Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind theoretische Grundlagen zur Schreibentwicklung bei den Lernenden. Im Mittelpunkt der Reflexion stehen die Phasen der Entwicklung des Schreibens, die ein Lerner durchmachen sollte, um sich die nötige Schreibkompetenz anzueignen. Dabei werden einige traditionelle Konzeptionen und Modelle zur Schreibentwicklung vorgestellt. Hierbei geht es um die Modelle von Bereiter, Feilke, Becker-Mrotzek und Kruse.
Abstract
Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind theoretische Grundlagen zur Schreibentwicklung bei den Lernenden. Im Mittelpunkt der Reflexion stehen die Phasen der Entwicklung des Schreibens, die ein Lerner durchmachen sollte, um sich die nötige Schreibkompetenz anzueignen. Dabei werden einige traditionelle Konzeptionen und Modelle zur Schreibentwicklung vorgestellt. Hierbei geht es um die Modelle von Bereiter, Feilke, Becker-Mrotzek und Kruse.
Schreibprozess und Schreibentwicklung
Zuerst sei auf eine Definition vom Schreibprozess eingegangen. In diesem Sinne definiert Krings (1992) den Schreibprozess wie folgt:
„Der Schreibprozess beginnt somit mit der Wahrnehmung einer vorgegebenen oder dem Bewusstwerden einer selbst gestellten Schreibaufgabe und endet mit der ‚Verabschiedung’ des Textproduktes in einer aus der subjektiven Sicht des Textproduzenten endgültigen Form. Der Schreibprozess ist die ‚Ontogenese’ eines Textproduktes“.[1]
Im Sinne der Ausführungen von Krings erfolgt der Schreibprozess zunächst einmal mit einem Antrieb zum Schreiben und endet damit, das Schreibprodukt als abgeschlossen zu betrachten. Vielmehr bekräftigt Krings, dass das Textprodukt bestimmte Phasen unterlaufen sollte, bis es als fertig betrachtet wird. Hierbei wenden wir uns den verschieden Modellen der Schreibentwicklung zu. Zuerst wird auf die traditionellen Konzeptionen der Schreibentwicklung eingegangen. Anschließend werden die Modelle der Schreibentwicklung ab den 80er Jahren dargestellt. Diese letzten Modelle charakterisieren sich durch empirische Aspekte, die hier erläutert werden.
Traditionelle Konzeptionen der Schreibentwicklung
Im Folgenden wird auf die Ausführungen von Feilke(1995, 278-290) gestützt.
Dornröschen-Konzept
Dieses Konzept geht davon aus, dass die die Schreibfähigkeit schon im Menschen angelegt sei. Das Schreiben wird durch das Lesen angeeignet. So Feilke(1995, 278)[2]. Diese Vorstellungen waren laut Feilke in den letzen und früheren Jahren des 19 er Jahrhunderts. Diesem Konzept ist vorzuwerfen, dass das Schreiben nicht automatisch durch das Lesen erworben könnte, denn das Lesen ein rezeptive Fertigkeit. Demgegenüber ist das Schreiben produktiv angelegt. Somit braucht man Zeit, um von der Phase der Rezeption zur Phase der Produktion zu gelangen.
Genie-Konzept
Dieses Konzept geht davon aus, dass sich die Schreibfähigkeit durch das Alter und die Begabung des Schreibers herausbilden könnte, d.h. die begabten Schreibenden sich selbst das schreiben beibringen und so brauchen nur die nicht begabten Schreibenden spezielle Schreibübung. An diesem Konzept können wir Folgendes aussetzen, dass es nicht auf konkreten und erprobten Studien basiert, sondern grenzt an einer Spekulation. Feilke[3] führt aus, dass sich dieses Konzept als gescheitert erwiesen hat.
Mimikry-Konzept
Dieses Konzept ist in erster Linie von der klassischen Rhetorik geprägt. Es geht davon aus, dass das Schreiben durch die Imitation von rhetorischen Mustern erfolgt. Weiterhin sollten die normativen Textmuster von den Schreibern eingehalten werden. Somit werden die Schreiber, die von diesen rhetorischen Mustern beim Verfassen von Texten abweichen, als Versager abgetan (Ebd.). An diesem Konzept können wir bemängeln, dass die starke gelenkte Orientierung an den normativen Textmustern die Kreativität der Schreiber erdrosseln könnte, so dass sie nur geringeren Beitrag zur Förderung der Schreibfähigkeit leisten kann. Die Schreibförderung hat viele Dimensionen wie zum Beispiel die Schulung weitere Teilkompetenzen wie Methodenkompetenz, Sozialkompetenz usw., und sie beschränkt somit nicht auf die Orientierung an der Rhetorik.
Zusammenfassend kann man hier festhalten, dass die drei oben ausgeführten Konzepte das Schreiben und die Schreibförderung nur einseitig behandelt haben. Das Schreiben erfolgt somit nicht durch strikte Anpassung an Textmuster oder ist es eine Frage der Begabung oder ist es in Menschen angelegt. Weitere Aspekte der Schreibentwicklung werden in diesen Modellen ausgeblendet. Das Zusammenwirken von Schreiben und Lesen ist unentbehrlich zur Schreibförderung, denn durch das Beachten der Leser entsteht die Motivation zum Schreiben. In diesem Zusammenhang plädiert Feilke für ein kommunikatives Schreiben wie zum Beispiel die Schreibkonferenzen und dies ist der Aspekt der Sozialkompetenz, die unerlässlich zur Schreibförderung ist.
Nachfolgend setzen wir uns mit Modellen, die die Phasen der Schreibentwicklung bei den Schreibenden darstellen, auseinander. Die Schreibfähigkeit ist in den folgenden Modellen nicht passiv durch Imitation oder Begabung zu erwerben, sondern sie wird aktiv vom Schreiber angeeignet.
Modelle der Schreibentwicklung
Das Modell von Bereiter
Dieses Modell unterscheidet sich im Wesentlichen unter der genetischen Dimension des Schreibprozesses. Es basiert weiterhin auf der Schule des so genannten Neo-Piaget. Bereiter, C.[4] hat dieses Modell entworfen, um die Entwicklung des Schreibprozesses näher zu erforschen. Somit hat er ein Modell vorgelegt, das Teilfertigkeiten, die die Schreibenden mit der Zeit erwerben könnten. Es geht nämlich um folgende Phasen der Entwicklung des Schreibens:
- das assoziativ-expressive, („Associative Writing“),
- das normorientierte, („Performative Writing“),
- das kommunikative, („Communicative Writing“),
- das authentische oder kritische („Unified Writing“)
- das epistemische Schreiben. („Epistemic Writing“).
[...]
[1] Krings, Hans P. : Schwarze Spuren auf weißem Grund- Fragen, Methoden und Ergebnisse der empirischen Schreibprozessforschung im Überblick. In: Krings, Hans P. /Antos, Gerd (Hg.): Textproduktion. Neue Wege der Forschung. Trier: WVT, 1992.
[2] Feilke, Helmuth (1995): “Gedankengleise” zum Schreiben. In: Brüggelmann, H./Balhorn, H./Füssenich, I. (Hrsg.): Am Rande der Schrift. Lengwil: Libelle. S. 278-290.
[3] Ebd.
[4] Bereiter, Carl (1980): Development in Writing. In: Gregg, Lee W./Steinberg, Erwin R. (Hrsg.): Cognitive processes in Writing. Hillsdale: Lawrence Erlbaum Associates. S. 73-93.
- Arbeit zitieren
- Mag. Mohamed Chaabani (Autor:in), 2014, Schreibentwicklung bei den Lernenden im DaF-Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/270654
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