Für viele Menschen nehmen Kinobesuche einen wichtigen Teil im gesellschaftlichen Leben ein. Im Fernsehen weisen uns Trailer auf neue Kinofilme hin, im Internet werben Kinobetreiber und Filmemacher über Banner und Pop-Ups um unsere Aufmerksamkeit und nicht zuletzt gehören die allgegenwärtigen Filmplakate zum Stadtbild. Erfolgreiche Filme werden nicht nur im Kino angeschaut und finden als Kopie auf DVD, Blu-ray oder in digitaler Form ihren Weg in private Haushalte, sondern werden längst in Blogs, Nachrichtenwebsites und in den Fernsehnachrichten genannt, bewertet und empfohlen.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, wie Filmproduktionen finanziert wurden und zu finanzieren sind. Interessant sind hier vornehmlich Produktionen, die subjektiv betrachtet eine international ernstzunehmende wirtschaftliche Rolle spielen. Dieser Anspruch beschränkt die Auswahl auf Produktionen, die sowohl einen ökonomischen Erfolg anstreben, als auch deren Aufführung auf den Leinwänden der großen deutschen Kinoketten beabsichtigt ist.
Die Thematik dieser Arbeit versucht den Spagat zwischen der gewinnorientierten Nutzung von Filmproduktionen durch private und gewerbliche Investoren, und den Qualitätsansprüchen des Kinobesuchers an den entstandenen Film. Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei das hohe Erfolgsrisiko von Kinofilmen ein.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Der Film als Finanzierungsobjekt
2.1 Filmproduktion
2.2 Filmverwertung
2.3 Finanzielles Risiko und Kosten-Erlös-Struktur
2.4 Finanzierungsformen
3 Klassische Filmfondskonzeption
3.1 Überblick
3.2 Finanzierende und operative Filmfondskonzepte
3.3 Potentielle Risikoabsicherung
3.4 Steuerliche Betrachtung
3.5 Entwicklung ab 2001
4 Marktsituation
4.1 Filmproduktion
4.2 Marketing und Filmverwertung
4.3 Der Kinobesucher
4.4 Produktionsfinanzierung
4.5 Weitere Finanzierungsansätze
4.5.1 Crowdsourcing
4.5.2 Aktiengesellschaften
5 Crowdfinanzierung auf Basis einer GmbH
5.1 Grundlagen
5.2 Kostenstruktur
5.3 Finanzierung
5.4 Crowdfunding-Plattform
5.5 Kritische Betrachtung
6 Zusammenfassung
6.1 Medienfonds
6.2 Filmfinanzierung
6.3 Fernsehfinanzierung
Anhang
Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Filmproduktion und -verwertung
2 Skizzierte Gewinnentwicklung von Filmprojekten
3 Struktur eines Filmfonds
4 Crowdsourcing
5 Konzept der Filmfinanzierung über eine GmbH
6 Portfolio der Fundingplattform
7 Filmdatenbank 1 bis 6
8 Filmdatenbank 7 bis 12
9 Filmdatenbank 13 bis 18
10 Filmdatenbank 19 bis 24
11 Filmdatenbank 25 bis 30
12 Filmdatenbank 31 bis 36
13 Filmdatenbank 37 bis 42
14 Umsätze der Kinos weltweit von 2005 bis 2012
15 Entwicklung des Kinoumsatzes in Deutschland von 2002 bis 2012
16 Umsätze im Videomarkt (DVD-Verkauf) von 2002 bis 2012
Tabellenverzeichnis
1 Gewinnrechnung des Films Nur noch 60 Sekunden
2 Beispiel Verlustzuweisung
3 Sources of Awareness 2001/2012
4 Kinoumsatz 2001/2012
5 Alter der Kinobesucher 2001/2012
6 Besuchte Filmgenres nach Altersgruppen
7 Filmfinanzierung in Deutschland 2011
8 Erlöstabelle Kinofilm Stromberg
9 Finanzierungsquellen der GmbH
10 Kostenaufstellung der GmbH und Projekte
11 Finanzierung der Projekte
12 Investoreninformationen
13 Die zehn teuersten Computerspiele
14 Auflistung Filmdatenbank
15 Auflistung Filmfonds
16 Beteiligungsangebot Fonds Nr. 114
17 Beteiligungsangebot Fonds Nr. 142
18 Beteiligungsangebot Fonds Nr. 143
19 Beteiligungsangebot Fonds Nr. 158
20 Beteiligungsangebot Fonds Nr. 166
21 Umrechnung DM/EUR
22 Umrechnung USD/EUR
23 Inflation
1 Einleitung
Für viele Menschen nehmen Kinobesuche einen wichtigen Teil im gesellschaftlichen Leben ein. Im Fernsehen weisen uns Trailer auf neue Kinofilme hin, im Internet werben Kinobetreiber und Filmemacher über Banner und Pop-Ups um unsere Aufmerksamkeit und nicht zuletzt gehören die allgegenwärtigen Filmplakate zum Stadtbild. Erfolgreiche Filme werden nicht nur im Kino angeschaut und finden als Kopie auf DVD, Blu-ray oder in digitaler Form ihren Weg in private Haushalte, sondern werden längst in Blogs, Nachrichtenwebsites und in den Fernsehnachrichten genannt, bewertet und empfohlen.
Die Idee der bewegten Bilder ist indes über 120 Jahre alt: Bereits 1891 reichte Thomas Alva Edison ein Patent für sein Kinetoskop ein. Das Gerät stellte einen großen Kasten dar, in den man von oben hineinsehen konnte. Abgespielt wurden circa 30 Sekunden lange Kurzfilme in Endlosschleife.[1] Als Geburtsstunde des Vorführkinos gilt die erste öffentliche Aufführung einer Filmprojektion vier Jahre später am 28. Dezember 1895. Die Brüder Auguste und Louis Lumière führten mit ihrem selbstgebauten und patentierten Kinematografen ein 20 Minuten langes Filmprogramm[2] im Salon Indien du Grand Café vor.[3] In den folgenden Jahren entwickelte sich aus den Kurzfilmen die Ära der Stummfilme. Als wohl bekanntester Stummfilmschauspieler ging Sir Charles Spencer Chaplin Junior, kurz: Charly Chaplin, in die Geschichte des Films ein (1910 wurde er in der Yorkshire Evening Star als geborener Komiker und aufstrebender Schauspieler bezeichnet[4]).
