Der Begriff Nation leitet sich vom l a teinischen Wort „natio“ ab.
„Natio“ bedeutet einerseits Volk, Volksstamm oder Völkerschaft
andererseits soviel wie Geburt, Abstammung und Herkunftsort. Im
Mittelalter wurde der Begriff der Nation zwar schon verwendet, er
war aber noch unbedeutend. Wenn eine größere Gemeinschaft mit
„ethnischen“ Merkmalen bezeichnet wurde, verwendete man eher die
Begriffe „gens“ oder „populus“. Der Begriff „natio“ stand diesen
Begriffen sehr unbestimmt gegenüber und konnte sowohl einen
Heimatort, als auch den sprachlichen oder sozialen Herkunftsort
einer oder mehrerer Personen bedeuten. Weiters konnten auch
regionale und sprachliche Gemeinsamkeiten durch den Begriff
„natio“ zusammengefaßt werden.1
Die politische Bedeutung des Begriffes Nation wurde erst in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts geprägt. Mit der Französischen
Revolution erfuhr der Begriff eine neue Wertigkeit und sollte auch
im 19. und 20. Jahrhundert eine wesentliche Kategorie in der
politischen Auseinandersetzung bleiben. Zwischen Nationali sierung
und Demokratisierung des Staates entwickelte sich ein enger
Zusammenhang. Die Idee der Souveränität des Volkes, welche sich
nach der bürgerlichen Revolution durchzusetzen begann, prägte den
Begriff Nation. Die Nation integrierte alle sozialen Schichten und
machte keine Unterschiede bezüglich politischer oder sozialer Herkunft. Für Rousseau waren alle Staatsbürger gleich. Jeder
einzelne soll te sich selbst und seinen Besitz als Gemeingut unter die
oberste Leitung eines gemeinsamen Willen stellen. Dadurch entstand
als öffentliche Person eine seelische Gesamtkörperschaft. Diese
Nation übertrug die oberste Autorität und Souveränität den
Regierenden.2
Lepsius analysiert 3 Aspekte, die in Solidaritätsverbänden, und die
Nation ist ein spezieller Solidaritätsverband, enthalten sein müssen.
Der klassifikatorische Aspekt legt fest, wie sich die Nation von
anderen Begriffen unterscheidet und wie sich die Nationen innerhalb
voneinander abgrenzen. [...]
1 Ernst Bruckmüller, Nation Österreich. Kulturelles Bewußtsein und gesellschaftlich- politische Prozesse
(Wien 1996) S. 24-25.
2 Hans Joachim Störig, Die Weltgeschichte der Philosophie (Frankfurt am Main 1992) S. 376 – 380. vgl
auch: Christiana Potocnik, Das Bewußtsein um die "Österreichische Nation" im Zusammenhang mit der
Gründung der Ersten und Zweiten Republik (Dissertation Klagenfurt 1988) S. 15.
Inhaltsverzeichnis
1. DER NATIONSBEGRIFF
2. ÖSTERREICH UND DAS ENDE DER MONARCHIE
3. DIE GRÜNDUNG DER REPUBLIK DEUTSCHÖSTERREICH
4. DIE WIRTSCHAFTLICHE SITUATION DER REPUBLIK ÖSTERREICH
4.1 Die Strukturkrise der österreichischen Wirtschaft
4.2 Die Frage der Lebensfähigkeit von Österreich
5. DIE UNTERSCHIEDLICHEN ANSCHLUßPHASEN DER REPUBLIK ÖSTERREICH AN DEUTSCHLAND
6. DIE PARTEIEN DER ERSTEN REPUBLIK
6.1 Die Sozialdemokraten
6.2 Die Christlichsozialen
6.3 Die Deutschnationalen
6.3.1 Die Großdeutsche Volkspartei
6.3.2 Der Landbund für Österreich
6.3.3. Die Nationalsozialisten
6.4. Die Kommunisten
7. STÄNDESTAAT - DER ZWEITE DEUTSCHE STAAT
8. SCHLUßBETRACHTUNGEN
9. GEDRUCKTE QUELLEN UND LITERATUR
10. VIDEOVERZEICHNIS
11. CURRICULUM VITAE
Vorwort
Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die mich unterstützt haben, diese Arbeit fertigzustellen und mein Studium Geschichte, Philosophie und Pädagogik abzuschließen. Mein Dank gilt meinem Betreuer Herrn Univ.-Prof. Wolfdieter Bihl, der mir mit seinen Hinweisen wertvolle Anregungen gegeben hat
Besonders will ich mich bei meiner Frau Christa bedanken, die mir fachlich Rat gegeben hat und sehr viel Verständnis für meine oft nächtelangen Arbeiten aufgebracht hat.
Mein besonderer Dank gilt meiner Mutter und meiner Großmutter, die mir meine Ausbildung ermöglicht haben und die mich zu jeder Zeit unterstützt haben.
Diese Arbeit widme ich meinem Vater, der viel zu früh verstorben ist.
1. DER NATIONSBEGRIFF
Der Begriff Nation leitet sich vom lateinischen Wort „natio“ ab. „Natio“ bedeutet einerseits Volk, Volksstamm oder Völkerschaft andererseits soviel wie Geburt, Abstammung und Herkunftsort. Im Mittelalter wurde der Begriff der Nation zwar schon verwendet, er war aber noch unbedeutend. Wenn eine größere Gemeinschaft mit „ethnischen“ Merkmalen bezeichnet wurde, verwendete man eher die Begriffe „gens“ oder „populus“. Der Begriff „natio“ stand diesen Begriffen sehr unbestimmt gegenüber und konnte sowohl einen Heimatort, als auch den sprachlichen oder sozialen Herkunftsort einer oder mehrerer Personen bedeuten. Weiters konnten auch regionale und sprachliche Gemeinsamkeiten durch den Begriff „natio“ zusammengefaßt werden.1
Die politische Bedeutung des Begriffes Nation wurde erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts geprägt. Mit der Französischen Revolution erfuhr der Begriff eine neue Wertigkeit und sollte auch im 19. und 20. Jahrhundert eine wesentliche Kategorie in der politischen Auseinandersetzung bleiben. Zwischen Nationalisierung und Demokratisierung des Staates entwickelte sich ein enger Zusammenhang. Die Idee der Souveränität des Volkes, welche sich nach der bürgerlichen Revolution durchzusetzen begann, prägte den Begriff Nation. Die Nation integrierte alle sozialen Schichten und machte keine Unterschiede bezüglich politischer oder sozialer Herkunft. Für Rousseau waren alle Staatsbürger gleich. Jeder einzelne sollte sich selbst und seinen Besitz als Gemeingut unter die oberste Leitung eines gemeinsamen Willen stellen. Dadurch entstand als öffentliche Person eine seelische Gesamtkörperschaft. Diese Nation übertrug die oberste Autorität und Souveränität den Regierenden.2
