Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Werk „Die Erziehung des Menschengeschlechts“ von Gotthold Ephraim Lessing. Die Hauptthemen des Werkes, Offenbarung und Vernunft, werden dargestellt, analysiert und abschließend resümiert.
Um die Hintergründe der Entstehung des Werkes und seine Stellung im Gesamtwerk Lessings zu verdeutlichen, geht die Arbeit zunächst auf Lessings Biografie ein. Daran schließt sich die genauere Betrachtung einer Episode aus Lessings Leben an, welche für die Entstehung des Werkes „Die Erziehung des Menschgeschlechts“ von besonderem Interesse ist und als Reimarus- oder auch Fragmentenstreit in die Literaturgeschichte einging.
Im vierten Teil werden die Zusammenhänge, zwischen der von Lessing abgestrittenen Autorenschaft und der sich daraus ableitenden Erzählperspektive, in ihrer literarischen Funktion erläutert.
Die anschließende Textanalyse folgt der von Lessing inhaltlich vorgenommen Unterteilung der Erziehung des Menschengeschlechts in drei Stadien: Bestrafung und Belohnung, die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und das ewige Evangelium.
Den Abschluss bildet eine auswertende Zusammenfassung mit dem Ziel, Lessings Gedanken zum Thema Vernunft und Offenbarung zu präzisieren.
Inhaltsverzeichnis:
1.Einleitung
2.Biografie
3.DerFragmentenstreit
4.Textanalyse
4.1.ZurErzählperspektive
4.2.BestrafungundBelohnung–DasKindheitsalter derMenschheit
4.3.DieUnsterblichkeitderSeele
4.4.DasewigeEvangelium
5.Resümee
6.Bibliografie
1. Einleitung
In dieser Hausarbeit beschäftige ich mich mit dem Werk „Die Erziehung des Menschengeschlechts“ von Gotthold Ephraim Lessing. Ich werde die Hauptthemen des Werkes, Offenbarung und Vernunft, darstellen, analysieren und abschließend resümieren.
Um die Hintergründe der Entstehung des Werkes und seine Stellung im Gesamtwerk Lessings zu verdeutlichen, gehe ich zunächst auf Lessings Biografie ein. Daran schließt sich die genauere Betrachtung einer Episode aus Lessings Leben an, welche für die Entstehung des Werkes „Die Erziehung des Menschgeschlechts“ von besonderem Interesse ist und als Reimarus- oder auch Fragmentenstreit in die Literaturgeschichte einging.
Im vierten Teil werde ich die Zusammenhänge, zwischen der von Lessing abgestrittenen Autorenschaft und der sich daraus ableitenden Erzählperspektive, in ihrer literarischen Funktion erläutern.
Die anschließende Textanalyse folgt der von Lessing inhaltlich vorgenommen Unterteilung der Erziehung des Menschengeschlechts in drei Stadien: Bestrafung und Belohnung, die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und das ewige Evangelium.
Den Abschluss bildet eine auswertende Zusammenfassung mit dem Ziel, Lessings Gedanken zum Thema Vernunft und Offenbarung zu präzisieren.
2. Biografie
Gotthold Ephraim Lessing wurde am 22. Januar 1729 in Kamenz, als Sohn des Pfarrers Johann Gottfried L. und seiner Frau Justine Salome, geboren. Er hatte insgesamt 11 Geschwister, von denen jedoch nur sechs über die ersten Lebensjahre hinauskamen und war infolgedessen der älteste Sohn. Der Vater unterrichtete den jungen Lessing, um ihn auf die Schule vorzubereiten, zunächst selbst, bevor dieser ab 1737 die Lateinschule seiner Heimatstadt besuchte. Ab dem Jahre 1741 wechselte er auf die Fürstenschule St. Afra in Meißen, die er aufgrund hervorragender Leistungen vorzeitig erfolgreich beendete. Im Jahre 1746 immatrikulierte er sich, ausgestattet mit einem Stipendium, an der Universität Leipzig. In diese Zeit fallen auch die ersten literarischen Gehversuche Lessings. Den Wünschen seines Vaters entsprechend, studierte er zunächst Theologie, wechselte aber 1748 zum Medizinstudium und wenig später an die Universität Wittenberg. Im November 1748 zog Lessing nach einer überstandenen Krankheit nach Berlin, wo er 1751, nach vorangegangener Aushilfstätigkeit, Redakteur des „gelehrten Artikels“ der „Berlinischen privilegierten Zeitung“ wurde. In die Berliner Zeit fällt auch die Bekanntschaft mit Voltaire und die erste Buchveröffentlichung „Kleinigkeiten“.