Der erste Tonfilm wurde im August 1926 von den damals „kurz vor dem Bankrott stehenden Warner Bros.“ vorgeführt.[5] Zu Zeiten des zweiten Weltkriegs zwischen 1939 und 1945 entwickelte sich der Tonfilm dann zu einem Propagandamittel der Kriegsparteien, aber auch zur idealen Ablenkung vom Kriegsgeschehen. Ein Beispiel ist der ebenfalls mit Charlie Chaplin gedrehte Spielfilm Der große Diktator[6], der seine Uraufführung am 15. Oktober 1940 in den vereinigten Staaten feierte und eine Satire auf das damalige deutsche Reich darstellt.
Mit Kinoerfolgen wie Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung[7], dessen Uraufführung am 25. Mai 1977 stattfand, wurde die Bedeutung des Marketings für den Erlös an den Kinokassen entdeckt. Die Folgen waren Fernsehwerbungen, Anzeigen in Printmedien und begleitendes Merchandising und sorgten im Alltag für stärkere Wahrnehmung von Kinofilmen. Nach der Laufzeit in den Lichtspielhäusern wurden Filmkopien erst auf Videokassetten, später auf DVDs und schließlich auf Blu-ray Discs herausgegeben und im Fernsehen, sowohl im Pay- als auch im Free-TV veröffentlicht. Die Produktion von Kinofilmen stellt inzwischen einen beachtlichen Wirtschaftszweig mit einem internationalen Verwertungsmarkt dar, deren Produkt eine hohe gesellschaftliche Relevanz besitzt.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, wie Filmproduktionen finanziert wurden und zu finanzieren sind. Interessant sind hier vornehmlich Produktionen, die subjektiv betrachtet eine international ernstzunehmende wirtschaftliche Rolle spielen. Dieser Anspruch beschränkt die Auswahl auf Produktionen, die sowohl einen ökonomischen Erfolg anstreben, als auch deren Aufführung auf den Leinwänden der großen deutschen Kinoketten beabsichtigt ist.
Das zweite Kapitel beschreibt den Film als Finanzierungsobjekt, und damit eine nähere Beschreibung der Filmentstehung und -verwertung, sowie der Risiken, die sich bei der Investition in eben diese Filmprojekte ergeben.
Die Finanzierung vorwiegend amerikanischer Kinofilme wurde in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu großen Teilen durch Filmfonds ermöglicht. Die Anleger der Fonds stammten ausschließlich aus Deutschland und hatten weder einen amerikanischen Wohnsitz, noch die amerikanische Staatsbürgerschaft. Die Gründe für diese Entwicklung werden im dritten Kapitel mit dem Titel Filmfonds erläutert, ebenso die Ursachen für das fast vollständige „Aussterben“ dieser Finanzierungsform nach 2001.
Basierend auf der Weiterentwicklung des Filmmarktes, widmet sich das vierte Kapitel der aktuellen Marktsituation. Sowohl der Einfluss der technischen Entwicklung auf die Produktion, als auch die Folgen der Nutzung des Internets und anderer Medien auf die Verwertung werden behandelt. Für das Jahr 2011 werden des Weiteren die Präferenzen und Eigenheiten des durchschnittlichen Kinobesuchers dargestellt. Abschließend im Kapitel erfolgt eine Betrachtung der Filmfinanzierung von deutschen und internationalen Produktionen nach dem Verschwinden des Filmfonds.
Das fünfte Kapitel beinhaltet zum einen neue Finanzierungskonzepte, die nur eine geringe Relevanz für die Filmproduktion haben. Basierend auf einer Analyse der Stärken und Schwächen dieser Konzepte und den Erfahrungen aus dem Werdegang der Filmfonds, folgt zum anderen die Entwicklung eines eigenen Filmfinanzierungskonzeptes. Die Überlegungen sind theoretischer Natur und beschäftigen sich mit der modifizierten Fragestellung, wie risikoreiche Kinofilmproduktionen, ohne sichere Gewinnmargen, finanziert werden können.
Im sechsten Kapitel werden die gewonnen Erkenntnisse zusammengefasst und in einem Ausblick verarbeitet, inwieweit sich der Finanzierungsmarkt für Medienproduktionen in den nächsten Jahren entwickeln wird.
Die Thematik dieser Arbeit versucht den Spagat zwischen der gewinnorientierten Nutzung von Filmproduktionen durch private und gewerbliche Investoren, und den Qualitätsansprüchen des Kinobesuchers an den entstandenen Film. Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei das hohe Erfolgsrisiko von Kinofilmen ein.
„Filmemachen ist eines der größten und sichersten Geschäfte, die ich kenne.
Aber nur für das Finanzamt.“
- Carlo Ponti (*1913), ital. Filmproduzent
2 Der Film als Finanzierungsobjekt
Die Produktion von abendfüllenden Kino-, Video-, DVD- oder Fernsehfilmen ist eine sehr umfangreiche Aufgabenstellung. Um geeignete Finanzierungskonzepte zu betrachten, erscheint die Erstellung eines Anforderungsprofils von Filmprojekten an den Investor zielführend. Dieses Kapitel widmet sich der Beschreibung der Filmproduktion und dessen Verwertung, sowie den Besonderheiten der Finanzierung.
