Diese Diplomarbeit befasst sich mit der grundlegenden Struktur und Funktionsweise von Consumer-to-Consumer-Plattformen (C2C-Plattformen). Sie zeigt Wege zur Unterbindung opportunistisch ausnutzbarer Verhaltensspielräume auf derartigen Plattformen auf. Dabei wird sowohl auf theoretische als auch auf praktisch relevante Aspekte ausführlich eingegangen. Ein umfassender Vergleich einer Vielzahl empirischer Studien zu Bewertungssystemen auf C2C-Plattformen, insbesondere eBay, bildet den Kern der Arbeit.
Mit ungebremstem Wachstum und einer immer stärker werdenden Anziehungskraft gilt das Geschäftsmodell von Online-Auktionshäusern auch außerhalb von Consumer-to-Consumer-Plattformen (C2C-Plattformen) als herausragende Erfolgsstory der New Economy. eBay ist ein Musterbeispiel dafür, dass die enormen Effizienzvorteile des Internet erfolgreich genutzt werden können.
Bei einer über eine C2C-Plattform vermittelten Transaktion begegnen sich die Parteien in aller Regel nicht, die vereinbarten Leistungen werden nicht gleichzeitig erbracht, auch eine Inspektion des Artikels vor Ort ist nicht möglich. Die sich daraus ergebenden, teilweise erheblichen Risiken lassen den Erfolg von Websites wie eBay besonders bemerkenswert erscheinen, zumal die Anbieter in der Regel keine Erfüllung der über ihre Plattformen abgeschlossenen Verträge garantieren und sich deren gerichtliche Durchsetzung über unterschiedliche Rechtsräume hinweg als problematisch erweist.
Es wird gezeigt, dass rationales Verhalten aller Marktteilnehmer einen von Informationsasymmetrie geprägten Markt zum Erliegen bringen kann. In traditionellen Märkten etablierte Möglichkeiten der Risikoreduktion stoßen bei ihrer Anwendung in anonymen Internetmärkten auf Probleme. Dies betrifft sowohl formelle Kontroll- und Sicherungsmaßnahmen als auch informelle Marktmechanismen. Die Funktionsfähigkeit von C2C-Plattformen ist zu erheblichen Teilen abhängig von der erfolgreichen Kommunikation einer Durchsetzbarkeit von Online-Verträgen sowie der effektiven Vermittlung einer hohen Wirksamkeit der Bewertungssysteme an die Plattformmitglieder.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Problemstellung
- 2 C2C-Plattformen
- 2.1 Definition
- 2.2 Geschäftsmodelle
- 2.3 Bedeutung und Besonderheiten
- 2.4 Auktionen bei eBay
- 3 Informationsasymmetrie
- 3.1 Informationsasymmetrie in der Theorie
- 3.1.1 Definition
- 3.1.2 Adverse Selection und der „Market for ‚Lemons’“
- 3.1.3 Moral Hazard und das Gefangenendilemma
- 3.2 Informationsasymmetrie in der Praxis
- 3.2.1 Face-to-Face-Transaktionen und Informationsasymmetrie
- 3.2.2 Internet-Transaktionen und Informationsasymmetrie
- 3.3 Formelle Kontroll- und Sicherungsmaßnahmen
- 3.3.1 Explizite Verträge, Garantien, gesetzliche Regelungen
- 3.3.2 Verträge und C2C-Plattformen
- 3.3.3 Anonymität auf C2C-Plattformen
- 3.3.4 Relevanz expliziter Verträge auf C2C-Plattformen
- 3.4 Informelle Marktmechanismen: Vertrauen und Reputation
- 3.4.1 Vertrauen
- 3.4.2 Vertrauen auf Basis persönlicher Erfahrung
- 3.4.3 Vertrauen auf Basis von Reputationsmechanismen
- 3.4.4 Reputationsmechanismen auf C2C-Plattformen
- 3.1 Informationsasymmetrie in der Theorie
- 4 Bewertungssysteme auf C2C-Plattformen
- 4.1 Bewertungssysteme im Internet
- 4.2 Das Bewertungssystem von eBay
- 4.3 Strukturelle Alternativen
- 4.3.1 Fragestellungen
- 4.3.2 Wer darf Bewertungen über wen abgeben?
- 4.3.3 Wie ist die Bewertungsabgabe strukturiert?
- 4.3.4 Wie werden die Bewertungen aggregiert?