Ab Ende 1751 konzentrierte sich Lessing wieder auf sein Studium in Wittenberg und erweiterte dieses durch Vorlesungen, unter anderem aus den Bereichen Rhetorik, Physik, Literatur, Philosophie, Ethik und Mathematik. 1752 promovierte Lessing zum Magister der Sieben Freien Künste. In den Jahren 1753 bis 1755, die er in Berlin verbrachte, versammelte er seine bisherigen Werke zu einer ersten Gesamtausgabe „Schriften“. In dieser Zeit machte Lessing die Bekanntschaft von ihn prägenden Persönlichkeiten wie Friedrich Nicolai, Ewald Christian von Kleist und Moses Mendelssohn. Mit „Vade mecum für den Herrn Samuel Gotthold Lange“ erschien 1754 Lessings erste schneidende Polemik und erregte mit einem distanzierenden Nachruf auf seinen Freund Christlob Mylius einiges Aufsehen.
1756 machte sich Lessing mit dem Leipziger Kaufmann Winkler auf zu einer dreijährig angelegten Reise durch die Niederlande, England und Frankreich, welche sie jedoch aufgrund des Siebenjährigen Krieges vorzeitig in Amsterdam beenden mussten. Lessing kehrte zurück nach Leipzig. Das darauf folgende Jahr war von Geldnöten geprägt. Lessing begann mit den ersten Entwürfen zu „Emilia Galotti“ und lernte Ewald von Kleist kennen. Nach seiner Rückkehr 1778 nach Berlin veröffentlichte er gemeinsam mit Friedrich Nicolai und Moses Mendelssohn die „Briefe, die neuste Literatur betreffend“. 1760 verließ Lessing Berlin und nahm in Breslau eine Stellung als Sekretär beim Generalleutnant Tauentzien an. In die Zeit seiner fünf Jahre dauernden Anstellung, in denen er Tauentzien auf diversen Reisen begleitete, fällt der Beginn der Arbeiten am „Laokoon“ und der „Minna von Barnhelm“. 1765 kehrte er zunächst nach Berlin zurück und nahm 1767 eine Anstellung als Dramaturg und Berater am Hamburger Nationaltheater an, welches aber bereits 1769 aus finanziellen Gründen wieder geschlossen wurde. Während seiner Zeit am Hamburger Theater machte er einige für seinen zukünftigen Lebensweg bedeutsame Bekanntschaften: Johann Melchior Goeze, die Familie Reimarus und die Familie König, einschließlich Lessings späterer Frau Eva König, die zum damaligen Zeitpunkt noch verheiratet war.
Noch im selben Jahr wurde Lessing zum auswärtigen Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften gewählt und nahm ein Jahr später eine Anstellung als Bibliothekar in Wolfenbüttel an. Unter dem Titel „Zur Geschichte und Litteratur. Aus den Schätzen der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel“ veröffentlichte Lessing in den folgenden elf Jahren bis zu seinem Tode diverse Manuskripte aus den Beständen der Bibliothek, unter anderem einige Ausschnitte eines Textes des Theologen Hermann Samuel Reimarus. Dieser Text war für sein Werk „Die Erziehung des Menschengeschlechts“ von großer Bedeutung. Lessing unternahm in seiner Zeit als Bibliothekar diverse Reisen durch Europa, zum einen zu den Aufenthaltsorten seiner späteren Frau Eva König und zum anderen als Begleiter des Prinzen Leopold. 1776 heiratete Lessing Eva König. Am 24. Dezember 1777 brachte sie ihren gemeinsamen Sohn zur Welt, der jedoch nur einen Tag später starb. Kurze Zeit später verstarb auch Lessings Frau am Kindbettfieber. Lessings Gesundheitszustand verschlechterte sich ab 1779 immer mehr, bis er am 15. Februar 1781, als er einen Freund in Braunschweig besuchte, an den Folgen einer Brustwassersucht starb.
3. Der Fragmentenstreit
Der als „Fragmentenstreit“ in die Literaturgeschichte eingegangene Disput mit Johann Melchior Goeze, dem Hauptpastor von Hamburg, ist mit der Entstehung des Textes „Die Erziehung des Menschengeschlechts“ eng verbunden. Um das Werk, sowohl im biografischen Zusammenhang als auch in der Auseinandersetzung Lessings mit den theologischen Problemstellungen des Textes, besser einordnen zu können, werde ich diese Episode in Lessings Leben im Folgenden ausführlicher erörtern.
