Kritik einer handlungstheoretischen Semantiktheorie
In dieser Hausarbeit sollen verschiedene Ansätze einer Bedeutungstheorie gegenübergestellt und kritisch untersucht werden. Man kann zunächst zwei grundlegende Theorieansätze in der Semantik unterscheiden: Eine „pragmatische“ bzw. „instrumentalistische“ und eine „realistische“ bzw. „repräsentationistische“ Semantikauffassung. Einen kurzen Überblick über einen realistischen Semantikansatz und die Probleme, die sich mit ihm stellen, gebe ich im ersten Kapitel. Für den realistischen Semantiker baut die „parole“ auf der „langue“ auf, nicht umgekehrt. Handlungstheoretische Bedeutungstheoretiker halten dagegen eine klare Trennung der linguistischen Disziplinen Semantik und Pragmatik für eine Verkürzung des Gegenstandsbereichs, da sie davon ausgehen, dass sprachliche Zeichen nur eine Bedeutung erlangen, wenn sie eine Funktion in einer sprachlichen Handlung übernehmen. Bedeutung ist für sie eng mit sprachlichem Handeln, mit dem Vorgang des Kommunizierens verknüpft. (...) In Kapitel 2.1. werde ich Wittgensteins Gebrauchstheorie der Bedeutung vorstellen, in Kapitel 2.2. wird es um Wittgensteins Begriff der Konvention und seinen (Anti-) Instrumentalismus gehen.
Die „intentionalistischen“ Gebrauchstheoretiker räumen dagegen bei der Bedeutungsbestimmung dem „Meinen“, d.h. der Intention des Sprechers, die bedeutungskonstitutive Hauptrolle ein. Ihnen geht es also um den zweckgerichteten Gebrauch. Herbert Paul Grice gilt in der linguistischen Literatur zur Bedeutungstheorie im allgemeinen als Begründer und Hauptvertreter dieses Intentionalismus. Seine „Analyse des Meinens“ stelle ich in Kapitel 3.1. vor. Trotz seines scheinbar radikalen Intentionalismus setzt auch Grice gewisse Konventionen voraus: Seinen Konventionsbegriff schauen wir uns in Kapitel 3.2. genauer an. Besonders wurde Grice für seinen Ansatz kritisiert, die Äußerungsbedeutung oder gar die wörtliche Bedeutung allein über den kommunikativen Sinn zu bestimmen. Ziff (1967) und Searle (1969) haben das „Grice’sche Grundmodell“ mit wenigen einfachen Beispielen widerlegt, was ich in Kapitel 3.3. zeigen werde. (...) Bierwischs Sprechaktmodell, das für die klare Trennung von Pragmatik und Semantik, jedoch unter neuen Prämissen, plädiert, schauen wir uns im vierten Kapitel an.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Realistische Semantik
- Wittgenstein: Eine konventionelle Gebrauchssemantik
- Wittgenstein: Konvention und der Zweck der Sprache
- H. Paul Grice: Eine intentionalistische Gebrauchssemantik
- Der Begriff der Konvention bei Grice
- Kritik an Grice' Bedeutungstheorie
- Manfred Bierwisch: Eine pragmatische Gretchenfrage
- Fazit
- Bibliografie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert verschiedene Ansätze zur Bedeutungstheorie und setzt sie kritisch zueinander in Beziehung. Sie zeichnet einen groben Unterschied zwischen „pragmatischen" und „realistischen" Semantikauffassungen, wobei die „pragmatische" Semantik Sprache als Werkzeug für Handlung und Kommunikation betrachtet, während die „realistische" Semantik Sprache als Abbildung der Welt versteht. Die Arbeit untersucht dann verschiedene Vertreter der „pragmatischen" Semantik, darunter Ludwig Wittgenstein, H. Paul Grice und Manfred Bierwisch, und analysiert ihre Ansätze und ihre Kritik an traditionellen „realistischen" Theorien.
