Diejenigen, die auch nach 23:00 Uhr noch einmal den Fernseher einschalten und durch das Nachtprogramm zappen, werden früher oder später auf ein besonderes Angebot stoßen: Werbung für Prostitution. Denn nichts anderes sind die Spots, in denen leichtbekleidete oder nackte Frauen mit eindeutig sexuellen Handlungen auf eine bunt blinkende Telefonnummer aufmerksam machen wollen. Das Angebot: Telefonsex. Bei meiner ersten Sichtung dieses Phänomens war ich verwirrt. Eine so deutliche Darstellung von Sex hatte ich im frei zugänglichen Fernsehen nicht erwartet. Immerhin war es doch lange ein Tabuthema und noch heute reden viele Menschen nicht gerne darüber. Auch Prostitution genoss früher so gut wie keine Anerkennung. Vorurteile von drogenabhängigen Frauen, geldgierigen Zuhältern, unsauberen „Arbeitsbedingungen“ und Menschenhandel sind auch mir zuerst als Negativbeispiele in den Sinn gekommen. Es muss eine Erklärung dafür geben, warum die Darstellung von sexuellen Handlungen und Prostitution im Mediensystem der Bundesrepublik Deutschland heutzutage erlaubt ist und anscheinend auch akzeptiert wird. Wie kann ein von Vorurteilen und Nichtakzeptanz geprägtes Thema bis ins frei zugängliche Fernsehen aufsteigen?
Bei meinen Recherchen wurde ich besonders auf eine juristische Entwicklung aufmerksam. Anhand einschlägiger Urteile, rechtlichen Bestimmungen und neuen Gesetzmäßigkeiten kann eine klare Linie über Jahrzehnte hinweg verfolgt werden, die eine neue Sichtweise auf das Thema Prostitution und sogar Telefonsex-Werbung zumindest rechtlich beweist. Da auch das Mediensystem rechtlichen Bestimmungen unterliegt, lassen sich die Themen hier zusammenführen. Diese Arbeit wird den Zusammenhang von Mediensystem und Prostitution auf der Grundlage rechtlicher Entwicklungen darstellen und so aufzeigen, warum Telefonsex-Werbung eine Daseinsberechtigung im Mediensystem der Bundesrepublik hat.
Zunächst stelle ich dafür den Zusammenhang zwischen Mediensystem und Werbung dar, was eigentlich unter Werbung zu verstehen ist, welche Bedeutung ihr zukommt und erste rechtliche Grundlagen. Anschließend wird der Untersuchungsgegenstand Telefonsex-Werbung näher betrachtet und beschrieben: Was wird gezeigt und warum ist das Prostitution? Mit der Klärung der Begriffe Prostitution und Pornografie wird anschließend die rechtliche Entwicklung geschildert und die grundlegende Frage beantworten: Wie kommt Telefonsex ins frei zugängliche Fernsehprogramm?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Werbung im Mediensystem der Bundesrepublik
- Eine Definition von Werbung
- Die Einordnung von Werbung in das Mediensystem
- Werbung im Nachtprogramm - der Untersuchungsgegenstand
- Angebot des Beispielsenders sport1
- Pornografie und Prostitution
- Rechtliche Bestimmungen zu Sexualität und Prostitution
- Bedeutende Urteile
- Das Gesetz zur Prostitution
- Das Ordnungswidrigkeitengesetz
- Bestimmungen des Mediensystems zu Telefonsex-Werbung
- Rechtliche Grundlagen
- Der Werberat
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, den Zusammenhang zwischen dem Mediensystem und dem Thema Prostitution, insbesondere Telefonsex-Werbung, im Kontext rechtlicher Entwicklungen aufzuzeigen. Die Arbeit will darlegen, wie Telefonsex-Werbung im deutschen Mediensystem eine Daseinsberechtigung erlangt hat.
- Definition von Werbung und ihre Rolle im Mediensystem der Bundesrepublik
- Analyse von Telefonsex-Werbung im Nachtprogramm
- Juristische Entwicklungen im Bereich der Prostitution
- Rechtliche Rahmenbedingungen von Telefonsex-Werbung im Mediensystem
- Bedeutung der Vorurteile und der gesellschaftlichen Wahrnehmung von Prostitution
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema der Telefonsex-Werbung im deutschen Fernsehprogramm ein und zeigt die Verwirrung auf, die mit der Darstellung von Sex und Prostitution im öffentlich zugänglichen Fernsehen einhergeht. Das zweite Kapitel beleuchtet die Definition von Werbung und ihre Bedeutung im Mediensystem der Bundesrepublik. Es werden wichtige rechtliche Grundlagen dargestellt, die die Einordnung von Werbung im Mediensystem prägen. Im dritten Kapitel wird der Untersuchungsgegenstand, die Telefonsex-Werbung, genauer betrachtet. Das Kapitel beleuchtet das Angebot von Beispielsendern wie sport1 und geht auf die Verbindung von Pornografie und Prostitution ein. Das vierte Kapitel widmet sich den rechtlichen Bestimmungen im Bereich der Sexualität und der Prostitution. Es werden wichtige Urteile, das Gesetz zur Prostitution und das Ordnungswidrigkeitengesetz vorgestellt, um die rechtliche Entwicklung im Bereich der Prostitution aufzuzeigen. Das fünfte Kapitel widmet sich den Bestimmungen des Mediensystems zur Telefonsex-Werbung. Es werden rechtliche Grundlagen und die Rolle des Werberats beleuchtet. Die Arbeit endet mit einer Schlussfolgerung, die die Ergebnisse der Analyse zusammenfasst und die Bedeutung der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Darstellung von Telefonsex-Werbung im Mediensystem der Bundesrepublik hervorhebt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Werbung im Mediensystem, Telefonsex-Werbung, Prostitution, Pornografie, rechtliche Bestimmungen, Mediensystem der Bundesrepublik, Vorurteile, gesellschaftliche Wahrnehmung und rechtliche Entwicklungen.
- Quote paper
- Katja Hübner (Author), 2011, Werbung im Nachtprogramm, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/263062