Als am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles der preußische König zum Deutschen Kaiser Wilhelm I. ausgerufen wurde, ahnten die Anwesenden wohl, welch großes Ereignis dies nun bedeutete. Mit der Kaiserproklamation ging nicht mehr und nicht weniger als eine der größten Mächteverschiebungen in der Geschichte Europas einher. Das Schauspiel, das sich im Spiegelsaal ereignete, war nicht nur der Abschluss jener „deutschen Revolution“, von der der Führer der konservativen Opposition im britischen Unterhaus, Benjamin Disraeli, sprach, sondern es war zugleich der Beginn einer ebenso kräftigen Umwälzung in der europäischen Diplomatie. Das Ziel des neuen Reichskanzlers, Otto von Bismarck, war es, das neue Reich, sein persönliches Werk, zu erhalten, „dass es der Deutschen Nation gegeben sein werde, unter dem Wahrzeichen ihrer alten Herrlichkeit das Vaterland einer segensreichen Zukunft entgegenzuführen.“ Dies sollte fortan nicht mehr durch „Blut und Eisen“ geschehen, sondern durch Bündnisse und Einbettung in ein Mächtegleichgewicht. „So ist zu keiner anderen Zeit Politik getrieben worden, nie vorher, nie nachher. Es war europäische Politik mit dem einen Zweck der Erhaltung des Friedens.“ Es war eine Politik, die von Berlin ausging. So fügte sich der erste Kanzler der Deutschen nicht nur als ihr Reichsgründer in die Geschichte ein, sondern auch als verklärter Friedenspolitiker, der es schaffte, in diesem komplizierten Europa Ordnung zu schaffen und den Großmächten das neue Reich erträglich zu machen. Einzig Frankreich blieb Feind, Erbfeind. Der Raub von Elsass und Lothringen, den Bismarck zu verantworten hatte, blieb ein Trauma für die Nachbarn im Westen. Ansonsten, so die Legende, vermochte es Bismarck, alle anderen Nationen an Deutschland zu binden. Erst seine Nachfolger zerstörten dieses Bündniswerk, indem sie zuerst Russland verloren, anschließend Großbritannien. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bismarcks Außenpolitik in den 1870er Jahren
- Europas diplomatische „Stunde Null\" - 1871
- Die Phase der „nervösen Unruhe“ - 1871 bis 1875
- Die,,orientalische Krise“ – 1875 bis 1878.
- Bismarck - der „,ehrliche Verräter“?
- Der Berliner Kongress 1878 – des Verrats erster Teil..
- Deutsch-Russische Entfremdung 1878/79..
- Der Zweibund 1879 - des Verrats zweiter Teil.
- Französisch-Russische Annäherung .....
- Ausblick und Einordnung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die deutsch-russische Entfremdung und die russisch-französische Annäherung im Kontext des Zweibundes, wobei der Fokus auf die zweite Hälfte der 1870er Jahre gelegt wird. Ziel ist es, die These zu untersuchen, dass der Berliner Kongress 1878 und der Zweibund 1879 zu einer Entfremdung zwischen Deutschland und Russland führten und somit die russisch-französische Annäherung begünstigten.
- Die Rolle des Berliner Kongresses 1878 und des Zweibundes 1879 bei der deutsch-russischen Entfremdung
- Die russisch-französische Annäherung als Reaktion auf die deutsche Außenpolitik
- Der Einfluss der „orientalischen Krise“ auf die europäischen Großmächte
- Die Veränderungen in der deutschen Außenpolitik unter Bismarck in den 1870er Jahren
- Die Auswirkungen der deutschen Reichsgründung 1871 auf die europäische Diplomatie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die These der Arbeit vor: Der Berliner Kongress 1878 und der Zweibund 1879 führten zu einer Entfremdung zwischen Deutschland und Russland und in Folge dessen zu einer Annäherung zwischen Russland und Frankreich. Die Arbeit will die Ursachen und Auswirkungen dieses Prozesses untersuchen.
1. Bismarcks Außenpolitik in den 1870er Jahren
Dieses Kapitel beleuchtet die Außenpolitik Bismarcks nach der Reichsgründung 1871, insbesondere in den Jahren 1871 bis 1878. Es beschreibt die schwierige Situation des neuen Deutschen Reiches in Europa und Bismarcks Bemühungen, dieses zu sichern und zu stabilisieren.
2. Bismarck - der „,ehrliche Verräter“?
Dieses Kapitel konzentriert sich auf den Berliner Kongress 1878 und den Zweibund 1879. Es analysiert die deutschen Entscheidungen und deren Folgen für die deutsch-russischen Beziehungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der deutsch-russischen Entfremdung, der russisch-französischen Annäherung, Bismarcks Außenpolitik, dem Berliner Kongress 1878, dem Zweibund 1879, dem Russisch-Türkischen Krieg und der „orientalischen Krise“.
- Quote paper
- Eric Buchmann (Author), 2013, Ursachen und Auswirkungen des Zweibundes von 1879, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/269091