- 4.3.5 Wie werden die Informationen präsentiert?
- 5 Return on Reputation: Empirische Ergebnisse
- 5.1 Anmerkungen zu den Analysemethoden
- 5.2 Einflüsse der Verkäuferbewertung auf den Return on Reputation
- 5.3 Anmerkungen zum tabellarischen Überblick
- 5.4 Direkter Einfluss der Verkäuferbewertung auf den Final Price
- 5.5 Einfluss der Verkäuferbewertung auf die Verkaufswahrscheinlichkeit
- 5.6 Indirekter Einfluss der Verkäuferbewertung auf den Final Price
- 6 Aussagekraft der Verkäuferbewertung
- 6.1 Häufigkeit der Bewertungsabgabe
- 6.2 Validität der Bewertungen
- 6.3 Prognose des Verkäuferverhaltens
- 7 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Funktionsweise von Bewertungssystemen auf C2C-Plattformen, insbesondere im Kontext von Informationsasymmetrie. Ziel ist es, die Mechanismen der Vertrauensbildung und Risikoreduktion zu analysieren und die Bedeutung subjektiver Wahrnehmungen zu beleuchten.
- Funktionsweise von C2C-Plattformen
- Informationsasymmetrie und opportunistisches Verhalten
- Formelle und informelle Kontrollmechanismen
- Aufbau und Wirkungsweise von Bewertungssystemen
- Empirische Untersuchung des "Return on Reputation"
Zusammenfassung der Kapitel
1 Problemstellung: Die Arbeit untersucht den Erfolg von Online-Auktionshäusern wie eBay, fokussiert auf die Herausforderungen der Informationsasymmetrie und die Rolle von Bewertungssystemen bei der Vertrauensbildung in Transaktionen, bei denen die Parteien sich nicht persönlich kennen und Leistungen zeitlich versetzt erbracht werden. Die Arbeit analysiert, wie opportunistischem Verhalten begegnet wird und welche Bedeutung dem subjektiven Empfinden der Plattformmitglieder zukommt.
2 C2C-Plattformen: Dieses Kapitel liefert eine Einführung in C2C-Plattformen, definiert den Begriff, beleuchtet unterschiedliche Geschäftsmodelle (Auktionen, Anzeigenmarktplätze etc.) und diskutiert die Besonderheiten und die ökonomische Bedeutung dieser Plattformen am Beispiel von eBay. Es werden die Schwierigkeiten bei der Abgrenzung von C2C zu anderen E-Commerce-Modellen herausgestellt.
3 Informationsasymmetrie: Dieses Kapitel behandelt die theoretischen Grundlagen der Informationsasymmetrie, Adverse Selection und Moral Hazard. Es analysiert, warum asymmetrische Informationsverteilungen insbesondere auf C2C-Plattformen auftreten und wie formelle (Verträge, Garantien) und informelle (Vertrauen, Reputation) Mechanismen dem opportunistischen Verhalten entgegenwirken können. Der Fokus liegt auf Hidden Characteristics und Hidden Intention.
4 Bewertungssysteme auf C2C-Plattformen: Das Kapitel erläutert den Aufbau und die Funktionsweise von Bewertungssystemen auf C2C-Plattformen, detailliert das System von eBay und stellt verschiedene strukturelle Alternativen vor. Es diskutiert Fragen der Gestaltung, wie z.B. wer bewerten darf, wie die Bewertungsabgabe strukturiert ist und wie die Bewertungen aggregiert und präsentiert werden.
5 Return on Reputation: Empirische Ergebnisse: Dieses Kapitel untersucht empirisch den Zusammenhang zwischen dem Verhalten der Bieter auf eBay-Auktionen und dem Bewertungssystem, um herauszufinden, ob signifikante Returns on Reputation realisierbar sind. Es beschreibt die angewandten Analysemethoden und diskutiert die Herausforderungen bei der Interpretation der Ergebnisse aufgrund von möglichen Einflussfaktoren.
6 Aussagekraft der Verkäuferbewertung: Dieses Kapitel analysiert die Aussagekraft von Verkäuferbewertungen auf eBay. Es untersucht die Häufigkeit der Bewertungsabgabe, die Validität der Bewertungen (Positiv-Bias, Vergeltungsbewertungen, Eigenbewertungen) und die Möglichkeiten, aus dem Bewertungsprofil auf zukünftiges Verhalten zu schließen.
