Mit Solvency II vollzieht sich ein Quantensprung in der europäischen Aufsicht von Versicherungsunternehmen. Die unzureichenden Solvabilitätsvorschriften von Solvency I werden durch risikobasierte Kapitalanforderungen ersetzt. Teil der Solvency II Regelungen sind die Anforderungen an das Solvenzkapital sowie an das Mindestkapital. Im Rahmen der Umsetzung von Solvency II testete EIOPA durch quantitative Auswirkungsstudien (QIS) schwerpunktmäßig die Angemessenheit des Standardmodells zur Berechnung der Kapitalanforderung. Im Fokus der vorliegenden Arbeit steht die Modellierung des Kontrahentenausfallrisikos. Dieses Risiko ergibt sich beispielsweise aus der Beziehung zwischen Erstversicherer und Rückversicherer, wobei der Erstversicherer einen bestimmten Teil seiner Risiken auf den Rückversicherer transferiert. Weil die Gefahr eines Ausfalls des Rückversicherers besteht, muss der Erstversicherer Kapital für dieses Risiko vorhalten. Da die Modellierung des Ausfallrisikos unter Solvency II methodisch auf die Modellierung des Kreditrisikos zurückgeht, erfolgt zunächst ein kurzer Überblick über die Grundmodelle der Kreditrisikomodellierung. Anschließend wird der Aufbau der Solvency II Regulierung, die Notwendigkeit der Solvenzbilanz sowie das Konzept der Solvenzkapitalanforderung erläutert. Das Modul zur Bestimmung der Kapitalunterlegung von Kontrahentenausfallrisiken unter Solvency II wurde im Laufe der fünf bisherigen Auswirkungsstudien kontinuierlich weiterentwickelt und an die praktische Handhabbarkeit sowie an Finanzmarktkonditionen angepasst. Dabei ergaben sich zum Teil deutliche Unterschiede in der Modellierung. Vor diesem Hintergrund wird der in European Commission (2010) dokumentierte aktuelle Stand des Kontrahentenausfallrisiko-Moduls5, welches auf Berg (2008) zurückgeht, detailliert vorgestellt und anschließend diskutiert. Hierbei wird insbesondere auf die Modellierung des Portfolioverlustes sowie auf die Berechnung der Kapitalanforderung für Ausfallrisiken eingegangen. Dabei wird das Ziel verfolgt, dem Leser die Komplexität der versicherungsmathematischen Berechnungen prägnant zu erklären und die Notwendigkeit des gewählten Modells zu verdeutlichen. Im Rahmen des vierten Kapitels wird das Kontrahentenausfallrisiko-Modul in die vorgestellten Kreditrisikomodelle eingeordnet. Des Weiteren werden die Unterschiede zwischen der vierten und fünften quantitativen Auswirkungsstudie qualitativ und quantitativ analysiert und auf Schwächen des Modells hingewiesen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kreditrisikomodellierung
- Grundlagen von Kreditrisikomodellen
- Statische Modellierung der Ausfallverteilung
- Kontrahentenausfallrisiko unter Solvency II
- Solvency II Solvenzkapitalanforderung
- Das Kontrahentenausfallrisiko-Modul
- Berechnung der Kapitalanforderung für Typ 1 Exposures
- Typ 1 Risikopositionen
- Modellierung des Portfolioverlustes
- Berechnung des Loss-Given-Default für risikoreduzierende Verträge
- Berechnung der Kapitalanforderung
- Berechnung der Kapitalanforderung für Typ 2 Exposures
- Bewertung des Standardmodells zum Kontrahentenausfallrisiko
- Einordnung des Risikomoduls in Kreditrisikomodelle
- Kritische Würdigung des Ausfallrisikomoduls
- Vergleich zwischen der Ausfallrisikomodellierung unter QIS4 und QIS5
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert die Modellierung des Kontrahentenausfallrisikos im Rahmen der Solvency II-Regulierung. Sie untersucht die methodischen Grundlagen, die Einordnung des Risikomoduls in Kreditrisikomodelle sowie die Bewertung des Standardmodells.
- Das Kontrahentenausfallrisiko unter Solvency II
- Die Modellierung des Portfolioverlustes
- Die Berechnung der Kapitalanforderungen für Typ 1 und Typ 2 Exposures
- Die kritische Bewertung des Standardmodells
- Der Vergleich der Modellierung zwischen QIS4 und QIS5
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Solvency II-Regulierung und erklärt die Bedeutung der Solvenzkapitalanforderung. Anschließend wird eine kurze Einführung in die Kreditrisikomodellierung gegeben, wobei der Fokus auf der statischen Modellierung der Ausfallverteilung liegt.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Modellierung des Kontrahentenausfallrisikos unter Solvency II. Hier werden die verschiedenen Arten von Risikopositionen (Typ 1 und Typ 2) vorgestellt sowie die Berechnungen der Kapitalanforderung für diese Positionen detailliert erläutert.
Das vierte Kapitel analysiert das Standardmodell zum Kontrahentenausfallrisiko kritisch. Es werden die Einordnung des Risikomoduls in Kreditrisikomodelle, die Schwächen des Modells und der Vergleich mit der vorherigen Auswirkungsstudie QIS4 beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Kontrahentenausfallrisiko, Solvency II, Kreditrisikomodellierung, Ausfallwahrscheinlichkeit, Loss-Given-Default, Kapitalanforderung, Standardmodell, QIS4, QIS5 und Diversifikation.
- Quote paper
- Tobias Niedrig (Author), 2012, Solvency II: Kontrahentenausfallrisiko, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263357