2.1 Filmproduktio n
Die Produktion eines Films durchläuft die vier Phasen Entwicklung, Pre-Produktion, Produktion (Drehzeit) und Post-Produktion.[8]
In der Entwicklungsphase entsteht aus einer Idee, einer literarischen Vorlage oder einem bereits vorhandenem Filmprojekt ein Drehbuch. Der Filmproduzent erwirbt entweder die Stoffrechte[9] an dem zugrunde liegenden Material und vergibt seinerseits den Auftrag zur Anfertigung eines Drehbuchs an einen geeigneten Autor, oder mit den Stoffrechten wird ein bereits fertiges Drehbuch erstanden. Sollte die Idee zum Film vom Produzenten selbst stammen, entfällt das Erwerben von Stoffrechten. Während und nach der Produktion ist der Filmproduzent Inhaber aller geschaffenen Rechte und damit der Hauptverantwortliche der Filmproduktion.[10]
In der Phase der Pre-Produktion stellt der Produzent einen geeigneten Regisseur ein und entwirft den Projektablauf. Hierzu gehören unter anderem erste Einschätzungen des Produktionsumfangs und des benötigten Budgets. Sollte das Filmprojekt die finanziellen Möglichkeiten des Produzenten übersteigen, bietet sich in dieser Phase das Anwerben weiterer Produzenten an. Bei weitgehender Gleichverteilung des finanziellen Risikos und der Verantwortung spricht man von mehreren Produzenten. Koproduzenten hingegen haben meist eine nur beratende oder nur finanzierende Rolle und werden im Auftrag des oder der Produzenten tätig. Darauffolgend werden Haupt- und Nebendarsteller in Zusammenarbeit des Produzenten und des Regisseurs ausgewählt, angeworben und vertraglich für die Filmproduktion verpflichtet. Zusätzlich zu den Darstellern wird eine Filmcrew angeworben, die aus circa 70 Personen bestehen kann. Die Pre-Produktion dauert circa zwei bis vier Monate und ist geprägt von Vertragsabschlüssen und Vorausplanung.[11]
Während der dritten Phase, der Produktion, entsteht in einer ein- bis zweimonatigen Drehzeit der tatsächliche Film. Nach der Umsetzung des Drehbuchs in Filmszenen beinhaltet die abgedrehte Version des Films in der Regel noch keine Spezialeffekte, endgültige Tonspur, oder Hintergrundmusik und ist typischerweise zwischen 10% und 15% länger als die kinoreife Version.[12]
Abschließend wird der Film in der Post-Produktion fertiggestellt. In ein bis zwei Monaten wird das Filmmaterial mit der abgemischten Ton- und Musikspur, sowie Spezialeffekten versehen und zu einer kinoreifen Fassung zurechtgeschnitten. Des Weiteren entstehen Trailer und Teaser um den Film bewerben zu können.[13]
Die fertige Filmversion wird schlussendlich samt den Verwertungsrechten (auch als Filmrechte[14] bezeichnet) einer Verwertungsgesellschaft im Rahmen einer zeitlich begrenzten Lizenzvereinbarung überlassen.
Filmproduktionsgesellschaften
Die Produktion von Filmen kann unter Umständen finanziell, zeitlich und vom Aufwand her sehr umfangreich werden. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, haben sich vor allem in den USA diverse Filmproduktionsgesellschaften[15] gebildet. Der Begriff Filmstudio wird oft als Synonym verwendet, bezeichnet aber lediglich ein produzierendes Unternehmen. Filmproduktionsgesellschaften hingegen übernehmen mithilfe von Tochtergesellschaften zusätzlich auch die Filmverwertung.
Ist ein Filmstudio an einer Filmproduktion beteiligt, bedeutet dies meist lediglich, dass es von einem Produzenten angemietet wird und ggf. Gebäude, Material, Infrastruktur und Personal zur Verfügung stellt. Es handelt sich hierbei um eine „freie“ Produktion, bei welcher der Produzent Inhaber aller Stoff- und Filmrechte bleibt. Partizipiert hingegen eine Filmproduktionsgesellschaft an einem Projekt, kann die Stellung des Produzenten sehr unterschiedlich gestaltet sein.
Bei einer In-house Produktion befinden sich die Stoffrechte bei der Produktionsgesellschaft. Die Gesellschaft beauftragt einen oder mehrere Produzenten und übernimmt alle anfallenden Kosten. Im Gegenzug wird sie Inhaber aller erworbenen und selbsterstellten Rechte. Der Film Verrückt nach Mary[16] zum Beispiel entstand als In-house Produktion des Studios 20th Century Fox, einem Tochterunternehmen der News Corporation, welches insgesamt vier Produzenten einstellte (Frank Beddor, Michael Steinberg, Bradley Thomas und Charles B. Wessler).
Bei der Produktionsfinanzierung stammt die Intention, einen Film zu realisieren, vom Produzenten. Die Stoffrechte werden der Produktionsgesellschaft zum Kauf angeboten und der Produzent wird nach dem Erwerb zur Umsetzung des Projektes angestellt. Kosten, sowie erworbene und selbsterstellte Rechte fallen wie bei der In-house Produktion der Gesellschaft zu.[17]
Ausschlaggebend für die Beschreibung des Verhältnisses zwischen Produzent und Produktionsgesellschaft ist das ursprüngliche Eigentum an den Stoffrechten, die Finanzierung der Produktionskosten, das Eigentum an den hergestellten Filmrechten, sowie die Abhängigkeit oder Unabhängigkeit des Produzenten von der Gesellschaft. Weitere beschreibende Merkmale ergeben sich im Kapitel 2.2 bei Betrachtung der Filmverwertung.
