Unter der Formel „Panem et circenses“ kann die römische Politik der Kaiserzeit gegenüber ihren Bürgern zusammengefasst werden, und der Satiriker Juvenal war sogar der Ansicht, dass sich das römische Volk „die Macht abkaufen“ hatte lassen bzw. auf seine „Rechte als Souverän verzichtet“ hatte. Einerseits gab es die kostenlosen Getreideversorgungen, manchmal mit freiwilligen kaiserlichen Geldgeschenken versehen, auf die etwa 200.000 Bürger Roms Anspruch hatten, andererseits die aufwendigen Massenunterhaltungen, die zur Zerstreuung und Ablenkung des römischen Volkes von der Politik dienen sollten. Die Kaiser waren auf diese Weise bemüht, Ruhe und politische Stabilität und damit ihre Herrschaft zu sichern. Manche Züge dieser antiken Massenunterhaltungen lassen gewisse Analogien an heutige Massenveranstaltungen erkennen wie z.B. bei Autorennen, Fußballspielen und anderen Massensportarten, bei denen sich ebenfalls derart viel an Emotionen bei den Besuchern entladen wie bei den Römern im Circus, in der Arena oder im Theater. „Das alles hat sich, einem Worte des Historikers Livius zufolge, aus bescheidenen Anfängen zu schließlich ‚unerträglichem Wahnsinn‘ gesteigert“ , wobei diese Entwicklung häufig als typisch für die römische Kaiserzeit angesehen wird. So haben viele Kaiser sich bemüht, „ihre Vorgänger an Pracht, Ausstattung und Häufigkeit der Spiele zu übertrumpfen – eine Spirale im Buhlen um die Gunst der Römer, die zu manch schlimmen Exzessen geführt hat“ . Jedoch lässt sich dieses System von „Brot und Spiele“ bis ins 2. Jahrhundert v.Chr. zurückverfolgen und ist daher keine Erfindung von Caesar oder Augustus. Neben den geschichtlichen Werden dieses Systems soll erörtert werden, wie diese kaiserliche Politik das römische Volk beeinflusst und ob eine völlige politische Entmündigung stattgefunden hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Schauspielwesen und die Politik
- Die Spiele als politisches Instrument
- Das Prestigeobjekt für die Herrschenden
- Die Publikumsdemonstrationen
- Die Spiele als verlässlicher Stimmungsbarometer
- Die Spiele als politisches Instrument
- Die Getreideversorgung und die Politik
- Die ersten „Getreidegesetze“ Roms
- Die Getreidespenden und Geldgeschenke
- Zur Finanzierung des „Brot und Spiele“-Systems
- Resümee: Rechtlos im Schlaraffenland?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem „Brot und Spiele“-System der römischen Kaiserzeit und analysiert die politischen Implikationen dieser Praxis. Sie beleuchtet, wie die Kaiser mittels kostenloser Getreideversorgung und aufwendiger Massenunterhaltungen Ruhe und politische Stabilität zu gewährleisten suchten.
- Die Verwendung der Spiele als Instrument der politischen Macht und des Prestigegewinns
- Die Rolle der Getreideversorgung als sozialpolitisches Instrument
- Die Finanzierung des „Brot und Spiele“-Systems
- Die politische Partizipation des römischen Volkes im Kontext der Spiele
- Die Frage der Entpolitisierung des römischen Volkes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema „Panem et circenses“ ein und skizziert die politischen und sozialen Rahmenbedingungen des römischen Kaiserreichs. Sie beleuchtet die Bedeutung der Spiele und der Getreideversorgung für die Sicherung der Macht der Kaiser.
Das erste Kapitel analysiert die Bedeutung der Spiele als politisches Instrument. Es zeigt, wie die Spiele als Prestigeobjekt für die Herrschenden fungierten und als Mittel der politischen Einflussnahme genutzt wurden. Außerdem beleuchtet das Kapitel die Rolle der Spiele als Stimmungsbarometer für die Kaiser.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Getreideversorgung und ihrer Bedeutung für die römische Politik. Es analysiert die Einführung der ersten „Getreidegesetze“ und die Auswirkungen der Getreidespenden auf die soziale und politische Ordnung Roms.
Schlüsselwörter
Panem et circenses, römische Kaiserzeit, politische Macht, Spiele, Getreideversorgung, Euergetismus, politische Partizipation, Entpolitisierung, Massenveranstaltungen, soziale Ordnung, römisches Volk, Staatliche Politik, politische Stabilität, politische Kontrolle.
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- DI MMag Fabian Prilasnig (Author), 2014, Panem et circenses, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268929