In der heutigen, modernen Zeit wird es aufgrund der Endtraditionalisierung und Individualisierung für jeden Menschen erforderlich, sein Leben selbst zu gestalten.
Biographie kann für den Menschen als lebenslanges Projekt verstanden werden mit der Möglichkeit der freien Lebensgestaltung, aktiv und selbst organisiert, ohne sich jedoch aus dem Rahmen der gesellschaftlichen Interdependenzen zu bewegen.
Eine so genannte Biographisierung rückt zunehmend in den Mittelpunkt pädagogischer Betrachtung.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist demzufolge, diesen biographischen Wandlungsprozesses und seine Bedeutung für die Pädagogik genauer zu betrachten.
Dabei ist zunächst eine Einordnung der Begrifflichkeiten in ihren theoretischen Zusammenhang von Bedeutung, die mit einer Beschreibung der allgemeinen Grundlagen zur Beziehungsentwicklung von Pädagogik und Biographieforschung die Grundlage für weitere Ausführungen bildet.
An diese Darstellung schließt sich die Vorstellung der Methodik in der Biographieforschung an. Das narrative Interview ist beispielhaft gewählt, da es den Kontext und die Ziele der Biographiearbeit umfassend verdeutlicht.
Auf dieser Grundlage setzen sich die weiteren Ausführungen mit dem biographischen Wandlungsprozess grundsätzlich auseinander, gehen der Frage nach, welche Kriterien biographische Wandlungsprozesse auslösen und klären im Rahmen dieser Ausführungen abschließend die Bedeutung des biographischen Wandlungsprozesses für die Pädagogik.
INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung
2. Begriffsklärung
2.1 Die Begriffe Biographie und Lebensgeschichte
3. Allgemeine Grundlagen zur Beziehungsentwicklung von Pädagogik und Biographieforschung
4. Das narrative Interview als exemplarische Methode der Biographieforschung
4.1 Voraussetzungen
4.2 Vorgehensweise
4.3 Fazit
5. Der biographische Wandlungsprozess
5.1 Lebensereignisse
5.2 Entwicklungsphasen und –krisen
5.3 Der Aspekt des Lernens als Bestandteil des biographischen Wandlungsprozesses
5.3.1 Lebensgeschichtliches Lernen
5.3.2 Biographischer Transformationsprozess
5.4 Fazit
6. Schlussbetrachtung
7. Literaturangaben
1. Einleitung
In der modernen heutigen Zeit wird es aufgrund der Endtraditionalisierung und Individualisierung für jeden Menschen erforderlich, sein Leben selbst zu gestalten.
Biographie kann als lebenslanges Projekt verstanden werden, mit der Möglichkeit der freien Lebensgestaltung, aktiv und selbst organisiert, ohne sich jedoch aus dem Rahmen der gesellschaftlichen Interdependenzen zu bewegen.
Eine so genannte Biographisierung rückt zunehmend in den Mittelpunkt pädagogischer Betrachtung.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist demzufolge diesen biographischen Wandlungsprozesses und seine Bedeutung für die Pädagogik genauer zu betrachten.
Dabei ist zunächst eine Einordnung der Begrifflichkeiten in ihren theoretischen Zusammenhang von Bedeutung, der mit einer Beschreibung der allgemeinen Grundlagen zur Beziehungsentwicklung von Pädagogik und Biographieforschung die Grundlage für weitere Ausführungen bildet (Kapitel 2 und Kapitel 3).
An diese Darstellung schließt sich die Vorstellung der Methodik in der Biographieforschung an. Das narrative Interview ist beispielhaft gewählt, da es den Kontext und die Ziele der Biographiearbeit umfassend verdeutlicht (Kapitel 4).
Auf dieser Grundlage setzt sich Kapitel 5 mit dem biographischen Wandlungsprozess grundsätzlich auseinander und geht der Frage nach, welche Kriterien biographische Wandlungsprozesse auslösen und klärt, im Rahmen dieser Hausarbeit abschließend die Bedeutung des biographischen Wandlungsprozesses für die Pädagogik.
Eine abschließende Bewertung der Themenschwerpunkte erfolgt in der Schlussbetrachtung dieser Hausarbeit (Kapitel 6).
2. Begriffsklärung
2.1 Die Begriffe Biographie und Lebensgeschichte
Aus dem Griechischen kommend, wird der Begriff `Biographie´ allgemein mit „Lebensbeschreibung“[1] übersetzt. Biographie beschreibt damit das Leben beziehungsweise die Lebensgeschichte. Meyers Taschenlexikon beschreibt Biographie als „die Darstellung der Lebensgeschichte einer Person, v.a. in ihrer geistig - seel. Entwicklung und gesellschaftl. Gebundenheit, in ihren Handlungen, ihrer Wirkung auf ihre Umwelt“[2]. Hierbei zeigt sich bereits die Verknüpfung von Individuum und Gesellschaft sowie individueller und kollektiver Geschichte.
Eine weitere allgemeine Definition, jedoch präziser in ihrer Beschreibung, lautet wie folgt:
„Biographie kann vorläufig als individuelle Lebensgeschichte definiert werden, die den äußeren Lebenslauf, seine historischen und gesellschaftlichen Bedingungen und Ereignisse einerseits und die innere psychische Entwicklung des Subjekts andererseits in ihrer wechselseitigen Beziehung darstellt. In der Biographie findet somit die Dialektik von Gesellschaft und Individuum einen konkreten historischen sozialen und leiblich – lebendigen Ausdruck.“[3]
Biographie stellt infolgedessen die Zusammenhänge der Ereignisse zwischen Individuum und Gesellschaft dar, sie ist Sinngebung, Ordnung und Bewältigung der Vergangenheit.
