Dieses Essay bietet einen kurzen Abriss über die Kreuzzüge des Christentums mit Schwerpunkt auf den ersten beiden Kreuzzügen.
Aufgrund der einfachen Darstellung ist dieses Essay besonders für Studienanfänger geeignet.
Die Kreuzzüge des Christentums im Mittelalter – Ein knapper Abriss
Florian Fuchs
Das folgende Essay beschränkt sich weitestgehend auf den ersten Kreuzzug (1096-1099), der auch in der gesichteten Literatur am ausführlichsten behandelt wird. Auf detaillierte Ausführungen wird verzichtet, da es das Ziel ist, eine grobe Chronologie der Geschehnisse zu liefern.
Wie ist Kreuzzug eigentlich zu definieren? Prinzipiell lässt sich eine enge und eine weite Definition voneinander unterscheiden: Erstere meint einen Krieg, der vom Papst ausgerufen wird, ein Gelübde seitens der Anhänger verlangt, weltliche Privilegien bewilligt und der Erlangung oder Erhaltung der Herrschaft des Grabes Jesu in Jerusalem dient (Mayer 1965: 263). Eine weite Definition sieht Kreuzzüge als christliche Unternehmen, die als Heiliger Krieg angesehen werden, und sich allgemein gegen „Feinde“ des Papstes, den legitimierten Stellvertreter Gottes auf Erden, richten (vgl. Rilley-Smith 2004: 51). In der heutigen Zeit werden noch weitere militärische Unterfangen als Kreuzzüge angesehen: u.a. der Kampf Eisenhowers gegen Hitler und der Golf- und Irakkrieg (vgl. Erdmann 2009: 225). Die folgenden Ausführungen sollen gemäß der ersten beiden Definitionen verstanden werden.
Im Jahr 1095 rief Papst Urban II. (reg. 1088-1099) aufgrund der Bitte bedrängter Christen im Osten auf einem Feld außerhalb Clermonts den ersten Kreuzzug aus.[1] Diese Rede beinhaltet drei grundlegende Elemente: Den Aufruf für die eigene Religion zu kämpfen, das Versprechen des vollständigen Sündenerlasses („Vergebung aller Sünden“)[2] und die Aufforderung, sich dem Unterfangen verpflichtet zu fühlen (Erdmann 2009: 228). Der Aufruf des Papstes scheint sehr erfolgreich gewesen zu sein, da sich ihm mehr Streitkräfte anschlossen als geplant (vgl. ebd.: 229) – Zehntausende aller europäischen Nationen schlossen sich Urban II. an (vgl. Moeller: 162).
Der erste Kreuzzug lässt sich in drei Phasen unterteilen:
I. Der Volkskreuzzug: Vor dem eigentlich festgesetzten Termin brach bereits eine Vielzahl an Personen unterschiedlichster Herkunft nach Jerusalem auf. Aufgrund der Tatsache, dass er schlecht organisiert war, scheiterte dieser Zug weit vor Jerusalem (vgl. Erdmann: 234). Trotz des Misserfolgs ging er aufgrund der Vernichtung vieler Judengemeinden in die Geschichte ein. Dem Volkskreuzzug folgten eine Vielzahl an Pogromen nach, bei denen u.a. die jüdische Gemeinde in Mainz mit ca. 1000 Mitgliedern vernichtet wurde (vgl. ebd.)
II. Der Ritterkreuzzug: Im August 1096 machten sich fünf, größtenteils französische, Kontingente unter der Leitung hochadliger Fürsten und Territorialherren auf den Weg nach Jerusalem. 1097 eroberten sie Nicäa, 1098 Antiochia und schließlich 1099 nach einem Massaker an der dortigen jüdischen Bevölkerung Jerusalem (vgl. ebd. 235-239; vgl. Jung: 92), das darauf geplündert wurde (vgl. Moeller: 162).[3]
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[1] Das Byzantinische Reich erlebte in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhundert eine schwere Krise, sodass viele Gebiete des Reiches (z.B. Syrien und Palästina) verloren gingen (vgl. Moeller: 2008: 162).
[2] Jung sieht hier die Geburtsstunde des Ablasses (vgl. Jung: 92).
[3] Jerusalem und das Heilige Land standen seit 638, 16 Jahre nach der Auswanderung Mohammeds nach Medina, unter moslemischer Oberhoheit. Im 11. Jahrhundert geriet das Heilige Land unter die Herrschaft der Seldschuken, einer türkischen Fürstendynastie – ebenfalls Moslems (vgl. Jung: 91).
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- Anonym (Author), 2013, Die Kreuzzüge des Christentums im Mittelalter. Ein knapper Abriss, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/264069