2.2 Filmverwertung
Ist die Post-Produktion abgeschlossen und eine finale Filmfassung entstanden, wird diese in Verbindung mit den Verwertungsrechten an eine Verwertungsgesellschaft übergeben. Bei dieser kann es sich um eine unabhängige Gesellschaft handeln, welche sich nur mit der Distribution von Filmen beschäftigt. Filmproduktionsgesellschaften verfügen wie bereits erwähnt über eigene Vertriebsgesellschaften, die entweder vollständig im Unternehmen integriert sind, oder verbundene Unternehmen darstellen. Marktüblich wird die Übertragung im Rahmen eines Lizenzvertrages für 13-20 Jahre realisiert, welcher die Verwertungsgesellschaft zur Zahlung von regelmäßigen Lizenzgebühren und einer Abschlusszahlung an den Produzenten oder die Produktionsgesellschaft verpflichtet.[18] Nach Ablauf des Lizenzvertrages können die Filmrechte von der Verwertungsgesellschaft endgültig gekauft werden, oder gehen zurück an den Produzenten oder die Gesellschaft. Für den Film existieren drei primäre und weltweite Verwertungsstufen:[19]
1. Kino,
2. Heimvideomarkt (DVD, Blu-ray) und
3. Pay- und Free-TV.
Zusätzlich lassen sich die Rechte an der Filmmusik, sowie an den Bildern, Szenen und Charakteren des Films über Merchandising verwerten.
Handelt es sich um eine freie Produktion, kommt der Vertrag zur Nutzung der Filmrechte zwischen dem oder den Produzenten und der verwertenden Gesellschaft zustande. Die Verwertungsgesellschaft kann durchaus ein mit dem gemieteten Filmstudio verbundenes Unternehmen, oder sogar mit dem Studio identisch sein, der Vertragspartner ist aber in jedem Fall der Produzent. Bei In-house Produktionen übernimmt die Produktionsgesellschaft über ein Tochterunternehmen die Distribution auf dem Kinomarkt. Für den darauf folgenden Vertrieb auf dem Heimvideomarkt wird dann wiederum ein anderes verbundenes Unternehmen tätig. Im bereits genannten Beispiel Verrückt nach Mary erfolgte die Veröffentlichung in den Lichtspielhäusern über 20th Century Fox, die Veröffentlichung auf dem Heimvideomarkt übernahm Fox Home Entertainment, ebenfalls ein Tochterunternehmen der News Corporation. Im Rahmen der Produktionsfinanzierung kann sowohl die Verwertungsgesellschaft, als auch eine externe Vertriebsgesellschaft die Distribution bestreiten.[20] Der Produzent ist weder bei In-house Produktionen, noch bei Produktionsfinanzierungen Vertragspartner.
Verwertungsstufe Kino
Die wenigsten Verwertungsgesellschaften verfügen über eigene Kinos, wie beispielsweise die zu Viacom gehörenden Paramount Theaters. Üblicherweise tritt die Verwertungsgesellschaft an mehrere firmenfremde Kinobetreiber heran, um seinen Film anzubieten. Zumeist handelt es sich um gewerblich genutzte Multiplex-Kinos[21], die in Ketten organisiert sind. Die drei größten Multiplex-Kino-Ketten in Deutschland sind in absteigender Reihenfolge die CineStar-Gruppe (497 Leinwände), der Verbund Cineplex (382 Leinwände) und die Cinemaxx AG (295 Leinwände).[22] Die Kinobetreiber erwerben das Recht den Film in ihren Sälen zu zeigen und erwirtschaften damit die ersten Einnahmen durch den Film. 2012 verzeichneten die Kinos weltweit Umsätze in Höhe von rund 26,7 Mrd. €, davon in Deutschland 1.033 Mio. €.[23] Nach Abzug von Kosten und Gewinnbeteiligungen werden die Erlöse aus dem Verkauf der Kinokarten an die Verwertungsgesellschaft abgeführt. Diese verwendet die Zahlungen ihrerseits zur Deckung von Distributions- und Marketingkosten und erhält ebenfalls eine Gewinnbeteiligung. Der verbliebene Erlös fällt an den Produzenten, respektive die produzierende Gesellschaft. Nach Deckung der angefallenen Produktionskosten verbleibt der Rest des Einspielergebnisses als Reinerlös. In welcher Höhe die Gewinnanteile der Kinobetreiber und Distributoren ausfallen, wird im Vorfeld vertraglich bestimmt. Sollte das Einspielergebnis nicht ausreichen um alle Kosten zu decken, bleiben die Produktion, und ggf. der Vertrieb auf den Auslagen sitzen.
Im Falle einer In-house Studioproduktion können vor der Gewinnbeteiligung zuerst alle Distributions-, Marketing- und Produktionskosten gedeckt werden.
Der Kinobetreiber entscheidet je nach Besucherzahlen wann er den Film aus seinen Kinos nimmt. Danach werden die Filmrechte auf dem Heimvideomarkt und darauf folgend im TV verwertet.
Verwertungsstufe Heimvideomarkt
Zur Veröffentlichung eines Films auf dem Heimvideomarkt bedient sich die Verwertungsgesellschaft einer spezialisierten Vertriebsgesellschaft. Diese kann, muss aber nicht, ein eigenständiges Unternehmen sein (siehe oben: Beispiel Verrückt nach Mary ). Von dieser erwerben Kaufhäuser, Elektronikmärkte und Internethändler Filmkopien zum Stückpreis. Deutschlandweit lagen die Umsätze auf dem Videomarkt für DVD-Verkäufe bei 1.021 Mio. €[24]. Nur marginal geringer als die deutschen Kinoerlöse bezieht sich diese Angabe aber nicht nur auf Neuerscheinungen die zuvor im Kino liefen, sondern auf alle im Handel erhältlichen DVDs. Dazu zählen Altproduktionen, Neuauflagen, überarbeitete Fassungen älterer Filme, Serienproduktionen, usw. Generell liegen die realisierbaren Gewinne auf dem Heimvideomarkt deutlich unter den Einspielergebnissen der Lichtspielhäuser.[25] Der Film Titanic[26] aus dem Jahr 1997 (finanziell zweiterfolgreichster Film nach Avatar[27]) spielte an den Kinokassen 1.682,7 Mio. € ein, im Vergleich dazu wurden auf dem Heimvideomarkt 923,9 Mio. € umgesetzt. Durch den Stückverkauf der Filmkopien an die Händler liegt der Verkaufserlös bei der Vertriebsgesellschaft, und wird nach Abzug der Vertriebs- und Kopierkosten an die Verwertungsgesellschaft weitergegeben. Wie auch bei den Erlösen auf dem Kinomarkt legt der im Vorfeld geschlossene Vertrag fest, inwieweit übrige Erlöse an den Produzenten oder das Studio gehen.
