Vor dem Hintergrund des militärischen Zusammenbruchs Preußens, den daraus resultierenden Belastungen für die breite Bevölkerung und der Krise des Staates, ergab sich ein außergewöhnlich dichtes Geflecht von Anforderungen an die ländliche Bevölkerung Preußens innerhalb des Zeitraums von 1806 bis 1815.
Das junge Forschungsgebiet der ländlichen Mentalitätsgeschichte hat das vorliegende Thema bisher wenig bearbeitet, wohl auch aufgrund der dürftigen Quellenlage. Trotzdem soll mit dieser Hausarbeit ein Einblick versucht werden. Immerhin existieren einige Quellen, in denen sich Vertreter bürgerlicher und adliger Schichten über die hier interessierenden unteren Schichten der Landbevölkerung äußern.
Die Befreiungskriege trugen „Züge einer Volkserhebung“, obgleich der Aufruf dazu durch den preußischen Monarchen erfolgte. Dieses Volk entsprach überwiegend nicht dem Idealbild des jungen, bildungsbürgerlichen Helden, wie er in den folgenden Jahren und Jahrzehnten durch die Publizistik geprägt wurde. Was bewegte also die Menschen die diesen Krieg gegen das napoleonische Frankreich und seine Verbündeten in der Hauptsache bewältigen mussten und inwieweit war das Engagement von den unteren Bevölkerungsschichten getragen?
Während dem Auftakt der Kämpfe im Frühjahr 1813 war man erstaunt über den Furor vieler preußischer Soldaten, gerade einfacher Kämpfer in den improvisiert aufgestellten Formationen der Landwehr. Ungeübte, das Gewehr, sofern vorhanden, als Keule schwingende, barfüßige junge Bauern, Tagelöhner und Handwerker stürmten mit markerschütterndem Geschrei auf den Feind zu, ohne dazu von ihren Offizieren ermuntert werden zu müssen.
Nicht nur auf den Schlachtfeldern machte sich der Drang bemerkbar einen signifikanten Beitrag zum Erfolg des Befreiungskrieges zu leisten. Unbemittelte, selber Not leidende Dorfbewohner gaben teilweise buchstäblich ihr letztes Hemd, um daraus Verbandsstoffe fertigen zu lassen, oder spendeten ihre Eheringe.
Woraus resultierte diese neue umfassende patriotische Hilfsbereitschaft breiter Teile der Bevölkerung?
Inhalt
Einleitung
1 Preußen um 1806/1807
1.1 Situation der Landbevölkerung vor 1806
1.2 Die Wirkung der Niederlage auf das Volk
2 Preußen nach dem Tilsiter Frieden. Die Folgen
2.1 Die Folgen der französischen Besatzung
2.2 Die Kontributionen
2.3 Kontinentalsperre und Kontinentalsystem
2.4 Die Auswirkungen der Krise
3 Wirkung der preußischen Reformen auf die breite Landbevölkerung
3.1 Die Agrarreformen: Hoffnungen und Realitäten
3.2 Vom unsicheren Kantonisten zum Bürger in Uniform? Die Heeresreformen
4 1809 bis 1812
4.1 Erhebung zusammen mit Österreich?
4.2 Stimmung in der Bevölkerung
4.3 Auswirkungen des Russlandfeldzuges
5 Die Gesetze und Aufrufe von 1813 und ihre Auswirkungen
5.1 Landwehr, Landsturm, Freiwillige und reguläres Heer
5.2 Die Kriege von 1813 bis 1815 aus der Sicht von unten
5.2.1 1813/14
5.2.2 1815
Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
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