Lepsius analysiert 3 Aspekte, die in Solidaritätsverbänden, und die Nation ist ein spezieller Solidaritätsverband, enthalten sein müssen. Der klassifikatorische Aspekt legt fest, wie sich die Nation von anderen Begriffen unterscheidet und wie sich die Nationen innerhalb voneinander abgrenzen. Weiters muß mit dem Nationsbegriff ein Wert vermittelt werden, der eine gewünschte Ordnung des menschlichen Zusammenlebens festlegt - der normative Aspekt. Der verhaltensprägende Aspekt beschreibt, daß diese Ordnung für die Menschen Bedeutung hat und sie zur Orientierung des Handelns eingesetzt wird. Diese drei Aspekte stehen untereinander in Wechselwirkung und machen den jeweiligen historischen Begriff Nation vieldeutig und veränderbar. Weiters unterscheidet Lepsius mehrere „Typen von Nationen”.3
Die „Volksnation” bestimmt sich über die ethnische Abstammung einer Menge von Menschen. Die ethnische Nation muß sich durch bestimmte Merkmale von anderen ethnischen Gruppen unterscheiden, um die Gruppe von anderen Gruppen abgrenzen zu können. Ethnische Faktoren wie Hautfarbe oder andere invariante körperliche Eigenschaften können die ethnische Gruppe nur unzureichend beschreiben und zu wenig Abgrenzung zu anderen Gruppen vornehmen. Deshalb werden ethnische Einheiten auch über „kulturelle Eigenschaften, Sprache, Religion oder durch noch undeutlichere Kriterien wie die einer historisch gewachsenen Schicksalsgemeinschaft bestimmt. Die ethnische Homogenität einer Nation ist daher nicht Naturwüchsiges”. Sie ist vielmehr das Ergebnis einer behaupteten Identität. In der Definition der Nation als Volksnation ergeben sich Probleme, wenn die Nation durch Streusiedlungen in keinem geschlossenen Territorium vereint werden kann oder wenn in einem geschlossenen Territorium größere Gruppen sind, die nicht die gleichen ethnischen Merkmale besitzen. Die Volksnation enthält ferner ein latentes Potential, andere Völker abzuwerten und das eigene Volk zu überhöhen, wie dies auch im deutschen Nationalismus der Fall war. Für Nationen, die aus ethnisch heterogenen Gruppen bestehen, wie dies in den Vereinigten Staaten von Amerika der Fall ist, kann der Begriff der Volksnation keine Geltung besitzen.4
Die „Staatsbürgernation” bestimmt sich über die individuellen staatsbürgerlichen Gleichheitsrechte und die Art und Weise wie die Herrschaft über die Staatsbürger demokratisch legitimiert wird. Die Verfassung des Staates legt die Ordnungen fest und schafft durch die Geltung der Verfassung in einem abgeschlossenen Territorium auch die geographischen Grenzen der Staatsbürgernation. Die Vereinigten Staaten von Amerika können mit diesem Nationsbegriff identifiziert werden. Die Staatsbürgernation ist im Gegensatz zur Volksnation oder zur unten diskutierten Kulturnation nicht verfassungsneutral. Das Gleichheitskriterium nach innen ist die staatsbürgerliche Gleichheit nach innen, das Ungleichheitskriterium ist die staatsbürgerliche Ungleichheit. Unabhängig von Ethnie, Kultur, Religion oder anderen Faktoren entscheidet nur die Staatsbürgerschaft über die Zugehörigkeit zur Nation.5
Die „Kulturnation” bestimmt sich aus der kulturellen Gleichheit von Menschen. In der deutschen Geschichte nimmt der Begriff der Kulturnation eine ambivalente Bedeutung ein, und zwar „in einem Substitution-wie in einem Komplementaritätsverhältnis zur politischen Staatsnation”. Die durch die deutsche Sprache vermittelte deutsche Kulturnation war nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches in viele Teile zerfallen, die politisch unabhängig waren und in keinem gemeinsamen Reich verwaltet wurden. Die getrennte Entwicklung von Preußen und der Donaumonarchie, sowie die verstreuten Siedlungen der deutschsprachigen Bevölkerung in Ost- und Südosteuropa verhinderten den Zusammenschluß aller Deutschen in einem Staat. Diese politische Realität wurde im Sinne einer nationalen Identität aufgrund kultureller Gemeinsamkeit innerhalb politischer Ungleichheiten angenommen.6
In Mitteleuropa beziehungsweise Deutschland entfaltete sich jener kulturelle Nationsbegriff, der vor allem durch die Philosophie von Romantik und deutschem Idealismus geprägt war. Hier sind die Hauptvertreter Herder, Hegel, Fichte und Schelling. Herder sah in seinen „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ in der Nation einen Organismus, gleichsam einer Pflanze in der Natur. Jede Nation war nach seiner Auffassung eigenberechtigt, eigengesetzlich und lebendig, in die jeder einzelne hineingeboren werde. Die Nation agiere ähnlich einem Organismus.7
Für Johann Gottlieb von Fichte stellte die Französische Revolution einen wichtigen Faktor für seine Überlegungen dar. Er war zunächst mit den Zielen der Revolution vollkommen in Übereinstimmung und unterstützte in seinen Schriften „Zurückforderung der Denkfreiheit von den Fürsten Europas“ und in den „Beiträgen zu einer Berichtigung der Urteile des Publikums über die französische Revolution“ die Ideen der Revolution und bewunderte Frankreich. Mit dem Streben nach Expansion änderte sich seine Haltung und er betrachtete die Deutschen als das Hoffnungsvolk. In seinen in Berlin 1806/1807 gehaltenen „Reden an die deutsche Nation“ machte er klar, wen er für ein geeignetes Volk, eine geeignete Nation sah. „Die Deutschen seien unter allen Völkern diejenigen, in denen der Keim der menschlichen Vervollkommnung am entschiedensten liege, ihnen sei deshalb der Fortschritt in der Entwicklung derselben aufgetragen. Ja: Fichte sah nur die Deutschen als dafür geeignet an. Sie waren für ihn das Urvolk des europäischen Volkskreises, das Volk schlechthin, das als einziges sich seine ursprüngliche Sprache bewahrt habe und deshalb das tiefste und wahrste geistige Leben besitze.“8 Wie aus diesen Ausführungen bereits ersichtlich ist, brachte das Bekenntnis zur eigenen Nation auch Selbstbewußtsein der eigenen Nation, Überlegenheitsgefühle, Patriotismus und Nationalstolz mit sich, der sich in übersteigender Form in den darauffolgenden 150 Jahren kulminieren sollte.