Filmproduktionen, die für den Heimvideomarkt produziert worden sind und nicht in den Kinos erscheinen, werden als Direct-to-Video- oder Direct-to-DVD-Produktionen bezeichnet. Die Produktion ist in der Regel weit weniger aufwendig und damit finanziell anspruchsloser als bei Kinofilmen.
Verwertungsstufe TV
Nach den Veröffentlichungen im Kino und auf dem Heimvideomarkt werden die Senderechte des Filmprojekts an Betreiber von Fernsehsendern verkauft. Die Fernsehsender erlangen so die Möglichkeit, den Film nach Belieben in der erworbenen Fassung im Pay-TV und/oder Free-TV zu senden. Der Verkaufserlös der Verwertungsgesellschaft liegt wiederum unter den Erlösen aus den Verkäufen auf dem Heimvideomarkt.[28]
Filmproduktionen, die ausschließlich für die Ausstrahlung im TV gedacht sind, entstehen anders als Kinofilme und Direct-to-Video/DVD Produktionen im Auftrag der Senderbetreiber. Als Auftragsproduktionen mit vertraglich gesichertem Abnahmepreis stellen sie kein finanzielles Risiko dar.[29] Alle Rechte an diesen Filmproduktionen liegen regelmäßig bei den Senderbetreibern, abhängig von den vertraglichen Produktionsbedingungen des Fernsehfilms.
In Abbildung 1 ist der Produktion- und Verwertungsprozess schematisch dargestellt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.3 Finanzielles Risiko und Kosten-Erlös-Struktur
Der finanzielle Erfolg eines Films und dessen Risiko hängen stark vom präferierten Markt ab. Handelt es sich um eine TV-Produktion, die nicht auf den ersten beiden Märkten (Kino und Heimvideo) angeboten werden soll, ist das Risiko wie bereits erwähnt, überschaubar. Wird vertraglich geregelt, dass bei Fertigstellung und Übergabe des Materials alle Filmrechte an den kaufenden Sender übergehen, erhält der Produzent einen vorher vereinbarten Kaufpreis. Das Risiko in Form von eventuell schlechten Einschaltquoten liegt vollständig beim Senderbetreiber. Gehen die Filmrechte nur anteilig an den TV-Sender, der im Gegenzug einen geringeren Kaufpreis bezahlt, bleibt nur ein geringes Restrisiko bezüglich weiterer Vermarktung und damit verbunden zukünftiger Erlöse beim Produzenten. In beiden Fällen bringt die Produktion und Veröffentlichung eine hohe Planungssicherheit und ein sehr geringes finanzielles Risiko mit sich.[31]
Anders verhält es sich mit Filmprojekten auf dem Kino- und Heimvideomarkt, hier sind sich die Anforderungen beider Märkte untereinander sehr ähnlich. Die Produktionskosten für Direct-to-Video/DVD Produktionen liegen aber, wie auch die erzielbaren Verkaufserlöse, deutlich unter den Vergleichswerten für Kinoproduktionen. Die folgenden Betrachtungen beziehen sich maßgeblich auf Leinwandproduktionen, sind aber mit geringeren Werten auch auf den Heimvideomarkt anzuwenden.
Die Projektfinanzierung steht vor der Problematik, dass Kinofilmproduktionen einen hohen Kapitalbedarf haben, der in kurzer Zeit gedeckt werden muss. Die Rückflüsse der Investition sind starken Schwankungen unterworfen, damit sehr unsicher und erfolgen erst nach einigen Monaten oder Jahren.[32] Abbildung 2 skizziert die Gewinnentwicklung innerhalb der vier Produktionsphasen und dem darauf folgenden Verwertungszeitraum. Die ersten geringen Kosten entstehen bereits in der Entwicklung bei dem Erwerb oder der Erschaffung der Stoffrechte und erhöhen sich in der Pre-Produktion leicht. Während der Dreharbeiten steigen die Kosten stark an, auch durch die Fälligkeit der während der Pre-Produktion vertraglich zugesicherten Gehälter. Zum Ende der ebenfalls kostspieligen Post-Produktion fallen zusätzlich produktionsfremde Kosten für Marketingmaßnahmen, Distribution und Vervielfältigung an. In der Verwertungsphase generiert der Film Erlöse, diese müssen aber um die Kosten und Gewinnanteile der Kinobetreiber und der Verwertungsgesellschaft gemindert werden. Wird der Break-even-Point (BEP) nicht während der Filmverwertung in den Kinosälen erreicht, bleibt die Chance eines Erfolges auf dem Heimvideomarkt oder die Möglichkeit einer Gewinnerzielung beim Verkauf der Fernsehrechte. Die Dauer und Gestaltung des Kapitalumlaufzyklus ist nicht einschätzbar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wie groß letztendlich der Gewinnanteil des Produzenten ist, hängt, wie in Kapitel 2.3 erwähnt, von den Verwertungserlösen abzüglich aller anfallenden Kosten und Gewinnbeteiligungen ab. Eine erste Einschätzung der Produktionskosten erfolgt vom Produzenten in der Entwicklungsphase des Films, auf Basis des Drehbuchs.[34] Das veranschlagte Budget wird dann regelmäßig an den Produktionsverlauf angepasst, um eine höhere finanzielle Planungssicherheit zu erreichen.
