Das Herz der Materie (Le coeur de la matière)1, Teilhards autobiographische
Skizze, ist auch das Herzstück seiner Schriften. Nach seiner Auffassung resultierten
die gegenwärtigen Krisen der Menschheit aus einem zutiefst gestörten
Verhältnis der Menschen zur Natur. Diese würde aus materialistischen und
spiritualistischen Motiven ausgebeutet, ja selbst der Mensch als Teil der Natur
würde sich dadurch selbst zugrunde richten. Die einzige Rettung der Menschheit
bestünde in der Rückbesinnung auf die Ehrfurcht vor den Geheimnissen
der Natur, die ja auch den Menschen hervorgebracht habe. Aus der Überzeugung,
im Herzen der Materie schlage das Herz eines Gottes, baute Teilhard
eine Brücke zwischen Wissenschaft und Glauben, Mensch und Materie. Diese
Einheit war ihm zeitlebens ein Herzensbedürfnis. Deshalb war er bestrebt, alle
Erfahrungen, die er als Naturwissenschaftler, Philosoph und Theologe gewonnen
hatte, kraft seines Herzens und Denkens als Elemente zu vereinen.
Vor allem die beiden konkurrierenden Weltentwürfe der Naturwissenschaft
und des Christentums wollte Teilhard zur Deckung bringen. Die Synthese der
wissenschaftlichen Erkenntnisse und der Inhalte des Glaubens schien ihm von
höchster Wichtigkeit. Es ging ihm um die Harmonie zwischen der natürlichen und der übernatürlichen Ordnung, die für den Menschen des Mittelalters noch
eine Selbstverständlichkeit war, für den heutigen Menschen aber schwer
nachvollziehbar ist. In Teilhards Weltanschauung ist das Christentum Krönung
und Abschluß jeder kosmischen Evolution, und Christus ist die Achse
und das Ziel des ganzen Weltgeschehens; er ist der geheimnisvolle Punkt, das
A und O, in dem alle aufstrebenden Kräfte zusammenlaufen, so daß die gesamte
Schöpfung als Funktion des fleischgewordenen Wortes verstanden
werden muß.2 [...]
1 Pierre Teilhard de Chardin, Das Herz der Materie. Kernstück einer genialen Weltsicht, Zürich/Düsseldorf
2 Vgl. N.M.Wildiers, Aus dem Vorwort der französischen Ausgabe. In: Pierre Teilhard de Chardin, Der
Mensch im Kosmos (Le Ph
1999.
Inhaltsverzeichnis
- Prolog
- Leben und Wirken Pierre Teilhards de Chardin
- Das Denken Pierre Teilhards de Chardin
- Die Beweggründe eines theologischen Neuansatzes bei Teilhard de Chardin
- Teilhards Abkehr von der neuscholastischen Metaphysik
- „Die Schöpfung ist Einigung aus der Vielheit“
- Die Liebe als Krönung der kosmischen Kraft
- Teilhards Schlußfolgerungen aus der Unio Creatrix
- Die Frage nach der Unsterblichkeit des Geistes
- Teilhards christologische Schau
- Teilhards Weltdeutung
- Die zwei Hauptwerke Pierre Teilhards de Chardin
- Der Mensch im Kosmos (Le Phénomène humain)
- „Die Innenseite der Dinge“
- ,,Die Schwelle der Reflexion“
- Die Persönlichkeit in und durch die Personalisierung“
- „Die Mutation in der Evolution“
- „Die Schicht des menschlichen Geistes“
- „Die Entdeckung der Evolution“
- Die Bedeutung der Naturwissenschaften
- „Die Konvergenz des Persönlichen und der Punkt Omega“
- „Die Organisation der Forschung“
- ,,Das Phänomen des Christentums“
- Das göttliche Milieu (Le Milieu divin) - Ein Entwurf des inneren Lebens
- Die Vergöttlichung des Tuns“
- Die Vergöttlichung des Erleidens“
- Die christliche Askese“
- „Das göttliche Milieu“
- Der Mensch im Kosmos (Le Phénomène humain)
- Epilog
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit dem Leben und Werk von Pierre Teilhard de Chardin, einem bedeutenden französischen Paläontologen, Philosophen und Theologen. Die Arbeit untersucht seine Brückenbauversuche zwischen Wissenschaft und Glauben, Mensch und Materie sowie seine Synthese von wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Inhalten des Glaubens. Ziel ist es, Teilhards Weltsicht, die von einer Einheit aller Dinge und einer kosmischen Evolution geprägt ist, zu beleuchten.
- Die Verbindung von Wissenschaft und Religion in Teilhards Denken
- Das Konzept der kosmischen Evolution und die Rolle des Menschen darin
- Die zentrale Bedeutung der Liebe und der Vergöttlichung in Teilhards Philosophie
- Die Rolle des Christentums in Teilhards Weltanschauung
- Der Mensch als Teil der Schöpfung und seine Verantwortung für die Umwelt
Zusammenfassung der Kapitel
Der Prolog stellt Teilhards autobiographische Skizze "Das Herz der Materie" vor und beleuchtet die zentrale These, dass die Menschheit ihre gegenwärtigen Krisen durch ein gestörtes Verhältnis zur Natur verursacht. Die Arbeit konzentriert sich auf Teilhards Brücke zwischen Wissenschaft und Glauben, Mensch und Materie. Kapitel II beleuchtet Leben und Wirken Teilhards, während Kapitel III seine Philosophie erörtert, darunter seine Beweggründe für einen theologischen Neuansatz, seine Abkehr von der neuscholastischen Metaphysik und seine Vorstellung von der Schöpfung als Einigung aus der Vielheit. Kapitel IV befasst sich mit den beiden Hauptwerken Teilhards, "Der Mensch im Kosmos" und "Das göttliche Milieu".
Schlüsselwörter
Pierre Teilhard de Chardin, Wissenschaft und Glaube, Kosmische Evolution, Liebe, Vergöttlichung, Christentum, Mensch und Natur, "Das Herz der Materie", "Der Mensch im Kosmos", "Das göttliche Milieu".
- Quote paper
- Mag.phil. Isolde Pock, Mag.phil. (Author), 2001, Teilhard de Chardin - Ein Brückenbauer zwischen Wissenschaft und Glauben, Mensch und Materie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26438