Meine Arbeit widmet sich der Gedächtnisforschung und untersucht im wesentlichen die Konstruktion von Erinnerung des Nationalsozialismus in der heutigen Gesellschaft. Es gilt zu beweisen, inwieweit generationsübergreifend das Erinnern erfolgt, oder verfälscht wird.
Dabei berufe ich mich auf das Drama „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ von Bertolt Brecht1, welches den Alltag und das Leben unter der Willkürherrschaft von Adolf Hitler in der NS-Zeit in 24 Szenen darstellt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Wie entwickelt der Mensch Erinnerungen?
1.1.1 Die Verdrängung von Reminiszenzen
2 Die Konstruktion von Erinnerung
2.1 Die jüdische Frau
2.1.1 Kontemporäre Auslegungen
2.2 Widerstand eines Familienvaters
2.2.1 Aktualisierung der heutigen Gesellschaft
3 Die Gemeinschaft
3.1 Deutschland als Erinnerungskultur
4 Zusammenfassung
5 Anhang
6 Literaturverzeichnis
7 Index
1 Einleitung
Meine Arbeit widmet sich der Gedächtnisforschung und untersucht im wesentlichen die Konstruktion von Erinnerung des Nationalsozialismus in der heutigen Gesellschaft.
Es gilt zu beweisen, inwieweit generationsübergreifend das Erinnern erfolgt, oder verfälscht wird.
Dabei berufe ich mich auf das Drama „ Furcht und Elend des Dritten Reiches “ von Bertolt Brecht 1 , welches den Alltag und das Leben unter der Willkürherrschaft von Adolf Hitler in der 10 NS-Zeit in 24 Szenen darstellt.
Gegenstand meiner Untersuchung ist die wissenschaftliche Ausarbeitung „ Der lange Schatten der Vergangenheit - Erinnerungskultur und Geschichtspolitik “ von Aleida
Assmann, Professorin für Anglistik und Allgemeine 15 Literaturwissenschaften an der Universität Konstanz. Darin artikulieren sich unter anderem verschiedene Gedächtnisformen, die sich anhand der Anschauungspunkte von zeitlicher Abhängigkeit, der jeweiligen Adressaten sowie nach Beständigkeit differenzieren lassen.2 Etwas näher 20 betrachtet lässt sich zu Beginn das individuelle Gedächtnis ins Feld führen. Diese Form von Erinnerungen im individuellen Gedächtnis, konstruieren eine Standhaftigkeit der eigenen Vergangenheit, da sie von Erlebnissen, immanenten Bindungen und des eigenen Individuums 25 geprägt sind.3 Darin drückt sich aus, dass sich in uns erhebliche Erinnerung befinden, die durch äußere Suggestion zum Vorschein treten, welches der Annahme nahe liegt, dass Erinnerungen, die sich im unteren Bewusstsein befinden somit vergegenwärtigt werden können.4 Aus dieser Prämisse 30 kommen die nicht erreichbaren, sich im Unterbewusstsein befindenden Erinnerungen hervor, die sich durch explizite Verdrängung als Trauma reflektieren lassen.5 Um sich dieser Barriere zu stellen und die traumatische Erinnerung zu verwinden, ist eine Therapie von Nutzen. Weitestgehend 35 können diese Gedanken <begrenzt> und <umgeformt> sein, denn was einem als Erinnerung in den Sinn geleitet wird, sind einzelne Zeitspannen, die keinen Bezug zum <Vorher> und <Nachher> besitzen, da sie anschließend durch eine Kommunikation erst an Gestalt und Bedeutung gewinnen.6
Im Hinblick auf die Aufnahmebereitschaft eines Individuums, die im Alter von 12 bis 25 Jahren besonders immens ist, zeichnet sich das soziale Gedächtnis ab, da Geschehnisse in dieser Zeit äußerst prägnant auf die persönliche Ausformung des Einzelnen wirken.7 Bemerkenswert an dieser Ausführung 45 sind die einzelnen Generationen, die unterschiedliche Herangehensweisen an die Vergangenheit herstellen, ohne sich an die jeweils anderen Generationen zu bedienen.8 Durch ein Generationswechsel nach einem Zeitraum von ca. 30 Jahren verändert sich die Struktur der Erinnerung und hat 50 entscheidende Wirkungen auf die Gedächtnisse einer Gesellschaft, zumal neue Prägungen in den Vordergrund gelangen.9 Es vermag an Kommunikation, um das soziale Gedächtnis, welches