Die Einspielergebnisse einer Filmproduktion sind von diversen Variablen abhängig, die nur unzureichend bestimmbar sind:
Genre: Tendenziell bevorzugt die breite Kinomasse Komödien, Action- und Kinderfilme (siehe Tabelle 6: Besuchte Filmgenres nach Altersgruppen, S. 33). Dies entspricht aber nicht zufällig auch den bevorzugten Genres der Produzenten. Es bleibt also unklar, ob die Vorliebe für diese Genres der Tatsache geschuldet ist, dass die Mehrzahl der veröffentlichten Kinofilme ihnen zugeordnet werden kann.
Produzent: Nach dem Kinoerfolg des Films Titanic[35] mit einem Einspielergebnis in den Kinos von 1.683 Mio. € bei einem Produktionsbudget von 154 Mio. € aus dem Jahr 1997, und 2006 dann Avatar[36] mit einem Kinoergebnis von 2143,6 Mio. € und Produktionskosten in Höhe von 327,3 Mio. € könnte man annehmen, dass Produktionen von James Cameron eine großen Publikumserfolg erwarten lassen. Tatsächlich schuf Cameron 2002 den Film Solaris[37], mit George Clooney in der Hauptrolle. Die Produktionskosten fielen mit 36,2 Mio. € recht gering aus, das amerikanische Kinoeinspielergebnis mit 11,5 Mio. € aber deutlich geringer. Während einigen Produzenten durchaus ein gewisses Szenenbild oder eine Darstellungsart bei Produktionen zugeschrieben werden kann, ist nicht davon auszugehen, dass erfolgreiche Regisseure keine Misserfolge produzieren können.
Regie & Besetzung: In Hinblick auf Solaris schließt sich die Frage an, ob die Besetzung, und gegebenenfalls die Regie, eine gewisse Erfolgswahrscheinlichkeit erwarten lassen. Auch hier gibt es sowohl Beispiele die diese These bestätigen, als auch welche, die sie widerlegen. 1995 spielte Kevin Costner die Hauptrolle in Waterworld[38] (Produktionskosten: 134,8 Mio. €; Kinoergebnis: 203,5 Mio. €), einem Film, bei dem er gleichzeitig Regie führte. Diese Doppelaufgabe übernahm er außerdem 1997 in Postman[39] (Produktionskosten: 61,6 Mio. €; amerikanisches Kinoergebnis: 13,6 Mio. €) und 2003 in Open Range - Weites Land[40] (Produktionskosten: 20 Mio. €; Kinoergebnis: 52,6 Mio. €). Alle drei Filme verfügten über ähnliche Ausgangslagen. Dennoch „floppte“ Postman , während die anderen beiden Produktionen erfolgreich liefen. Interessanterweise spielen die ersten beiden Produktionen in einer Welt nach dem Zusammenbruch der Zivilisation und beschreiben den Werdegang der Hauptfigur als unfreiwilligem Widerstandskämpfer, die maßgeblich daran beteiligt ist eine neue Gesellschaft zu etablieren, um sich dann aus dem Geschehen zurückzuziehen. Der Plot wies demnach ebenfalls deutliche Parallelen auf, sodass aufgrund der vorangegangenen Erfahrungen ein Erfolg zu erwarten gewesen wäre.
Fortsetzungen: Eine Filmproduktion kann auf verschiedene Arten fortgesetzt werden. Wird nach der Veröffentlichung eines Films mit abgeschlossener Handlung beschlossen, einen weiteren Teil zu drehen der an die Handlung anknüpft, spricht man von einer Fortsetzung. Steht bereits während der ersten Produktion mit abgeschlossener Handlung fest, den Stoff weiter zu führen, wird von einer Filmreihe gesprochen. War die ursprüngliche Handlung zu lang, sodass sie auf mehrere Filme aufgeteilt werden musste, spricht man von einem Zwei- oder Mehrteiler. Im Falle der Harry-Potter -Filmreihe[41] war schon während der Dreharbeiten des ersten Teils beschlossen, dass weitere Teile folgen sollten. Die Handlung des siebten Teils wurde auf zwei Filme aufgeteilt und stellt damit sowohl einen Mehrteiler als auch den Abschluss einer Filmreihe dar. Ergibt sich aus den einzelnen Filmhandlungen ein übergeordneter Plot, der die Kinobesucher dazu animiert, den Verlauf der Geschichte vollständig zu erfahren, kann sich dies besucherfördernd auswirken. Schwindet hingegen das Besucherinteresse, wird die ganze Reihe zum finanziellen Misserfolg. Im Falle der klassischen Fortsetzungen ergeben sich vergleichbare Unsicherheiten. 2006 erschien Basic Instinct 2[42] in den Kinos, einer Fortsetzung des Kassenschlagers Basic Instinct[43] aus dem Jahr 1992. Der erste Teil spielte damals 271,6 Mio. € ein, der zweite nur noch 27,3 Mio. €. Tatsächlich galt ein Misserfolg für Fortsetzungen als symptomatisch, die Einspielergebnisse blieben regelmäßig hinter den Erstproduktionen zurück. Gegensätzlich verhielt es sich bei der zwischen 2003 und 2011 erschienen Fortsetzungsreihe Fluch der Karibik[44]. Hier spielten alle vier Teile zwischen 488,9 und 816,7 Mio. € ein und damit das 3,5- bis 5,07-fache ihrer Produktionskosten zwischen 96,1 und 210 Mio. €. Fortsetzungen können demnach sowohl den Erfolg des Vorgängers weiterführen oder übertreffen, als auch zum Misserfolg werden.