Ausgangspunkt für die Streitigkeiten sind einige Veröffentlichungen Lessings im Rahmen seiner Tätigkeit als Bibliothekar der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel. Zu der damaligen Zeit war es üblich, als Bibliothekar Werke aus dem Fundus der Bibliothek, durch eine Wiederveröffentlichung erneut in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken oder überhaupt erst einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Auch Lessing veröffentlichte während seiner Zeit in Wolfenbüttel unter dem Titel „Zur Geschichte und Litteratur. Aus den Schätzen der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel“ diverse Manuskripte, die er für interessant erachtete. Im dritten und vierten Band dieser Reihe publizierte Lessing unter dem Titel „Fragmente aus den Papieren eines Ungenannten“ theologiekritische Schriften aus dem Nachlass des angesehenen Hamburger Orientalisten Hermann Samuel Reimarus.
Lessing zählte während seiner Tätigkeit am „Hamburgischen Nationaltheater“ zu den Freunden der Familie Reimarus. Nach dem Tode Hermann Samuel Reimarus überließ dessen Tochter Lessing einige seiner Manuskripte, darunter „Apologien oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes“, zur privaten Lektüre. Diese waren von Reimarus selbst nicht zur Veröffentlichung bestimmt, weil er befürchtet hatte, mit der Schrift seine Stellung als Gymnasiallehrer zu gefährden. „Die Auffassung des alten Reimarus, den gläubigen Christen durch eine Veröffentlichung nicht zu ärgern und zu beunruhigen, vermochte Lessing allerdings nicht zu teilen. Nach langem Drängen erhielt er schließlich die Erlaubnis, Teile der Schutzschrift zu drucken.“[1] Lessing scheint sich der Brisanz des Inhalts bewusst gewesen zu sein, denn er tarnte die Reimarusfragmente als Funde aus der Wolfenbütteler Bibliothek und hielt den Verfasser geheim. „Daß Lessing aus der Schutzschrift keine Zufallsauswahl getroffen hatte, zeigt sich an den Gegensätzen des Herausgebers. Lessing baut diesen ausführlichen Kommentar zu den Fragmenten so auf, daß er die Überlegungen zu jedem einzelnen Fragment schließlich in den ersten 53 Paragraphen der Erziehung des Menschengeschlechts resümieren kann.“[2] Lessing nutzte Reimarus schriftliche Auseinandersetzungen mit seinem Glauben und der darin enthaltenen Bibel- und Dogmenkritik, um darauf aufbauend seine eigenen Ideen und Vorstellungen in literarischer Form zu entwickeln. Obwohl Lessing die Autorenschaft entschieden bestritt, wurde er mit dem Voranschreiten der Veröffentlichung der einzelnen Fragmente immer mehr mit dem Autor gleichgesetzt. Die kritischen Reaktionen auf die Veröffentlichung der Fragmente nahmen immer mehr zu und lösten mit der Einmischung des Pastors Johann Melchior Goeze „die letzte und größte Kontroverse seines streitbaren Lebens aus.“[3]
Diese Auseinandersetzung mündete in einen langjährigen Disput, der mit voranschreitender Dauer einen teils polemischen Charakter bekam und vonseiten Lessings diverse Publikationen und Streitschriften, wie zum Beispiel „Anti-Goeze“ oder „Axiomata“, in Richtung Goeze nach sich zog. Die negative Diskussion um die Fragmente führte dazu, dass Lessing die Zensurfreiheit, welche mit dem Amt eines Bibliothekars gewöhnlich einherging, von seinem Dienstherrn Herzog Karl von Braunschweig wieder entzogen wurde. Dieser erließ ein Schreibverbot, das es Lessing untersagte zu religiösen Fragen zu publizieren. Auch wenn sich die Beschäftigung mit dem Stoff zu „Nathan der Weise“ bis ins Jahr 1750 zurückverfolgen lässt, gilt das Werk „Die Erziehung des Menschengeschlechts“ als Ausweg Lessings, aus dieser für ihn verfahrenen Situation und als maßgebliche Inspiration zur Ausgestaltung des „Nathan der Weise“.[4]
[...]
[1] Barner, Wilfried (u.a.): Lessing. Epoche – Werk – Wirkung. München 1987. S. 290.
[2] Ebd. S. 290.
[3] Albrecht, Wolfgang: Gotthold Ephraim Lessing. Stuttgart, Weimar 1997. S. 91.
[4] Vgl. Fauser, Markus: Gotthold Ephraim Lessing. Neue Wege der Forschung. Darmstadt 2008. S. 199.
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- Sven Zalac (Author), 2010, „Die Erziehung des Menschengeschlechts“ von Gotthold Ephraim Lessing. Die Rolle von Offenbarung und Vernunft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268478
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