Unser Wissen über die Außenwelt war schon immer eine wichtige Frage bei vielen
Philosophen von der Antike bis zur Neuzeit. Der common sense lehrt uns, daß wir alle
gemeinsam in einer materiellen Welt leben, sie verändern können und sogar selbst ein
Teil von ihr sind. Unsere Sinne liefern uns Bilder von dieser Außenwelt, und aus diesen
Impressionen ziehen wir Schlüsse über materielle Dinge. Ohne Wahrnehmungen
könnten wir nichts über die stofflichen Gegenstände wissen, die uns umgeben.
Aber was is die Verbindung zwischen der Wahrnehmung und den materiellen Dingen?
Was veranlaßt uns, an eine Außenwelt zu glauben? Die Beantwortung dieser Fragen hat
viele Standpunkte hervorgebracht. Einige Philosophen waren beispielsweise der
Meinung, daß es zwar materielle Dinge, aber keine Wahrnehmung gibt, wenn nämlich
keine lebenden Dinge existieren, die etwas wahrnehmen könnten. Ein anderer extremer
Standpunkt ist, wenn angenommen wird, daß es zwar eine Wahrnehmung, aber keine
Körper gibt.
Ein besonders radikaler und deshalb auch umstrittener Standpunkt ist der der
pyrrhonischen Skepsis. Um 300 v. Chr. von Pyrrhon von Elis begründet, fand diese
philosophische Strömung schon in der Antike viele Anhänger. Stark geprägt und
systematisiert wurde der Pyrrhonismus durch Sextus Empiricus (200-250 n. Chr.), der
mit seinem Werk „Grundriß der pyrrhonischen Skepsis“ den Standpunkt der Skeptiker
präzise formulierte und darstellte. Im Mittelalter und in der Neuzeit fand die
pyrrhonische Skepsis vor allem durch David Hume (1711-76 n. Chr.) ihren Fortbestand,
der in seinem Haupwerk „Traktat über die menschliche Natur“ ähnliche Bereiche
behandelt wie Sextus Empiricus. Es stellt sich nun die Frage, welche wesentlichen
Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Sichtweisen der beiden Skeptiker
vorherrschen, und wie sie an das Problem der Außenwelt herangehen und zu lösen
versuchen.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Die Behandlung des Außenweltproblems bei Sextus Empiricus
2.1. „Ob die Körper erkennbar sind“
2.2. Die praktischen Konsequenzen aus Sextus‘ Philosophie
3. Die Behandlung des Außenweltproblems bei Hume
3.1. Dauernde und gesonderte Existenz
3.2. Konstanz und Kohärenz
3.3. Die praktischen Konsequenzen aus Hume’s Philosophie
4. Ein Vergleich der Sichweisen der beiden Skeptiker
4.1. Die Herangehensweisen der beiden Skeptiker
4.2. Die Ergebnisse der beiden Skeptiker
5. Literaturverzeichnis
5.1. Primärliteratur
5.2. Sekundärliteratur
1. Einleitung
Unser Wissen über die Außenwelt war schon immer eine wichtige Frage bei vielen Philosophen von der Antike bis zur Neuzeit. Der common sense lehrt uns, daß wir alle gemeinsam in einer materiellen Welt leben, sie verändern können und sogar selbst ein Teil von ihr sind. Unsere Sinne liefern uns Bilder von dieser Außenwelt, und aus diesen Impressionen ziehen wir Schlüsse über materielle Dinge. Ohne Wahrnehmungen könnten wir nichts über die stofflichen Gegenstände wissen, die uns umgeben .
Aber was is die Verbindung zwischen der Wahrnehmung und den materiellen Dingen? Was veranlaßt uns, an eine Außenwelt zu glauben? Die Beantwortung dieser Fragen hat viele Standpunkte hervorgebracht. Einige Philosophen waren beispielsweise der Meinung, daß es zwar materielle Dinge, aber keine Wahrnehmung gibt, wenn nämlich keine lebenden Dinge existieren, die etwas wahrnehmen könnten. Ein anderer extremer Standpunkt ist, wenn angenommen wird, daß es zwar eine Wahrnehmung, aber keine Körper gibt.