Publikumsbewertung: Geradezu paradox kann sich auch das Verhältnis zwischen finanziellem Erfolg und der Bewertung des Publikums gestalten. So erzielte das Drama Die Verurteilten[45] 1994 zumindest in den USA einen eher geringen Erlös aus dem Verkauf von Kinokarten in Höhe von 21,7 Mio. €. Die Einnahmen lagen damit nur knapp über den Produktionskosten von 19,2 Mio. €. Diese Entwicklung steht aber im Widerspruch zu der Beliebtheit des Films. Mit einer Publikumsbewertung von 9,3 von 10 Punkten steht der Film auf Platz Eins der 250 am besten bewerteten Filme innerhalb der Internet Movie Database.[46] Ein langfristiger Publikumserfolg steht damit in keinem direkten Zusammenhang zum kurzfristigen Einspielergebnis.
Marktstimmung: Bei Beachtung der medialen Aufmerksamkeit bezüglich mancher Kinofilme drängt sich der Gedanke auf, dass Filme, die sich mit einem aktuell populären Thema beschäftigen, große Zuschauerzahlen erwarten lassen. Beispiel hierfür liefern die Verfilmungen der Harry-Potter-Buchreihe zum Thema Zauberei, die Verfilmungen der Bücher der Bis(s)-Tetralogie zum Thema Vampire und natürlich die Trittbrettfahrer, die mit thematisch ähnlichen Filmen, Parodien und Serien die Erfolgswelle für sich nutzen. Es lässt sich aber beobachten, dass die erfolgreichen Filme sich ihren „Hype“ selbst erschaffen. Harry Potter und die Thematik der Bis(s)-Reihe gewannen erst durch die eigene Veröffentlichung an Aufmerksamkeit. Produktionen, die sich im Schatten der Erfolgswellen ansiedeln, werden meist weit weniger erfolgreich. Um ein Beispiel für den misslungenen Versuch aufzuzeigen, den Comic-Boom rund um die Jahrhundertwende zu nutzen, bietet sich der Film Catwoman[47] aus dem Jahr 2004 an. Die Figur aus den frühen Batman Comics verfügte über einen hohen subjektiven Sympathiewert beim Publikum und wurde mit der Oscarpreisträgerin Halle Berry unter der anteiligen Regie von Michael Ferris besetzt. Der Film floppte mit einem Produktionsbudget von rund 77 Mio. € und einem weltweiten Einspielergebnis von lediglich 63,2 Mio. € an den Kinokassen.
Überraschungserfolg: Der US-amerikanischer Horrorfilm Blair Witch Projekt[48] aus dem Jahr 1999 wurde ohne bekannte Schauspieler, Produzenten, Regisseure und Drehbuchautoren mit simplen Handkameras in minderwertiger Qualität gedreht. Der Horrorfilm erlebte zu der Zeit keine Hochstimmung und auch sonst fehlte es vor der Veröffentlichung an medialem Interesse. Die Kosten der Distribution lagen mit 5 Mio. € weit über den eigentlichen Produktionskosten von nur 0,5 Mio. €. An den Kinokassen entwickelte sich die günstige Produktion überraschend zu einem gewaltigen Erfolg und spielte weltweit über 191 Mio. €, und damit das 382-fache der reinen Produktionskosten ein.
Es zeigte sich anschaulich, dass der Erfolg eines Films während der Produktion schwer einzuschätzen ist. Es kommt immer wieder vor, dass sich Filmproduktionen, denen man vorweg hohes Potential zuspricht, an den Kinokassen nicht durchsetzen können. Andersrum zeigen Erfahrungswerte, dass es nicht seltener zu Überraschungserfolgen mit bis dato unbekannter Crew und Besetzung kommt.
Zuletzt wird am Actionfilm Nur noch 60 Sekunden[49] aus dem Jahr 2000 deutlich, dass auch ein hohes Einspielergebnis in den Kinos keine hinreichende Bedingung für ein positives Endergebnis ist:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Gewinnrechnung des Films Nur noch 60 Sekunden[49]
Mit einer positiven Differenz von 99,581 Mio. € zwischen Einspielergebnis und Produktionskosten bleibt nach der Gewinnbeteiligung der Kinobetreiber und Abzug aller produktionsfremden Kosten ein Fehlbetrag von 70,1 Mio. €.
Das Finanzierungsobjekt Kinofilm ist damit eine äußerst kostenintensive Investition mit unbekanntem Risiko, unzureichender Prognosemöglichkeit und langem Kapitalumlaufzyklus. Um die Gesamtrentabilität zu gewährleisten, sind sehr hohe Gewinne nötig, die wiederum sehr unwahrscheinlich sind. Ähnlich verhält es sich mit Immobilien- oder Schiffsfonds, mit einem elementaren Unterschied: Stellt sich für einen Film ein Misserfolg ein, gibt es keine Möglichkeit über den Verkauf von Ressourcen oder Zwischenerzeugnissen den Verlust einzuschränken. Vor erfolgreichem Produktionsabschluss existiert keine Art von Produkt, die zwischenzeitlich veräußert werden könnte. Tatsächlich ist es in der Vergangenheit immer mal wieder dazu gekommen, dass Requisiten nach den Dreharbeiten verkauft wurden, um Verlusten vorzubeugen. Der entscheidende Großteil des Kapitals steckt schlussendlich aber in den fertigen oder unfertigen Filmrechten.
2.4 Finanzierungsformen
Die unterschiedlichen Formen der Finanzierung differenzieren sich nach der Finanzierungsquelle (intern oder extern) und den Eigentumsverhältnissen (Eigen- oder Fremdkapital).
Interne Finanzierung mit Eigenkapital
Die Filmproduktion wird selbstfinanziert, die unbekannte Ausfallwahrscheinlichkeit und der immense Kapitalbedarf machen die Finanzierung zu einem riskanten Unterfangen. Sollte es zum Totalausfall kommen, kann dies die Insolvenz für den Produzenten bedeuten. Der Film Open Range - Weites Land[51] wurde 2003 durch Eigenkapital der Produzenten Kevin Costner, James Russo und Robert Duvall finanziert, stellt aber eine Ausnahme dar.