- Der Einfluss von Ludwig Wittgensteins Gebrauchstheorie der Bedeutung auf die Entwicklung der pragmatischen Semantik
- Die Rolle von Konvention und Zweck in Wittgensteins Sprachspiel-Konzept
- Grice' intentionalistische Bedeutungstheorie und seine Analyse des „Meinens" des Sprechers
- Die Bedeutung von konventionellen Implikaturen und ihre Rolle in der Kommunikation
- Bierwischs Kritik an Grice' Ansatz und sein 3-Ebenen-Modell der Bedeutung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die „realistische" Semantik ein und erläutert ihre Grundannahmen, die von einem Abbildungscharakter der Sprache ausgehen. Es werden auch einige Probleme beleuchtet, die sich mit diesem Ansatz stellen, z.B. die Frage der Bedeutung von Begriffen, die keine konkrete Entsprechung in der Welt haben.
Kapitel 2.1. widmet sich Wittgensteins Gebrauchstheorie der Bedeutung, die die Bedeutung eines Wortes mit seiner Verwendung im „Sprachspiel" gleichsetzt. Wittgenstein betont, dass Bedeutung nicht in einem inneren Bild oder einer Vorstellung liegt, sondern in der Art und Weise, wie ein Wort in einem bestimmten Kontext verwendet wird.
In Kapitel 2.2. werden Wittgensteins Thesen zur Konvention und zum Zweck der Sprache näher beleuchtet. Es wird argumentiert, dass Bedeutung eng mit Konventionen verbunden ist, die in einer Sprachgemeinschaft etabliert werden, und dass die Funktion eines sprachlichen Zeichens seine Bedeutung bestimmt.
Kapitel 3.1. stellt Grice' intentionalistische Gebrauchssemantik vor. Grice unterscheidet zwischen „natürlicher" und „nicht-natürlicher" Bedeutung und argumentiert, dass die Bedeutung eines Zeichens mit der Intention des Sprechers zusammenhängt. Er entwickelt das „Grice'sche Grundmodell", das die Bedeutung einer Äußerung mit der Absicht des Sprechers, eine bestimmte Wirkung beim Hörer zu erzielen, verbindet.
Kapitel 3.2. untersucht Grice' Konventionsbegriff und zeigt, dass er zwar die Bedeutung einer Äußerung mit dem Meinen des Sprechers in Verbindung bringt, aber dennoch Konventionen als Grundlage für Kommunikation voraussetzt. Grice unterscheidet verschiedene Abstraktionsstufen der Bedeutung, die von der lexikalischen Bedeutung bis zur Situationsbedeutung des Sprechers reichen.
In Kapitel 3.3. wird die Kritik an Grice' Bedeutungstheorie behandelt. Ziff und Searle argumentieren, dass sich die wörtliche Bedeutung einer Äußerung nicht allein aus dem kommunikativen Sinn ableiten lässt. Grice versucht, diese Kritik durch eine Präzisierung seines Grundmodells zu entkräften, indem er die Bedeutung des Meinens mit dem konventionellen Gebrauch des Ausdrucks in Verbindung setzt.
Kapitel 4. stellt Bierwischs Kritik an Grice' Ansatz und sein 3-Ebenen-Modell der Bedeutung vor. Bierwisch argumentiert, dass die Trennung von Semantik und Pragmatik auf einer kognitiven Ebene erfolgen muss, indem man die verschiedenen Ebenen der Sprachverarbeitung im menschlichen Gehirn berücksichtigt. Er unterscheidet zwischen der sprachlich determinierten Bedeutung, der Äußerungsbedeutung und dem kommunikativen Sinn.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Bedeutungstheorie, die Gebrauchssemantik, die pragmatische Semantik, die realistische Semantik, Ludwig Wittgenstein, H. Paul Grice, Manfred Bierwisch, Konvention, Zweck, Intention, Sprachspiel, konversationelle Implikaturen, 3-Ebenen-Modell der Bedeutung, Semantik-Pragmatik-Unterscheidung.
- Arbeit zitieren
- Eva Lippold (Autor:in), 2007, Kritik einer Gebrauchssemantik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266394
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