Am Anfang dieser Magisterarbeit steht ein Überblick über die Geschichte studentischer
Zusammenschlüsse in Deutschland von der Reformation bis zum Vormärz. Diese Betrachtung
soll aufzeigen, welche Traditionslinien die katholischen Studentenvereinigungen zu älteren
Vereinigungen hatten und inwiefern sie dies mit ihren zeitgenössischen Konkurrenzkorporationen
verband oder wie weit es sie von ihnen unterschied. Ebenso unabdingbar ist eine Betrachtung der deutschen Bildungslandschaft. Der spezifische
Charakter der deutschen Hochschulen des 19. Jahrhunderts stellte eine wesentliche Bedingung
für die Entstehung von Studentenverbindungen dar, auch für die katholischen. Daher
ist diesem Aspekt ein Abschnitt gewidmet. Hier soll auch die Sozialstruktur der deutschen
Studenten in der vorwilhelminischen Zeit thematisiert werden. Wie stellte sie sich insbesondere
im Hinblick auf die Konfession dar? Welche Aufschlüsse gibt dies möglicherweise
über die Frage, aus welchen Kreisen sich die katholischen Stundentenzusammenschlüsse
rekrutierten? Auch die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse im Deutschland des Vormärz,
der Revolution und der nachrevolutionären Zeit insbesondere im preußischen Rheinland
werden thematisiert. Inwiefern spielten sie eine Rolle bei der Entstehung katholischer Studentenvereinigungen,
die sich gerade in Bonn zuerst entwickelten? Hier ist es unentbehrlich, gesondert auf die Universität Bonn einzugehen. Was zeichnete diese Hochschule aus? Wie haben möglicherweise ihre Professoren, besonders die der katholischen Fakultät und das
Konvikt die Studenten beeinflusst? Wie stellte sich das Bonner Verbindungsleben in den 1840er, 1850er und 1860er Jahren dar? Welche Einflüsse könnte es auf die Gründung der Union und die weitere Entwicklung katholischer Korporationen gehabt haben?
Den Hauptteil dieser Arbeit bildet die Untersuchung der Jahre 1844 bis 1867. 1844 entstand
die „Bavaria“ in Bonn als erster katholischer Studentenzusammenschluss in Deutschland
überhaupt. Im Wintersemester 1866/67 löste sie sich auf. Das Jahr 1866 bildet außerdem
aus zwei weiteren Gründen den Schlusspunkt dieser Arbeit. Zum einen bahnte sich
in diesem Jahr durch den zweiten Einigungskrieg endgültig die kleindeutsche Lösung und
somit ein künftiger deutscher Staat mit protestantischer Bevölkerungsmehrheit an.
Inhaltsverzeichnis
- Von der Nation zum Corps: Ein Überblick über die Geschichte studentischer Zusammenschlüsse von Reformation bis Vormärz
- Humboldt und die Folgen: Die Hochschulwelt des Vormärz unter konfessionellen Gesichtspunkten
- Zwischen Säkularisierung, Ultramontanismus und Annäherung: Katholische Rheinlande und protestantisches Preußen im Spannungsverhältnis
- Die „paritätische“ Bonner Friedrich Wilhelms Universität: Eine Chronik konfessionell bedingter Konflikte
- Staat, Kirche und Laien: Die Entstehung katholischer Öffentlichkeit und Massenbewegung im Rheinland
- ,,Einigkeit macht stark, so dachten sie...": Die Frühformen katholischer Studentenzusammenschlüsse in Bonn
- Gründung und erste Jahre der „,Bavaria”
- Korporisierung und Ausweitung: Die Bonner Union
- Alternative, Konkurrenz oder Anerkennung? Die Bonner Studentenschaft und ihr Verhältnis zur Union
- 1848: Das Verhalten der Unionsstudenten in studentischer Reformbewegung und Revolution
- Unerwartete Gegner: Zerfall und Niedergang der Union
- Kein Einzelfall: Das Entstehen deutschlandweiter katholischer Studentenzusammenschlüsse und die Rolle der Bonner hierbei
- München, Berlin, Breslau: Gründungswelle und überregionale Kontaktaufnahme. Cartell- und Korrespondenzverhältnisse
- Wiedererstarken in Bonn: Die Neugründung der Bavaria
- Einreihung in die katholische Bewegung: Georg von Hertling, der Katholikentag in Frankfurt und die „zweite Welle”
- Katholische Studenten auf dem Frankfurter Katholikentag
- Konkurrenz in Bonn: Bavaria und Arminia
- Der,,Würzburger Bund“ und sein Scheitern unter besonderer Berücksichtung der Rolle Bonner Vereinigungen hierbei
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Entstehung der ersten öffentlich auftretenden Vereinigung katholischer Studenten an einer deutschen Universität, der Bonner Union, im Kontext des 19. Jahrhunderts und dem sich verändernden Verhältnis von Staat, Kirche und Laien im Rheinland. Sie beleuchtet die spezifischen Herausforderungen, die sich für den Katholizismus im Spannungsfeld von Säkularisierung und Ultramontanismus ergaben, und analysiert, wie sich diese im Mikrokosmos der Bonner Studentenschaft manifestierten.
