Hanns Johst wird oft als Autor beschrieben, der sich nach einer frühen Phase als Expressionist schließlich zu einem ultrakonservativen, extrem nationalistisch gesinnten Autor und überzeugten Nationalsozialisten entwickelte und der nach dem Zweiten Weltkrieg sich nie öffentlich zu seinen Verstrickungen im NS-Regime und seiner Verantwortung als linientreuer politischer Aktivist bekannt hat. Sein dichterischer Werdegang lässt sich gut an seinem Werk als Dramatiker verfolgen, durch das er vielleicht die nachhaltigste Wirkung erzielt hat. Außerdem kann man seine Aufsätze und Essays zu Rate ziehen, in denen er sich programmatisch zu seinem schriftstellerischen Selbstverständnis, aber auch zu seinen weltanschaulichen und politischen Einstellungen geäußert hat. Seine anfängliche Kriegsbegeisterung scheint in seinem frühen Drama "Stunde der Sterbenden" (1914) zunächst einer pazifistischen Tendenz zu weichen, mit der der Krieg verurteilt wird und wo die Opfer des Krieges Anlass zu Klage und Trauer geben. In dieser Hinsicht besteht zum Beispiel eine Ähnlichkeit zu Ernst Tollers Drama "Hinkemann" (1924), das die zerstörte Existenz und die zerschlagenen Hoffnungen eines jungen Kriegsinvaliden zum Gegenstand hat. Dabei spielt der Gedanke einer durch den christlichen Glauben inspirierten Nächstenliebe und einer allgemeinen Menschheitsverbrüderung eine Rolle, was u. a. dadurch zum Ausdruck kommt, das sich im Drama sowohl Freund als auch Feind mit "Bruder" anredet und sich einem brüderlichen Kreis zugehörig fühlt, der nicht durch nationale Grenzen bestimmt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Frühe Gemeinsamkeiten mit Thomas Mann
- Das erste Zusammentreffen
- Der Krieg als Befreiungserlebnis
- Bewahrung "deutschen Geistes"
- und findet ein baldiges Ende
- Werdegang eines Unverbesserlichen
- Johsts Wirken als Schriftsteller im Stil des Expressionismus
- "Der Einsame": Ein Drama vom genialen Künstler C. D. Grabbe
- Die Hinwendung zur völkischen Literatur
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Werdegang des deutschen Schriftstellers Hanns Johst, dessen Karriere sich durch eine frühe Phase des Expressionismus und eine spätere Hinwendung zum Nationalsozialismus auszeichnet. Sie beleuchtet die Entwicklung seiner literarischen und politischen Ansichten und untersucht, wie Johst vom "menschheitlich orientierten Europäer" zum "bewußten Deutschen" wurde.
- Die Beziehung zwischen Hanns Johst und Thomas Mann
- Johsts Entwicklung vom Expressionismus zum Nationalsozialismus
- Die Rolle der Literatur und des Theaters in der nationalsozialistischen Kulturpolitik
- Die Bedeutung des völkischen Gedankenguts in Johsts Werk
- Johsts Karriere als Kulturfunktionär im Dritten Reich
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die frühe Beziehung zwischen Hanns Johst und Thomas Mann, die von gegenseitiger Bewunderung geprägt war, aber schließlich in erbitterte Feindschaft umschlug. Johsts nationalistische und antidemokratische Ansichten führten zu einer radikalen Abwendung von Thomas Manns humanistischen Idealen und seiner Unterstützung der Weimarer Republik.
Das zweite Kapitel zeichnet den Werdegang des Schriftstellers nach, der sich nach einer frühen Phase des Expressionismus zunehmend dem Nationalsozialismus zuwandte. Johst wurde zu einem einflussreichen Kulturfunktionär im Dritten Reich und nutzte seine Position, um die nationalsozialistische Kulturpolitik zu propagieren.
Das dritte Kapitel analysiert Johsts Werk als Schriftsteller im Stil des Expressionismus. Es untersucht die typischen Merkmale seiner frühen Dramen, wie z. B. das subjektivistische Weltbild, die Protesthaltung gegenüber der bürgerlichen Normalität, die Verherrlichung des Jugendalters und die übersteigerte Lebensgier.
Das vierte Kapitel befasst sich mit dem Drama "Der Einsame", das die Geschichte des Dichters Christian Dietrich Grabbe erzählt. Das Stück zeigt die Ambivalenz des Künstlers zwischen schöpferischer Kraft und Selbstzerstörung und enthält bereits anti-intellektuelle und antisemitische Tendenzen, die sich später in Johsts nationalsozialistischen Schriften deutlich manifestieren.
Das fünfte Kapitel untersucht Johsts Hinwendung zur völkischen Literatur und seine Konzeption eines deutschen Kulttheaters. Er propagierte eine nationalistische Kunstauffassung, die das Individuum zugunsten eines mystischen Gemeinschaftserlebnisses ausschaltete und den Weg für die nationalsozialistische Kulturpolitik ebnete.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Hanns Johst, Thomas Mann, Expressionismus, Nationalsozialismus, Kulturpolitik, völkische Literatur, Kulttheater, "Der Einsame", "Schlageter", Christian Dietrich Grabbe, anti-intellektuelle Tendenzen, Antisemitismus, deutsch-nationales Gedankengut, Rasse und Volk, deutsche Seele, deutsche Kultur, deutsche Identität, deutsche Geschichte.
- Quote paper
- Hans-Georg Wendland (Author), 2014, Hanns Johst. Vom expressionistischen Dichter zum nationalsozialistischen Kulturfunktionär, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266950