In Ostmitteleuropa erwiesen sich die Ideen Herders „von den Völkern als Gedanken Gottes, von denen jedes auf seine Art die Bestimmung der Menschen erfüllt, seine Hervorhebung der Sprache als des Zentrums der Existenz jedes Volkes,“ als ein wichtiges Moment in der Bildung einer eigenständigen Nation und Besinnung auf die nationalen Wurzeln. Dadurch wurde einer der Grundsteine für den Zerfall der Donaumonarchie gelegt, die durch die nationale Desintegration nicht mehr überlebensfähig war. Es entwickelten sich romantisch verklärte Nationalgefühle, wobei Historiker eine wichtige Rolle in deren Verbreitung spielten. Bei den Tschechen waren Franz Palacky (1789 -1876) und für die Polen der Dichter Adam Mickiewiecz (1789 - 1855) wichtige Vertreter für das Eintreten von selbstbewußten Nationen, die ihr Geschick selber in die Hand nehmen wollten.9
Eine weitere Definition von Nation geht auf den Orientalisten Ernest Renan (1832 -1892) zurück, dessen Nationsbegriff seither viel zitiert wurde. In seinem Vortrag am 11. März 1882 in der Sorbonne, behandelte er die Frage „Was ist eine Nation?”. Im ersten Teil beschäftigte sich Renan mit einer Darstellung, worauf Nation oft begründet wird, es aber seiner Meinung nach nicht begründet werden dürfte. Das Prinzip der Rassengemeinschaft lehnt er mit dem Hinweis ab, daß dieses Prinzip für die Herausbildung der modernen Nationen zwar nicht bedeutungslos war, aber immer mehr an Bedeutung verlor und die Zugehörigkeit zu Slawentum oder zum Germanentum sich ändern könne. Die Sprache als Gemeinsames der Nationen weist er zurück, da es auch Nationen wie die Schweiz oder Amerika und Spanien gäbe, wobei das sprachliche Argument dem Willen zur Nation untergeordnet sei. Die Religion kann aus seiner Sicht ebenfalls keine geeignete Grundlage für eine Nation bilden ebensowenig die gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen. Die Geographie stellt genauso eine ungeeignete Kategorie in der Einteilung der Nation dar.10
Renan führt weiters aus: „Eine Nation ist eine Seele, ein geistiges Prinzip. Zwei Dinge, die in Wahrheit nur eins sind, machen diese Seele, dieses geistige Prinzip aus. Eines davon gehört der Vergangenheit an, das andere der Gegenwart. Das eine ist der gemeinsame Besitz eines reichen Erbes an Erinnerungen, das andere ist der gegenwärtige Wille, das Erbe hochzuhalten, welches man ungeteilt empfangen hat. (...) Eine Nation ist also eine große Solidargemeinschaft, getragen von dem Gefühl der Opfer, die man gebracht hat, und der Opfer, die man noch zu bringen gewillt ist. Sie setzt eine Vergangenheit voraus, aber trotzdem faßt sie sich in der Gegenwart in einem greifbaren Faktum zusammen: der Übereinkunft, dem deutlich ausgesprochenen Wunsch das gemeinsame Leben fortzusetzen.”11 Wesentlich ist für Renan das Wollen der Menschen, die sich zu einer Nation bekennen. Dieses Wollen und Bekunden einer Gemeinschaft zu einer Nation kann sich ändern und ist nichts dauerhaftes und ewiges. Nation ist etwas, das mitunter auch dynamisch sein kann. Die Bevölkerung hat das Recht, sich in einem Plebiszit für die Nation zu entscheiden. Die Nation ist nicht vorwiegend durch äußere Faktoren bestimmt, sondern bestimmt sich aus sich heraus. Eine Nation beginnt mit dem Bekenntnis einer Menschenmenge zu einer Nation und endet, wenn die Menschen diese Überzeugung nicht mehr in ihrem Herzen tragen. Eine Nation kann nicht von Theoretikern erzeugt oder erzwungen oder verneint werden, nur die Menschen selbst entscheiden über ihre nationale Zugehörigkeit.
Bis heute sind die Kriterien, nach denen der Begriff Nation zu beurteilen und zu bewerten ist, nicht in eindeutiger Form zu belegen. In der neunzehnten Ausgabe des Lexikons Brockhaus von 1991 heißt es dazu:
„Der seit der Frz. Revolution in den Vordergrund getretene N.- Begriff zielt v.a. auf die polit. Handlungsfähigkeit des Nationalstaates, sowohl im Hinblick auf die polit. Souveränität im inernat. Zusammenhang als auch auf die Garantie von Menschen- und Bürgerrechten im Rahmen eines Verfassungsstaates oder hinsischtlich innenpolit. autonomer Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten. N. bildet insoweit den Rahmen für ein polit. Handlungsprogramm, das mit dem Blick auf eine gemeinsame Zukunft entworfen und im Rückgriff auf angenommene gemeinsame Merkmale (Sprache, Geschichte, Kultur) legitimiert wird. Die Zuordnung einzelner Bev.-Teile kann dabei zwischen versch. N. strittig sein; sie verläuft teilweise in Konkurrenz, teilweise in Überschneidung zu anderen Zuordnungsmöglichkeiten, wobei N. seit dem 19. Jh. für sich jedoch allgemein die höchste Loyalität beansprucht.
Bis heute sind Versuche, N. anhand objektiver, allgemeingültiger Merkmale zu definieren, umstritten. Bei N. handelt es sich keineswegs um etwas Naturgegebenes. Vielmehr stellt N. eine genuin historisch und kulturell bestimmte Betrachtungs-, Interpretations- und Zurechnungskategorie dar, deren Herausbildung - die in jedem Einzelfall durchaus auch hätte anders verlaufen können - in unterschiedliche historisch- politische Zusammenhänge begründet ist; diese wiederum lassen einen widersprüchlichen Facettenreichtum aufscheinen, der sich eindeutigen Definitionen entzieht.“12
Im Vergleich ist in Mayers Lexikon aus dem Jahre 1928 - jener Zeit, in der diese Arbeit handelt -, der Nationsbegriff selbst auf wenigen Zeilen gefaßt:
„Nation (lat. Völkerschaft), ein nach Abstammung, Sitte und Sprache zusammengehörender Teil der Menschheit, wobei der mit dem Wort verbundene Sinn erhebliche Abweichungen zeigt. Nationalität, die Zugehörigkeit zu einer N. Im französichen und im englischen Sprachgebrauch ist N. das Staatsvolk, daher nationalité bzw. nationality Staatsangehörigkeit, dagegen peuple bzw. people die natürliche Volkszusammengehörigkeit. Vgl. Volk. Das Bewußtsein gemeinsamer Abstammung oder der staatlichen, zumeist geschichtlich bedingten Zusammengehörigkeit heißt Nationalgefühl (s. d.) bzw. Nationalstolz. Nationalcharakter ist die sittliche Eigenart eine N. Napoleons III. Nationalitätsprinzip besagt, daß jede N. das Recht habe, einen Staat zu bilden. “13.
