Ich werde mich in dieser Arbeit eingehend mit zwei Texten beschäftigen. In einem ersten Teil möchte ich die Psychoanalyse von Sigmund Freud unter die Lupe nehmen. Jeder kennt den breit verwendeten Begriff der Psychoanalyse, doch ich möchte einmal sehen, was Freud tatsächlich dazu geschrieben hat. Im zweiten Teil soll dieses Theoriewissen direkt auf einen literarischen Text angewandt werden: Ich werde den Text Rat Krespel von E.T.A. Hoffmann (1818) einer psychoanalytischen Lektüre unterziehen.
Die Fragestellung, die als roter Faden dienen soll, lautet: Könnte man E.T.A. Hoffmann als Vorläufer von Freud lesen? Hatte Hoffmann eine Vorahnung des Funktionierens der Psyche? Um diesen sehr weit gefassten Fragen näher zu kommen, sollen die folgenden konkreteren Fragen / Thesen herausgearbeitet werden: Ist Rat Krespel ein Zwangsneurotiker? Gibt es ein traumatisches Erlebnis, das eine Zwangsneurose erklären könnte?
Es wird sich in der Bearbeitung zeigen, ob Hoffmann eine Vorahnung bezüglich der Wichtigkeit von mentalen Seelenzuständen und deren Auswirkung auf die Handlungen der Personen hatte. Meistens werden in der Romantik innere psychische Vorgänge nach aussen verlagert, wie bei der bekannten Erzählung Frankenstein von Mary Shelley oder bei Stevensons Dr. Jekyll and Mr. Hyde. Dabei möchte ich klarstellen, dass es mir nicht um eine Analyse des Autors selbst geht, sondern ich mich nur auf den Text konzentrieren werde. Man kann sich als Leser darüber hinaus fragen, warum E.T.A. Hoffmann ein Meister des Unheimlichen ist. Es gelingt ihm häufig, den schmalen Grad zwischen reiner Phantasiewelt und vollkommen rationaler Realität zu finden, um so ein Maximum an Spannung in seinen Erzählungen zu erzielen. Könnte dies darauf zurück zu führen sein, dass er unser Unbewusstes direkt anspricht? Ich denke schon, dass er es z. T. schafft, im Inneren unseres Gemüts gewisse `Saiten`, welche Teil einer unbewussten Ebene sind, zum Schwingen zu bringen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sigmund Freuds Psychoanalyse
- Das Unbewusste und der Traum
- Sexualität und infantile Sexualität
- Der Ödipuskomplex
- Das Über-Ich und die Traumarbeit
- Traumdeutung und Neurose
- Die Textanalyse des Rat Krespel
- Die einführende Diskussion der Serapionsbrüder
- Die Figur Rat Krespel
- Allgemeines Verhalten Krespels
- Rat Krespel und sein Haus
- Der tiefere` Krespel
- Rat Krespel und seine Beziehungen
- Krespel und die Violinen
- Krespel und Antonie
- Der Inzest als Antoniens Untergang
- Rat Krespel und Angela oder die Urszene
- Konsequenzen der Urszene
- Antoniens Tod
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, ob die Romantik als protopsychoanalytisches Terrain betrachtet werden kann, indem sie die Psychoanalyse Sigmund Freuds mit der Erzählung "Rat Krespel" von E.T.A. Hoffmann vergleicht. Sie analysiert, ob Hoffmanns Werk eine Vorahnung des Funktionierens der Psyche beinhaltet und untersucht, ob die Figur Rat Krespel als Zwangsneurotiker betrachtet werden kann, der durch ein traumatisches Erlebnis geprägt wurde. Die Arbeit konzentriert sich auf den Text und analysiert, ob Hoffmann das Unbewusste des Lesers anspricht und somit als Meister des Unheimlichen bezeichnet werden kann.
- Die Psychoanalyse Sigmund Freuds und ihre zentralen Konzepte
- Die Bedeutung des Unbewussten und der Traumdeutung in Freuds Theorie
- Die Anwendung der Psychoanalyse auf literarische Texte und die Analyse von "Rat Krespel"
- Die Frage nach der Vorahnung von psychischen Prozessen in der Romantik
- Die Rolle des Unheimlichen in Hoffmanns Werk und seine Verbindung zum Unbewussten
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Fragestellung nach der Verbindung zwischen der Romantik und der Psychoanalyse vor und führt in die Textanalyse von "Rat Krespel" ein.
- Sigmund Freuds Psychoanalyse: Dieses Kapitel behandelt die zentralen Konzepte der Psychoanalyse, insbesondere das Unbewusste und den Traum, sowie die Bedeutung des Ödipuskomplexes, des Über-Ichs und der Traumarbeit.
- Die Textanalyse des Rat Krespel: Dieses Kapitel analysiert die Figur Rat Krespel und seine Beziehungen, untersucht seine psychischen Prozesse und fragt nach der Bedeutung des Unheimlichen in der Erzählung.
Schlüsselwörter
Psychoanalyse, Romantik, E.T.A. Hoffmann, "Rat Krespel", Unbewusstes, Traum, Ödipuskomplex, Zwangsneurose, Urszene, Unheimlich
- Quote paper
- Bachelor Sandro Tschuor (Author), 2012, Romantik als protopsychoanalytisches Terrain, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263651