- Die Herausforderungen des Katholizismus im 19. Jahrhundert im Spannungsfeld von Säkularisierung und Ultramontanismus.
- Die Entwicklung und Bedeutung katholischer Studentenzusammenschlüsse in Bonn und Deutschland.
- Das Verhältnis von Staat, Kirche und Laien im Rheinland und seine Auswirkungen auf die Hochschulwelt.
- Die Rolle der Bonner Union im Kontext der deutschen Studentenbewegung und der katholischen Bewegung.
- Die konfessionelle Dimension in der Geschichte deutscher Studenten und ihre Relevanz für die Studentenhistorik.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet einen Überblick über die Geschichte studentischer Zusammenschlüsse von der Reformation bis zum Vormärz. Das zweite Kapitel beleuchtet die Hochschulwelt des Vormärz unter konfessionellen Gesichtspunkten und thematisiert den Einfluss von Humboldts Reformideen auf die Universität.
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Spannungsverhältnis zwischen den katholischen Rheinlanden und dem protestantischen Preußen. Es untersucht die "paritätische" Bonner Friedrich Wilhelms Universität und die Konflikte, die aus der konfessionellen Heterogenität resultierten. Weiterhin analysiert es die Entstehung katholischer Öffentlichkeit und Massenbewegung im Rheinland.
Das vierte Kapitel widmet sich den Frühformen katholischer Studentenzusammenschlüsse in Bonn, insbesondere der Gründung und Entwicklung der „Bavaria“ und der Bonner Union. Es beleuchtet das Verhältnis der Bonner Studenten zur Union sowie deren Verhalten in der studentischen Reformbewegung und der Revolution von 1848.
Das fünfte Kapitel behandelt das Entstehen deutschlandweiter katholischer Studentenzusammenschlüsse und die Rolle der Bonner dabei. Es betrachtet die Gründungswelle und die überregionalen Kontakte von Studentenvereinigungen in München, Berlin und Breslau sowie das Wiedererstarken der Bavaria in Bonn. Außerdem analysiert es die Einreihung der Studenten in die katholische Bewegung, den Einfluss von Georg von Hertling, den Frankfurter Katholikentag und die „zweite Welle“ der katholischen Studentenbewegung. Schließlich beleuchtet es den „Würzburger Bund“ und sein Scheitern unter besonderer Berücksichtigung der Rolle Bonner Vereinigungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit thematisiert zentrale Aspekte des 19. Jahrhunderts, die im Spannungsfeld zwischen Säkularisierung und Ultramontanismus lagen. Sie beleuchtet die Herausforderungen des Katholizismus in der sich wandelnden Gesellschaft und insbesondere die Bedeutung der Religion in der akademischen Welt. Die Arbeit verwendet dabei Schlüsselbegriffe wie Katholizismus, Studentenverbindungen, Konfessionalismus, Universität, Rheinland, Staat, Kirche, Laien, Reformbewegung und Revolution.
- Quote paper
- Daniel Koschera (Author), 2004, Bavaria und die Bonner Union 1844-1867. Die Frühzeit katholischer Studentenvereinigungen in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26805