2. ÖSTERREICH UND DAS ENDE DER MONARCHIE
Die politische und strategische Ausrichtung der Donaumonarchie war im beginnenden 20. Jahrhundert sehr stark an Deutschland orientiert. Österreich - Ungarn war im 1. Weltkrieg sowohl militärisch als auch wirtschaftlich vom Deutschen Reich abhängig. Das Zusammengehörigkeitsgefühl zu den Deutschen wurde durch den lange andauernden Weltkrieg, die starken Entbehrungen und die Bevormundung der Österreicher durch die Deutschen allerdings belastet. Die Kriegszielpolitik des Deutschen Reiches stimmte mit der Kriegszielpolitik der österreichisch - ungarischen Monarchie, besonders mit dem Ende des Ersten Weltkrieges, nicht überein.14 Die Friedensverhandlungen in Brest - Litovsk, wo sowohl das Deutsche Reich als auch Österreich - Ungarn als Siegermächte in die Verhandlungen gingen, zeigte die Unterschiede der beiden Staaten deutlich auf. Die Deutschen forderten einen Siegfrieden mit Annexionen und Kontributionen, die Österreicher hingegen mußten auf die gespannte innere Situation Rücksicht nehmen.15
Während der Friedensverhandlungen kam es im Zuge des Jännerstreiks zu Massenstreiks, Demonstrationen und Forderungen der Bevölkerung nach Nahrung, Demokratisierung und Beendigung des Krieges. Sowohl Kaiser Karl als auch Außenminister Czernin drohten dem deutschen Bündnispartner mehrmals mit einem Seperatfrieden mit Rußland, wenn nicht ein baldiger Frieden hergestellt werde. Die deutsche Seite beharrte jedoch auf Annexionen und konnte diese schlußendlich auch durchsetzen. Die Monarchie war in einer aussichtslosen Lage. Auf der einen Seite konnte die Regierung nicht die notwendigsten Nahrungsmittel für die Bevölkerung bereitstellen, auf der anderen Seite befand sich Österreich - Ungarn im Krieg und war mit Nationalitätenkonflikten im Inneren beschäftigt. Der Versuch Kaiser Karls, die ausweglose Lage zu meistern, scheiterte. Denn einerseits waren die Friedensbemühungen nicht von Erfolg gekrönt und andererseits mußte er sich dem deutschen Bündnispartner unterordnen.16
Die Bestrebungen Deutschlands waren imperialistisch. Im Septemberprogramm 1914 ging der deutsche Reichskanzler von einem absoluten Herrschaftsanspruch Deutschlands in Mitteleuropa aus, sowie der Schaffung eines mitteleuropäischen Wirtschafstverbandes unter deutscher Führung, der von Frankreich bis Polen und Österreich - Ungarn verlaufen sollte. Diese Pläne fanden vor allem bei den Deutschnationalen in Österreich und in Ungarn bei den Agrariern Zustimmung.17
Im Jahre 1915 begannen die Deutschen mit Bestrebungen eine Zollunion zwischen dem Deutschen Reich und Österreich - Ungarn zu installieren. Im Juni 1915 wurde in Wien eine Tagung des österreichisch - deutschen Wirtschaftsverbandes einberufen, auf der wirtschaftliche Annäherungen diskutiert wurden. Unter den Teilnehmern war auch Friedrich Naumann, der in seinem Buch „Mitteleuropa“ von einer Erhaltung der Donaumonarchie jedoch unter staatlicher Vereinigung mit dem Deutschen Reich ausging. Die Bestrebungen von deutscher Seite waren nicht nur wirtschaftlicher sondern auch politischer Natur. Deutschland hätte in diesen Ideen die Führungsrolle übernehmen sollen.18 Die Österreicher standen den Plänen reserviert gegenüber, da sie die politische Hegemonie der Deutschen nicht hinnehmen wollten. Die Verhandlungen wurden in die Länge gezogen und die Österreicher versuchten andere Probleme zur Diskussion zu stellen. Nach dem Tod Kaiser Franz Josefs und den weiteren Zerfallserscheinungen der Donaumonarchie wurde der deutsche Druck stärker. Der deutsche Botschafter in Wien, Graf Botho Wedel, der ein überzeugter Anhänger des Zusammenschlusses von Österreich und Deutschland war, forcierte die Bemühungen um eine Lösung im Sinne Deutschlands.
Nach dem Abschluß der Ausgleichsverhandlungen zwischen Österreich und Ungarn versuchten die Deutschen erneut 1917 die Gespräche für eine deutsch - österreichische Wirtschaftsunion anzuschließen. Es sollte eine möglichst weitgehende Anpassung der beiden Wirtschaftssysteme erreicht werden. Dies betraf sowohl die Wirtschaftspolitik als auch die Sozialpolitik. Von österreichischer Seite stand man diesem Verlangen sehr distanziert gegenüber. Die Spannungen zwischen den beiden Bündispartnern waren zu groß geworden. Die Bevormundung in militärischen Fragen mußte zähneknirschend hingenommen werden, eine weitere Bevormundung im politischen Bereich wollte die österreichisch - ungarische Monarchie nicht akzeptieren. Der Hintergedanke des Zusammenschlusses zwischen Deutschland und Österreich war stark ökonomisch, imperialistisch motiviert und ging hauptsächlich vom Deutschen Reich aus.19
Der Vielvölkerstaat Österreich - Ungarn hatte sich spätestens mit dem Verlauf des 1. Weltkrieges überholt und konnte seine nach Unabhängigkeit strebenden Völker nicht mehr in einer Staatengemeinschaft halten. Die starken nationalen Bestrebungen der einzelnen Völker, die großen Entbehrungen, Hungerkatastrophen und das große menschliche Leid im Weltkrieg machten es unmöglich, die Monarchie in der bisherigen Form weiterzuführen. Die Deutschen in der Monarchie waren nach dem Ende des Krieges mit einer massiven Veränderung der politischen und staatlichen Veränderung konfrontiert. Der Weiterbestand der Monarchie oder einer anderen Staatsform mit den Völkern der Habsburgermonarchie in loser Staatengemeinschaft und Föderalisierung erwies sich sehr schnell als unmöglich. Im wesentlichen kristallisierten sich 2 Möglichkeiten heraus:
- der Zusammenschluß zwischen Rest- Österreich und dem Deutschen Reich
- die Gründung eines neuen Staates mit eigener Identität.
3. DIE GRÜNDUNG DER REPUBLIK DEUTSCHÖSTERREICH
Die Österreicher standen mit dem Ende der Donaumonarchie vor gänzlich neuen Problemen und waren mit einschneidenden Veränderungen konfrontiert. Der Weiterbestand der Habsburgermonarchie und der Status als Großmacht konnte nicht länger beibehalten werden, da die Zentrifugalkräfte der einzelnen Nationalitäten viel zu stark geworden waren.
War es für die nach Unabhängigkeit strebenden Nationen der Monarchie eine Befreiung und ein Loslösen der eigenen Nation aus einem staatlichen Verband, der nicht mehr akzeptiert wurde, so mußten die deutschsprachigen Österreicher zuerst ihre eigene Identität finden.20
Bis zum Zerfall der Donaumonarchie fühlten sich die deutschsprachigen Österreicher als Deutschnationale, in Abhebung zu den anderen Nationen der Donaumonarchie, um ihre Eigenheit hervorzustreichen. Ein spezifisches österreichisches Nationalbewußtsein, das die deutschsprachigen Österreicher umfaßt hätte, gab es zu dieser Zeit nicht. Die österreichische Nation vor dem Ende des Ersten Weltkrieges umfaßte nicht nur die deutschsprachigen Bevölkerungsteile der Donaumonarchie. Die Österreicher als Teile der österreichischen Nation „waren selbstverständlich ebenso österreichische Staatsbürger, tschechischer, slowenischer, Die Gründung der Republik Deutschösterreich ruthenischer oder italienischer Nationalität wie die deutschsprachigen Bewohner der habsburgischen Erbländer.“21 Das Gemeinsame dieser österreichischen Nation war die Monarchie unter der Herrschaft des Hauses Habsburg. Das österreichische Nationalbewußtsein war identisch mit dem Bewußtsein für Gesamtösterreich.
