgrenzen und dem gesellschaftlichen Konzens, was nachhaltige Angst und Schock ausmacht - so auch in der Literatur.
Ausgehend von evolutionär bedingten Reaktionen auf gewisse Assoziationen und instinktives Verhalten nach Konfrontation von lebensbedrohlichen Dingen, und unmoralisch auffallendem Verhalten, bedient sich Lovecraft dieser empirisch nachgewiesenen Fakten, um sie, angereichert mit eigenen Theorien zum Angstverhalten der Masse, für literarischen Horror zu nutzen. Stellt man theoretische Schauerantizipationen der Leser den literarischen Verfahren Lovecrafts zu dessen Erzeugung gegenüber, so entwickelt sich die Frage, wie Lovecraft konkret Angst und Schauer bei seiner Leserschaft hervorruft. Zur Klärung dieser Frage, nach Motivation und Art und Weise dieser speziellen Literaturerschaffung, soll in dieser Arbeit ein biographischer Einblick bestätigen, dass die individuelle Umgebung, Erziehung und Lebensweise Lovecrafts im 19 Jahrhundert, ausschlaggebend zur Gestaltung seiner Horrorliteratur war. Dazu dienen allgemeine Theorien über Bestandteile und Unterschiede, zwischen erlesener und realer, panischer Angst. Ebenso ist der von Lovecraft eigens angefertigte Essay (Unheimlicher Horror – Das übernatürliche Grauen in der Literatur), über die vermeintlich richtige Art und Weise, den Leser in einen authentischen und jenseits von konventionalisierten, gesellschaftlich gewohnten Regeln, zu ängstigen, Teil der Lösung. Wie schafft es Lovecraft, Emotionen und Horror beim Leser zu erzeugen?
Diese Kernfrage soll wie folgt geklärt werden: ...
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
Howard Phillips Lovecraft
2.1. Kindheit und Gebrechen
2.2 Literaturund Bildung
2.3 Entwicklung zum Schriftsteller
2.4 Die letzten Jahre
3. Theorien von Angst und Ekel in der Literatur
4. Unheimlicher Horror nach Lovecraft
5. Beispiele zur Veranschaulichung
5.1 DieFarbe ausdem All
5.1.1 AtmospharischeGestaltung
5.1.2 Erzahlerfigur und Protagonisten
5.1.3 Obernaturliche Elemente
5.1.4 Darstellung des Ekelhaften
6. Zusammenfassung
7. Literaturverzeichnis
- Quote paper
- Ramon Klein (Author), 2014, Unheimlicher Horror. Motive, Plots und literarische Verfahren zur Erzeugung von Schrecken bei H.P. Lovecraft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271301
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