„Keine Schwachstelle des Körpers, die man nicht durch Training verbessern könne, keine Faser, deren Funktion nicht zu optimieren wäre. Wenn man nur lange und hart genug arbeite, werde es irgendwann keine Schwachstelle mehr geben“, gab das Magazin „Der Spiegel“ im Mai 2008 Aussagen des Profifußballers Thomas Hitzlspergers wieder. Das Beispiel des Hochleistungssportlers macht deutlich, welche hohe Priorität die (eigene) Disziplinierung des Körpers, dem Kapital, im Spitzensport hat. Hitzlsperger stärkt seine Muskulatur mit verschiedenen Geräten, achtet auf Ernährungsregeln und die Korrektheit seiner Bewegungsabläufe, analysiert sein Zweikampfverhalten per Videoaufzeichnungen, kurz: „Hitzlsperger lebt nach Plan.“ Diese Ökonomisierung des Leibes ist keineswegs eine Erscheinung der letzten Jahrzehnte, sondern ein Wandel der Körperlichkeit einhergehend mit einer Veränderung des Disziplinbegriffs bereits in vorigen Jahrhunderten. Dieser soll im Folgenden dargestellt werden. Michel Foucault untersuchte schon in den 70er-Jahren neue Körpertechnologien im 18. Jahrhundert. In seinem Werk „Überwachen und Strafen“ widmete er sich dem Wandel der Disziplin. Zunächst sollen in diesem Essay die Theorien und Annahmen Foucaults zur Disziplinierung der Körper und letztendlich der Individuen kurz dargestellt werden. Als anschauliches Beispiel werden im Anschluss die Praktiken des preußischen Militärs im 19. Jahrhundert untersucht. An einem Aufsatz von Ute Frevert zeigt sich deutlich, wie die Disziplinierung zu dieser Zeit ins Militärwesen Einzug hielt und die Körper der Soldaten disziplinierte und ökonomisierte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Foucaults Theorien zur Disziplinierung
- Die Kunst der Verteilungen
- Die Kontrolle der Tätigkeiten
- Die Organisation von Entwicklungen
- Die Zusammensetzung der Kräfte
- Das preußische Militär im 19. Jahrhundert als Beispiel
- Die Kunst der Verteilungen im preußischen Militär
- Kontrolle der Tätigkeiten: Das Exerzieren
- Organisation von Entwicklungen und Zusammensetzung der Kräfte im preußischen Militär
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht die Theorien Michel Foucaults zur Disziplinierung des Körpers und der Individuen am Beispiel des preußischen Militärs im 19. Jahrhundert. Die Arbeit analysiert, wie Foucaults Konzepte der Disziplinarmacht in der militärischen Praxis umgesetzt wurden und welche Auswirkungen dies auf die Körper und die Identität der Soldaten hatte.
- Foucaults Disziplinarkonzept und seine vier Mechanismen
- Die Ökonomisierung des Körpers im Kontext des preußischen Militärs
- Die Rolle des Exerzierens in der Disziplinierung der Soldaten
- Die Herstellung von Männlichkeit im preußischen Militär
- Die Anwendung von Foucaults Theorien auf ein historisches Beispiel
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Körperdisziplinierung ein und nennt als Beispiel den Profifußballer Thomas Hitzlsperger, dessen streng reglementierte Lebensweise die Ökonomisierung des Körpers im Spitzensport verdeutlicht. Sie führt Foucaults Werk „Überwachen und Strafen“ ein und kündigt die Analyse seiner Disziplinierungstheorien am Beispiel des preußischen Militärs an.
Foucaults Theorien zur Disziplinierung: Dieser Abschnitt stellt Foucaults zentrale Thesen zur Disziplinierung vor, wie sie in „Überwachen und Strafen“ dargelegt werden. Foucault beschreibt die Disziplin als ein System der Kontrolle und Formung des Körpers durch verschiedene Mechanismen: die Kunst der Verteilungen (räumliche Organisation und Hierarchisierung), die Kontrolle der Tätigkeiten (Zeitplanung und Optimierung von Bewegungen), die Organisation von Entwicklungen (stufenweise Ausbildung und Prüfung) und die Zusammensetzung der Kräfte (Zusammenwirken individueller Fähigkeiten zum Gesamtziel). Foucault betont, dass diese Mechanismen eine neue Form der Individualität hervorbringen.
