Die Diskussion um eine geschlechtsspezifische Moral entstand als Carol Gilligan (geb. 1936), eine langjährige Mitarbeiterin von Lawrence Kohlberg (geb. 1927), zu einer Hochzeit des Feminismus, 1982, auf eine bisher nur männliche Sichtweise in der Psychologie aufmerksam machte.
In ihrem Buch „In a different voice“ stellt sie die Sichtweise einer vorwiegend von Frauen vertretenen Seite dar, die in der Forschung der Moralentwicklung von Kohlberg keine Beachtung fand. Frauen definieren sich nach Gilligan eher über Beziehungen und denken fürsorglich, während Männer eher nach allgemeineren Prinzipien gerechtigkeitsorientiert urteilen.
In den Forschungen zu Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung finden sich Frauen häufiger in der niedrigeren Stufe drei wieder, in der zwischenmenschliche Beziehungen als Orientierung dienen. Männer dagegen sind vermehrt in der weiter entwickelten Stufe vier zu finden, in der die Beziehungen nicht nur zu den nächsten Bezugspersonen, sondern zur gesamten Gesellschaft auschlaggebend sind (vgl. Gilligan, 1982, S. 18; vgl. Nunner-Winkler, 1994, S. 418f). Gilligan erweitert daher das prinzipienorientierte Konzept der Gerechtigkeit um ein Modell der Moral der Fürsorge.
In dieser Arbeit sollen die beiden Theorien von Kohlberg und Gilligan vorgestellt und hinterfragt werden. Es soll herausgefunden werden, ob es eine geschlechtsspezifische Unterteilung in Gerechtigkeitsmoral und Fürsorgemoral geben kann. Dabei wird der Fokus auf Begriffe wie Geschlecht, Prinzipien und Kontexte, Beziehungen und Empathie sowie Kulturbezogenheit gelegt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was bedeutet geschlechtsspezifische Moral?
- Was ist Moral?
- Was ist Geschlecht? (Definition 1. Versuch)
- Weibliche Moral bei Kant und Schopenhauer
- Geschlecht in der Entwicklungspsychologie Piagets und Eriksons
- Piaget und seine Beobachtungen zu Geschlecht
- Erikson und seine Beobachtungen zu Geschlecht
- Lawrence Kohlbergs Stufentheorie der Moralentwicklung
- Merkmale der Stufenentwicklung/Arbeit mit Dilemmata
- Die sechs Stufen der Moralentwicklung
- Carol Gilligans Theorie von Fürsorge- und Gerechtigkeitsmoral
- Gilligans Ausgangslage
- Vergleich der Forschungsmethode Kohlberg/Gilligan
- Merkmale der Fürsorge- und Gerechtigkeitsmoral
- Gegenüberstellung Kohlberg - Gilligan
- Definition Geschlecht im Postfeminismus (Definition 2. Versuch)
- Schluss
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob es eine geschlechtsspezifische Moral geben kann. Dazu werden die Theorien von Lawrence Kohlberg und Carol Gilligan vorgestellt und hinterfragt. Dabei wird der Fokus auf Begriffe wie Geschlecht, Prinzipien, Kontexte, Beziehungen, Empathie und Kulturbezogenheit gelegt. Die Arbeit analysiert, ob es eine eindeutige Trennung in Gerechtigkeitsmoral und Fürsorgemoral gibt und welche Rolle die Entwicklungspsychologie in diesem Zusammenhang spielt.
- Die Entwicklung einer moralischen Orientierung
- Die Rolle von Geschlecht und Kultur in der Moralentwicklung
- Die Bedeutung von Prinzipien und Kontexten für moralische Entscheidungen
- Die Bedeutung von Beziehungen und Empathie für die Moral
- Die Frage nach einer universalistischen oder kontextbezogenen Moral
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und führt in die Thematik der geschlechtsspezifischen Moral ein. Sie beleuchtet den historischen Kontext, in dem Carol Gilligans Kritik an Kohlbergs Theorie entstand, und stellt die zentralen Begriffe der Arbeit vor.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Definition von Moral und Geschlecht. Es werden verschiedene Moraltheorien, wie der Universalismus und der Konsequentialismus, vorgestellt und in Bezug auf die Theorien von Kohlberg und Gilligan analysiert. Die Definition von Geschlecht wird anhand der Arbeiten von Simone de Beauvoir und Judith Butler diskutiert.
Das dritte Kapitel untersucht die Rolle der Frau in der Philosophie und Psychologie. Es werden die Ansichten von Kant und Schopenhauer zum Thema weibliche Moral beleuchtet und die historischen Konzepte von Frau und Mann in der Philosophie dargestellt.
Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Entwicklungspsychologie von Piaget und Erikson. Es werden die Beobachtungen dieser beiden Psychologen zum geschlechtsspezifischen Verhalten analysiert und in Bezug auf Gilligans Kritik an der männlichen Perspektive in der Psychologie gesetzt.
Das fünfte Kapitel stellt Kohlbergs Stufentheorie der Moralentwicklung vor. Es werden die Merkmale seiner Studien, seine methodische Vorgehensweise und die sechs Stufen der Moralentwicklung detailliert beschrieben.
Das sechste Kapitel widmet sich Gilligans Theorie von Fürsorge- und Gerechtigkeitsmoral. Es werden die Ausgangslage, die Forschungsmethode und die Merkmale der beiden Moralformen dargestellt. Gilligans Kritik an Kohlbergs Theorie wird im Detail erläutert.
Das siebte Kapitel stellt eine Gegenüberstellung von Kohlbergs und Gilligans Theorien vor. Es werden die beiden Theorien anhand von Aspekten wie Geschlechtsbezug, Beziehungen, Gerechtigkeit, Prinzipien, Verantwortung und Methode verglichen und kritisch analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Moralentwicklung, die geschlechtsspezifische Moral, die Theorien von Kohlberg und Gilligan, Gerechtigkeitsmoral, Fürsorgemoral, Geschlecht, Prinzipien, Kontexte, Beziehungen, Empathie und Kulturbezogenheit. Die Arbeit analysiert die Frage, ob es eine eindeutige Trennung in Gerechtigkeitsmoral und Fürsorgemoral gibt und welche Rolle die Entwicklungspsychologie in diesem Zusammenhang spielt. Sie beleuchtet die historischen und philosophischen Grundlagen der Debatte um eine geschlechtsspezifische Moral und untersucht die Grenzen und Möglichkeiten der beiden Theorien.
- Quote paper
- Serafina Morrin (Author), 2013, Kohlbergs Stufenmodell der Moralentwicklung versus Gilligans Theorie einer Fürsorge- und Gerechtigkeitsmoral, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266342
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