Ein besonders radikaler und deshalb auch umstrittener Standpunkt ist der der pyrrhonischen Skepsis. Um 300 v. Chr. von Pyrrhon von Elis begründet, fand diese philosophische Strömung schon in der Antike viele Anhänger. Stark geprägt und systematisiert wurde der Pyrrhonismus durch Sextus Empiricus (200-250 n. Chr.), der mit seinem Werk „Grundriß der pyrrhonischen Skepsis“ den Standpunkt der Skeptiker präzise formulierte und darstellte. Im Mittelalter und in der Neuzeit fand die pyrrhonische Skepsis vor allem durch David Hume (1711-76 n. Chr.) ihren Fortbestand, der in seinem Haupwerk „Traktat über die menschliche Natur“ ähnliche Bereiche behandelt wie Sextus Empiricus. Es stellt sich nun die Frage, welche wesentlichen Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Sichtweisen der beiden Skeptiker vorherrschen, und wie sie an das Problem der Außenwelt herangehen und zu lösen versuchen.
2. Die Behandlung des Außenweltproblems bei Sextus Empiricus
Um das Herangehen der pyrrhonischen Skeptiker an die Frage, ob es eine Außenwelt gibt, zu verstehen, muß man zuerst die eigentlichen Intentionen der Pyrrhoneer verstehen. Diese sahen sich selbst weniger als Erkenntnistheoretiker, und ihre Philosophie erhebt deshalb auch keinen Erkenntnisanspruch. Vielmehr befaßten sich die Anhänger von Pyrrho mit anderen, fremden Theorien der Erkenntnis und des Wissens und versuchten diese Standpunkte mit Hilfe von Argumenten zu widerlegen.
Sextus Empiricus sieht die Skepsis als die
„Kunst, auf alle mögliche Weise erscheinende und gedachte Dinge einander entgegenzusetzen, von der aus wir wegen Gleichwertigkeit der entgegengesetzten Sachen und Argumente zuerst zur Zurückhaltung, danach zur Seelenruhe gelangen.“ (Sextus 1985, S. 94).
Für Sextus ist die Skepsis eher eine Kunst der Zurückhaltung und der kritischen Begutachtung jedes Argumentes. Ziel der pyrrhonischen Skepsis ist nach Sextus Empiricus die Seelenruhe, die dann erreicht ist, wenn der dogmatische Glaube an verschiedenste Dinge minimiert ist. Um dies zu erreichen betrachtet er in seinen Tropen unseren Glauben an diese Dinge und die Argumente, mit denen wir unseren Glauben rechtfertigen. Er versucht dann zwei völlig gegensätzliche Argumente zu finden, von denen eines den Glauben bestätigt, das andere ihn jedoch widerlegt. So will er zeigen, daß unsere Urteile ohne Fundament sind und daß wir uns unserer Urteile enthalten sollten. Die Tropen sind für den Pyrrhoneer eine Art „Technik“, mit der er die Theorien der Dogmatiker entkräften kann.[1]
2.1. „Ob die Körper erkennbar sind“ (Sextus 1985, S. 233)
Im siebten Kapitel des dritten Buches von Sextus Empiricus‘ „Grundriß der pyrrhonischen Skepsis“ behandelt der Skeptiker unsere Fähigkeit, Körper zu erkennen, also die Frage, ob wir etwas über die Außenwelt wissen können. Seine Behandlung der Frage macht er von der Vorstellung abhängig, die wir von materiellen Dingen haben. Das erste Dogma, das er zu widerlegen versucht, ist unser Glaube, daß Körper fähig sind „zu wirken und zu erleiden“ (Sextus 1985, S. 233). Sextus meint hiermit die Kausalität, also die Verbindung von Ursache und Wirkung. Diese Überzeugung widerlegt Sextus, indem er beweist, daß die Ursache nicht ohne ihre Wirkung, und die Wirkung nicht ohne ihre Ursache erkannt werden kann.[2] Nach dieser Definition von „Körper“ sind materielle Dinge also unerkennbar, weil weder ein „Wirken“ noch ein „Erleiden“ erkennbar ist.
[...]
[1] vgl. Hookway 1990, S. 7ff
[2] siehe Grundriß Buch III, Absatz 17, Kapitel 5: „Ob etwas von etwas Ursache ist“, S. 228ff
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