Interne Finanzierung mit Fremdkapital
Die Finanzierung erfolgt durch langfristige Rückstellungen, für Filmproduktionen ungeeignet.
Externe Finanzierung mit Eigenkapital
Dem Produzenten wird seitens Anleger zusätzliches Eigenkapital zur Verfügung gestellt, z.B. über Aktien oder Fonds. Die erwartungsgemäß geringe Rendite von Filmprojekten mit hohem Ausfallrisiko macht diese für den Aktienmarkt weitgehend uninteressant. Ebenso verhält es sich mit der Eignung von Fonds gestützter Finanzierung. Der klassische Filmfonds stellte aber bis 2001 ein Steuersparmodell durch Verlustzuweisung dar, was ihn zur bevorzugten Finanzierungsform machte. Mehr dazu im folgenden Kapitel 3 Klassische Filmfondskonzeption.
[...]
[1] Vgl.: Bergan (2012), S. 13.
[2] Vermutlich handelte es sich um den Film Arbeiter verlassen die Lumière-Werke.
[3] Vgl.: Loc. cit., S. 14.
[4] Vgl.: Robinson (1993), S. 114.
[5] Bergan (2012), S. 20.
[6] Siehe Anhang: A1 Filmdatenbank, ID 1, S. VIII.
[7] Siehe Anhang: A1 Filmdatenbank, ID 2, S. VIII.
[8] Vgl.: Cones (1997), S. 29-30, i.V.m. Silberberger (2001), S. 40-41.
[9] Stoffrechte entsprechen den Urheberrechten an der Idee, aus der ein Film entstehen soll. Vgl.: UrhG (2013), §88 Abs. 1, i.V.m §94 Abs. 1 UrhG.
[11] Vgl.: Silberberger (2001), S. 39-40.
[12] Vgl.: Loc. cit. (2001), S. 40-41.
[13] Vgl.: Loc. cit. (2001), S. 41.
[14] Konkludent zu den Stoffrechten entsprechen die selbst hergestellten Filmrechte ebenso den Urheberrechten.
[15] Auch Hollywoodstudios oder Major Studios genannt; die derzeit sechs größten Studios sind: Warner Bros. Entertainment, Columbia Pictures, Walt Disney Motion Pictures Group, Paramount Pictures, 20th Century Fox und Universal Studios. Alle genannten Studios haben Ihren Produktionssitz in den
USA.
Filme, die außerhalb der Major Studios produziert werden, bezeichnen sich als Independent-Filme.
[16] Siehe Anhang: A1 Filmdatenbank, ID 3, S. VIII.
[17] Vgl.: Cones (1997), S. 39-40.
[18] Vgl.: Wassermeyer (2010), Seite 354.
[19] Vgl.: Werner, Burghardt (2006), Seite 88.
[20] Vgl.: Cones (1997), S. 39-40.
[21] Großkino mit mehreren, parallel betriebenen Kinosälen.
[22] Vgl.: CineStar-Gruppe (2013), S. 7, Cineplex (2013), S. 3, Cinemaxx AG (2012), S. 99.
[23] Siehe Abbildung 14: Umsätze der Kinos weltweit von 2005 bis 2012 und Abbildung 15: Entwicklung des Kinoumsatzes in Deutschland von 2002 bis 2012, S. XXIII.
[24] Siehe Abbildung 16: Umsätze im Videomarkt (DVD-Verkauf) von 2002 bis 2012, S. XXIV.
[25] Vgl.: Werner, Burghardt (2006), S. 88.
[26] Siehe Anhang: 1 Filmdatenbank, ID 33, S. XIII.
[27] Siehe Anhang: 1 Filmdatenbank, ID 15, S. X, vgl.: The Numbers (2013a).
[28] Vgl.: Werner, Burghardt (2006), S. 88.
[29] Vgl.: von Rimscha (2010), S. 79.
[30] Eigene Darstellung.
[31] Vgl.: von Rimscha (2010), S. 79.
[32] Vgl.: von Rimscha (2010), S. 102.
[33] Eigene Darstellung, i.V.m: von Rimscha (2010), S. 104.
[34] Vgl.: Silberberger (2001), S. 45-46.
[35] Siehe Anhang: A1 Filmdatenbank, ID 33, S. XIII.
[36] Siehe Anhang: A1 Filmdatenbank, ID 15, S. X.
[37] Siehe Anhang: A1 Filmdatenbank, ID 36, S. XIII.
[38] Siehe Anhang: A1 Filmdatenbank, ID 37, S. XIV.
[39] Siehe Anhang: A1 Filmdatenbank, ID 38, S. XIV.
[40] Siehe Anhang: A1 Filmdatenbank, ID 8, S. IX.
[41] Siehe Anhang: A1 Filmdatenbank, ID 21-24, S. XI-XII.
[42] Siehe Anhang: A1 Filmdatenbank, ID 41, S. XIV.
[43] Siehe Anhang: A1 Filmdatenbank, ID 40, S. XIV.
[44] Siehe Anhang: A1 Filmdatenbank, ID 17-20, S. X-XI.
[45] Siehe Anhang: A1 Filmdatenbank, ID 6, S. VIII.
[46] Internet Movie Database (2013a).
[47] Siehe Anhang: A1 Filmdatenbank, ID 5, S. VIII.
[48] Siehe Anhang: A1 Filmdatenbank, ID 4, S. VIII.
[49] Siehe Anhang: A1 Filmdatenbank, ID 7, S. IX.
[50] Eigene Darstellung, i.V.m.: Epstein (2005).
[51] Siehe Anhang: A1 Filmdatenbank, ID 8, S. VIII.
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