sich ebenso als <Kurzzeitgedächtnis> einordnen lässt, aufrecht zu erhalten, damit die Vergangenheit 55 einem nicht nur vorschwebt, sondern auch konstruiert wird und die Erinnerung bestehen bleibt.10 Unter dem neu thematisierten Begriff des kollektiven Gedächtnisses versteht man eine Suggestion der Erinnerung, durch kritische und wirkmächtige Merkmale in der Politik, die einem abwegige 60 Meinungen zuteil werden lassen.11 Eine Problematik tritt auf, wenn durch manipulierte Bilder und Symbole eine vom <falschen Bewusstsein> konstruierte Erinnerung in den Vordergrund gelangt und diese nicht mehr selbstständig als imitiert angesehen werden.12 Letztlich lassen sich in diesem 65 Zusammenhang die drei Dimensionen des Gedächtnisses (neuronal, sozial, kulturell) einleiten. Das menschliche Gedächtnis lässt sich erst durch die Beziehung zwischen diesen Formen ermitteln, wie in dieser Grafik verdeutlicht wird:13
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Daraus geht hervor, dass die Kommunikation des sozialen Gedächtnisses ein Grundgerüst schafft, welches sich im neuronalen und kulturellen Milieu widerspiegelt. Symbolische Medien und das individuelle Gedächtnis dienen demzufolge als Stütze.
1.1 Wie entwickelt der Mensch Erinnerungen?
Um sich dieser Frage zu erwägen, werden Trauma und 80 Vergessen als wesentliche Faktoren der Konstruktion angesehen und miteinander enggeführt.
Das Trauma entwickelt sich durch Ereignisse, deren Stärke eine erhebliche Verwundung der Seele herbeiführt, die aufgrund der unzugänglichen Befähigung im Bewusstsein <Dissoziation>nicht bewältigt werden kann und zu einer führt.14 Das Erlebte bleibt zwar als Erinnerung erhalten, kann aber aufgrund der Abspaltung des Bewusstseins weder als Gedanke präsent sein noch wird sie vollständig entfallen, bis sich gegebenenfalls Anhaltspunkte der traumatischen Erinnerung zeigen lassen.15 Das Täter-Opfertrauma bietet ein anschauliches Beispiel, denn „Täter sind im Gegensatz zu den Opfern nicht traumatisiert, weil sie das Ereignis, für das sie zur Verantwortung gezogen werden, gewollt, geplant, bewusst durchgeführt und - im Falle der nationalsozialistischen Verbrechen - für sich obendrein ideologisch gerechtfertigt haben.“16 Aus dieser Ausführung des Traumas manifestiert sich das Vergessen als Teil der Rekonstruktion des Erinnerns. Es liegt bereits in der Normalität, dass sich der Mensch unbewusst durch das 100 Vergessen an Erfahrungen erinnert.17
1.1.1 Die Verdrängung von Reminiszenzen
Betrachtet man die Strategie der Schuldabwehr, so erscheint 105 die <Externalisierung> in der Entlastung von markanten, auf die Vergangenheit bezogenen, Ereignissen angezeigt. Dieser Vorgang beschreibt die Abspaltung der Schuld, indem man diese einer anderen Person zuspricht.18 Ein zutreffendes Beispiel lässt sich anhand der Strategie des Sündenbocks von 110 Renè Girard zeigen, indem er mit den Ausrufesätzen, „Der wars!“ oder „Die waren es!“, die Schuldabwehr deutlich artikuliert.19 Zuzüglich tritt ein Prozess in Gang, der aus beispielsweise Familiengesprächen hervorgeht und ein Umfälschen zum Adäquaten verübt wird, sodass die in 115 Gesprächen vorkommenden Schuldaussagen, in Form von Kapitalverbrechen, gänzlich überhört werden und sich vergleichsweise in Konversationen nicht nachweisen lassen.20
2 Die Konstruktion von Erinnerung
Im Hinblick auf das theoretische Grundlagengerüst, bieten die nachfolgenden Kapitel anschauliche Beispiele, aus dem Drama „ Furcht und Elend des Dritten Reiches “ von Bertolt Brecht, für die geschehenen Sachverhalte in der Zeit des Nationalsozialismus und vermitteln die Erinnerungen als szenische Darstellungsform mit teilweise dialogbasierten Sequenzen. Dies lässt sich in Zusammenhang mit der heutigen Sichtweise und Konstruktion dieser Erinnerungen festhalten.
