„Gib einem Menschen einen Fisch und er hat einen Tag zu essen. Zeig ihm, wie man Fische hält und er wird für den Rest seines Lebens zu essen haben“ (Chinesisches Sprichwort). Ausgehend von dieser altüberlieferten Sentenz wird gegenwärtig, in Anbetracht globaler Ernährungsprobleme und der Forderung der Vereinten Nationen diese bis zum Jahr 2015 zu halbieren (1. UN Millennium Development Goal), die Hoffnung einer „blaue Revolution“ laut. Diese impliziert die Chance, von Fisch und anderen aquatischen Organismen kostengünstig und in großen Mengen Nahrungsmittel produzieren zu können (GUPTA 2005: 1).
Eine Vorlage für diesen Entwicklungsweg bot bereits die Landwirtschaft, welche durch die „grüne Revolution“ in den siebziger Jahren ihre Produktivität bedeutsam erhöhen konnte. In gleichem Maße, durch den technischen Fortschritt des letzten Jahrhunderts begünstigt, entwickelte sich die Aquakultur weltweit zum stärksten wachsenden Nahrungsmittelproduzenten (FAO 2007: 5).
Bei diesem Aufschwung soll die traditionelle Fischzucht durch intensive, ressourcenschonende Produktionsmethoden und neue Fischkandidaten modernisiert werden, um weitere Produktionssteigerungen zu ermöglichen (HENN 2003: 1). Dabei fordert die Gesellschaft zunehmend den Nachweis nachhaltigen Wirtschaftens. Dies beinhaltet im Bereich der Aquakultur neben dem effizienten Einsatz von Wasser, Land, genetischen Ressourcen, Futtermitteln und Energie unter Berücksichtigung von Ökosystemen, auch soziale und ökonomische Ansprüche (EUROPEAN COMMISSION 2007).
Ergänzt wird dieses Postulat durch die Gewährleistung einer ausreichenden Lebensmittelsicherheit im Zuge des Herstellungsprozesses. Handlungsbedarf in diesem Bereich wird allein durch die Tatsache aufgezeigt, dass über 40 Millionen Menschen weltweit von Lebensmittelinfektionen durch Trematoden (foodborne trematode infections) heimgesucht werden, welche überwiegend auf Erzeugnisse der Aquakultur zurückzuführen sind (WHO 2004: 4).
Die moderne Kreislauftechnologie, welche durch weitgehend standortunabhängige und umweltkompatible Prozesstechnik eine Fischzucht unter kontrollierten Umweltbedingungen ermöglicht und dabei die Prozessqualität der Rohware steuern kann, steht im öffentlichen Fokus einen Beitrag zur Lösung weltweiter Ernährungsprobleme zu leisten (WECKER ET AL. 2007: 38 ff.). Aber auch im Industrieland Deutschland ist die Diskussion um moderne Indoor-Fischfarmen unter der Parole: „Fischwirt statt Landwirt?“ lauter denn je (DETER 2008)...
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Hintergrund
- 1.2 Zielsetzung und Aufbau
- 2 Fischproduktion aus Kreislaufanlagen in der Aquakultur
- 2.1 Veranschaulichung der Situation der Aquakultur
- 2.1.1 Definitorische Abgrenzungen und Formen der Aquakultur
- 2.1.2 Ausbreitung der Aquakultur weltweit und in Europa
- 2.1.3 Aquakultur in Deutschland
- 2.2 Die Kreislauftechnologie
- 2.2.1 Entwicklung von Kreislaufanlagen in Deutschland
- 2.2.2 Systemkomponenten, fischbiologische Merkmale und Basisprozesse
- 2.3 Betrachtung einer kommerziellen Umsetzung
- 2.3.1 Stärken und Schwächen der Fischproduktion aus Kreislaufanlagen
- 2.3.2 Chancen und Risiken des Umfelds
- 2.3.3 Zwischenergebnis
- 2.3.4 Resultierende produktions- und wettbewerbsstrategische Ausrichtung für Kreislaufanlagenbetreiber
- 3 Qualitätssicherung in der Fischproduktion aus Kreislaufanlagen
- 3.1 Status quo der Qualitätssicherung aquatischer Erzeugnisse
- 3.2 Hoheitlich geforderte Qualitätssicherungsmaßnahmen
- 3.2.1 Potenzielle Gesundheitsgefahren durch Erzeugnisse der Aquakultur
- 3.2.2 Kritische Einflussfaktoren in Bezug auf die Prozessqualität