Dieses spezifische österreichische Nationalbewußtsein hatte sich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges überholt. Die Identitäten mit der Donaumonarchie und dem Haus Habsburg wurden durch die Ereignisse der Auflösung der Monarchie und Entstehen der Republik, sowie dem Zerfall des Staatsgebildes in kleinere souveräne Staaten obsolet. Die Österreicher mußten sich ihre neue Identität erst suchen. Sie waren gezwungen, ihre neuen politischen und staatlichen Eigenständigkeiten zu finden.
Zu Beginn der Republikgründung waren die wenigsten Österreicher von der Möglichkeit eines selbständigen Österreich überzeugt. Die führenden Parteien - allen voran die Sozialdemokratie und die Deutschnationalen, mit einigen Abstrichen auch die Christlichsozialen - forderten den Anschluß von Restösterreich an die Deutsche Republik. In der Proklamation der Republik Deutsch - Österreich am 12. November 1918 hieß es in den ersten beiden Artikeln:
Die Gründung der Republik Deutschösterreich
„Artikel 1: Deutschösterreich ist eine demokratische Republik. Alle öffentliche Gewalten werden vom Volke eingesetzt.
Artikel 2: Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik. Besondere Gesetze regeln die Teilnahme
Deutschösterreichs an der Gesetzgebung und Verwaltung der Deutschen Republik sowie die Ausdehnung des Geltungsbereiches von Gesetzen und Einrichtungen der Deutschen Republik auf Deutschösterreich.“22
In der vorangegangenen Debatte im Parlament machte Staatskanzler Renner klar, worin sein nationales Verständnis bestand. Die Idee einer österreichischen Nation war nicht zu erkennen, sehr wohl aber die Zugehörigkeit zur deutschen Nation. Im Stenographischen Protokoll zur 3. Sitzung der provisorischen Nationalversammlung für Deutschösterreich am 12. November 1918 hielt Renner eine Rede, in der er auch seine Zugehörigkeit zum Deutschen Volk und zur deutschen Nation darlegte:
„...Notwendig aber ist dieser Beschluß besonders in seinem Artikel 2, welcher sagt, daß die deutschösterrreichische Republik ein Bestandteil der deutschen Republik ist, notwendig ist er im Verhältnis zu unserem Stammvolke. (Sehr richtig !) Unser großes Volk ist in Not und in Unglück. Das Volk, dessen Stolz es immer war, das Volk der Dichter und Denker zu heißen, unser deutsches Volk des Humanismus, unser deutsches Volk der Völkerliebe, unser deutsches Volk ist im Augenblicke tief gebeugt. Aber gerade in dieser Stunde, wo es so leicht und so bequem und vielleicht auch so
Die Gründung der Republik Deutschösterreich verführerisch wäre, seine Rechnung abgesondert zu stellen (Sehr gut !) und auch von der List der Feinde Vorteile zu erhaschen, in dieser Stunde soll unser deutsches Volk in allen Gauen wissen: Wir sind ein Stamm und eine Schicksalsgemeinschaft. (Die Versammlung erhebt sich. Stürmischer langanhaltender Beifall und Händeklatschen im Saale und auf den Galerien.)“23
Die Möglichkeit des Anschlusses der Republik Deutschösterreich an Deutschland war ein Ziel, das unter der Schirmherrschaft des Selbstbestimmungsrechtes der Völker, wie es von Wilson in seinen 14 Punkten proklamiert wurde, erreichbar schien. Die dramatische Ernährungs- und soziale Lage mit dem Ende des Ersten Weltkrieges, die Blockaden der Lebensmittellieferungen durch die Nachfolgestaaten der Donaumonarchie und der Zusammenbruch des zentral verwalteten Staatsapparates brachten die junge Republik in eine prekäre Situation. Deutschösterreich mußte als Bittsteller für Nahrungsmittel auftreten und war dadurch von der internationalen Staatengemeinschaft sehr stark abhängig. In einem Telegramm von Otto Bauer als Staatssekretär für Äußeres an Präsident Wilson kommen sowohl die dramatische Ernährungssituation als auch die Nationsfrage zur Sprache:
„ .. Die Provisorische Nationalversammlung Deutschösterreichs hat am 12. November 1918 einstimmig beschlossen, Deutschösterreich die Verfassung einer demokratischen Republik zu geben, die ein Bestandteil der großen deutschen Republik werden soll. Das deutsche Die Gründung der Republik Deutschösterreich Volk in Österreich hat damit, sein Selbstbestimmungsrecht ausübend, kundgetan, daß es fortan keiner Staatsgewalt unterworfen sein will als der, die es sich selbst einsetzt und daß es die enge staatsrechtliche Verbindung zu Deutschland wieder herstellen will, die vor 52 Jahren durch das Schwert zerrissen worden ist (...) Das Recht der Polen, der Italiener, der Südslaven, die bisher dem österreichischen Staate angehört haben, sich mit den Nationalstaaten außerhalb Österreichs zu vereinigen, haben Sie, Herr Präsident, verfochten: Wir sind überzeugt, dass Sie dasselbe Recht auch dem deutschen Volke in Österreich zuerkennen werden. (...) Die Bemühungen (um Ordnung und Freiheit in Deutschösterreich herzustellen, Anm. d. Verf.) sind jedoch wesentlich erschwert durch den schweren Mangel an Lebensmitteln, der in unserem Lande herrscht. Die Aufrechterhaltung der Blockade bedroht das deutsche Volk in Österreich, mit umso schwerer Gefahr, da sich auch die slavischen Nationalstaaten, die auf dem Boden Österreichs entstanden sind, gegen die deutschösterreichische Republik absperren und sich weigern, dem deutschösterreichischen Industrievolk die Überschüsse ihrer Landwirtschaft zu liefern.“24
Wie sehr die Bestrebungen, den Anschluß mit Deutschland möglichst rasch vorzubereiten, von sozialdemokratischer Seite forciert wurden, zeigt das Telegramm Otto Bauers an den Volksbeautragten Haase am 13. November 1918:
