Der postmoderne Feminismus ist zu einem gewohnten Ausdruck geworden. Postmoderne Positionen
und Feminismus scheinen auf den ersten Blick viele Ähnlichkeiten aufzuweisen, weisen
beide doch eine ausgeprägte Skepsis gegen naturalisierende Ontologisierungen und Dichotomien
auf. „Im Kampf gegen die großen Erzählungen der westlichen Aufklärung und Moderne
haben sie ihre Affinitäten zueinander entdeckt.“1 Doch ist die Frage wesentlich, inwiefern poststrukturalistische
Ansätze feministische Theorien befruchten und inwiefern sie sie beschneiden.
Es ist schwierig poststrukturalistische Positionen zu vereinheitlichen, da sie sehr verschieden
und heterogen sind. „Über den Poststrukturalismus schreiben heißt, ihn zu erfinden.“2 Dennoch
ist es möglich anhand einzelner Vertreter deren spezifische Grundgedanken herauszustellen und
Implikationen für den Feminismus transparent zu machen. Ich beschränke mich in meiner Arbeit
auf den Ansatz von Judith Butler. In einem ersten Schritt ordne ich meine Arbeit in den
Seminarkontext ein und skizziere die Themenkonjunkturen der feministischen Theorien der
letzten Jahrzehnte, wodurch auch Butlers Konzept verortet wird. In Kapitel 3 stelle ich knapp
Butlers poststrukturalistischen Theorieansatz dar. Dabei gehe ich auf die Erkenntniserträge und
-grenzen ihres Ansatzes für feministische Theorien ein. Anknüpfend daran setze mich mit Seyla
Benhabibs Kritik auseinander, bevor ich in Anlehnung an Nancy Frasers Bewertung die Vorzüge
und Grenzen zweier Theorieansätze gegeneinander abwäge: die poststrukturalistische und die
an die Kritische Theorie angelehnte Herangehensweise. Zwei Thesen werde ich in meiner Arbeit
entfalten: (1) Poststrukturalistische Ansätze und feministische Theorien können ein fruchtbares
Bündnis eingehen, doch nur bis zu einem gewissen Grad: Das poststrukturalistische Denken
sensibilisiert für scheinbar unstrittige theoretische Grundannahmen, fördert die Selbstreflexion
und kontextualisiert Erkenntnisse. (2) Die feministische Theorienbildung bedarf vielfält iger
Theorieansätze, da jedem Theoriekonzept verschiedene konstitutive und bestimmende Elemente
inhärent sind.
1 Benhabib, 1995, 9.
2 Münker/Roesler, 2000, VII.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Problemstellung
- 2. Einordnung meiner Arbeit in den Seminarkontext – Themenkonjunkturen der feministischen Theorien...
- 2.1. Die 1950er und 1960er Jahre – Die Forderung nach Gleichheit
- 2.2. Die 1970er Jahre - Die (Wieder)Entdeckung der Frauen
- 2.3. Die 1980er Jahre - Von der Frauen- zur Geschlechterforschung
- 2.4. Die 1990er Jahre - Geschlecht als Prozesskategorie
- 3. Darstellung und Diskussion Butlers poststrukturalistischer Position
- 4. Auseinandersetzung mit Seyla Benhabibs Kritik– Die drei starken Thesen des Poststrukturalismus” „revised“.
- 4.1. Die These „vom Tod des Menschen“.
- 4.2. Die These „vom Tod der Geschichte“.
- 4.3. Die These „vom Tod der Metaphysik“.
- 5. Grenzen und Leistungen verschiedener Theorieansätze
- 6. Zusammenfassung
- 7. Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Analyse von Judith Butlers poststrukturalistischem Ansatz und dessen Relevanz für feministische Theorien in den Sozialwissenschaften. Der Text untersucht die Erkenntniserträge und -grenzen dieses Ansatzes und setzt sich kritisch mit den Thesen von Seyla Benhabib auseinander.
- Die Einordnung von Butlers Theorie in den Kontext der feministischen Theorienentwicklung
- Die Analyse der Erkenntniserträge und -grenzen von Butlers poststrukturalistischem Ansatz
- Die Auseinandersetzung mit Seyla Benhabibs Kritik an den Thesen des Poststrukturalismus
- Die Bewertung der Vorzüge und Grenzen des poststrukturalistischen und des an der Kritischen Theorie orientierten Ansatzes
- Die Frage nach der Fruchtbarkeit und den Grenzen eines Bündnisses zwischen poststrukturalistischen Ansätzen und feministischen Theorien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung der Arbeit vor und ordnet sie in den Kontext der feministischen Theorienforschung ein. Sie skizziert die Themenkonjunkturen der feministischen Theorien der letzten Jahrzehnte und erläutert die spezifische Position von Judith Butler innerhalb dieser Entwicklung. Kapitel 2 präsentiert Butlers poststrukturalistischen Ansatz, während Kapitel 3 sich mit der Kritik von Seyla Benhabib auseinandersetzt. In Kapitel 4 werden die Vorzüge und Grenzen verschiedener Theorieansätze, insbesondere des poststrukturalistischen und des an der Kritischen Theorie angelehnten Ansatzes, diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Feministische Theorien, Poststrukturalismus, Judith Butler, Seyla Benhabib, Kritik, Erkenntniserträge, Grenzen, Theorieansätze, Gender, Geschlecht, Differenz, und soziale Strukturen.
- Quote paper
- Eva Bretschneider (Author), 2003, Erkenntnisse und Grenzen poststrukturalistischer Ansätze für feministische Theorien in den Sozialwissenschaften am Beispiel Judith Butler, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26547