- 3.3 Herausforderungen für die Qualitätssicherung in Kreislaufsystemen
- 4 Fallstudie: Projektkonzeption der Valperca S. A. in der Schweiz
- 4.1 Der europäische Flussbarsch (Perca fluviatilis) als Objekt der Aquakultur
- 4.1.1 Entscheidende Leistungsmerkmale im Bezug auf die Haltung
- 4.1.2 Eigenschaften der Schlachtkörperqualität
- 4.1.3 Der Markt für europäischen Flussbarsch
- 4.2 Beschreibung des Investitionsvorhabens
- 4.2.1 Die Standortvoraussetzungen
- 4.2.2 Das geplante Produktionsverfahren
- 4.3 Das Bewirtschaftungsmodell
- 4.3.1 Das Produktionszyklogramm
- 4.3.2 Die Bestandsdichte und das Produktionsvolumen
- 4.4 Maßnahmen zur Qualitätssicherung in Anlehnung an HACCP-Grundsätze
- 4.4.1 Ermittlung von Gefahrenquellen und geeigneten Überwachungsmaßnahmen
- 4.4.2 Verifikation und Dokumentation
- 4.4.3 Kosten und Nutzen der Qualitätssicherungsmaßnahmen
- 5 Vertiefung der Fallstudie: Wirtschaftlichkeitsanalysen
- 5.1 Voraussetzungen für die Planungsrechnung
- 5.1.1 Berechnungsannahmen des Anlagenkonzeptes
- 5.1.2 Kalkulationsgrundlagen
- 5.2 Wirtschaftlichkeitsberechnung
- 5.2.1 Gewinnorientierte statische Planungsrechnungen
- 5.2.2 Gewinnorientierte dynamische Planungsrechnungen
- 5.2.3 Amortisationsrechnung
- 5.2.4 Sensitivitätsanalyse
- 5.3 Beurteilung der Ergebnisse
- 6 Schlussbetrachtung der Fallstudie und genereller Ausblick
- 6.1 Abschließende Reflexion der untersuchten Projektstudie
- 6.2 Entwicklungstendenzen der Fischproduktion aus Kreislaufanlagen
- 7 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit von Jörg Hurlin befasst sich mit der wirtschaftlichen Betrachtung der Projektkonzeption einer Fischproduktion aus Kreislaufanlagen in der Aquakultur. Der Fokus liegt dabei auf der Qualitätssicherung, um die Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit dieser Produktionsform zu gewährleisten.
- Analyse der aktuellen Situation der Aquakultur und der Kreislauftechnologie
- Bewertung der Stärken und Schwächen von Fischproduktion aus Kreislaufanlagen
- Identifizierung von Chancen und Risiken im Umfeld der Kreislaufanlagen
- Erstellung einer Fallstudie zur Projektkonzeption einer Flussbarsch-Produktion in der Schweiz
- Durchführung von Wirtschaftlichkeitsanalysen und Sensitivitätsanalysen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einführung in die Thematik der Fischproduktion aus Kreislaufanlagen und Darstellung der Forschungsziele.
- Kapitel 2: Beschreibung der aktuellen Situation der Aquakultur, der Funktionsweise von Kreislaufanlagen und der Herausforderungen bei der kommerziellen Umsetzung.
- Kapitel 3: Analyse der Qualitätssicherung in der Fischproduktion aus Kreislaufanlagen, inklusive der wichtigsten Gesundheitsgefahren und kritischen Einflussfaktoren.
- Kapitel 4: Detaillierte Präsentation der Fallstudie: Projektkonzeption der Valperca S. A. in der Schweiz, mit Fokus auf den europäischen Flussbarsch, das geplante Produktionsverfahren und die Maßnahmen zur Qualitätssicherung.
- Kapitel 5: Durchführung von Wirtschaftlichkeitsanalysen zur Bewertung der Rentabilität der Valperca S. A. unter Berücksichtigung verschiedener Szenarien.
Schlüsselwörter
Aquakultur, Fischproduktion, Kreislaufanlagen, Qualitätssicherung, HACCP, Wirtschaftlichkeitsanalyse, Fallstudie, Valperca S. A., europäischer Flussbarsch, Nachhaltigkeit, Wettbewerbsfähigkeit.
- Quote paper
- Jörg Hurlin (Author), 2008, Zur Fischproduktion aus Kreislaufanlagen in der Aquakultur. Wirtschaftliche Betrachtung der Projektkonzeption einer Fallstudie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263075