In der historischen Entwicklung betrachtet hat die Familie zahlreiche
Wandlungsprozesse durchlaufen. Im Laufe der Jahrhunderte haben viele
gesellschaftliche Veränderungen stattgefunden, die sich stark auf das Familienleben
ausgewirkt haben. So hat die Familie unter diesem Aspekt sowohl Funktionen verloren,
als auch neue hinzugewonnen. Durch die enormen Veränderungen der Familie stellt
sich die Frage, ob sie sich bereits in der beginnenden Krise befindet. Der Familienbegriff wurde erst im 19. Jahrhundert eingeführt. Bei Ausführungen über
die „Familie“ der vorindustriellen Zeit ist es üblich, von der Sozialform des „ganzen
Hauses“ zu sprechen. Das „ganze Haus“ war bis zur Industrialisierung das
weitverbreitetste Wirtschafts- und Sozialgebilde. Es war sowohl eine Produktions- und
Arbeitsgemeinschaft als auch eine Verbrauchs- und Versorgungsgemeinschaft. (Vgl.
Meyer 1992, S. 31)
Alle Mitglieder des „ganzen Hauses“ unterstanden dem gemeinsamen Ziel des
Überlebens. Sie befanden sich meist am Rande des Existenzminimums. Der eigene Bedarf konnte nur gesichert werden, wenn alle fast rund um die Uhr mitarbeiteten.
Somit waren die im „Haus“ vorherrschenden zweckmäßigen Beziehungen für das
Überleben wichtiger als gefühlsmäßige. (Vgl. Textor 1991, o. S.)
Das „Haus“ der Handwerker und Bauern war eine Lebensgemeinschaft, zu der sowohl
Eltern, Kinder und oft unverheiratete Verwandte als auch Lehrlinge und Gesellen bzw.
Mägde und Knechte gehörten. Die weit verbreitete Vorstellung, dass es in der
vorindustriellen Zeit nur mehrgenerationelle Großfamilien gab, ist so nicht richtig
(hohe Sterblichkeit, hohes Heiratsalter, niedrige Lebenserwartung). (Vgl. Textor 1991,
o. S. ; Meyer 1992, S. 32 f.) [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gesellschaftlicher und familiärer Wandel von der vorindustriellen Zeit bis heute
- Die vorindustrielle Zeit
- Das Zeitalter der Industrialisierung
- Die Postmoderne
- Die Hauptfunktionen der Familie
- Funktionsverlust und Funktionswandel
- Die Familie in der „Krise“?
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text befasst sich mit der Entwicklung der Familie im historischen Kontext und beleuchtet die Veränderungen, die die Familie in der Gesellschaft durchlaufen hat. Dabei werden sowohl Funktionsverluste als auch -wandel betrachtet und die Frage aufgeworfen, ob sich die Familie in einer Krise befindet.
- Familiäre Veränderungen im Wandel der Zeit
- Die Funktionen der Familie in unterschiedlichen Epochen
- Funktionsverluste und -wandel der Familie
- Die Familie in der modernen Gesellschaft
- Die Rolle der Frau und des Mannes in der Familie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung gibt einen Überblick über die historische Entwicklung der Familie und die vielfältigen Wandlungsprozesse, die sie durchlaufen hat. Es wird auf die Auswirkungen gesellschaftlicher Veränderungen auf das Familienleben hingewiesen und die Frage nach der möglichen Krise der Familie aufgeworfen.
Gesellschaftlicher und familiärer Wandel von der vorindustriellen Zeit bis heute
Die vorindustrielle Zeit
In diesem Kapitel wird die Familie der vorindustriellen Zeit als „ganzes Haus“ beschrieben, das sowohl eine Produktions- und Arbeitsgemeinschaft als auch eine Verbrauchs- und Versorgungsgemeinschaft war. Der Fokus liegt auf den zweckmäßigen Beziehungen innerhalb des „Hauses“, die durch den Kampf ums Überleben geprägt waren. Die Arbeits- und Aufgabenverteilung, die Geschlechterrollen und die Stellung der Kinder in der Gesellschaft werden beleuchtet.
Das Zeitalter der Industrialisierung
Dieses Kapitel behandelt die Veränderungen der Familie im Zuge der Industrialisierung. Es werden die Auswirkungen der wirtschaftlichen, technischen und politischen Umwälzungen auf die Lebensbedingungen und Handlungsorientierungen der Menschen beschrieben. Die Entstehung des bürgerlichen Familienmodells, das sich durch die Trennung von Wohnung und Arbeit, die Privatisierung der Familie und die veränderten Geschlechterrollen auszeichnet, wird dargestellt.
Die Postmoderne
Dieses Kapitel beleuchtet den Individualisierungsprozess, der die Gesellschaft und die Familie seit den 1960er Jahren prägt. Es wird die Individualisierungsthese von Ulrich Beck vorgestellt und die Auswirkungen der Veränderungen auf die Rolle der Frau und des Mannes, die Wertevorstellungen und das Ehe- und Familienleben analysiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen dieses Textes sind: Familie, Gesellschaft, Wandel, Industrialisierung, Postmoderne, Individualisierung, Funktionsverlust, Funktionswandel, Krise, Ehe, Geschlechterrollen, Arbeitsteilung, traditionelle Familie, bürgerliche Familie, moderne Familie, Wertewandel.
- Quote paper
- Daniela Dorn (Author), Janine Hieke (Author), 2003, Funktionen von Familie in einer sich wandelnden Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26803