Die Gründung der Republik Deutschösterreich „Indem ich Sie zur Übernahme Ihres neuen Amtes in so geschichtlicher Stunde herzlichst beglückwünsche, teile ich Ihnen mit, daß die provisorische Nationalversammlung Deutsch-Österreichs einstimmig beschlossen hat, Deutsch-Österreich für eine demokratische Republik zu erklären, die ein Bestandteil der großen deutschen Republik ist und bleiben soll. Durch diesen Beschluß seiner provisorischen Vertretung hat Deutsch-Österreich seinen Willen kundgetan, sich mit den anderen deutschen Stämmen, von denen es vor 52 Jahren gewaltsam getrennt wurde, wieder zu vereinigen. Wir bitten Sie und die deutsche Regierung, diese Bestrebungen des deutschen Volkes in Österreich zu unterstützen und in direkte Verhandlungen mit uns über die Vereinigung Deutsch- Österreichs mit der deutschen Republik und über die Teilnahme an der Gesetzgebung und Verwaltung des deutschen Reiches einzutreten. Wir bitten Sie, uns Gelegenheit zu geben, uns mit Ihnen über alle Fragen der Friedensverhandlungen ins Einvernehmen zu setzen und diese Verhandlungen in engster Freundschaft miteinander zu führen. Wir bitten Sie schließlich, auch unserer schweren augenblicklichen Not Ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Da sich die neuen slawischen nationalen Staaten, die aus dem Zusammenbruch Österreichs hervorgegangen sind, gegen uns vollständig absperren, leiden wir bittere Not an Kohle und Lebensmitteln. Das deutsche Volk in Österreich und insbesondere die deutschen Arbeiterklassen sind überzeugt, daß die neue Regierung der deutschen Republik uns in diesen Stunden der Not beistehen wird. Was wir brauchen, ist an zuständiger Stelle bekannt. Wir bitten Sie, Ihren Einfluß dafür einzusetzen, daß wir die unentbehrliche Aushilfe an Kohle und Lebensmitteln rasch und schnell bekommen. Ich hoffe, daß die alten freundschaftlichen und parteigenössischen Beziehungen, die uns verbinden, es uns erleichtern werden, die engste und dauernde Die Gründung der Republik Deutschösterreich Verbindung zwischen Deutschland und Deutsch-Österreich herzustellen. Mit herzlichen Grüßen Otto Bauer Wolffs Telegraphisches Büro, 14. 11. 1918.“25
In diesem Telegramm machte Bauer auf die schwierige soziale Situation aufmerksam und das Bestreben der neuen Republik, den Anschluß sofort durchzuführen. Die Bestrebungen hinsichtlich eines Zusammenschlusses von Deutschösterreich und Deutschland wurden aber in dem Antworttelegramm von Haase vom 15. 11. 1918 nicht erwähnt.
„Ihre Glückwünsche erwidere ich namens des Rates der Volksbeauftragten der deutschen Republik auf das wärmste. In Erinnerung an unsere freundschaftlichen und parteigenössischen Beziehungen ist es mir eine besondere Freude, daß wir berufen sind, an leitender Stelle für das Wohl des deutschen Volkes zu wirken. Der Rat der Volksbeauftragten ist gern bereit, mit Ihnen alle Fragen der Friedensverhandlungen zu erörtern und diese Verhandlungen in engster Freundschaft mit Ihnen zu führen. Wir erwarten zu diesem Zweck Vertreter von Deutsch-Österreich in Berlin. Wir empfinden die Not unserer Brüder in Deutsch-Österreich aufs schmerzlichste. Wir brauchen nicht zu versichern, daß wir den besten Willen haben, ihnen zu helfen. Wir werden sofort an zuständiger Stelle festzustellen suchen, ob und in welcher Weise dies möglich ist.
Die Freiheit, 17. 11. 1918, Nr. 5.“26
Der deutsche Botschafter Botho Wedel war ein Verfechter des Anschlußgedankens und schrieb in seinem Telegramm an das Auswärtige Amt vom 17.11.1918 seine Eindrü>„Die Antwort der deutschen Regierung auf Telegramm des Dr. Bauer hat hier enttäuscht, da die Anschlußfrage nicht erwähnt wurde. Schwarz-Gelbe, die zielbewußt arbeiten, sollen darauf hinweisen, man sei in Deutschland nicht willkommen. Hiesige Presse aller Parteien zurückhaltend, bespricht Antwort fast gar nicht. Anschlußerklärung war übereilt. Ich hatte vergeblich gewarnt und vorgeschlagen, die Frage der Entscheidung der Konstituante vorzubehalten, aber die Sozialdemokraten waren nicht zu halten, während die Nationalen die Bedenken zwar einsahen, aber nicht wagten, bei Abstimmung zu widersprechen. Halte eine gewisse Zurückhaltung unsererseits für richtige Politik, darf aber zur Erwägung stellen, ob nicht unsere Presse das Thema des Anschlusses freundlich besprechen könnte, was zu nichts binden, unsere hiesigen so leicht verzagten Freunde aber ermutigen und Wühlarbeit der Klerikalen abschwächen würde.
Wedel
Politisches Archiv des Auswärtigen Amts, Österreich, Nr. 95, Bd. 25.“27
Die Haltung Deutschlands zum Anschluß der Republik Deutschösterreich war bis zum Abschluß der Friedensverhandlungen in Versailles beziehungsweise St. Germain ambivalent. Einerseits wollten die Deutschen einen Anschluß von Deutschösterreich unterstützen, andererseits wollte die Deutschen nicht zu stark die Anschlußidee forcieren, da dadurch negative Auswirkungen auf die Friedensverträge in Form von höheren Reparationszahlungen oder größeren Gebietsabtretungen befürchtet wurden. Die Hoffnung auf einen baldigen Anschluß an Deutschland war aber sowohl bei Deutschland als auch bei Österreich stets aufrecht, wenn auch die Intensitäten in den folgenden Jahren unterschiedlich waren.28
Die Idee des Anschlusses und damit auch die Aufgabe der Bildung einer österreichischen Nation wurde von allen im Parlament vertretenen Parteien einstimmig gefordert. Lediglich Kommunisten, die sich zu Beginn der Monarchie erst in der Aufbauphase befanden und Monarchisten, die ebenfalls eine kleine Gruppe umfaßten, verlangten ein selbständiges und freies Österreich. Die Hintergründe des Anschlußgedankens lagen in der vermeintlichen Lebensunfähigkeit Österreichs, dem deutschnationalen Bewußtsein, dem Zusammengehörigkeitsgefühl zu Deutschland und ideologischen Gründen. Die Sozialdemokratie erhoffte durch ein Zusammengehen mit Deutschland eine leichtere Verbreitung des Sozialismus. Gegen den Anschluß waren Teile der Industrie, der Bauern und des Adels.29
Die ersten freien Wahlen in der Ersten Republik fanden am 16. Februar 1919 statt. Sie brachten für die Sozialdemokratie 72 Mandate, für die Christlichsozialen 69 Mandate und für die Deutschnationalen 26 Mandate. Sozialdemokraten und Christlichsoziale bildeten am 15. März 1919 eine große Koalition, die unter Staatskanzler Renner und Vizekanzler Fink geführt wurde.30 Otto Bauer war mit den Agenden des Staatssekretariats für Äußeres betraut und setzte sein Anschlußpolitik fort. In den Verhandlungen vom 27. Februar 1919 bis 2. März 1919 versuchte Bauer in Berlin die Anschlußpläne Deutschösterreichs darzulegen und die entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Anschluß zu verhandeln.31
