Ein modernes Unternehmen gestaltet für sich selbst und für Dritte die Ergebnisse seines wirtschaftlichen Handelns so transparent wie nötig. Diese Aufgabe wird durch das Rechnungswesen nach standardisierten Regeln umgesetzt, wodurch es ein Informationsinstrument für diverse Adressatengruppen wird. Viele Jahre war die deutsche Rechnungslegung alleine vom nationalen Handels- und Steuerrecht geprägt. Doch mittlerweile müssen grundsätzlich alle Mutterunternehmen, deren Wertpapiere zum Bilanzstichtag in einem EU-Mitgliedsstaat zum Handel zugelassen sind bzw. sich im Zulassungsprozess befinden, ihren Konzernabschluss nach den Vorgaben der EU-Kommission – den international anerkannten IFRS – aufstellen.
Im Folgenden werden zunächst die Grundlagen des deutschen Handelsrechts (BilMoG), des deutschen Steuerrechts sowie der internationalen Rechnungslegungsvorschrift (IFRS) vorgestellt. Anschließend werden die wesentlichen Bewertungsunterschiede zwischen den einzelnen Rechnungslegungsnormen untersucht. Darüber hinaus wird aufgezeigt, welche abweichenden Ziele dabei verfolgt werden.
2. Grundlagen
2.1. Deutsches Handelsrecht
Das deutsche Handelsrecht (HR) enthält im HGB alle relevanten Bewertungsmaßstäbe und ist stark durch das Gläubigerschutz- und Vorsichtsprinzip geprägt. Diese Prinzipien werden durch die handelsrechtlichen Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung, insbesondere durch das Realisations- und Imparitätsprinzip (bezeichnet als das Vorsichtsprinzip), gewahrt. Das Realisationsprinzip besagt, dass Gewinne nur berücksichtigt werden dürfen, wenn diese bis zum Abschlussstichtag realisiert wurden (252 (1) Nr. 4 HGB). Hingegen müssen Verluste gemäß Imparitätsprinzip antizipiert werden (§ 252 (1) Nr. 4, 1. HS HGB). Eine Folge daraus ist, dass Vermögensgegenstände eher niedriger bewertet werden, Schulden tendenziell so hoch wie möglich. Diese Verfahrensweise soll vor allem Gläubiger schützen. Auch für die Selbstinformation des Unternehmers ist das Vorsichtsprinzip hilfreich, da er bei einem niedrigeren Erfolg seine Entscheidungen vorsichtiger beurteilen würde. Die wichtigsten externen Adressaten des handelsrechtlichen Abschlusses sind Fremdkapitalgeber. Für die Informations- und Dokumentationsfunktion hat das HGB verbindliche Regelungen für die Bewertung des betrieblichen Vermögens festgelegt. Durch das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) wurden die Interessen der Kapitalgeber weiter gestärkt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- l. Einleitung
- 2. Grundlagen
- 2.1. Deutsches Handelsrecht
- 2.2. Deutsches Steuerrecht
- 2.3. IFRS
- 3. Bewertungsunterschiede zwischen HR, STR und IFRS
- 3.1. Anlagevermögen — Langfristige Vermögenswerte
- 3.1.1. Immaterielle Vermögensgegenstände — Immaterielle Vermögenswerte
- 3.1.1.1. HR
- 3.1.1.2. STR
- 3.1.1.3. IFRS
- 3.1.1.4. Vergleich/Wertung
- 3.1.2. Sachanlagen
- 3.1.2.1. HR
- 3.1.2.2. STR
- 3.1.2.3. IFRS
- 3.1.2.4. Vergleich/Wertung
- 3.1.3. Finanzanlagen — Langfristig gehaltene finanzielle Vermögenswerte
- 3.1.3.1. HR
- 3.1.3.2. STR
- 3.1.3.3. IFRS
- 3.1.3.4. Vergleich/Wertung
- 3.1.1. Immaterielle Vermögensgegenstände — Immaterielle Vermögenswerte
- 3.2. Umlaufvermögen — Kurzfristige Vermögenswerte
- 3.2.1. Vorräte
- 3.2.1.1. HR
- 3.2.1.2. STR
- 3.2.1.3. IFRS
- 3.2.1.4. Vergleich/Wertung
- 3.2.2. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände — Forderungen und sonstige finanzielle Vermögenswerte
- 3.2.2.1. HR
- 3.2.2.2. STR
- 3.2.2.3. IFRS
- 3.2.2.4. Vergleich/Wertung
- 3.2.3. Wertpapiere
- 3.2.3.1. HR
- 3.2.3.2. STR
- 3.2.3.3. IFRS
- 3.2.3.4. Vergleich/Wertung
- 3.2.4. Liquide Mittel — Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente
- 3.2.4.1 HR
- 3.2.4.2. STR
- 3.2.4.3. IFRS