Schlüsselwörter
C2C-Plattformen, Informationsasymmetrie, Vertrauen, Reputation, Bewertungssysteme, eBay, Adverse Selection, Moral Hazard, Return on Reputation, empirische Analyse, Online-Auktionen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Bewertungssysteme auf C2C-Plattformen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Funktionsweise von Bewertungssystemen auf Consumer-to-Consumer (C2C)-Plattformen, insbesondere im Kontext von Informationsasymmetrie. Der Fokus liegt auf den Mechanismen der Vertrauensbildung und Risikoreduktion sowie der Bedeutung subjektiver Wahrnehmungen.
Welche Plattformen werden betrachtet?
Die Arbeit verwendet eBay als primäres Beispiel für eine C2C-Plattform, um die Funktionsweise von Bewertungssystemen und deren Auswirkungen zu analysieren. Die Erkenntnisse sind aber auch auf andere ähnliche Plattformen übertragbar.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Zentrale Themen sind die Funktionsweise von C2C-Plattformen, Informationsasymmetrie und opportunistisches Verhalten, formelle und informelle Kontrollmechanismen (Verträge, Garantien, Vertrauen, Reputation), der Aufbau und die Wirkungsweise von Bewertungssystemen sowie eine empirische Untersuchung des "Return on Reputation".
Was ist Informationsasymmetrie im Kontext von C2C-Plattformen?
Informationsasymmetrie beschreibt die Ungleichverteilung von Informationen zwischen Käufer und Verkäufer auf C2C-Plattformen. Käufer haben oft weniger Informationen über die Qualität der angebotenen Güter oder die Zuverlässigkeit des Verkäufers als der Verkäufer selbst. Dies kann zu Problemen wie Adverse Selection (Auswahl schlechterer Güter) und Moral Hazard (Verhalten nach Vertragsabschluss) führen.
Welche Rolle spielen Bewertungssysteme?
Bewertungssysteme versuchen, die Informationsasymmetrie zu reduzieren, indem sie Käufern Informationen über die Erfahrungen anderer Käufer mit bestimmten Verkäufern bereitstellen. Sie fördern Vertrauen und reduzieren das Risiko für Käufer, indem sie die Reputation von Verkäufern sichtbar machen.
Wie funktioniert das eBay-Bewertungssystem?
Die Arbeit beschreibt detailliert das eBay-Bewertungssystem als Beispiel für ein weit verbreitetes System. Es untersucht die Struktur, die Aggregation und die Präsentation der Bewertungen und diskutiert verschiedene strukturelle Alternativen.
Was bedeutet "Return on Reputation"?
Der "Return on Reputation" beschreibt den empirisch untersuchten Zusammenhang zwischen der Verkäuferbewertung und dem Erfolg des Verkäufers auf der Plattform. Es wird analysiert, ob eine höhere Bewertung zu höheren Preisen oder einer höheren Verkaufswahrscheinlichkeit führt.
Welche empirischen Methoden wurden angewendet?
Die Arbeit beschreibt die verwendeten Analysemethoden zur Untersuchung des Return on Reputation. Die Herausforderungen bei der Interpretation der Ergebnisse aufgrund möglicher Einflussfaktoren werden ebenfalls diskutiert.
Wie valide sind die Verkäuferbewertungen?
Die Arbeit analysiert die Validität der Verkäuferbewertungen auf eBay. Sie untersucht die Häufigkeit der Bewertungsabgabe, den möglichen Positiv-Bias, Vergeltungsbewertungen, Eigenbewertungen und die Möglichkeit, aus dem Bewertungsprofil auf zukünftiges Verhalten zu schließen.
Was ist das Fazit der Arbeit?
Das Fazit fasst die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammen und diskutiert die Bedeutung der Bewertungssysteme für die Funktionsfähigkeit von C2C-Plattformen und die Bewältigung von Informationsasymmetrie. Es werden auch mögliche zukünftige Forschungsfragen aufgeworfen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter: C2C-Plattformen, Informationsasymmetrie, Vertrauen, Reputation, Bewertungssysteme, eBay, Adverse Selection, Moral Hazard, Return on Reputation, empirische Analyse, Online-Auktionen.
- Quote paper
- Mark Domroese (Author), 2004, Bewertungssysteme auf C2C-Plattformen: Vertrauensbildung bei Informationsasymmetrie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26081