Die Literatur um die Kernforschung im Dritten Reich war und ist teilweise immer noch von dem Mythos einer deutschen Atombombe für Hitler geprägt. Schließlich lassen sich zivile und militärische Nutzung der Kernenergie kaum voneinander trennen. Jedes Land, das in der Lage ist, einen Reaktor zu betreiben, hat auch die Voraussetzungen für die Konstruktion einer Atombombe. Allein die Angst vor dieser zerstörerischen Macht in den Händen der Nationalsozialisten führte zu dem berühmt gewordenen Brief der drei aus Deutschland in die Vereinigten Staaten emigrierten Physiker Leó Szilárd, Albert Einstein und Eugene Wigner im August 1939 an den damaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, in dem sie ihn vor dieser Gefahr warnten und zum Bau einer eigenen Atombombe rieten. Das daraufhin gestartete „Manhattan Projekt“ führte zur Konstruktion der ersten Nuklearwaffen und deren umstrittenen Einsätzen in Hiroshima und Nagasaki im August 1945. Die Fortschritte der deutschen Atomphysik im Bereich der Bombenentwicklung sind dagegen nach wie vor umstritten. Erste glaubwürdige Darstellungen lieferten die Biografien „Mein Leben“ von Otto Hahn und „Der Teil und das Ganze. Gespräche im Umkreis der Atomphysik“ von Werner Heisenberg in den 1960er und 1970er Jahren. 1989 erschien die Darstellung „German National Socialism and the quest for nuclear power. 1939-1949“ von Mark Walker, die 1990 unter dem Titel „Die Uranmaschine“ in Deutschland erschien. Wenig später veröffentlichten die Briten 1992 die Abhörprotokolle der nach dem Krieg in Farm Hall internierten deutschen Atomphysiker. Daraus erstelle Dieter Hoffmann 1993 die Edition „Operation Epsilon. Die Farm-Hall-Protokolle oder Die Angst der Alliierten vor der deutschen Atombombe.“ 1994 veröffentlichte der Heisenberg-Schüler und Wissenschaftshistoriker Helmut Rechenberg einen Kommentar mit dem Titel „Farm-Hall-Berichte“ und bewertete darin die britischen Abhörprotokolle. Im Folgenden erschienen die Bücher „Heisenbergs Krieg. Die Geheimgeschichte der deutschen Atombombe“ von Thomas Powers, „Hitler's Uranium Club. The Secret Recordings at Farm Hall“ von Jeremy Bernstein und „Heisenberg and the Nazi Atomic Bomb Project“ von Paul Rose. Weitere wichtige Beiträge lieferten die als junge Physiker am deutschen Uranprojekt beteiligten Erich Bagge mit seinem Artikel „Keine Atombombe für Hitler“ in Michael Salewskis 1995 erschienen Sammelband „Das Zeitalter der Bombe. [..]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definitionen
- Atomwaffen
- Uranverein
- ,,Keine Atombombe für Hitler“ - Die NS-Atompolitik in den Memoiren der Beteiligten
- Bombe oder Reaktor - Spekulationen vor Veröffentlichung der Farm-Hall Protokolle
- „Ich bin dankbar, dass es uns nicht gelungen ist“ - Die Farm Hall Protokolle
- Hitlers Bombe - Neue Spekulationen über eine Atombombe der Nationalsozialisten
- Schluss
- Epilog: Die Folgen der NS-Atomforschung für die Bundesrepublik
- Anhang
- Abkürzungsverzeichnis
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Entwicklung der Literatur zur Atomwaffenforschung im Dritten Reich, von den Memoiren der späten 1960er Jahre bis zu den umstrittenen Forschungsergebnissen von 2005. Sie untersucht, wie sich die Sicht auf die deutsche Atomforschung im Laufe der Zeit verändert hat und welche Faktoren dabei eine Rolle spielten.
- Die Entwicklung des Mythos einer deutschen Atombombe für Hitler
- Die Rolle der Memoiren der beteiligten Wissenschaftler in der Frühphase der Debatte
- Die Bedeutung der Farm Hall Protokolle und der darauf folgenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung
- Die aktuelle Forschung und ihre Erkenntnisse über die deutsche Atomwaffenforschung im Dritten Reich
- Die Auswirkungen der NS-Atomforschung auf die Bundesrepublik Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Atomwaffenforschung im Dritten Reich ein und beschreibt die Kontroverse um die Frage, ob Hitler eine Atombombe bauen wollte. Sie beleuchtet die historischen Hintergründe, die zur Entstehung dieser Debatte führten und die Bedeutung der deutschen Atomforschung im Kontext des Zweiten Weltkriegs.
Der Abschnitt „Definitionen“ klärt die Begriffe Atomwaffen und Uranverein und bietet eine kurze, prägnante Einführung in die relevanten Fachbegriffe.
Das Kapitel „,,Keine Atombombe für Hitler“ - Die NS-Atompolitik in den Memoiren der Beteiligten“ analysiert die ersten Publikationen über die deutsche Atomforschung. Diese basieren hauptsächlich auf Memoiren der beteiligten Wissenschaftler, die in der späten 1960er Jahren begannen, ihre Erfahrungen und Erkenntnisse zu veröffentlichen. Dieses Kapitel beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven und Interpretationen der Beteiligten.
Der Abschnitt „Bombe oder Reaktor - Spekulationen vor Veröffentlichung der Farm-Hall Protokolle“ befasst sich mit der Debatte um die Ziele der deutschen Atomforschung. Es werden die verschiedenen Thesen und Spekulationen beleuchtet, die vor der Veröffentlichung der Farm-Hall Protokolle diskutiert wurden.
Das Kapitel „„Ich bin dankbar, dass es uns nicht gelungen ist“ - Die Farm Hall Protokolle“ analysiert die Farm-Hall Protokolle, die Aufzeichnungen von abgehörten Gesprächen internierter deutscher Atomphysiker nach dem Zweiten Weltkrieg. Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung der Farm-Hall Protokolle für die wissenschaftliche Debatte und die unterschiedlichen Interpretationen der Gesprächsinhalte.
Der Abschnitt „Hitlers Bombe - Neue Spekulationen über eine Atombombe der Nationalsozialisten“ beleuchtet die aktuelle Forschung zur deutschen Atomwaffenforschung. Es werden neue Erkenntnisse, Theorien und Interpretationen vorgestellt, die die Debatte um die mögliche Entwicklung einer Atombombe durch das Dritte Reich wiederbelebt haben.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der Zeitgeschichte, insbesondere mit der NS-Atompolitik, der Entwicklung der Atomwaffenforschung und den Auswirkungen der Kernenergie auf die Geschichte und die Gegenwart. Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Atomwaffen, Uranverein, Farm Hall Protokolle, Heisenberg, Hahn, Diebner, deutsche Atombombe, NS-Forschung, Manhattan Projekt, Hiroshima, Nagasaki.
- Quote paper
- Dr. Michael Knoll (Author), 2009, Hitlers Atombombe?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/264911