Viele Arbeiten zum Thema der Sexualität geistig beeinträchtigter Menschen wurden in den letzten Jahren veröffentlicht. Sowohl Medien als auch Gesellschaft haben sich in Richtung einer größeren Offenheit im Umgang hiermit bewegt und die lange Zeit andauernde Tabuisierung allmählich aufgebrochen.[...]
Werte wie Verbundenheit, Hingabe, Zärtlichkeit, Leidenschaft und Nähe sind für beeinträchtigte wie für nichtbeeinträchtigte Menschen gleichermaßen bedeutsam.
Die Sprache der Liebe, sich „Liebe schenken“ und sich „Liebe schenken lassen“, ermöglicht aber gerade Menschen mit geistiger Beeinträchtigung ein einzigartiges und ganzheitliches „Sich-mitteilen“ und „Sich-einander-erschlieβen“ (vgl. MOLINSKI 2002: 92f.).[...]
Die Lebensgestaltungsbedingungen von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung haben in den letzten Jahren eine deutliche Verbesserung und Ausdifferenzierung erfahren. Nichtsdestotrotz erscheint es mir als notwendig, das Sujet der Sexualität in Verbindung mit geistiger Beeinträchtigung als Ganzes zu betrachten und auch die naturgegebenen Folgen wie Schwangerschaft und Elternschaft nicht außer Acht zu lassen.
Dazu möchte ich im Folgenden den theoretischen Unterbau meiner Herangehensweise erläutern - die Theorie des „gelingenderen Alltags“ von Hans Thiersch (vgl. THIERSCH 1978 und 1986).
Nach der Vorstellung ebendieser Theorie folgt im zweiten Kapitel eine Auseinandersetzung mit den Schlüsselbegriffen „Beeinträchtigung“ und „geistige Beeinträchtigung“. Einer definitorischen Annäherung an den Beeinträchtigungsbegriff schließt sich eine genauere Betrachtung der geistigen Beeinträchtigung an, wodurch eine begriffliche Basis für das Folgende geschaffen wird.
Im weiteren Verlauf findet eine Auseinandersetzung mit dem Schlüsselbegriff der „Sexualität“ statt. Beschrieben werden in diesem Konnex sowohl der Terminus selbst als auch der sexuelle Reifeprozess von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung.
Ein zusätzliches Augenmerk werde ich auf wesentliche Handlungsfelder des Sonderpädagogen in diesem Zusammenhang richten.
Abschließen möchte ich die Arbeit mit einer Betrachtung der sonderpädagogischen Handlungsfelder sowie Ausführungen zur praktischen Alltagsgestaltung von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung und dem Ausleben ihrer Sexualität. Letztlich soll deutlich werden, worin konkret die Grenzen und Chancen der diesbezüglichen sonderpädagogischen Interventionsmöglichkeiten liegen, die in einem kurzen Ausblick und Fazit bewertet werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung und Hinführung zum Thema
1.1. Entwicklung der Fragestellung
1.2. Methodische Vorgehensweise und Abgrenzung
1.3. Die Alltagstheorie von Hans Thiersch
1.4. Die Grenzen und Nachteile dieses Ansatzes
1.5. Das Dennoch einer alltagsorientierten Annäherung
2. Haupttei
2.1 Versuch einer Definition geistiger Beeinträchtigung
2.1.1 Der Begriff der Beeinträchtigung nach der World Health Organisation (WHO)
2.1.2 Definition und Klassifizierung geistiger Behinderungen und Beeinträchtigungen
2.1.3 Die Sichtweise der Sonder- und Heilpädagogik
2.2 Die Bedeutung der geistigen Beeinträchtigung für die Sexualitä
2.2.1 Zum Begriff der Sexualität
2.2.2 Die sexuelle Entwicklung von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung
2.2.2.1 Die Diskrepanz zwischen Intelligenzalter und Sexualalter
2.2.2.2 Kindliche Regression: Rückfall in kindliche Verhaltens- und Erlebensweisen. 18
2.2.2.3 Krisen in der Identitätsbildung
2.2.2.4 Die Akzeptanz des eigenen Körpers
2.2.2.5 Indikatoren sexueller Reife
2.2.2.6 Die Rolle der Masturbation
2.2.2.7 Zur Bedeutung der sexuellen Triebe
2.2.2.8. Erste erotische Begegnungen
2.2.2.9 Die Adoleszenz von Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung – eine kritische Phase
2.3 Handlungsfelder im Kontext geistiger Beeinträchtigung und Sexualitä
2.3.1 Aufklärung
2.3.2 Schwangerschaft und Elternschaft
2.3.2.1 Die Rolle einer geschützten Ehe
2.3.2.2 Darstellung und Bewertung der rechtlichen Situation
2.3.2.3 Der Umgang mit einem möglichen Kinderwunsch geistig beeinträchtigter Menschen
2.3.2.4 Zur Frage von Sterilisation und Verhütung
2.3.3 Alltagsgestaltung – die pädagogische und ethische Pflicht
3. Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse
3.1 Die Grenzen und Chancen der sonderpädagogischen Intervention
3.1.1 Das Problem der Stigmatisierung
3.1.2 Ängste der Eltern - Ungelöste Probleme in der Familie
3.1.3 Probleme in Heimen und anderen Institutionen
3.1.4 Verschiedene finanzielle Gründe
3.1.5 Zur gesellschaftlichen Komponente
3.2 Ausblick und Fazi
4. Quellenverzeichnis
4.1 Internetquellen
- Quote paper
- Eva Schürmann-Lanwer (Author), 2010, Ein gelingender Alltag als Ziel: Sexualität im Kontext geistiger Beeinträchtigung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/262981
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