Biographie wird oftmals mit der schriftlichen Niederlegung eines Lebens[4] in Verbindung gebracht, während Lebensgeschichte eher an mündliches Erzählen einzelner Geschichten, die sich zu einem Leben zusammenfügen[5], erinnert.
Dennoch sollen die Begriffe Biographie und Lebensgeschichte in dieser Hausarbeit synonym verwendet werden, da die Gemeinsamkeit beider Begriffe sich zum einen auf das in der Vergangenheit bereits Erlebte und Erfahrene bezieht und zum anderen die individuelle Einmaligkeit und Besonderheit gelebten Lebens hervorhebt.
3. Allgemeine Grundlagen zur Beziehungsentwicklung von Pädagogik und Biographieforschung
Mit dem Zeitalter der Aufklärung entwickelten sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Deutschland ein Interesse an, und ein Bewusstsein für die Bildung und die Individualität des Menschen. Zeugnisse davon finden sich in Romanen und Tagebüchern[6], wie am Beispiel des im Jahre 1762 veröffentlichten Bildungsroman „Emile“ von J.-J. Rousseau deutlich wird[7].
In seinen Vorlesungen aus dem Jahre 1826 erläutert Friedrich Schleiermacher, dass es eine Aufgabe der Erziehung ist, die Entwicklung des Menschen zu einem eigenständigen, individuellen Wesen zu fördern[8], aber „die persönliche Eigentümlichkeit (.) kann keineswegs willkürlich aufgepfropft werden, sondern man kann nur den Indizien, welche allmählich sich manifestieren, nachgehen“[9].
Hier zeigt sich bereits im Ansatz ein Berührungspunkt zwischen Pädagogik und Biographieforschung.
Jedoch liegt der Schwerpunkt der allgemeinen Pädagogik erst einmal weniger in der individuellen Biographiegestaltung, als vielmehr in der „Begründung und Ausbildung eines öffentlichen Erziehungswesen“[10], das sich an den bestehenden gesellschaftlichen Anforderungen orientiert. Die Entwicklung von allgemeinen handlungsleitenden Theorien für die Praxis steht im pädagogischen Vordergrund.
In den siebziger Jahren zeichnet sich ein konzeptioneller Wandel dahingehend ab, dass die allgemeine Pädagogik beziehungsweise die Erziehungswissenschaft, sich von „einer die Praxis anleitenden Theorie zu einer die Bedingungen der Praxis reflektierenden Wissenschaft“[11] verändert. Damit findet in der weiteren Entwicklung eine Ausdifferenzierung in verschiedene Teildisziplinen der Erziehungswissenschaft statt.
Hier finden sich Prozesse, die zum einen eine „Institutionalisierung weiterer pädagogischer Handlungsfelder und Ausbildungsgänge“[12], zum anderen die „Ausdehnung pädagogischer Tätigkeiten über die Alterstufe der Kindheit und Jugend hinaus in der beruflichen Fort- und Weiterbildung, in der Erwachsenenbildung, in der Sozialarbeit und Heilpädagogik und in der Altenbetreuung auf das gesamte menschliche Leben“[13] [14] konstituieren.
In diesem Zusammenhang gewinnt Biographieforschung an Bedeutung, da sich das Interesse der Erziehungswissenschaft auf eine Erkenntnisstruktur der allgemeinen, und im einzelnen darzulegenden Bedingungen subjektiver Erfahrung richtet, und somit die Einrichtung der eigenen Lebensgeschichte, Identitätsentwicklung und die im Kontext stehende Ableitung bezüglich der Gestaltung von Bildungsprozessen zum Gegenstand der Betrachtung macht.[15]
Inzwischen finden sich biographische Forschungsansätze in zahlreichen wissenschaftlichen Disziplinen: Literaturwissenschaft, Geschichte, Soziologie Psychologie und Pädagogik. Es gibt in den verschiedenen Disziplinen eine Reihe von Grundannahmen, jedoch konnte kein gemeinsamer Nenner in Form eines interdisziplinären biographischen Paradigmas entwickelt werden.[16]
Da die Zugänglichkeit von Biographien nicht unmittelbar gegeben ist[17], konzentriert sich die erziehungswissenschaftliche Biographieforschung auf die Lebensgeschichte von Menschen, die ihre Geschichten in Autobiographien, narrativen Interviews oder Gesprächskreisen selbst erzählen. Erzählte Geschichten verdeutlichen den Erlebnis- und Handlungscharakter, den Biographie konstituiert, am anschaulichsten.[18]
[...]
[1] Wahrig 1985, S.105
[2] Meyers 1990, S. 249
[3] Alheit 1990, S. 8
[4] vgl. Schulze 1991, S. 138
[5] vgl. ebd., S. 142f
[6] vgl. Schulze 2002, S. 28
[7] vgl. ebd., S. 22
[8] vgl. Schleiermacher 2000, S. 62
[9] ebd., S. 38
[10] Schulze 2002, S. 23
[11] ebd., S. 24
[12] ebd.
[13] ebd.
[14] Vgl. ebd., S. 23f
[15] Vgl. de Haan/Langewand/Schulze 1998, S. 123
[16] Vgl. Baacke 1985, S. 10f
[17] vgl. ebd., S. 11
[18] Vgl. Schulze 2002, S. 28
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- Wolfram Pauls (Autor:in), 2004, Zur Bedeutung des biographischen Wandlungsprozesses für die Pädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26404
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