Die innenpolitische Lage der jungen Republik war durch die Gefahr einer Räteregierung gespannt. Die Kommunistische Partei wurde zwar erst am 3. November 1918 gegründet und hatte Gründungsjahr nur wenig Zulauf. Es konnten auch keine prominenten Sozialdemokraten zum Übertritt zur Kommunistischen Partei bewegt werden, wie dies in Deutschland mit Karl Liebknecht und anderen gelang.32 Die KPÖ hielt am 9. Februar 1919 ihren ersten Parteitag ab und setze sich von ihren Wählern aus Kriegsheimkehrern - vor allem aus Ostheimkehrern, die mit der bolschewistischen Agitation in Berührung kamen - aus Arbeitslosen und aus Industriearbeitern zusammen. Die revolutionäre Stimmung, die von dieser Wählerschicht ausging, machte sich bereits beim Hissen der österreichischen Flagge am 12. November 1918 bemerkbar, als der weiße Streifen aus der rot - weiß - roten Fahne herausgerissen wurde und somit nur mehr der rote Teil übrig geblieben ist. Die kommunistischen Kräfte wurden durch die Bildung einer Räteregierung in Ungarn und Bayern gestützt. Diese mögliche Gefahr konnte auch in Österreich nicht ausgeschlossen werden. Weiters war Österreich im Süden durch den Einfall Jugoslawiens in Kärnten bedroht.33
Die Fragen der politischen Eigenständigkeit Österreichs beziehungsweise eines Anschlusses an Deutschland wurden durch Friedensvertrag von St. Germain beendet. Im Artikel 88 des Staatsvertrages von St. Germain hieß es:
„Die Unabhängigkeit Österreichs ist unabänderlich, es sei denn, daß der Rat des Völkerbundes einer Abänderung zustimmt. Daher übernimmt Österreich die Verpflichtung, sich, außer mit Zustimmung des gedachten Rates, jeder Handlung zu enthalten, die unmittelbar oder mittelbar auf irgendwelchem Wege, namentlich - bis zu seiner Zulassung als Mitglied des Völkerbundes - im Wege der Teilnahme an den Angelegenheiten einer anderen Macht seine Unabhängigkeit gefährden könnte.“34
Ebenso war mit dem Vertrag von St. Germain verbunden, daß die Republik Deutschösterreich in Zukunft Republik Österreich benannt werden mußte. Die Ententemächte - allen voran die Franzosen - wollten dadurch verhindern, daß Deutschland an Macht gewinnen könnte. Ein Anschluß von Deutschösterreich an Deutschland hätte die Kräfteverhältnisse wieder zugunsten Deutschlands verschoben. Die Friedensverträge zielten aber in eine Schwächung und Herabsetzung der militärischen und ökonomischen Vormachtstellung von Deutschland ab.
Das Ende der Anschlußbestrebungen oder die Aufgabe einer deutschen Nation in Österreich wurden damit nicht erreicht. Durch das Verbot von außen wurde die Anschlußbegeisterungen der Bevölkerung mehr unterstützt als gehemmt. Das Verwehren des Selbstbestimmungsrechtes der Nationen für die Österreicher und Deutschen wurde als großes Unrecht gewertet und verstärkte die Ressentiments gegen die Entente und hemmte das Entstehen und Bekennen zu einer österreichischen Nation in der Bevölkerung.35
4. DIE WIRTSCHAFTLICHE SITUATION DER REPUBLIK ÖSTERREICH
Die Bildung eines eigenständigen Österreich wurde durch die wirtschaftliche Lage der Ersten Republik erschwert. Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie glaubte kaum ein Österreicher an die Lebensfähigkeit des nunmehr kleinen Staates. Die schwierige ökonomische Situation der Zwischenkriegszeit hatte auch Auswirkungen auf das Entstehen eines eigenständigen nationalen Bewußtseins. Die Siegermächte hatten den ersehnten Anschluß an Deutschland verhindert und zwangen die Österreicher sich in dem neuen kleinräumigen Staat zurechtzufinden. Die Zugehörigkeit zur deutschen Nation wurde durch den äußeren Zwang und die dramatische ökonomische Lage nicht in Frage gestellt. Nur wenige Ökonomen sprachen von einer möglichen Lebensfähigkeit der Ersten Republik. Friedrich Hertz versuchte in seinen Schriften, als wohl bedeutendster Verfechter der ökonomischen Lebensfähigkeit der Republik, die Möglichkeit eines eigenständigen ökonomischen Österreichs herauszuarbeiten. Er verglich dabei Österreich mit der Schweiz, die geographisch und größenmäßig ähnlich strukturiert war.36
Die allgemeine ökonomische Situation der Republik Deutschösterreich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war sehr bedrohlich. Die Donaumonarchie war als zentralistisch strukturierter Staat aufgebaut. Die einzelnen Produktionsstätten für die Industrien waren entfernt von den Abbaugebieten der Rohstoffe. Die Ernährung der Bevölkerung - vor allem jene von Wien - erfolgte vor 1918 zu einem großen Teil von Ungarn aus. Nachdem aber das Zusammenleben der neuen Staaten nicht von gemeinsamen wirtschaftlichen Überlegungen geprägt war, mußte die junge Republik mit großen Nachteilen rechnen.37
Vor dem Zusammenbruch der Monarchie konnte das Staatsgebiet als riesiges quasi- autarkes ökonomisches Gebilde betrachtet werden. Die Industriegebiete produzierten Produkte, die sie in den agrarischen und rohstoffabbauenden Gebieten absetzen konnten und die Agrar- und Rohstoffgebiete exportierten die Waren in die Industriezonen. Im Jahr 1912 exportierte die österreichische Reichshälfte 60% der Textil, - Konfektions- und Lederprodukte, sowie 57% der Eisenwaren und Produkte des Maschinenbaus nach Transleithanien. Umgekehrt importierte der cisleithanische Teil 85% der Getreide- und Viehlieferungen aus dem ungarischen Teil.38
Der österreichische Teil war keineswegs ein unterentwickelter Teil der Donaumonarchie. Neben der Tschechoslowakei zählte Österreich zu den fortschrittlichsten Ländern der ehemaligen Donaumonarchie. Auf Österreich entfielen ungefähr ein Drittel aller Industriearbeiter und Fabriken Cisleithaniens, die Bevölkerung machte hingegen nur ein knappes Viertel aus. Die Struktur der österreichischen Industrie war geprägt von Klein- und Mittelbetrieben.39
Die Wirtschaftsentwicklung von Österreich von 1918 bis 1938 kann in 4 Phasen unterteilt werden:40
- Die Phase der Nachkriegsinflation von 1918 bis 1922, die gegen Ende in das Stadium der Hyperinflation überging und erst durch die Genfer Sanierung 1922 beendet werden konnte. Die Entwicklungen Österreichs verliefen weitgehend unabhängig von der Weltkonjunktur.