2.1 Die jüdische Frau
In Anbetracht der Thematik von jüdisch - arischen Verhältnissen beschreibt 'Brecht' eine jüdische Frau, in Frankfurt im Jahre 1935, namens Judith Keith, die eines 135 Abends ihre Koffer packt und sich durch einzelne Telefonate mit ihren Angehörigen und Bekannten für einen längeren Aufenthalt in Amsterdam versucht einzustimmen und zu verabschieden, bevor sie ihrem arischen Mann, Fritz, von dem Vorhaben erzählt.21 Aus den Gesprächen mit ihren 140 Bekannten, dem Arzt und der Schwester ihres Mannes namens Gertrud kommt zur Sprache, dass sie in Amsterdam Freunde habe und situiert in den Konversationen die voraussichtliche bedrückte Lage des Mannes, damit seine Schwester, zusammen mit einer Vertraute von Judith, auf ihn 145 Acht geben und aufopferungsfähig erscheinen.22 In Anlehnung an ihren Mann, erprobt sie die Situation ihm von der Reise bekannt zu geben. Darin äußert sie, auf die vermutlichen, rückgreifenden Fragestellungen des Mannes, mit zahlreichen rhetorischen Fragen, wie sehr ihr die Position 150 des wertlosen Menschen zugeschrieben wird, was es an der Form ihrer Nase zu bekritteln gäbe und charakterisiert hoffnungsvoll ihr Leben in den Niederlanden, in dem es ihr unter allen Umständen besser ergehen wird.23 Angesichts dieser Einführung koppelt 'Brecht' die Szene mit einem 155 Gedicht als evidenten Einstieg:
„Und dort sehen wir jene kommen Denen er ihre Weiber genommen Jetzt werden sie arisch gepaart. Da hilft kein Fluchen und Klagen Sie sind aus der Art geschlagen Er schlägt sie zurück in die Art.“24
Daraus resultiert sich die <<Rassentrennung>> und die daraus folgenden hilflosen Umstände der Mischehen nach der Ideologie des Hitler - Regimes, bezüglich der zwanghaften 165 Verbreitung der arischen Rasse. Von dieser Feststellung aus führt 'Brecht' die Konversation zwischen dem Ehepaar ein:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
1 Siehe Anhang, Inhaltsangabe
2 Vgl. Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, C.H. Beck oHG, München 2006, S. 23
3 Vgl. Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, S. 24
4 Vgl. Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, S. 24
5 Vgl. Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, S.24
6 Vgl. Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, S. 25
7 Vgl. Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, S. 26
8 Vgl. Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, S. 27
9 Vgl. Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, S. 27
10 Vgl. Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, S. 28
11 Vgl. Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, S. 30
12 Vgl. Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, S. 31
13 Vgl. Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, S. 31 ff.
14 Vgl. Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, S. 93
15 Vgl. Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, S. 94
16 Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, S. 96
17 Vgl. Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, S. 104
18 Vgl. Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, S. 170
19 Vgl. Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, S. 171, zitiert nach: Girard, Renè: Der Sündenbock, Benziger 1988
20 Vgl. Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit, S. 181
21 Vgl. Brecht, Bertolt: Furcht und Elend des Dritte Reiches, edition suhrkamp SV, Berlin 1957, S. 59
22 Vgl. Brecht, Bertolt: Furcht und Elend des Dritten Reiches, S. 59 ff.
23 Vgl. Brecht, Bertolt: Furcht und Elend des Dritten Reiches, S. 62 f.
24 Vgl. Brecht, Bertolt: Furcht und Elend des Dritten Reiches, S. 59
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