Um die Geschichte „Die Verwandlung“ von Franz Kafka zu analysieren oder auch nur inhaltlich zu beschreiben, kann es nicht vermieden werden, sich mit dem ersten Satz der Erzählung zu befassen: „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt.“ Dieser Satz führt den Leser in eine Welt ein, für die bis zum Ende des Textes ein Fakt festzustehen scheint: die Hauptfigur Gregor ist kein Mensch mehr, sondern ein Ungeziefer. Dass Gregor früher ein Mensch war, wird dem Leser durch seinen Namen – Gregor Samsa – und seine weiteren Gedanken suggeriert. Außer seiner äußeren Erscheinung und den damit verbundenen körperlichen Einschränkungen sowie den veränderten Stoffwechselprozessen scheint Gregor sich wenigstens in seinen Charakterzügen nicht verändert zu haben. Das soll den Ausgangspunkt der Analyse bilden. Die Verwandlung beziehungsweise Metamorphose muss also an anderen Merkmalen im Text zu erkennen sein. Diese Merkmale herauszufinden und die Mittel zu erforschen, durch die sie zustande kommen, soll Gegenstand dieser Arbeit sein.
Im zweiten Gliederungspunkt sollen zunächst die narrativen Verfahren zur Darstellung der Metamorphose untersucht werden. Wie werden zeitliche, modale und stimmliche Elemente dargestellt? Verändern sie sich im Laufe der Erzählung? Wenn ja, welche Veränderung der Handlung steht damit im Zusammenhang? Diese und andere Fragen sollen in diesem Punkt geprüft werden. Als Sekundärliteratur werden die Einführungswerke von Genette und von Martinez und Scheffel verwendet. Wenn es nicht Gregor ist, an dem eine tiefgreifende Wesensveränderung abgebildet werden kann, so muss die Metamorphose sich in seinem Umfeld vollziehen. Dazu zählen die Räume und die „Mitmenschen“ oder besser Mitbewohner, die Gregor umgeben. Im dritten Gliederungspunkt sollen die semantischen Räume durchleuchtet werden, die sich um Gregor herum bilden. So soll die Metamorphose von Gregors Zimmer und der restlichen Räume der Wohnung der Familie Samsa betrachtet werden. Weiterhin werden im vierten Punkt schließlich die anderen Figuren, die in der Erzählung vorkommen, auf ihre Veränderung überprüft. Ein besonderes Augenmerk gehört dabei der Figur des Vaters und der der Schwester. Die Mutter und die restlichen Nebenfiguren werden in einem weiteren Unterpunkt behandelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Narrative Verfahren zur Darstellung der Metamorphose
- Semantische Räume im Verwandlungszustand
- Die Metamorphosen der (anderen) Figuren
- Der Vater
- Die Schwester
- Die Mutter und die Nebenfiguren
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Metamorphosen der Figuren und Räume in Franz Kafkas "Die Verwandlung" unter Einbeziehung der verwendeten narrativen Verfahren. Die Analyse untersucht, wie die Transformation Gregors Samsa, des Protagonisten, als Ungeziefer, die Familie Samsa beeinflusst und zu einer Veränderung der Beziehungen innerhalb der Familie führt.
- Veränderung der narrativen Verfahren in "Die Verwandlung"
- Analyse der semantischen Räume und deren Entwicklung im Laufe der Geschichte
- Metamorphosen der Figuren in "Die Verwandlung" und ihre Auswirkungen auf das Familiensystem
- Die Rolle der Familie Samsa in der Metamorphose Gregors
- Die Darstellung der Verwandlung als Spiegelbild der menschlichen Psyche
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Ausgangssituation der Verwandlung Gregors Samsa dar und skizziert die zentralen Fragen der Analyse. Das zweite Kapitel befasst sich mit den narrativen Verfahren, die Kafka in "Die Verwandlung" einsetzt, um die Metamorphose zu beschreiben. Es werden zeitliche, modale und stimmliche Elemente analysiert und deren Bedeutung für die Darstellung der Handlung diskutiert. Im dritten Kapitel werden die semantischen Räume der Wohnung der Samsas untersucht, insbesondere Gregors Zimmer, das sich im Laufe der Geschichte in eine Höhle verwandelt.
Das vierte Kapitel betrachtet die Veränderungen der anderen Figuren: Der Vater wandelt sich von einem senilen Greis zu einem Patriarchen, der Gregor als Eindringling betrachtet. Die Schwester, zunächst eine Verbündete Gregors, wird zu seiner entschiedensten Gegnerin. Die Mutter hingegen bewahrt die Hoffnung auf eine Besserung des Zustands ihres Sohnes. Der Prokurist und die Zimmerherren reagieren entsetzt auf Gregors Aussehen und fliehen vor ihm. Die Bedienerin ist die einzige Figur, die Gregors Aussehen nicht erschreckt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der Metamorphose, der Familienbeziehungen, der Veränderung von Räumen und der narrativen Verfahren. Es werden die Figuren Gregors Samsa, des Vaters, der Schwester, der Mutter und der Nebenfiguren, wie dem Prokuristen und den Zimmerherren, analysiert. Die verwendeten Schlüsselbegriffe umfassen Verwandlung, Ungeziefer, Mensch-Tier-Metamorphose, narrative Verfahren, semantisches Raum, Figurencharakterisierung, Familienbeziehungen, Familienstrukturen.
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- Anonym (Author), 2011, Die Metamorphosen der Figuren und Räume in Kafkas 'Die Verwandlung', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/264179