- Die Phase der Stabilisierungskrise bis zum Ausbruch der Weltwirtschaftskrise von 1922/23 bis 1929. In dieser Zeit war Österreich enger mit der Weltwirtschaft verbunden
- Die Phase der Weltwirtschaftskrise von 1930 bis 1933, in die Österreich durch die starken Exportverflechtungen hineingezogen wurde.
- Die Phase der gebremsten Erholung von 1933 bis 1938, wobei ein Fortbestehen der hohen Arbeitslosigkeit und ein Fehlen des Ankurbelns der Wirtschaft zu beobachten ist.
4.1 DIE STRUKTURKRISE DER ÖSTERREICHISCHEN WIRTSCHAFT
Die wirtschaftliche Entwicklung der österreichischen Republik verlief im Gegensatz zur westeuropäischen Wirtschaftsentwicklung weniger dynamisch. Die Wachstumsraten der anderen europäischen Staaten wurden nicht erreicht und auch im Vergleich mit den Nachfolgestaaten der Donaumonarchie schnitt Österreich schlechter ab:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 141: Indizes der Industrieproduktion 1929 (1913 = 100)
[...]
1 Ernst Bruckmüller, Nation Österreich. Kulturelles Bewußtsein und gesellschaftlich- politische Prozesse (Wien 1996) S. 24-25.
2 Hans Joachim Störig, Die Weltgeschichte der Philosophie (Frankfurt am Main 1992) S. 376 - 380. vgl auch: Christiana Potocnik, Das Bewußtsein um die "Österreichische Nation" im Zusammenhang mit der Gründung der Ersten und Zweiten Republik (Dissertation Klagenfurt 1988) S. 15.
3 Mario Rainer Lepsius, Nation und Nationalismus in Deutschland in: Grenzfälle. Über alten und neuen Nationalismus, ed. Michael Jeismann, Henning Ritter (Leipzig 1993) S. 196f.
4 Lepsius, Nation und Nationalismus S. 197 - 202.
5 Lepsius, Nation und Nationalismus S. 207 - 214.
6 Lepsius, Nation und Nationalismus S. 203 - 206.
7 Guido Zernatto, Vom Wesen der Nation. Fragen und Antworten zum Nationalitätenproblem (Wien 1966) S. 92.
8 Hans Fenske, Dieter Mertens, Wolfgang Reinhard, Klaus Rosen, Geschichte der politischen Ideen. Von Homer bis zur Gegenwart (Frankfurt am Main 1988) S. 478-479.
9 Hans Fenske, u.a., Geschichte der politischen Ideen. S. 477.
10 Ernest Renan, Was ist eine Nation ? in: Grenzfälle. Über alten und neuen Nationalismus, ed. Michael Jeismann, Henning Ritter (Leipzig 1993) S. 298 - 307.
11 ebd. S. 308f.
12 Brockhaus-Enzyklopädie, Bd. 15 (Mannheim 1991), S. 344.
13 Meyers Lexikon, Bd. 8 (Leipzig 1928), S. 1033.
14 Erich Zöllner, Geschichte Österreichs (Wien 1990) S. 487 - 488.
15 Manfried Rauchensteiner, Der Tod des Doppeladlers. Österreich- Ungarn und der Erste Weltkrieg (Graz 1994) S. 514f.
16 Wolfdieter Bihl, Österreich-Ungarn und der Friede von Brest-Litovsk, Dissertation (Wien 1961) S. 57- 59.
17 Norbert Schausberger, Der Griff nach Österreich (Wien / München 1978), S. 17
18 ebd. S. 18-20.
19 Norbert Schausberger, Der Griff nach Österreich (Wien / München 1978) S. 20-24.
20 Ernst Hoor, Die Entwicklung des österreichischen Nationalbewußtseins in der Zweiten Republik. In: Die Österreichische Nation 22 (1970), H7/8, S. 104.
21 Christiana Potocnik, Das Bewußtsein um die "Österreichische Nation" im Zusammenhang mit der Gründung der Ersten und Zweiten Republik (Dissertation Klagenfurt 1988) S. 31.
22 Staatsgesetzblatt Nr. 5/18 in: Außenpolitische Dokumente der Republik Österreich 1918 - 1938, Selbstbestimmung der Republik, ed. Klaus Koch, Walter Rauscher, Arnold Suppan, Bd 1 (München 1993) S. 141.
23 Stenographisches .Protokoll zur 3. Sitzung der Provisorische Nationalversammlung 1918-19 in:
Außenpolitische Dokumente der Republik Österreich 1918 - 1938, Selbstbestimmung der Republik, ed. Klaus Koch, Walter Rauscher, Arnold Suppan, Bd 1 (München 1993) S. 131.
24 Archiv der Republik, Neues Politisches Archiv Deutschland I/I Z.263 in: Außenpolitische Dokumente der Republik Österreich 1918 - 1938, Selbstbestimmung der Republik, ed. Klaus Koch, Walter Rauscher, Arnold Suppan, Bd 1 (München 1993)S. 141.
25 Rolf Steininger, 12. November 1918 bis 13. März 1938: Stationen auf dem Weg zum "Anschluß", in: Österreich im 20. Jhdt. Ein Studienbuch in 2 Bänden. Von der Monarchie zum 2. Weltkrieg, ed. Rolf Steiniger, Michael Gehler (Wien / Köln / Weimar 1997) S. 140.
26 Rolf Steininger, Stationen auf dem Weg zum Anschluß S. 141.
27 Rolf Steininger, Stationen auf dem Weg zum Anschluß S. 141.
28 Walter Goldinger, Dieter A. Binder, Geschichte der Republik Österreich 1918 - 1938 (Wien 1992) S. 73 - 83.
29 Schausberger, Der Griff nach Österreich, S. 37f.
30 Potocnik, Österreichische Nation, S. 122f.
31 Felix Kreissler, Von der Revolution zur Annexion. Österreich 1918 bis 1938 (Wien / Frankfurt / Zürich 1970)
S. 55- 59.
32 Potocnik, Österreichische Nation, S. 124.
33 ebd. S. 124f.
34 ebd. S. 127.
35 Potocnik, Österreichische Nation, S. 127 - 128.
36 Friedrich Hertz, Ist Österreich wirtschaftlich lebensfähig? (Wien 1921) S. 15.
37 Fritz Weber, Die wirtschaftliche Entwicklung in: Handbuch des politischen Systems Österreichs. Erste Republik 1918 - 1933, ed. Emmerich Talos, Herbert Dachs, Ernst Hanisch, Anton Staudinger (Wien 1995) S. 26-28.
38 Kurt W. Rothschild., Wurzeln und Triebkräfte der Entwicklung der österreichischen Wirtschaftsstruktur, in: Österreichs Wirtschaftsstruktur, gestern - heute - morgen, ed. Wilhelm Weber Bd.1 (Berlin 1961) S. 64.
39 Kurt W. Rothschild., Wurzeln und Triebkräfte der Entwicklung der österreichischen Wirtschaftsstruktur S. 52-55.
40 Fritz Weber, Die wirtschaftliche Entwicklung S. 28.
41 Fritz Weber, Die wirtschaftliche Entwicklung S. 29.
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