Das preußische Militär im 19. Jahrhundert als Beispiel: Dieser Abschnitt wendet Foucaults Theorien auf das preußische Militär des 19. Jahrhunderts an, basierend auf Ute Freverts Aufsatz „Das Militär als Schule der Männlichkeit“. Der Fokus liegt auf der Analyse der militärischen Praxis im Lichte von Foucaults Konzepten. Die Kasernen als abgeschlossene Räume, die hierarchische Organisation, das reglementierte Exerzieren und die ständige Kontrolle der Körper und Tätigkeiten werden als Beispiele für Foucaults Disziplinarmacht interpretiert. Der Abschnitt zeigt auf, wie das Militär durch seine Struktur und seine Praktiken einen spezifischen Typus von Männlichkeit hervorbrachte und die Körper der Soldaten disziplinierte und ökonomisierte. Die ständige Wiederholung von Übungen, bis sie zur „zweiten Natur“ wurden, wird als zentraler Aspekt der Disziplinierung hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Disziplin, Michel Foucault, Körperdisziplinierung, preußisches Militär, 19. Jahrhundert, Überwachen und Strafen, Ökonomisierung des Körpers, Männlichkeit, Militärwesen, Körpertechnologie, Kontrolle, Machtmechanismen, Exerzieren.
Häufig gestellte Fragen zu: Foucault und das preußische Militär
Was ist der Gegenstand dieses Essays?
Der Essay untersucht Michel Foucaults Theorien zur Disziplinierung von Körper und Individuen anhand des preußischen Militärs im 19. Jahrhundert. Analysiert wird, wie Foucaults Konzepte der Disziplinarmacht in der militärischen Praxis umgesetzt wurden und welche Auswirkungen dies auf die Soldaten hatte.
Welche Themen werden im Essay behandelt?
Der Essay behandelt Foucaults Disziplinarkonzept mit seinen vier Mechanismen (Verteilung, Kontrolle der Tätigkeiten, Organisation von Entwicklungen, Zusammensetzung der Kräfte), die Ökonomisierung des Körpers im preußischen Militär, die Rolle des Exerzierens in der Disziplinierung, die Herstellung von Männlichkeit im preußischen Militär und die Anwendung von Foucaults Theorien auf ein historisches Beispiel.
Welche Quellen werden verwendet?
Der Essay bezieht sich zentral auf Michel Foucaults Werk „Überwachen und Strafen“ und den Aufsatz von Ute Frevert „Das Militär als Schule der Männlichkeit“. Zusätzlich wird der Profifußballer Thomas Hitzlsperger als Beispiel für die Ökonomisierung des Körpers im Spitzensport genannt.
Wie ist der Essay aufgebaut?
Der Essay gliedert sich in eine Einleitung, einen Abschnitt zu Foucaults Disziplinierungstheorien, einen Abschnitt zur Anwendung dieser Theorien auf das preußische Militär und einen Schlussteil mit Schlüsselbegriffen. Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage vor. Der zweite Abschnitt erläutert Foucaults Kernargumente. Der dritte Abschnitt analysiert das preußische Militär als Fallbeispiel und zeigt, wie Foucaults Konzepte hier umgesetzt wurden.
Welche Schlüsselbegriffe werden im Essay verwendet?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Disziplin, Michel Foucault, Körperdisziplinierung, preußisches Militär, 19. Jahrhundert, Überwachen und Strafen, Ökonomisierung des Körpers, Männlichkeit, Militärwesen, Körpertechnologie, Kontrolle, Machtmechanismen, Exerzieren.
Welche Zusammenfassung der Kapitel bietet der Text?
Die Zusammenfassung beschreibt die Einleitung als Einführung in die Körperdisziplinierung und Foucaults Werk. Der Abschnitt zu Foucaults Theorien erklärt die vier Mechanismen seiner Disziplinierungstheorie. Der Abschnitt zum preußischen Militär wendet diese Theorien auf das 19. Jahrhundert an, fokussiert auf Kasernen, Hierarchie, Exerzieren und die Herstellung eines spezifischen Typs von Männlichkeit durch Disziplinierung und Ökonomisierung der Körper der Soldaten.
Welche Zielsetzung verfolgt der Essay?
Der Essay zielt darauf ab, Foucaults Theorien zur Disziplinierung anhand des Beispiels des preußischen Militärs zu analysieren und die Auswirkungen dieser Disziplinierung auf die Körper und die Identität der Soldaten aufzuzeigen. Es geht um die Anwendung theoretischer Konzepte auf ein historisches Beispiel.
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- Rebekka Grupe (Author), 2008, Disziplin nach Foucault am Beispiel des preußischen Militärs des 19. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/267310