- 3.2.4.4. Vergleich/Wertung
- 3.2.1. Vorräte
- 3.3. Eigenkapital
- 3.3.1. HR
- 3.3.2 STR
- 3.3.3. IFRS
- 3.3.4. Vergleich/Wertung
- 3.4. Rückstellungen
- 3.4.1. HR
- 3.4.2. STR
- 3.4.3. IFRS
- 3.4.4. Vergleich/Wertung
- 3.5. Verbindlichkeiten
- 3.5.1. HR
- 3.5.2. STR
- 3.5.3. IFRS
- 3.5.4. Vergleich/Wertung
- 3.6. Latente Steuern
- 3.6.1. HR
- 3.6.2. STR
- 3.6.3. IFRS
- 3.6.4. Vergleich/Wertung
- 4. Schlussfolgerungen
- Literaturverzeichnis
- Anhangverzeichnis
- 3.1. Anlagevermögen — Langfristige Vermögenswerte
- Bewertungsunterschiede zwischen Handelsrecht, Steuerrecht und IFRS
- Einfluss der Rechnungslegungsstandards auf die Bilanzierung
- Vorsichtsprinzip im Handelsrecht
- Steuerstundung im Steuerrecht
- Anlegerschutz in den IFRS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorthesis befasst sich mit der Analyse und Gegenüberstellung der Bewertungsunterschiede zwischen dem deutschen Handelsrecht (BilMoG), dem deutschen Steuerrecht und den internationalen Rechnungslegungsvorschriften (IFRS). Die Arbeit verfolgt das Ziel, die unterschiedlichen Bewertungsansätze und -prinzipien der drei Rechnungslegungsstandards aufzuzeigen und zu diskutieren, um ein besseres Verständnis für die jeweiligen Besonderheiten und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Bilanzierung zu schaffen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet eine Einführung in die Thematik der Rechnungslegung und die Notwendigkeit transparenter Darstellung wirtschaftlicher Ergebnisse. Es werden die Grundlagen des deutschen Handelsrechts, des Steuerrechts und der IFRS vorgestellt, um den Kontext für die anschließende Analyse der Bewertungsunterschiede zu schaffen.
Das Kapitel „Grundlagen“ behandelt die wesentlichen Prinzipien und Regelungen des deutschen Handelsrechts, des Steuerrechts und der IFRS. Es werden die jeweiligen Zielsetzungen, Adressaten und Besonderheiten der einzelnen Rechnungslegungsstandards beleuchtet. Das Vorsichtsprinzip im Handelsrecht, die Steuerstundung im Steuerrecht und der Anlegerschutz in den IFRS werden als zentrale Aspekte hervorgehoben.
Das Kapitel „Bewertungsunterschiede zwischen HR, STR und IFRS“ bildet den Kern der Arbeit. Es untersucht die wesentlichen Unterschiede in der Bewertung von Anlage- und Umlaufvermögen, Eigenkapital, Rückstellungen, Verbindlichkeiten und latenten Steuern. Für jede Bilanzposition werden die Bewertungsvorschriften der drei Rechnungslegungsstandards detailliert dargestellt und verglichen, wobei die Unterschiede in der Anwendung von Wahlrechten, Abzinsungspflichten und Wertminderungsregelungen im Vordergrund stehen.
Das Kapitel „Schlussfolgerungen“ fasst die Ergebnisse der Untersuchung zusammen und diskutiert die Vor- und Nachteile der einzelnen Rechnungslegungsstandards. Es wird die Notwendigkeit einer Kombination aus Sicherheit (HR) und Aktualität (IFRS) hervorgehoben, um die Stärken beider Standards zu vereinen. Die Herausforderungen der Einführung einer einheitlichen Rechnungslegungsvorschrift werden angesprochen und die Bedeutung weiterer Diskussionen zur Optimierung der Rechnungslegung betont.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das deutsche Handelsrecht (HGB), das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG), das deutsche Steuerrecht (STR), die internationalen Rechnungslegungsstandards (IFRS), die Bewertung von Vermögensgegenständen und Schulden, das Vorsichtsprinzip, die Steuerstundung, der Anlegerschutz, die Bilanzpolitik und die Vergleichbarkeit von Unternehmen.
- Quote paper
- Andreas Lenz (Author), 2013, Wesentliche Bewertungsunterschiede zwischen deutschem Handelsrecht (BilMoG), deutschem Steuerrecht und internationalen Rechnungslegungsvorschriften (IFRS), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266472